Dienstag, 26. April 2011

26.04.2011 - Osterbesuch


Vorderseite des Hauses. Mein Fenster unten links.
Rückseite des Hauses vom Garten aus gesehen. Rechts mein neues Fahrrad.
Wie gerne betont - der Blick von meinem Haus auf den Münster.

Kasia in den Museumsgärten, im Hintergrund die Ruine der Hauptkirche des ehemaligen St. Marienklosters.

Magda und ich vor einem Stadttor und dem Münster.




Kasia und ich unterhalb des Burghügels - die Osterglocken sind alle schon wieder weg.

Der Fluss Ouze ("Uus") im Zentrum.

Osterglocken und -karten auf meinem Fensterbrett.

Nachdem ich zuletzt auf den Verfall meines Polnisch hingewiesen hatte, kann ich es seit Donnerstag abend wieder mit Kasia und Magda anwenden. Tut natürlich wiederum dem Englischen nicht so gut. Wir teilen zwei Wochen lang mein Zimmer. Ich hatte vorher aufgeräumt und habe sogar noch eine Matrasse von einer Freundin nach Hause auf dem Kopf balanciert. Dann stellte sich raus, dass sich die Mädchen sowieso das Bett teilen. Auch war ich nicht ganz darauf vorbereitet, mit wieviel Gepäck Mädchen reisen. Darunter das neueste Buch des kontroversen Holocausthistorikers Gross für mich und ein großer Vorrat speziellen Diätessens für sie selbst.
Freitag morgen habe ich mein Zimmer leise verlassen, um die länger schlafenden Mädchen nicht aufzuwecken, und zum ersten Mal im sonnigen Garten gefrühstückt. Bei der Gelegenheit ist mir aufgefallen, dass wir neben den wieder blühende Äpfeln und Birnen auch Brombeeren haben. Später im Tag führte ich sie dann durch York. Schon nach dem ersten Tag begann ich ernsthafte Problem zu haben, den Mädchen noch neues zu zeigen, zumindest soweit es bezahlbare Dinge anging. Die Stadt ist eben schön aber klein, die Museen sehr teuer. Dafür war über das Osterwochenende der Münster gratis, allerdings war die Krypta mit den römischen und normannischen Ausgrabungen geschlossen.
Ostersonntag kam all meine derzeitige Tendenz zu Tradition und Gemütlichkeit zusammen. Eine Messe morgens, die sich als die falsche herausstellte,danach zu Hause Ostereierbemalen, mit denen dann ein waschechtes Osterfrühstück im Garten, mit weißer Tischdecke und Osterglocken, Osterzopf mit Rosinen und Marmelade, und Eure Osterpaeckchen wurden auch ausgepackt und zusammen mit eigenen Keksen in einen Korb verwandelt. Am Ende hat Magda uns sogar die bunten Eier im hohen Gras zum Suchen versteckt. Einen Tag später wäre das schon nicht mehr möglich gewesen, denn die Vermieter kamen den Rasen zu mähen, und die Brombeeren wurden dabei auch weggeschnitten. Wir haben uns jedenfalls ernsthaft übergessen und schleppten uns danach mit Seitenstechen auf einen Spaziergang in die Stadt, in die Museumsgärten und später in eine zweite Messe. Im Gegensatz zum Morgen schien inzwischen auch die Sonne durch die Fensterbilder, die Orgel spielte und Kasia mochte insbesondere den Chor.

Unser Ostertisch im Garten, mit dem Osterbrot im Vordergrund und den Päckchen hinten.


Kombinierte Osterpäckchen - mit meinen schwarzweiß-Keksen!


Ostereier im Gras.

HRH Prince William &The most Gracious Lady Kate
Gemeinsames Lernen in meinem Zimmer.



