Sonntag, 25. Februar 2018

Abgetaucht

In den letzten Wochen habe ich mich wenig gemeldet. Ich wollte bestimmte Dinge endlich fertig kriegen und hatte entschieden, die Wochenenden damit zu verbringen. Konkret waren das ein Projekt auf der Arbeit, dass mir persönlich am Herzen liegt und Musik für Chor und Gesangsstunden. Ich hatte die Nase voll, dass für beides irgendwie nie Zeit blieb. In dieser Zeit:

wurde ich nicht befördert. Die allgemeinen Bedingungen des Bewerbungsgespräch habe ich wohl bestanden, aber mir fehlen einfach die technischen Fähigkeiten für die gefeierte "Datenwissenschaft". Das stimmt auch, darum wollte ich ja die Stelle. Als Trostpreis sollte bald meine "Lehre" in Datenanalyse losgehen. Da soll ich alle paar Wochen Kurse an einer noch auszuwählenden Uni lernen und in der restlichen Zeit die Inhalte einfach in meiner normalen Arbeit anweden.

habe ich fast alle verbleibenden Lieder in Schuberts Winterreise gelernt. Mit meinem klavierspielenden Studenten mache ich ganz tolle Fortschritte. Außerdem habe ich einen verregneten Samstagnachmittag lang in einer kleinen Kirche Renaissancemusik gesungen und einen langen Abend lang eine Bauchtanzshow besucht, wo auch Ellie auftrat. Das allgemeine Niveau von Tanz und Choreographie hat sich deutlich gebessert, seit ich 2013 die erste dieser Amateurveranstaltungen besucht habe. Ich selbst habe an Sonntagen fast immer Proben für eine neue Tangoshow, die im Mai und Juni stattfinden wird. Am 17. März ist aber erstmal das nächste Chorkonzert. Dieses Semester bringt mir wieder schwierigere Musik näher. Mir machen Janaceks Vater Unser und Bernsteins Chichester Psalme richtig Spaß.
Ich habe ein Buch über Evolution ausgelesen und lese jetzt mein Weihnachtsgeschenk an Ellie über angelsächsische Heilige.

war an einem weiteren Wochenende Kalina das erst Mal im Haus zu Gast und hat das Gästezimmer eingeweiht. Eine Woche darauf habe ich mit Ellie den ersten Frühjahrsspaziergang am Meer entlang gemacht, auf einer Route, die wir im letzten Jahr entdeckt hatten.


Auf eine Frage hin: in England gibt es weder Fasching noch Karneval. Meines Wissens gab es eine reiche Tradition an verkleideten Umzügen; ich vermute die Reformation hat mit solchem Katholizismus aufgeräumt. Verkleiden tun sich die Leute trotzdem gern, vor allem am Wochenende in der Kneipe.



Kalina hat meinen Zylinder ausprobiert. Ich bekomme vielleicht eine bulgarische Tracht.



Montag, 5. Februar 2018

Raum und Zeit durch gute Uhren

Letztes Wochenende habe ich Ellies Weihnachtsgeschenk abgeholt. Sie hatte uns eine besondere Abendführung durch die königliche Sternwarte in Greenwich gebucht. Das ist die berühmte Stelle mit dem Null-Meridian, in London, am Südufer der Themse. Die Nacht haben wir im Hotel verbracht.

Die Sternwarte wurde vor ein paar hundert Jahren auf dem Fundament eines kleinen Schlosses gebaut. Bevor unsere Führung anfang, sahen wir uns die Dauerausstellung an. Eine beschäftigt sich mit der Geschichte der Sternwarte und die andere ist ein Astronomiezentrum. Gelernt haben wir:

Uhrknall
Ursprünglich sollten die Vermessungen die Navigation von Schiffen verbessern. Aber nach hundert Jahren Sternegucken ging das immer noch nicht voran
Dann hat ein sehr schlauer Uhrmacher Uhren entwickelt, die auch auf Schiffen genau gehen und so die Navigation auch ohne Sterne ermöglichen. Wir waren beide ganz baff, wie sehr uns die Geschichte und die vier Prototypen faszinierten
Auch mit guten Uhren hatte jeder Ort seine eigene Zeit - entsprechend des Sonnenaufgangs ging der Tag in Manchester zehn Minuten später los als in London
Universale Zeit kam erst mit der Entwicklung der Eisenbahn, und die Uhren im ganzen Land wurden mit einer sehr genauen Uhr in Greenwich vernetzt.

Gut für die Umwelt, schlecht für die Wissenschaft
Die abendliche Führung begann mit einer Projektion im Planetarium, zu der ein junger Doktorant einige besondere Aufnahmen zeigte. Besonders beeindruckend waren Bilder der Sonne, die erst am selben Tag aufgenommen worden waren - heutzutage sind viele Satellitenmessungen sofort im Internet verfügbar. Danach gab es verschiedene Vorträge: die Teleskope wurden erklärt, warum der Null-Meridian nicht ganz richtig liegt, und wie schnell die Internationale Raumstation fliegt. Zuletzt kamen wir zum großen Teleskop. Wegen englischen Wetters konnten wir nicht durchgucken, dafür wurden vergangene Aufnahmen auf die Linse projeziert. Ein kleines Mädchen durfte das riesige Gerät mit einer Hand drehen und schieben, um zu zeigen, wie einfach es zu bedienen ist. Ich habe immer schön viele Fragen gestellt und erfahren, dass man heutzutage die Lichtverschmutzung in Städten rausfiltern kann und deshalb sogar wieder Forschungsteleskope in die Sternwarte eingebaut werden. Aber die neuen energiesparenden LED Lichte machen dem einen Strich durch die Rechnung, weil sie ein breiteres Spektrum als traditionelle Lampen verblenden.

Nach der Führung gingen Ellie und ich noch zur nahen Themse, wo eine schönes Segelschiff liegt, die Cutty Sark. Bevor wir Sonntag nach Hause fuhren, besuchten wir noch  die Galerie im Queen's House mit dem berühmten Armadaporträt: Elizabeth I vor sinkenden spanischen Schiffen.


Komisch vor der Sternwarte

Die Cutty Sark

Im Haus der Königin