Am
17. Mai sang der Chor sein letztes echtes Konzert in diesem
Studienjahr. Gemeinsam mit der Blasorchester und der Big Band der Uni
eröffneten wir das Unifest, eine Woche Kulturveranstaltungen der
Musik- und Theaterfakultät. Gesungen haben wir dazu Gustav Holsts sehr interessante Vertonung der Vedischen
Schriften. Leider war der Chor vermutlich das schwächste Glied im
Bund. Die Bässe haben ganze Einsätze verpasst und während ich
recht sicher war, konnte ich oft nicht helfen, da ich mal wieder die
Aufwärmung vernachlässigt und mir in der Probe die Stimme
angeknackst hatte. Das Wetter war jedoch grandios, Ellie und ich fassten die Pause vor dem Konzert am Wasser Essen,
während eine Million Menschen plötzlich aus ihren Häusern kamen
und die Sonne genossen.
Am
Tag darauf kam Kalina mich und Ellie und das Meer für einen Tag
besuchen. Die Sonne legte es nahe, vom Bahnhof direkt ans Meer zu
gehen, und im seit kurzen blühenden Rosengarten zu frühstücken.
Die Mädchen haben sogar die Füße ins Wasser gesteckt, so schön
war es. Auch haben wir mal die schwanförmigen Tretboote auf dem
nahen Teich ausprobiert. Am frühen Nachmittag aber schon ließ ich
Kalina für den Rest des Tages in Ellies Obhut. Denn ich hatte eine weitere Probe - die vor dem dritten und wichtigsten Tangoauftritt, dem großen
Heimspiel in Portsmouth. Das war die erste Probe, auf der ich mich
gelangweilt habe. Die meiste Zeit bin ich in der Rolle des Barmanns
und das ist nur mit Publikum wirklich interessant. Der eigentliche
Auftritt war für mich etwas hektisch, weil ich einen Tanz mehr als
gewöhnlich hatte. Dafür hatten wir die größte Bühne der Tour, im
Kings Theatre, wo seinerzeit auch die erste Bühnenprobe
stattgefunden hatte. Daher hatten wir auch das größte Publikum, und
das freundlichste. Viele Freunde, Verwandte und andere
Kursteilnehmer, die mit Applaus nicht sparten. Unter anderen war auch
meine Gesangslehrerin (und die meines Tangolehreres) vor Ort. Die
hatte auf früheren Touren die Gesangseinlagen übernommen und meinte,
es wird mit jedem Jahr professioneller. Da es
Sonntag war, konnten wir im Anschluss leider nicht feiern. Ich spürte
die Stunden auf der Bühne am nächsten Tag trotzdem ordentlich in den
Knochen.
Das
folgende Wochenende war für alle lang, und für mich noch
länger, denn der öffentliche Dienst hat noch den Geburtstag der
Königin frei. Ellie hatte einige gute Ideen. Samstag sahen wir zum
Beispiel den Moskauer Staatszirkus (oder die schlechtere Hälfte
davon, wie ein Freund meinte, der selbigen zur gleichen Zeit in
Moskau sah), was für mich eine interessante Erfahrung war, da ich
mich seit meinem zehnten Lebensjahr für zu alt für Zirkus gehalten hatte. Dementsprechend war mir aufgefallen, dass hier drüben einige
Leute in meinem Alter hingehen waren. In der Tat war es einen
Blick wert, allein schon der Uniformen der Ordnerinnen wegen. In
vielerlei Hinsicht kann ich Akrobatik auch besser schätzen, als früher. Und die Höhenkünstler machen mir viel mehr Angst.
Vor allem aber fiel mir sofort auf, wie sehr die mit Musik
synchronisierten Nummern unseren Choreographien gleichen. Dadurch nahm ich alles noch aus einem ganz anderen Blinkwinkel wahr. Abgesehen
davon wurde als erstes und letztes Djingis Khans alter Hit „Moskau“
gespielt, auf deutsch – ich war mit Sicherheit der einzige im
Publikum, der den Bezug verstanden hat.