Soweit gefällt es mir richtig, viel mit Leuten zu machen, v.a. mit Leuten, die ich länger kenne als einige Monate. Der Besuch schlägt sich auch nur bedingt auf die Arbeit nieder: Ostermontag saß ich halb acht morgens am Rechner in der Uni. Zu Hause ist es wie in einem polnischen Wohnheim: drei Leute in einem Zimmer, Kasia übersetzt am Computer, Magda lernt Deutsch und ich lese für den Essay. Alternativ sitze ich im Garten bis mir zu heiß wird. Am Osterwochenende hatte die Unibibliothek zu, sodass ich ohnehin nicht hätte hinfahren können. Von daher gut, 



Morgendliches Lernen im Garten
dass mich zu Hause jemand zum arbeiten zwang. Allerdings planen die Mädchen jetzt verschiedene Ausflüge, nachdem sie York größtenteils gesehen haben. Dienstag nach Durham und Mittwoch nach Newcastle – und ausgerechnet dorthin komme ich wegen Prüfungen nicht mit. Außerdem nach Edinburgh, seinerzeit mein Lieblingsreiseziel. Samstag nur fahren wir gemeinsam nach Knaresborough und Harrogate, zwei kleinen Orten westlich von York.
Meine Entschlossenheit hierzubleiben und zu lernen fällt mir daher zunehmend schwer. Besonders, wenn man an  der Biblitohek schon morgens von einer Traube wartender Studenten empfangen wird, die eine neue Prüfungspaniksaison ankündigen.

Samstag, 16. April 2011

16.04.2011

 
Ich hoffe es ist nicht bloße Einbildung; zur Zeit bin ich untypisch zuversichtlich, denn vieles scheint sich positiv zu entwickeln, darunter einige Dinge, die bisher unmöglich schienen.
Der letzte Samstag ist ein gutes Beispiel. Ich versuche jetzt, um sechs aufzustehen, wobei entschieden hilft, dass die Sonne immer schon raus ist. Gemäß den letzten Schwerpunkten meines Lebens habe dann morgens erstmal gebacken, und zwar erfolgreich Sannis schwarz-weiß Rollen. Eine ganze Schachtel habe ich für Freunde abgezweigt und immer noch war ein großer Haufen übrig. Mittags war ich Fussball spielen – vermutlich das erste Mal seit gut drei Jahren, damals auf dem Sportplatz Buckau mit den Ukrainern. Denn es ist nicht nur frühlingshaft, sondern geradezu sommerlich. Als ich nachmittags ohne Jacke zu einem Geburtstaggrill radle, halte ich bei meiner Dinnergastgeberin und bringe Kekse. Dann trinken wir Tee auf der Bank im sonnigen Vorgarten mit einem Lilienbaum und auf einmal sind zwei Stunden vorbei. Auch unser Garten ist übrigens grün, und ich habe darin plötzlich einen vorher unbemerkten Tisch mit vier Stühlen entdeckt.
Als ich nach Haus kam, fuhr mir allerdings ein böser Schreck in die Glieder: auf dem Sofa saß zitternd die neue Mitbewohnerin, bemuttert von der ernsthaft besorgten Ella und einer Freundin. Ihr war ganz plötzlich schwach geworden und ihr war kalt. Sie ist vor kurzem in Lewis' Zimmer gezogen – kein Geheimnis was wir alle dachten. Nachdem der Notruf keinen Krankenwagen für uns hatte, sondern mehr an unserer Adresse und Geburtsdatum interessiert war, sind die drei Mädchen im Taxi zum Krankenhaus gefahren. Ich wartete zu Hause und aß nervös sämtliche Kekse auf. Die gerufene Ambulanz kam eineinhalb Stunden an, gerade als sie zurückkehrten – scheinbar werden Notrufe von zig verschiedenen Diensten bedient, die sich nicht groß koordinieren. Das Krankenhaus sagt Kehlkopfentzündung, uns ist allen ein Stein vom Herzen gefallen. Jetzt interessiert mich vor allem, ob sowas ansteckend ist. Den Abend haben wir echt nicht gebraucht.

Alles Gute
Mein Tagesablauf: 6 Uhr Aufstehen, 8 Uhr in der Bibliothek, 15 Uhr eine Stunde Pause, meist mit dem Rad in die Stadt, 21 Uhr nach Hause und im Bett 22 Uhr lesen, 23 Uhr Schlafen, bzw. Mittwoch und Donnerstag Salsa bis 23 Uhr und Freitag etwas früher Tango. Es gibt auch kaum Gelegenheit auszugehen, weil alle lernen und niemand feiert. So führe ich (und zwar fröhlich) ein geradezu spießbürgerliches Leben mit den Grenzen Bibliothek und frühe Nachtruhe, und dessen Höhepunkt nonalkoholische Tanzabende mit maximalem Ende um 23 Uhr sind. Meistens.

