Sonntag, 30. September 2018

27. September 2018 - Freizeitkapitän

Ende September habe ich mir einen lang gehegten Wunsch erfüllt und war einen Tag auf einem Segelschiff unterwegs. Letztes Jahr hatte ich von einem Verein erfahren, der das anbieten. Sie bieten Touren zwischen einem Tag und mehreren Monaten an. Der Kapitän und Maschinist sind Profis, und es gibt auch eine ständige Crew, aber für die kleinen Touren zumindest besteht die Mannschaft vor allem aus Freiwilligen. Aber man kann nicht einfach Mitglied werden; erst macht man längere Touren mit, dann empfiehlt einen vielleicht jemand.

Aufs Wasser
Die Fahrt ging von Southampton aus und ging früh los, weshalb ich vorher bei Kalina übernachtete. Im Morgennebel radelte ich zum Schiff, was mittelgroß war, mit drei Masten. Gebaut 2000, speziell für den Verein. Bis Frühstück und Sicherheitseinweisung vorbei waren, hatte sich der Nebel gehoben. Der Tag wurde der schönste der ganzen Woche, nicht kalt, auch nicht zu heiß, trotz durchgängiger Sonne. Nur Wind war praktisch keiner. Darum sind wir unter Motorkraft aus dem Hafen und in die Meerenge vor der Isle of Wight gefahren. Dort haben wir über Mittag gar nicht weit von Portsmouth sozusagen geparkt; es gab Mittagessen und einige Übungen und nachmittag sind wir langsam wieder zurück gefahren. Mir wurde gesagt dass man bei Wind die Segel gesetzt hätte und zwischen den Festungen vor Portsmouth bis etwa zur Ostspitze der Isle of Wight gefahren wäre. Hat mich dieses Mal nicht gestört; ich war nur froh, endlich mal auf einer richtigen Segeltour zu sein.

In die Luft
Die größte Übung war, in die Takelage zu klettern. Ich ging als erster, trotz oder wegen meiner Höhenangst. Wir waren dreifach gesichert und dank der Windstelle bewegte sich das Schiff nicht. Ich habe mich natürlich trotzdem so dicht wie möglich an die Takelage gekrallt. Wir sind nur bis zum Nest auf der ersten Rah gestiegen; darüber kommen noch vier bis zur Mastspitze. Der Blick ist toll! Aber nie im Leben würde ich von der Plattform auf die Rah steigen, nur auf einem Seil stehend, vielleicht noch auf einer höheren Etage oder bei Seegang.

Am Rad drehen
Weil ich als erster rauf war stand ich relativ früh am Steuerhaus rum und wurde gefragt ob ich steuern will. Das heißt, alle durften mal, aber ich bekam gute 20 Minuten. Neben mir stand der Kapitän und gab Anweisungen, die ich wiederholen und dann am Steuerrad umsetzen musste. Nur zweimal hat er geschimpft! Der Ingenieur hat mir gezeigt, wie man am Mast vorbei Land anvisiert um zu sehen, wann sich das Schiff zu drehen beginnt. Ich war stolz wie Bolle so ein ganzes Schiff bei bestem Wetter zu steuern; zu spüren wie sich diese Masse nach meinen Angaben bewegt. Außerdem habe ich verstanden, wie nervenaufreibend es sein muss ein Schiff in einen belebten Hafen voll anderer Schiffe zu steuern, kleiner schneller und großer behäbiger. Je größer das Schiff desto träger ist es natürlich und desto langsamer reagiert es. Du musst also Minuten im Voraus berechnen, welche Geschwindigkeit und Richtung du brauchst, wann sie verändert werden müssen, und wo die andere Schiffe sein werden, die ja auch nicht einfach so aus dem Weg springen können. Neben dem Steuern habe ich im Funk die Koordination zwischen einem großen Containerschiff und der Hafenkontrolle mitgehört, dass klang ziemlich stressig. Das ist später auch an uns vorbeigefahren - ein Berg neben uns, und noch nichtmal besonders groß im Vergleich zu anderen.

Das Schiff



Aber morgens hatte es noch so ausgesehen

Die Tenacious, die Hartnäckige. Baujahr 2000, für den Segelverein Jubilee

Da oben hat die Crew die Segel vorbereitet, die dann doch nicht gebraucht wurden
Der Hafen von Southampton mit einem der Kreuzahrtschiffe

Ungefähr 30 Gäste wie ich waren an Bord
Da oben ging es hoch

Zum Glück nur zur ersten Plattform 

aber das sieht ganz anders aus, wenn man erstmal in der Takelage hängt


Nach getanem Abstieg
Mittagessen


Steuerstolz

Vermutlich etwas schwieriger auf so einem Schiff. Beim Steuern hatte ich den Funkverkehr mit der Hafenkontrolle mitgehört.

