Montag, 23. Januar 2017






Einmal sollten wir einen Schneesturm bekommen! Das erste Mal seit 2012. Die BBC hatte extra eine Wetterwarnung rausgegeben. Die Kollegen standen an den Fenstern, als die ersten Flocken fielen, und viele sind schnell nach Hause, bevor die Welt still stehen würde. Ich hatte mich schon gefreut! Und dann natürlich nur ein paar mickrige Flocken, die sich schnell in etwas Matsch verwandelten und dann verschwanden.



Einmal wollte ich endlich mal wieder eine Tagestour unternehmen und mit dem Fahrrad einen bekannten Sandstrand besuchen. Stattdessen habe ich mich verfahren und ein Vogelreservat kennengelernt. Trotzdem schön, zwei Stunden Fußmarsch; Raum und kalter Wind.
Am Folgetag kam überraschend Mathieu und blieb zwei Nächte bei mir. Mir hat es richtig gut getan, mit einem Kumpel in Kneipen zu trinken und zu spielen. Zum wöchentlichen Spieleabend bei Freunden ist er auch gekommen. Außerdem habe ich die Treffen der Spielegruppe Portsmouth alle zwei Wochen entdeckt.



Und zum Schluss: Ellie schreibt jetzt auch im Internet! Sie hat gerade ihren ersten Artikel auf der Seite "Geschichte der Königinnen" veröffentlicht. Dort schreiben verschiedene Leute über verschiedene Frauen von Adel. Unterhalb die schnelle Maschinenübersetzung!


Lady Jane Grey - rechtmäßige Thronfolgerin?


Lady Jane Grey ist eine bekannte Figur in der englischen Geschichte - ein naives junges Mädchen; gezwungen, sowohl von ihrer Familie als auch von ihren maechtigen Schwiegereltern, nach der Krone zu greifen, neun Tage lang zu regieren und schließlich mit ihrem Leben zu bezahlen. Als eifrige Protestantin wird Jane in der populären Kunst und Literatur oft als Märtyrerin präsentiert. Paul Delaroches Gemälde "Lady Jane Gray wird zu ihrer Hinrichtung geführt" von 1833 zeigt Jane als ein tragisches Mädchen in weiß, bemitleidenswert ihren Weg zum Henkersblock mit den Händen fühlend, während ihre Damen hinter ihr wehklagen. Diese Darstellung ist vertraut und bequem, aber im Leben war Jane Grey ein komplexer Charakter, der nicht als ein Usurpator betrachtet werden konnte, sondern die rechtmäßige Erbin von England.


Lady Jane Gray wurde 1536 oder 1537 als die älteste Tochter von Heinrich Gray, Herzog von Suffolk und Lady Frances Brandon geboren. Janes Familie war durch ihrer Mutter von königlichem Blut - Frances Brandon war eine Tochter von Mary, Königswitwe von Frankreich und Schwester von Heinrich VIII, was Jane eine Nichte von Heinrich VIII machte. Heinrichs Nachfolgegesetz von 1544 erklärte, dass, sollte alle seine Kinder ohne Erben sterben, die Krone an die Nachkommen seiner jüngeren Schwester Mary ginge, was bedeutet, dass Jane von einem frühen Alter an in der Reihe der Nachfolge und in der Nähe des Thrones war.


Während der englischen Renaissance wurde es modisch für die betitelten und wohlhabenden, nicht nur ihre Söhne, sondern ihre Töchter bilden zu lassen, und als Teil der königlichen Familie erhielt Jane eine brillante Ausbildung von einigen der angesehensten Gelehrten der Zeit. Janes Tutoren waren oft lautstarke Protestanten und es ist wahrscheinlich, dass sie diese Ansichten während ihrer Kindheit aufnahm. 1547 wurde Jane ins Haus von Thomas Seymour, dem mütterlichen Onkel von Edward VI., Sohn von Heinrich VIII., Geschickt. Thomas Seymour hatte vor kurzem Katharina Parr geheiratet, die Witwe Heinrich VIII., die selbst ein bekannter protestantischer Reformator war und das protestantische Denken und Lehren förderte. Es ist wahrscheinlich, dass sich Janes religiöse Überzeugung in dieser Zeit weiterentwickelte. Im Jahr 1553 wurde Jane mit Lord Guildford Dudley, Sohn des Herzogs von Northumberland verheiratet.