Am
Tag darauf machten wir endlich mal wieder einen richtigen Ausflug. Ellie
wollte sich ein Freilichtmuseum in Clanfield, bei Petersfield in
Richtung London, ansehen. Dabei handelte es sich um den Nachbau eines
britischen Dorfs aus der Bronze- oder Eisenzeit, die bis zur Ankunft
der Römer im Jahr 43 dauerte. Das war zwar fiktiv, aber jedes
Gebäude war einem typischen Haus aus verschiedenen Ausgrabungen
nachgebaut. Darum stand nebenan auch eine römische Villa. Mir hat
außerdem der Ausflug aufs grüne und blühende Land gefallen, der
uns auch ordentliches Laufen und Sonnenbrand einbrachte.
Am
anschließenden freien Montag war ich auf mich gestellt und stattete bei
strömendem Regen endlich einmal dem D-Day Museum einen Besuch ab.
Obwohl ich den ganzen Nachmittag Zeit hatte, stellte sich das als zu
umfangreich heraus und ich kann es leider nicht als fertig abhaken. Erfahren habe ich etwas über die Rolle Portsmouths bei der eigentlichen Invasion. Die Strände waren abgesperrt, dort wurden die künstlichen Häfen gebaut, auf der Nebeninsel wurden Landungen geprobt, in der Meerenge war ein Teil der Flotte geparkt, und im Hafen wurden die Verwundeten ausgeladen. Insbesondere waren (wie häufig) Veteranen vor Ort, denen ich lange zuhörte. Einer war mit 19 Jahren in der zweiten Welle und verlor später ein Auge.
'Per
Anhalter durch die Galaxis' hatte sich wie geschrieben als
überraschend kurz rausgestellt. Dann erfuhr ich aber, dass es auch
nur Band 1 von 6 ist. Jetzt habe ich Nummer 2 beendet, dem
'Restaurant am Ende des Universums' und suche in Bibliotheken nach
Band 3. Daneben hat mir Friedemann
seine Einführung in die deutsche Geschichte des
Mittelalters herübergeschickt. Desweiteren habe ich mich im Teeladen meines Vertrauens zu einem Fernkurs über Tee angemeldet. Bereits jetzt weiß ich alles über Teebeutel und Kannenvorwärmung.
Und
schließlich: in der letzten Maiwoche war ich erfolgreich anbaden!
PS:
Für
Leute mit guter Internetverbindung: jemand hat doch tatsächlich
Aufnahmen unseres Konzerts von Mozart und Salieri vom November
veröffentlicht. Mit dem Handy, darum ist die Qualität nicht perfekt. Laut
Ellie lässt sich meine Stimme raushören. Für Leute ohne starkes Internet: ich schicke es per CD.
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Unser lokalen Theater bewirbt unsere Tangoshow. |
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Hinter der Bühne, kurz vor Ende der Pause. |
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Gegen 22 Uhr am Strand. |
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Der Rosengarten blüht. |
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Das Einkaufszentrum am Hafen, an einem sonnigen Samstag. |
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Portsmouth kommt an die frische Luft. |
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Ellie und ich gehen in der Pause vor dem Konzert etwas essen. |
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Am Tag darauf. Ellies Füße im Meer |
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Kalinas Füße im Meer |
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Meine Füße zieht es Richtung Meer...die Woche darauf sind sie angekommen. |
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Ich bin sehr englisch, und auch sehr polnisch, denn die Blumen links wurden an die Mädchen verteilt. |
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Ellie spielt mit dem Haushund und lokalen Lieblingstier, dem Tee-Spaniel Bertie. |
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Ein Nachtrag vom April: Kalina und ich kühlen uns vor der Tür der großen Salsaparty im Hafen ab. |
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Ein aktueller Schnappschuss aus meinem Zimmer. |
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Die große Halle des Freiluftmuseums in Clanfield. |
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Die Hauptsiedlung des Freiluftmuseums in Clanfield. |
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The green and pleasant English hills. |
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Die römische Villa nebenan. Irgendwelche Briten zu sehen? |