Freitag, 28. September 2018

Das Armenhaus und der Weald - Kapitel 2

Kapitel 2 - Meine Mutter

Jetzt ist vielleicht der Zeitpunkt Euch von meiner Mutter Kate und ihrer Familie zu erzählen. Ich erinnere mich an meine Großmutter, deren Name Emmeline war, als eine kleine Frau mit weißem Haar, immer mit einem Stirnband gebunden. Etwa einmal im Monat kam ich aus der Schule und sah sie am Ende der Schulstraße auf mich warten. Sie ging mit mir in einen Laden und ließ mich Süßigkeiten kaufen, dann ging sie meine Mutter besuchen, die noch in der so genannten "Union" lebte.
Den größten Teil ihres Lebens kümmerte sich Großmutter um einen Witwer mit einer Familie von kleinen Kindern. Scheinbar konnte in diesen Zeiten jeder, der junge Kinder aufzuziehen hatte, einen Nachbarn bitten, ihm ein Mädchen für den Haushalt zu leihen. Manchmal bewarn sich der Mann beim Armenhaus auf eine Frau, dem man unter der Bedingung entsprach, dass der Mann das Rechte tun und die Frau heiraten würde. Einige machten dass, aber häufiger wurde die arme Frau nach einigen Jahren, wenn die eigenen Kinder des Manner und der toten Frau alt genug waren sich um sich zu kümmern, mit den Kindern von ihr und dem Mann auf die Straße gesetzt und sie hatte keine Wahl als zurück ins Armenhaus zu gehen. Im Fall meiner Großmutter blieb sie die Haushälöterin des Manner bis er starb. Sie hatte da selbst ein gutes Alter, mit drei Kindern, Kate - meiner Mutter - und zwei Jungs. Bis auf einen Ehering war sie seine Frau, aber als er starb wurde ihr nichts vermacht und sie endete ihre Tage in einem Spital.
Meine Mutter und ihre zwei Brüder gingen zu Uroma, die selbst verwitwet war. Jeden Tag half Mutter im Haus und arbeitete dann auf den Feldern mit den Jungs. Den Erzählungen meiner Mutter nach arbeitete sie von morgens bis abends und half dann im Haus während ihre Brüder aus waren. Das war zu der Zeit recht gewöhnlich. Ein Mädchen war einfach Mobiliar. Im Fall meiner Mutter musste sie für ihren Unterhalt arbeiten. Es war eine schreckliche Sache, dass ein außereheliches Kind sein ganzes Leben ein Stigma trug. Erst jetzt beginnt man es in einem anderen Licht zu sehen. Die Schande daran war, dass Mutter scheinbar eine gute Bildung erhalten hatte, bezahlt von einer Tante die sie auf eine Privatschule schickte. Die Tante war kinderlos wie es scheint und hätte Kate gerne bei sich leben gehabt, aber Mutter war für ihre Großmutter sehr nützlich und konnte schon in sehr jungem Alter Disteln jäten, Feuerholz hacken, den Waschzuber füllen und so weiter.
Jeden Montag war Waschtag und früh morgens musste Feuerholz angezündet werden, dass ihre Brüder im Winter gemacht und Mutter mit einem biegsamen Band gebunden hatten. (Das erfordert einen Trick den ich nie meistern konnte. Jedes meiner Bündel war lose und fiel leicht auseinander.) Freitags war Backtag, diesmal mehr Holz von kürzerer Länge, in einen riesigen Backofen getan.

Der Ofen musste mit Holz weißglühend geheizt werden, dann wurde die Asche rausgekehrt und dann begann das Backen. Das Backen der ganzen Woche wurde in einem Durchgang gemacht., Brot, Kuchen, Pasteten, alles. Alles wurde am gleichen Tag gemacht. Wie sie es im Sommer frisch hielten weiß ich nicht, aber sie hatte alle möglichen Sachen die wir heute mit unseren modernen Mittelchen nicht brauchen. Ich erinnere mich wie Tante Bea sagte man hätte Essen in eine wasserdichte Dosen und dann in den Brunnen getan. Diese Backofen waren richtig ökonomisch. Einmal heiß blieben sie heiß und Essen konnte in verschiedene Ecken für unterschiedliche Temperaturen geschoben werden.

