Sonntag, 30. Januar 2022

Otterbot

Samstag sind wir mit Otto wieder ins lokale Aquarium gegangen. Neben Fischen gibt es dort auch ein Otter-Gehege, mit einem Wassergraben vor der Besucherabsperrung. Da hat sich folgendes zugetragen: während ich Otto hielt um über die Absperrung zu gucken, zog er sich plötzlich einen Schuh aus und schmiss ihn über die Brüstung ins Wasser. Die (momentan einzige) Otterin sah das, sprang ins Wasser und schnappte sich den Schuh. Die herbeigeholten Tierpfleger brachten ihn zurück, desinfiziert und mit saugfähigem Papier gefüllt. Die fanden das ganz toll, sagten, jetzt brauchen sie sich keine Unterhaltung mehr für das Tier einfallen lassen. Otto fand es auch super. Und alles wurde von den anderen Familien beobachtet, deren Kinder sowas nicht machten.

Am gleichen Tag zeichnete sich Ottos nächste Erkältung ab. Die Abende sind daher potenziell sehr kurz, weil jeweils einer von uns ihn regelmäßig retten muss wenn er wegen seiner Nase aufwacht. Bisher kein Anzeichen von Pseudokrupp.

Mein eigenes Wohlbefinden ist etwas angegriffen. Die Abende scheinen seit Wochen immer kürzer zu werden, an Werktagen komme ich fast nicht an die frische Luft, das Leben besteht gefühlt nur aus Pflichten und Aufgaben. Ich habe nicht mal für bunte Computer Nerven. Lesen tue ich nur das zweite Buch Harry Potter, jeden zweiten Abend, ein paar Zeilen.
Aber ich höre mit großem Interesse alte Radiosendungen aus dem Archiv. Derzeit amerikanische Berichterstattung der Landungen in der Normandie. Auf Youtube hat jemand neun Stunden Material zusammen geaycjnitten. Das höre ich mir und mache die Augen zu.

Mittwoch, 19. Januar 2022

Gerade war ich Sonntag abend ins Bett im Gästezimmer gegangen um noch etwas zu lesen, da ging der Babymonitor an. Otto hustete und rang nach Atem das uns Angst wurde und wir einen Krankenwagen rufen. Die kamen 20 Minuten später und erkannten es sofort als Pseudokrupp, eine Kinderkrankheit, von der ich noch nie gehört hatte. Sie nahmen ihn und Ellie auch mit ins Krankenhaus, wo ich sie zwei Stunden später wieder abholte. Otto hat natürlich nur geheult, der wollte nicht wach sein und schon gar nicht husten bis er sein Essen wieder hochkam (auf meine Schulter). Und dann musste er noch Medizin schlucken, dabei wollte er nur schlafen. Der war so fertig, er hat die meiste Zeit auf meiner Schulter gehangen und gepennt. Wir als Eltern natürlich völlig aufgelöst. Kam aus heiterem Himmel. So etwas muss auch immer um zehn Uhr abends passieren, wenn man müde und fertig ist. Ich war so dankbar, als die Sanitäter ankamen und Ruhe verbreiteten; jedes Mal wenn ich mit dem Gesundheitswesen zu tun habe will ich mehr Steuern für die armen Teufel zahlen.

So wenig er wach sein wollte fand Otto die Fahrt im Krankenwagen doch total toll. Er erzählt uns noch Tage später davon. Krankenwagen, Feuerwehr, Müllautos und alles andere mit Warnleuchten sind seit Monaten seine Begeisterung. Die Kinderstation hat ihm auch Spaß gemacht. Spielzeug und Leute Musik. Ich habe sie etwa anderthalb Stunden später abgeholt.

Otto braucht noch einige Zeit zur Genesung. Ich muss mir die halbe Woche freinehmen, weil Ellie die Woche davor freinehmen musste, nachdem die Tagesmutter krank war.

Montag, 17. Januar 2022

bloss raus

Vorletztes Wochenende fiel kurzfristig ein geplantes Treffen von Ellie mit Familie aus. Zum Trost habe ich sie auf ein Stück Kuchen auf die Nachbarinsel Hayling eingeladen. Dort unterhält ein Bauernhof ein Cafe, wo Otto Kühe, Hühner und Enten sehen kann.

Dafür kamen ein Wochenende drauf Ellies Vater mit Frau und nachgeholten Weihnachtsgeschenken.