Ich habe stark abgenommen! Ich esse weniger und gesünder. Schokolade kommt nicht mal zur Mittagspause vor, seitdem ich einen Obstladen kenne, der Überreifes für 10 pence verkauft. Morgens mache ich dazu Rumpfbeugen, abends tanze ich oft und einmal die Woche spiele ich Fussball. Letzteres spüre ich dann aber auch die nächsten zwei Tage. Vielleicht durch die leichtere Diät, den kürzeren Schlaf und die Bewegung fühle ich mich leistungsfähiger und ähnlich energetisch wie vor einem Jahr in Warschau, als ich auf einmal anfing ganz von allein früh aufzustehen.
Der guten Figur nicht zum Trotz habe ich Mittwoch morgen auch noch die Linzer Plätzchen gebacken.

Das frühe Aufstehen mindert paradoxerweise die Müdigkeit am Tag. Ich kann konzentrierter als früher lesen (wenn auch immer noch zu langsam für das eigentlich notwendige Lernpensum). Manchmal bin ich fast wieder so enthusiastisch Student wie im letzten September. Das ist einerseits sehr schön, beweist mir aber auch, was ich seit Langem vermutet hatte; dass ich den Großteil der letzten vier Jahr seit Studiumsbeginn durch Faulheit verloren habe. Kein Wunder, dass ich hier vor allem lerne, wie wenig Ahnung ich habe.

Nach über einem halben Jahr ist mein Englisch endlich wieder fast dort wo es mal war. Dafür geht natürlich mein Polnisch den Bach runter.


In unserer Bibliothek. Die Kleidung zwecks Generalprobe vor dem Abendessen.


Aber auch...
Trotz dem Sport und dem Tanzen und der Sonne bin ich im Moment fahrig und nervös im Umgang mit Menschen. Vielleicht kommt das vom vielen Sitzen und Lesen, wo man nicht viel unter Leute kommt. Im Moment jedenfalls habe ich einen Mangel an Selbstvertrauen in Gesprächen wie seit der Schule nicht mehr. Und mein Studium lenkt mich in eine Karriere, deren einzig sicheres Merkmal viel Kontakt mit Menschen sein wird.

In der Bibliothek ist es wegen Bauarbeiten zunehmend schwierig zu arbeiten. Das ist zwar seit meiner Ankunft so, aber langsam verliere ich dafür das Verständnis. Gut, dass sich die Uni modernisiert, aber es ist eine Zumutung zu lesen, wenn drei oder vier schwere Bohrmaschinen laufen und der Boden wackelt weil im ersten Stock Wände eingeschlagen werden.

Die Gasfirma hat mich wieder geängstigt. Wir im Haus haben jetzt unser eigenes Kundenkonto, das alte wurde rückwirkend zum Einzugstermin aufgelöst. Da aber das auf das alte Konto gezahlte Geld noch übertragen werden muss, haben wir für das neue (soweut leere) erstmal eine große Rechnung bekommen. Das wird sich mit der Einzahlungsübertragung auflösen – aber bis ich das verstanden habe, hatte ich wieder einige fröhliche Telefonate, .

Sonst kümmert sich natürlich niemand darum, und das ist der Abschluss der unschönen Dinge: meine lieben Mitbewohner. Absolut kein Mitdenken im Haushalt – ungewaschenes Geschirr, Besteck wird in Zimmern verbunkert (gerne, wenn man dann für eine Woche wegfährt), Abfall liegen gelassen, die Mülltonnen nicht zum Leeren rausgestellt. Ich habe außer mir noch keinen beim Putzen gesehen (und ich habe keinen hohen Anspruch!), obwohl Emilie die erste war, die einen Reinigungsplan wollte. Die Gute wies mich auch gleich bei Einzug darauf hin, die Treppe leise zu benutzen – aber seitdem bin ich der einzige, der dass macht. Der Rest kommt gerne nachts ins nach Hause gepoltert, und kocht dann laut ind der Küche, neben der ich schlafe. Neben Fernsehen und Internet scheint das allgemeine Hausgemeinschaftshobby zu sein, eine möglichst hohe Stromrechnung zu produzieren. Wenn ich mich über den Haushalt klagen höre, würde sagen ich werde alte, wenn nicht zwei meiner Mitbewohner älter wären als ich.