Später im Jahre 1553 entwickelte Edward VI, Jane's Cousin zweiten Grades, Tuberkulose. Edward war, wie Jane, ein überzeugter Protestant, und hatte während seiner kurzen Herrschaft die letzten Spuren des Katholizismus aus der englischen Kirche entfernt. Allerdings war Edward noch minderjährig, und als sich seine Krankheit entwickelte, wurde klar, dass er nicht lange genug leben würde um Kinder zu produzieren, die seine religiösen Reformen fortsetzen wuerden. Laut des Nachfolgestatuts von Edwards Vater Heinrich VIII. von 1543 würde Edwards Halbschwester Maria auf den Thron folgen, sollte er ohne Erben sterben. Maria war ein eifriger Unterstützer der katholischen Kirche, und Edward hätte vorausgesehen, dass seine religiösen Reformen im Falle ihrer Nachfolge widerrufen würden. Um sicherzustellen, dass der Protestantismus in England nach seinem Tod fortgesetzt würde, schrieb Edward "Mein Werk für die Nachfolge", nach dem die Krone an "Lady Jane und ihre männlichen Erben" übergehen würde, sollte er kinderlos sterben. Aber "Lady Janes männliche Erben" wurde später so geaendert, dass die Krone an Jane selbst übergehen sollte. Es ist wahrscheinlich, daß Edward zu diesem Zeitpunkt erkannt hatte, daß er nicht lange genug leben würde, um festzustellen, ob Jane irgendwelche männlichen Kinder produzieren würde.


Bei Edwards Tod im Juli 1553 wurde Jane Grey von ihrem Schwiegervater, dem Herzog von Northumberland, zum Tower von London gebracht und zur Königin von England ausgerufen. Die Aktion war nicht beliebt bei den Menschen von England, die Mary Tudor als Thronerbin erwarteten. Mary war zu dieser Zeit eine populäre und bekannte Figur in England, und Jane sehr jung und weitgehend unbekannt. Doch während ihrer kurzen Herrschaft gelang es Jane, ihrer Stimme Gehör zu verschaffen. Sie erklärte, dass sie ihren Ehemann Guildford Dudley nicht Koenig sondern nur Consort machen würde, was ihren Schwiegervater mit Sicherheit wütend machte.


Neun Tage nach Janes Kroenung erklärte das Parlament seine Unterstützung für Mary Tudos Thronanspruch, und Jane wurde zur Verräterin erklärt. Nach Gefangenschaft im Tower of London bis Februar 1544 wurde Jane am 12. Februar schließlich hingerichtet, damit sie nicht zum Aushaengeschild protentatischer Rebellen wuerde. Sie war 16 oder 17 Jahre alt.


Mary Tudors Recht, dem Thron beizutreten, wird von den meisten als Tatsache akzeptiert, aber in Wirklichheit könnte man sich darueber streiten. Nach englischem Recht konnten zu diesem Zeitpunkt nur legitime Kinder den Thron erben. Mary war von ihrem Vater Heinrich VIII. Für unehelich erklärt worden, nachdem er seine Ehe mit Marias Mutter, Katharina von Aragon, ungültig verkündet hatte. Ebenso war auch Elisabeth Tudor, Halbschwester von Edward und Mary, für unehelich erklärt worden, nachdem Heinrich VIII erklärt hatte, dass seine Ehe mit ihrer Mutter Anne Boleyn auch ungültig gewesen sei. Heinrich VIII glaubte, er habe nur ein legitimes Kind - sein Sohn und Erbe, Edward. Seine Töchter, Maria und Elisabeth waren wieder in die Nachfolge aufgenommen, aber, was entscheidend ist, nicht legitimiert worden. Maria und Elisabeth koennen nicht beide legitim sein, denn als Anne Boleyn Elisabeth gebar lebte Katharina von Aragon noch. Daher muß die Frage nach Marias Legitimität erhoben werden, was bei einer ihrer Verlobungen zu Kindheitzeiten auch geschah, mit der Begründung, daß Katharina von Aragon die Witwe des älteren Bruders von Heinrich VIII war.


Selbst wenn wir Maria für legitim halten, müssen wir auch bedenken, daß der regierende Monarch, Edward VI., sie ausdrücklich von der Thronfolge ausgeschlossen hatte. Das entsprechende Dokument war vom König und seinem Rat unterzeichnet worden und hatte auch Elisabeth das Erbe verwehrt. Der nächste unbestreitbar legitime Erbe war Lady Jane Gray.