Otto Nachrichten

  • unser neuestes Spiel: ich zähle die Leute auf, die Otto lieb haben. Meistens sagt er dazu noch, wer als nächstes kommen soll: Mami, Dada, (O)Ma, (O)Pa, nanny (englische Oma), etc etc . Besonders gerne beim Einschlafen.
  • apropos Einschlafen: er hört gerade dem Mittagsschlaf auf. Momentan wird der an fünf Tagen pro übersprungen. Meistens ist er dann nachmittags vollkommen fertig und schläft abends innerhalb von zehn Minuten ein. Passt mir, macht aber Ellies Leben schwer.
  • ... dafür genießt sie gerade eine Mami-Phase. Mamiabwesenheit bedeutet sofortige Babykatastrophe.
  • seine andere Phase gehört Kraftfahrzeugen aller Art. Brumm Brumms (Autos), Wijuwijus (alles mit Sirene) und Na-Nee-Nie (Müllautos), dazu Flugzeuge und Rororos (Boote und Schiffe). Stadtkind halt.
  • er hat, endlich, angefangen morgens erstmal mit uns zu kuscheln. Er schläft nicht nur regelmäßíg bis um sieben, sondern legt sich dann auch erstmal zwischen uns und erzählt uns was. Eeeewig habe ich darauf gewartet.

Johannes Nachrichten

  • die erste Woche Januar hat mir die Arbeit richtig Spaß gemacht. Ohne Kollegen habe ich endlich mal was geschafft. Jetzt sind alle wieder da, ich telefoniere bloß noch. Und morgen kriege ich noch einen neuen Mitarbeiter zum einarbeiten. Ich komme sehr wenig aus dem Haus. Spielt mir durchaus auf den Nerven.
  • ich habe nach Weihnachten das Haus ausgemistet. Zwei Autoladungen gingen auf die Müllkippe. Gibt mir ein gutes Gefühl, Sachen wegzuschaffen, Platz zu sehen. Bis auf mein erstes hier gekauftes Fahrrad, dass ich gespendet habe. Ich weiß noch genau wie ich damit das erste Mal auf der Isle of Wight gefahren bin und mich nach den ersten Wochen wieder frei fühlte. Ein Jahr hier für den Lebenslauf, dann zurück nach Deutschland.

Sonntag, 2. Januar 2022

Weihnachten

Weihnachten begann für mich mit einer Wanderung. Ellie hatte mir die Zeit dafür gegeben, weil ich vorm Heiligabend wenigstens spazieren muss, und wir sonst nur wenige Geschenke füreinander hatten. Ich bin also allein ein Stück des South Downs gelaufen, zur Quelle des Flusses Meon, und über einen Hügel zurück. Auf dem Weg Schafe und Llamas und vor allem Ruhe und Natur, wenn auch in keinster Weise kalt.

Zurück zu Hause war Otto schon mittags sehr aufgeregt.  Der spürte, dass irgendwas los war, auch wenn er kein Konzept von Weihnachten und Geschenken haben kann.

Heiligabend war erst etwas stressig. Zur Bescherung stapelten sich die Geschenke für Otto, und wir schafften nur vier bevor es zuviel für ihn wurde. Bei der Geschwindigkeit schätze ich, dass wir bis zu seinem Geburtstag brauchen würden. Die Erwachsenen-Bescherung haben wir gleich auf die späten Abend verschoben, wenn Otto im Bett ist. Ich war schon gestresst, als sich der Boden mit Bausteinen und Teilen aus mehreren Kisten füllte.
Später stellte sich raus, dass viele Geschenke keine Spielsachen waren, sondern dringend benötigte, passende Klamotten. Ich habe in den Feiertagen mal nachgemessen: er ist momentan 92 cm hoch und 16,5 kg schwer. Insgesamt scheint sich sein Wachstum zu verlangsamen. Denkt man nicht wenn man ihn täglich heben muss.

Besonders beliebt waren Wimmel Bücher. Spannend für Otto, entspannend für uns. Ich insbesondere mag Szenen aus erkennbar deutschen Umgebungen. Und wenig anderes zieht ihn so verlässlich aufs Sofa, wo sich seine Eltern dann ausruhen können während er auf eine Sache nach der anderen zeigt, die wir bennen müssen.

Unsere eigene Bescherung war sehr schön. Aus Geld- und Zeitgründen hatten Ellie und ich uns auf je sehr wenige Geschenke geeinigt, und ich persönlich finde das sehr viel einfacher. 
Bittersüß waren die Pakete aus der Heimat. Seit den abgesagten Besuchen bewegte mich die ganze Situation von Entfernung und Zeit mehr als sonst. Besonders, wenn wirklich schöne Geschenke dann zeigen, dass man sich weit weg Mühe für uns macht. Das zog sich durch die gesamte freie Woche, bevor der Alltag einen ablenkt.

Der Erste Feiertagtag gehört immer Ellies englischen Weihnachten. Ich war mit Otto lange am Meer während Ellie das traditionelle Mahl kochte.

Ich hatte insgesamt zwei Wochen frei, mit drei Arbeitstagen in der Mitte, und so ein Urlaub tat mir wirklich gut. Ich habe sogar ein paar Sachen geschafft. Insbesondere  Telefonate ohne Zeitdruck. Ich habe außerdem angefangen das Haus zu entrümpeln. Inzwischen ist wirklich alles voll. Ellie hat zerstörte Spielsachen und Bücher aussortiert. Einiges hatte vorher 5 Jahre bei den Kindern von Freunden überlebt.