Donnerstag, 7. April 2011

06.03.2011 - Tie of the Tiger

Langsamlernen
Der Philosophieessay schleppt sich weiter dahin. Ich kämpfe mich extrem langsam durch ein sehr gutes Buch dazu, ohne aber bisher ein einziges Wort geschrieben oder auch nur jegliche Eingebung bekommen zu haben. Dieses strukturlose Vorsichhinlesen jeden Tag von morgens bis abends saugt die Motivation ab wie in den Magdeburger Ferien. Allzuoft bleibe ich dann in anderen Büchern hängen, wie Einführungen in die Mathematik oder das Recht, die Ausgrabungsergebnisse eines karolingischen Dorfes, Tagebücher aus der Nazizeit, die früher Geschichte der Bundesrepublik sowie ein sehr spannendes Werk eines amerikanischen Professors, der zur Wendezeit durch Berlin und die DDR fuhr. Herausgegeben schon 1991, und sehr interessant zu sehen, was man so dachte, als noch nicht klar war, wohin die Reise geht.
Alldieweil lernen alle anderen längst für ihre Prüfungen. Die sind hier auch anders als in Deutschland – sehr aehnlich zu Essays. Man bekommt eine harmlos aussehende Frage und muss dazu mehrere Seiten Meinung schreiben. So bereitet man sich auf Klausuren und Essays gleich vor, man liest wochenlang Artikel schlauer Leute. Ich bin weiterhin sehr skeptisch wieviel Wert diese Betonung der eigenen Meinung wirklich hat – man sollte uns besser handfeste Qualifikationen beibringen; uns sagen, wie man bestimmte Probleme loest.

Wiedersehen im Frühling
Die Ferien lassen mich wieder etwas von der Stadt sehen, wenn auch anders als gedacht. Da die Unibibliothek während jetzt sonntags geschlossen bleibt, gehe ich dann in die Stadtbibliothek. Die öffnet zwar auch nur von 11-16 Uhr, aber ersten lese ich zu Hause überhaupt nichts, und zweitens liegt sie am Rand der Altstadt. Die Straße runter ist der Münster und im Nebengebäude ist das regionale Geschichtsmuseum mit seinem wundervollen Garten am Fluss. Beide sind für mich gratis und so kann ich nach Torschluss je eins oder beides noch kurz besuchen, was ich seit den Anfangswochen hier kaum noch gemacht habe. Insbesondere der Park ist an Frühlingsnachmittagen schön, und auch der Münster gewinnt etwas, wenn die Sonne jetzt wieder durch die Glasfenster das Innere erleuchtet. Und dann geht es doch an die Uni, an einen weniger lerngeeigneten aber wenigstens ruhigen Ort.
Die Osterglocken entlang der Stadtmauern.

Der Hügel mit den einzigen Überresten der Burg.


Anzugsafari
Letzten Samstag war ich auf ein 'förmliches Abendessen' eingeladen. Das ist das jährliche Treffen eines Tauchervereins, dessen Mitglied auch der Chef einer Freundin ist, welcher u.a. Mitarbeiter einlädt, die wiederum je eine Begleitung mitnehmen können. Ich hatte die Annahme der Einladung schon bereut, als ich dafür einiges Geld für neue Kleidung ausgeben musste – ganz unnötig wie sich rausstellte. Aufgrund des Rufs englischer 'Klubs' hatte ich erwartet, mit Lords and Ladies über das Empire zu reden und mir Sorgen zu machen, welches Besteckpaar zu welchem Gang passt. Aber die Mitglieder waren ziemlich normale Briten (nur eben mit genug Geld fürs Tauchen), die zu dieser Zeit Samstags normalerweise vermutlich betrunken wären und in ihren Anzügen aussahen wie Tiger im Käfig. Ich habe mich also vermutlich ganz passabel genommen – schließlich habe ich ja schonmal in einem Parlament gearbeitet!
Meine Gastgeberin und ich vor dem Rennfeld der Pferderennbahn.

Das ganze hat im Restaurant der Yorker Pferderennbahn stattgefunden – Pferderennen, klingt schonmal vornehm. Der schöne Blick über das Rennfeld zum Horizont brachte einige Fotos ein. Das Essen war auch ziemlich gut, wenn auch die Kellnerinnen sowie der Ober-Ober mit seinem gewölbten Anzug verrieten, dass das Restaurant mehr ein Zusatz zum Kerngeschäft ist. Nach zwei Reden und einer Tombola wurde am Ende die Tanzfläche freigegeben. Der Anblick dicker britischer Frauen bei Allzwecktanzbewegungen wie immer für die Götter.