Umgekehrt müssen wir auch bedenken, dass das Heinrich VIII. Erbrecht der Nachfolgeregelung Edwards vorausging und vom Parlament verabschiedet wurde. Im Gegensatz dazu wurde Edwards Regelung nur widerwillig von seinem Rat unterzeichnet und das möglicherweise unter Zwang des mächtigen Herzogs von Northumberland. Die Rechtmäßigkeit des Dokuments ist daher fragwürdig.



Ob Jane Gray der Thronfolger oder ein Usurpator war oder nicht, ihre Popularität im Tode hat die von Mary Tudor sicherlich übertroffen, die im Allgemeinen nur für die religiöse Verfolgung der Protestanten in Erinnerung bleibt. Wir können nicht wissen, wie Janes Herrschaft sich weiter entwickelt hätte, wäre sie auf dem Thron geblieben, aber ihre protestantischen Überzeugungen waren wohlbekannt, und es ist wahrscheinlich, dass sie und ihre Familie die Verfolgung der Katholiken unterstützt hätten. Aber es ist die Geschichte der jungen Märtyrerin, das in der populären Vorstellung weiterlebt.

Sonntag, 8. Januar 2017

Der Himmel bleibt dunkel

Kein Böller kracht zu Mitternacht
Bin gut zurückgekommen und kümmere mich jetzt um mögliche Kompensation für den ausgefallenen Hinflug. Silvester haben Ellie und ich bei Freunden gefeiert. Das war erst das zweite Mal, nach 2014 in Newcastle, dass ich Silvester in England war. Hier wird dafür wenig gemacht, Feuerwerk ist keine Tradition, nur wenige machen das, außer in London, wo es ein großes offizielles gibt. Wir haben einfach gespielt und gegessen, das ist schon mehr, als die meisten machen. Außerdem haben wir Bleigießen gemacht, der italienische Gastgeber kannte die Tradition und hatte einige Sätze aus Deutschland bestellt. Hat allen gefallen; ich musste die Bedeutungen aus dem Begleitheft übersetzen.
Wir hatten im Anschluss nach Sonntag und Montag frei. Sonntag war schon halb vorbei, als wir aufwachten, aber Montag war ein toller, sonniger Tag, an dem wir ein Vogelschutzgebiet direkt vor Portsmouth besucht haben, wo Dutzende Ornithologen teure Ausrüstung auf eine Sumpfohreule richteten.

Rennen um zu stehen
Die Arbeitswoche war unspektakulär, weil viele Kollegen noch im Urlaub sind, darunter auch meine Chefin. Das ist immer ganz schön, wenn ich selbst rumwurschteln kann. Allerdings habe ich jeden Tag länger gearbeitet und werde das auch noch mehrere Wochen weiter so machen müssen. Denn ich muss mein Arbeitszeitkonto wieder auffüllen, dass durch Weihnachtsessen und Arzttermine völlig geleert wurde. Am kommenden Dienstag habe ich einen ungünstig gelegenen Physiotherapietermin, der mich wiederum einige Stunden zurückwerfen wird. Deshalb hatte ich ja bereits die Gesangsstunden ausgesetzt.

Die Sterne in Gedanken
Samstagabend haben wir die Sternwarte der regionalen Astronomiegesellschaft besucht. Die veranstalten einmal pro Monat einen offenen Abend, der Monate im Voraus ausgebucht ist. Die haben auf dem Land, ganz in der Nähe der Jurte, an einem besonders dunklen Flecken ein Gelände mit drei professioniellen Teleskopen in eigenen Kuppeln. Leider war es dicht bewölkt und auch noch neblig, sodass wir sie nicht benutzen konnten, aber wir können gratis wiederkommen, wenn es mal klar ist. Die Gruppe besteht aus gut motivierten und ausgebildeten Freiwilligen, die eng mit der Uni Portsmouth zusammen arbeiten. Sie haben daher Zugang zu Fördergeldern und richtig gute Ausrüstung. Die Vorträge waren dementsprechend spannend, mit ganz tollen Fotos, oft selbstgemacht, oder von Sonden auf verschiedensten Planeten des Sonnensystems. Besonders interessant war, wieviel man heutzutage privat machen, mit nur moderater Investition in Ausrüstung, weil viele Werkzeuge, z.B. zur Bildbearbeitung, gratis zu haben sind.

An einem besonders guten Abend habe ich auch etwas Astronomie gespielt.