Der Heizkessel war aus echtem Kupfer und wurde nach Gebrauch geputzt und poliert bis man sein Gesicht darin sehen konnte. Ich hatte so einen Kupferkessel und sie sehen schön aus wenn sie poliert sind. Heutzutage werden sie von Händlern gekauft und sind ziemlich wertvoll. Ich hatte einen als ich Hausmagd war. Darin wurde Feuerholz aufbewahrt.
Meine Urgroßeltern waren landlose Bauern, die von einem großen Gut bei Shadoxhurst bei Woodchurch einen kleine Hof mieteten. Sie mussten sich scheinbar sehr vorsichtig verhalten und den Gutsbesitzer in keiner Weise gegen sich aufbringen.
Zu dieser Zeit arbeitete Mutter auf den Feldern; sie befreundete einen jungen Mann, den Neffen eines der Landbesitzer im Dorf. Es musste ein Geheimnis sein, obwohl ihre Brüder eingeweiht waren. Wie alle solche geheimen Stelldicheins wurde es entdeckt. Meine Mutter erfuhr davon als der Landbesitzer zu ihrer Großmutter kam und verlangte, dass deren Enkelin nie wieder mit seinem Neffen sprach. Als Mietsbäuerin war sie nicht in der Position abzulehnen. Ohnehin war sie schockiert, dass es "vor ihrer Nase" geschehen war, wie sie sagte.
Bevor meine Mutter wusste was geschah wurde der junge Mann nach Rhodesien geschickt, während Mutter die Suppe auslöffeln und schließlich zugeben musste, dass sie schwanger war. Mutter sagte immer der Mann hätte sie wie versprochen geheiratet, aber ich bin mir nicht so sicher. Ich werde nie etwas anderes als Verachtung für meinen Vater übrig haben. Ich war einer der von meiner Illegitimät am meisten verletzten Menschen. Meine Urgroßmutter war außer sich. Es brachte Schande für das ganze Haus. Sie sagte, dass sie ihren Kopf vor Scham einzog wenn sie einen Bekannten traf. Ohne Zweifel tat sie dass, aber die Tatsache ist, dass sie ihre Tochter selbst weggeschickt hatte um mit einem Mann zu wohnen, seine Brut zu pflegen, im vollen Bewusstsein, dass der Mann drei Kinder und nur zwei Schlafzimmer hatte.
Ich denke viel dieser gerechten Empörung war schiere Heuchelei und ein Deckmantel ihrer eigenen Schuld in dieser ganzen traurigen Angelegenheit. Als Mutter sichtbarer schwanger wurde, wurde sie weggeschickt und sollte nicht wieder kommen. Das klingt heute furchtbar, wo die meisten Mütter ihrem Mädchen in so einem Fall beistehen würden. Damals kam so etwas häufig vor. Ich erinnere mich sogar wie eine Mitschülerin eines nachts rausgeworfen wurde und um zweiundzwanzig Uhr zur Union gehen musste. Die Eltern gaben später nach und nahmen sie wieder auf. Das Baby verschwand.  Man sagte sie wäre an eine kinderlose Verwandte gegangen.

Mutter musste den langen Weg von Shadoxhurst zur Union in Tenterden gehen. Ich kann mir vorstellen welchen Aufruhr sie gefühlt haben muss als sie da lief, von jedem verstoßen, verachtet von denen die ihr hätten Mitleid zeigen können. Mutter sagte sie wollte den nächsten Teich suchen und es alles beenden. Je näher sie kam desto schlimmer fühlte sie sich. Sie dachte mit Schrecken was mit ihr geschehen würde. Ich selbst wache manchmal mit dem Gefühl auf, dass etwas schreckliches passieren wird. Es geschieht nie und jetzt nehme ich es gelassen, aber ich bin mir sicher es ist ein Erbe dieses Gangs, den meine arme Mutter an jenem Tag nach Tenterden machen musste.

Im Arbeitshaus arbeitete Mutter bis ich geboren wurde und durfte mich danach zum Füttern sehen. Ansonsten war ich in der Krippe mit Fan. Als ich älter wurde durfte Mutter mich nur einmal pro Woche sehen, aber ich erinnere mich nicht daran. Als der Sommer kam brauchte Urgroßmutter Mutter als Hilfe auf dem Hof weil einer der Brüder weggezogen war um als Stallbursche zu arbeiten. Mutter durfte dafür raus wenn sie mich mitnahm. Natürlich erinnere ich mich an nichts, nur daran, was ich aus Gesprächen mit meiner Mutter erfuhr.