Noch vor Weihnachten haben wir mit Otto einige schöne Ausflüge gemacht. Zum einen zur kleinen Eisenbahn am Haus Stansted. Und am 23. Dezember ins Dorf Buriton, mit Ententeich und Spielplatz und Eisenbahnvorbeifahrten. Otto war begeistert von den Enten; ich vom Rauhreif auf Feldern und Eis auf dem Teich; Ellie von den schönen Häusern der Betuchten auf dem Land.
Von Mutti hatten wir eine Pyramide bekommen, mit einer kleinen Eisenbahn drauf. Die hat neben dem Adventskranz und Kerzen sehr zur Stimmung am Frühstückstisch begeitragen. Otto will seitdem ständig auf den Tisch steigen um an den Zug ranzukommen.

Silvester hat nicht stattgefunden, weil Otto momentan gerne zwei Stunden Betreuung in den frühen Morgenstunden braucht. Da seh ich zu früh im Bett zu sein. Mir ging es am nächsten Morgen trotzdem schlechter als nach den meisten Feiern. Durch einen freien Montag haben wir jetzt nochmal ein langes Wochenende wo ich Zeit hatte mit Otto jeden Morgen lange spazieren zu gehen. Der will praktischerweise vor allem auf die Seebrücke, wo ein Laster mit zusammengefaltetem Karussel steht. Der Neujahrstag war besonders schön, mit großen Wellen und gelegentlichem Sonnenschein.


Otto-Nachrichten

  • Otto tanzt viel. Von einem Bein aufs andere. Und er beginnt Melodien nachzuahmen und teilweise auch Worte. Bei Alle meine Entchen zum Beispiel lallt er die Reimworte mit. Leider ist er sehr wählerisch, was gesungen werden darf. Als ich mal das Klavier und Weihnachtslieder rausgeholt habe, musste ich stattdessen immer wieder Die Räder am Bus (The Wheels on the bus) spielen.
  • ich zeige ihm die ersten Buchstaben. Er erkennt "Otto" - ein für diesen Zweck besonders geeigneter Name. Dabei fing er auch an "Otto" bzw. "Dodo" zu sagen. Sehr schnell ging er dazu über, damit auch klarzustellen wenn er etwas haben oder machen soll.
  • er hat von mit zu Weihnachten einen Küchenturm bekommen. Da steht er erhöht und kommt an die Arbeitsoberflächen ran. Dann kann man Kinder z.B. beim Kochen mitmachen lassen. Otto ist noch etwas zu jung. Er versucht vor allem weiter auf die Tische zu steigen; kein Wunder, will er doch sowieso immer an den Küchenschrank ran. Und ein Versuch mit ihm zu backen war nicht besonders erfolgreich. Zu aufregend.
  • sein großes Interesse gilt momentan allen Kraftfahrzeugen. LKWs, Müllautos, Eisenbahnen, Krankenwagen und besonders der Feuerwehr, denn die macht Wijuwiju.
  • es war ganz deutlich, wie glücklich er ist, während meines Urlaubs beide Eltern bei sich zu haben. Er kuschelt und spielt mit uns; immer muss es Mami Dada Dodo sein. Er gibt uns klare Anweisungen, wenn ich zum Beispiel aus dem Zimmer , dann anklopfen und die Tür öffnen soll, damit er sie wieder zuschlagen kann.
  • Er wagt sich mehr an Tiere ran. Und besonders bei unseren Katzen gibt er sich ganz große Mühe, harmlos zu wirken. Da legt er sich auf den Bauch, schiebt ihnen den Fressnapf hin und streichelt sie vorsichtig. Auch wenn er vor Aufregung immer noch zittert. Bei Mochi macht er langsam Fortschritte.
  • seine Vorstellungskraft entwickelt sich sehr schnell. Seit kurzem spielen wir Hunde, auf allen vieren. Er fährt auf meinem Bürostuhl Auto und auf Kisten Eisenbahn. Und seine Holzeisenbahn zu Weihnachten sagt Tut Tut und er sagt uns wann wir anhalten und weiterfahren dürfen.

Johannes-Nachrichten

  • mir hat das Gefühl von freier Zeit richtig gut getan. Ich hatte schon ganz lange Lust auf ein langes Buch oder Film, in dem ich mich mal richtig versenken kann. Was buntes, schönes. Für lange Sachen ist natürlich nie Zeit. Aber über Weihnachten habe ich mir mal ein Computerspiel geleistet, dessen allererste Version ich mal mit etwa 15 gespielt hatte. Schöne Landschaften, Inseln zum besiedeln, Städte zu bauen, kein Stress.