Rechnungswesen
Zuguterletzt hat uns Ella eine Kommillitonin als neue Mitbewohnerin besorgt. Heißt Emily, nicht zu verwechseln mit der französischen Emilie. Nicht besonders interessant, wirkt ein bisschen langsam, aber hilft die Rechnungen zu bezahlen. Zieht vermutlich zusammen mit Ella im Juni wieder aus. Gerüchteweise kommt dann Ersatz in Form eines deutschen Paares.
Ironischerweise haben die derzeitigen Rechnungen unser Zusammenleben hier verbessert. Natürlich war ich sehr genervt, dass alles an mir hängen blieb. Aber viel Stress kam vermutlich daher, dass ich mich zum ersten Mal um so etwas kümmern musste. Jetzt ist es eigentlich ein gutes Gefühl, einen Überblick zu haben was passiert und was wann zu erwarten ist. Und sogar die Mitbewohner machen einen dankbaren Eindruck, dass das jemand unter Kontrolle gebracht hat. Überhaupt einer der wenigen Momente, wo ich sie alle an einem Tag gesehen habe – Ella und Emily als ich um Mitternacht vom Dinner nach Hause kam. Sogar mit Emilie hatte ich eine beinahe freundliche Konversation, die erste längere seit dem frühen Dezember. Und wenn ich das alles richtig pro Kopf und Woche ausgerechnet habe, sind die Summen eigentlich vertretbar – vor allem wenn die Gasrechnung mit dem Frühling hoffentlich spürbar abnehmen wird.
Das wäre auch praktisch um viele neue Ausgaben zu mildern. Leider ist mir letztens mein Fahrrad kaputt gegangen und ich musste mir ein neues (d.h. auch gebrauchtes) kaufen. Allerdings ist es vermutlich besser als mein altes, endlich in meiner Größe, und vielleicht nimmt es der Verkäufer am Ende wieder zurück.

Traumkuchen
Zur Zeit lerne ich einiges über mein Psychologie. Seit Kurzem schaffe ich es, viel weniger zu essen als früher. Für den Tag in der Bibliothek reicht meist eine Stulle Schwarzbrot aus dem Polenladen. Das Hungergefühl kann ich kontrollieren. Infolge habe ich jetzt allerdings praktisch Tagträume von Kuchen und Keksen. Und was für konkrete Episoden das sind: ich sehe den Zebrakuchen in der Südstadthalle, Käsekuchen in der Markthalle in Lodz, die Teufelchen auf der Piotrkowska, Kolbergs Schokoschnitten, den Zupfkuchen im Cafe Diana (und ihr Vortagsblech!), den dänischen Plunder in der NP Bäckerei Magdeburg, den Schweineohren in der Bäckerei Gehrke auf dem Breiten Weg, den Rumtürmchen in der Stadtbäckerei Buckau, die Bajaderki und Stefanki in Torun, den Mohnkuchen auf dem Banacha Basar in Warschau, volle Weihnachtsteller, vor allem Sannis Schwarzweißgebäck, von Osterkörbchen unter grünen Büschen. Ach und von normalem deutschem Mischbrot (oder Oderlandbrot) – letztens brachte ein Österreicher einen Laib vom Osterurlaub zurück. Außerdem bin ich in Gedanken (und sehr oft echten Träumen mit dem Kopf auf dem Buch was ich lesen sollte) an sonnigen und grünen Orten, in Torun, im japanischen Garten und an der Oder in Breslau, an den Seen der Uckermark sogar in Magdeburg auf dem Elbradweg und in diversen Bäckereien.
Was will mir mein Unterbewusstsein sagen? Das ich Hunger habe und seit Weihnachten nicht mehr aus York rausgekommen bin. An letzterem wird sich aber auch bei Sonne nicht viel ändern, einen ganzen Tag für einen Ausflug will ich mir nicht freinehmen. Nicht jedenfalls bis Ende April, wenn Kasia mit einer Freundin kommt. Dann ist zweimal alles zu, zu Ostern und zur königlichen Hochzeit. Dann werde ich sie auch auf einige Ausflüge begleiten. Ansonsten werden sie sich aber oft allein vergnügen müssen, denn in die Bibliothek muss ich schon täglich.