Sobald die Ernte eingeholt war, wurde Mutter zurück ins Arbeitshaus geschickt. Im nächsten Jahr war es das gleiche und im nächsten, aber am Ende jener Saison bekam Mutter eine Stelle als Bedienstete am College in Wye. Ich blieb dieses Mal bei meiner Uroma. Mutter ging es dort gut und sparte eine ganze Menge Geld, das sie ihrer Großmutter für meinen Unterhalt gab. Arme Frau, sie konnte nicht gewinnen. Dort am College verstand sie sich gut mit einem Schüler. Sie hätte ihre Lektion beim letzten Mal gelernt haben sollen, aber ich vermute ein wenig Freundlichkeit ließ sie vergessen, dass der andere Mann sie im Stich gelassen hatte. Die Tatsache blieb, dass sie wieder schwanger war und der Schüler verschwunden.
Es war wieder die gleiche traurige Geschichte und sie blieb in der Union bis sie achtundsechzig war, als ich sie zu mir nehmen durfte. Ich hatte versucht sie zu mir zu holen sobald ich genug Platz für sie hatte, aber der Pflegerat erlaubte es mir nie. Als sie endlich kam war es zu spät. Da war sie schon institutionalisiert und in all den siebzehn Jahren, die ich sie bei mir hatte war sie niemals wirklich entspannt mit mir und behandelte mich als eine Art Autorität über sie.

Montag, 24. September 2018

Das Armenhaus und der Weald - Kapitel 1

Vor etwa vier Jahren habe ich die Autobiografie von Ellies Uroma gelesen. Über einige Gespräche nach der Beerdigung ihrer Oma habe ich begonnen, sie nach und nach zu übersetzen. Wird lange dauern - ich veröffentliche Kapitel für Kapitel.

Dorothy Hatcher
Das Armenhaus und der Weald*
Meresborough Books, 1988

Weald: Eigenname einer Hügellandschaft im Südosten Englands

Kapitel 1 - Das Armenhaus
Ich werde mich immer an Fan erinnern, eine kleine weise alte Frau mit einem Haarknäuel am Hinterkopf. Fan kümmerte sich um uns im damaligen Krippenteil des alten Armenhauses** von Tenterden. Ich bin mir sicher sie mochte uns auf ihre Art, musste aber Anweisungen befolgen die Kinder ruhig und artig zu halten. An der Wand war eine Notiz, die die Regeln der Kinderabteilung festlegte, wie ich später erfuhrt. Ich fand ihre Weise sich um die Kinder zu kümmern sehr anders als meine für meine Kinder später in meinem Leben.
**wörtlich übersetzt "Arbeitshaus" - Arme durften dort wohnen, mussten aber hart arbeiten. Im Deutschen klingt "Arbeitshaus" nicht.

Morgens aßen wir zuerst Frühstück; Haferbrei, Brot und Margarine. Ich erinnere mich nicht viel an die anderen Mahlzeiten. An das Frühstück erinnere ich mich wegen dem, was direkt darauf folgte. Jedes kleine Kind wurde aufs Töpfchen gesetzt und musste dort bleiben bis es seine Plicht getan hatte, und Wehe dem Kind das beim Morgenritual nichts vorzuweisen hatte - das hieß einen harten Klatsch auf den Hintern und ich erhielt oft diese Strafe.
In der Zwischenzeit bereiteten sich die älteren Kinder auf die Schule vor. Sie trugen alle die gleichen braunen Kleider, schwarze Mäntel und runde braune Hüte. Natürlich erinnere ich mich nicht an alles aus dieser Zeit, aber ich sah sie später vielmals. Eigentlich kann ich mich an überhaupt nicht viel aus dieser Zeit meines Lebens erinnern - ich war erst vier.
Ein Ereignis sticht jedoch heraus. Eines Tages wurde ich von Fan den Flur entlang zur Oberin genommen, was immer alarmierend war, denn das wurde als Bestrafung für jedes Missverhalten über uns gehalten. "Ich nehme Dich zur Oberin", sagte Fan an jenem Morgen, sodass ich etwas beunruhigt mit Fan ging. Sie hatte mit keinem Wort erwähnt, warum wir zu ihr gingen und natürlich befürchtete ich das Schlimmste. Aber als wir ankamen, lächelte die Oberin und sagte "Weißt Du, welcher Tag heute ist?" Natürlich wusste ich das nicht. "Dein Geburtstag" sagte sie und gab mir eine schöne Puppe. Sie hatte schöne Lockenhaare und braune Augen. Ich hatte so etwas nie zuvor gehabt. Ich hatte so etwas noch nichtmal gesehen. Ich erinnere mich, wie ich sie an mich drückte als ich vor der Oberin stand und sie weiter sagte, was sie zu sagen hatte.  "Du bist jetzt vier Jahre alt", sagte sie. "Alt genug "nach draußen" geschickt zu werden." Das meiste ihrer Rede ging über meinen Kopf hinaus, aber ich wusste, dass Leute zur Tür der Krippe kamen und sich ein oder zwei Kinder ansahen und ein paar Tage später wurden die zum Zimmer der Oberin genommen und nie wieder gesehen.

Fan und ich gingen zurück in den Tagesraum wo sie sogleich meine schöne Puppe wegnahm und im Schrank einschloss, "damit sie sauber bleibt" sagte sie. I sie nie wieder und fand später heraus, dass sie der Reihe nach für jedes kleine Mädchen benutzt wurde; die Jungen hatten ein ihnen entsprechendes Spielzeug. Ich erinnere mich nicht meine Mutter je gesehen zu haben, aber das muss passiert sein, da die Regel war, dass alle "Insassen" erlaubt sein sollten ihre Kinder zu sehen, wenn welche im Haus lebten. Samstag waren Besuche erlaubt.

Eines Tages zog mir Fan meine saubere Schürze an und ich wurde zur Tür genommen, damit mich eine Frau sehen konnte, aber sie wählte das andere Mädchen und ich wurde wieder zurück in Krippe genommen. Das passierte noch einige Male bis ich eines Tages einem Mann und einer Frau vorgeführt wurde. Sie standen an der Tür und Fan sagte "Wir finden kein Haus die hier - sie ist so hässlich." Naja, ich habe nie über mein Aussehen nach Hause schreiben können und scheinbar war ich zu dieser Zeit richtiggehend hässlich. Die Frau und der Herr sahen sich aber uns beide an - ein anderes Mädchen war neben mir auch dabei - und wählten sofort mich aus. Dann ging ich nach oben zur Oberin, die sagte sie freute sich endlich ein Heim für mich gefunden zu haben.

Ich bekam einen neuen Satz Kleidung, jeweils zwei Stück, und ein paar Tage später wurde ich von meiner neuen Mutter abgeholt. Mir wurde gesagt Acht zu geben ein artiges Mädchen zu sein, sonst würde sie mich zurück bringen. Ich saß in einem Kinderwagen und wurde zu ihrem Haus in Smallhythe*** gebracht.
***5km von St. Michaels wo Ellie aufwuchs, und 13km von Cranbrook, wo der Rest der Familie wohnt und wir zur Beerdigung ihrer Oma waren)

Sie erzählten mir später, dass sie mich auswählten, mein Gesicht allein aus Augen und Nase zu bestehen schien und ich so ein lustiges kleines Dinge gewesen war. Sie waren sich sicher, dass sie genau so jemanden wie mich brauchten um ihr Heim zu einer vollständigen Familie zu machen.
Später erfuhr ich, dass das Paar gerade geheiratet hatte. Es war 1909. "Tante Bea", wie ich sie nennen würde, hatte ihr ganzen Leben als Krankenpflegerin gearbeitet. Sie zog einen Monat vor der Geburt eines Kindes in ein Haus und blieb einen Monat nach der Geburt. Ich hörte viele Geschichten, in welchen schönen Häusern sie gewohnt hatte und wo sie, als Pflegerin, von den Dienern bedient wurde und selbst keine Hausarbeiten machte. In der Folge wurde sie in ihrem eigenen Haus sehr unordentlich und schien immer in einem Durcheinander zu stecken.
Onkel Ambrose war ein viel älterer Mann, mindestens dreißig Jahre älter als seine Frau. Es war wirklich eine Komfortehe, denn beide brauchten Gesellschaft und keiner hätte im Traum daran gedacht außerehelich zusammenzuwohnen, also heirateten sie und entschieden sich ein Kind aufzunehmen, um es eine Familie zu machen.
Ich liebte dieses Paar bald und sie waren, für mich, meine Eltern. Onkel war ein alter Mann mit rosigen Wangen und Schnurrbart, der früher ein Ochsenführer in Sussex gewesen war. Still und immer sanft was auch immer ich tat hob er kein einziges Mal die Hand gegen mich und ich weiß dass ich es manchmal verdient hätte. Er hätte mit seinen rosigen Wangen und seinem buschigen Bart einen tollen Weihnachtsmann abgegeben.
Tante Bea war viel jünger, aber trotzdem recht alt um die Verantwortung für ein Kind wie mich zu übernehmen. Es kann nicht einfach für sie gewesen sein. Sie glich jeden Mangel mit ihrer großen Liebe für mich aus. Als ich älter wurde, verstand ich, dass sie von anderen als exzentrisch betrachtet wurde und das war sicherlich der Fall, aber sie zeigte mir zum ersten Mal in meinem Leben Liebe, eine Liebe, die ein ganzes Leben lang anhielt. Beide standen durch alle Geschehnisse meines späteren Lebens hinter mir - für mich waren sie immer meine Eltern.

Sonntag, 23. September 2018

Alte Knochen in Lyme Regis

Um den 22. September sind Ellie und ich auf einen weiteren Wochenendausflug gefahren. Dieses Format gefällt uns mehr und mehr, da es wenig Planung erfordert und Buddha nicht lange allein ist. Dieses Mal ging es nach Lyme Regis, einen relativ kleinen Hafenort in den Klippen an der Südküste der Grafschaft Dorset, drei Autostunden westlich von Portsmouth. Der Ort fällt die steilen Hügel zum Meer hinab; wir hatten eine Wohnung ganz oben. Am Abend unserer Ankunft hatten wir noch Zeit den kleinen Fluss und diverse hübsche, teure alte Häuschen entlang direkt in den Hafen zu laufen. Das war von der Aussicht her schon die schönste Zeit, denn das restliche Wochenende würde es regnen. Das Städtchen selbst ist historisch und hat viele schöne Gassen, aber der eigentliche Trumpf ist das Meer. Man hat eine tolle Blick auf die Steilküste, nach Osten hin bis zur Insel Portland gegenüber des Ortes Weymouth, wo ich vor einigen Jahren mit Mathieu gewesen war. Der Hafen von Lyme Regis ist bekannt für seine Seemauer, den Cobb, der ins tiefe Wasser ragt und eine ruhige Ankerzone ermöglicht, früher für diversen Fracthverkehr, heute für Fischer- und Freizeitboote. Wir sind bis fast zur Spitze gelaufen, wo bei starkem Wind die Wellen anklatschen, während darüber der Vollmond aufging. Bei Dunkelheit haben wir einen ruhigen Tisch in einem Cafe direkt am Meer gefunden; ein Vorteil der Nebensaison.

Samstag hat es fast durchgehend geregnet, aber das war ok. Seine eigentliche Berühmtheit hat Lyme Regis nämlich durch die unzähligen Fossilien erhalten, die bis heute oft an der erodierenden Küste gefunden werden. Hier wurde Paläontologie praktisch geboren, insbesondere durch die heute erst richtig anerkannte Mary Anning. Das war ein armes Mädchen, dass Fossilien an die gnändigen Herrschaften verkaufte und dadurch zur ersten Expertin wurde, durchaus schon zu Lebzeiten anerkannt. Die ganze Stadt ist voller Fossilienläden und auch das Stadtmuseum konzentriert sich auf sie. Als Beispiel für den Fundreichtum: das Lokalmuseum eines Ortes von der Größe Templins hat an der Wand mehrere fast vollständige Skelette großer Dinosaurier hängen. Insbesondere Ichtyosaurier, der von Mary Anning hier zuerst gefunden und identifiziert worden war.
Am Nachmittag sind wir noch in ein zweites, privates Fossilienmuseum gegangen. Das wird von einem Paläontologen und seiner Frau geführt, ist ganz traditionell ein Riesenschaukasten aller seiner Funde, mit selbstgeschriebenen Erklärungen, und hat uns beiden ganz besonders gefallen, nachdem wir es zuerst für altmodisch und amateurhat gehalten hatten. Ich hätte in beiden Museen stundenlang bleiben können, dann ein Buch drüber lesen und damit wieder zurückkommen.
Vor, zwischen und nach den Museen haben wir fleißig Geld ausgegeben. Unter anderem für guten Wein aus einem Laden von Vertretern der Mittelklasse. Auf deren Empfehlung sind wir ganz zum Schluss noch italienisch Essen gegangen; man gönnt sich ja sonst nichts. Dabei haben wir noch gelernt: ein paar Kilometer vor der Küste leben Delfine. 1998 sind die einmal bis in den Hafen gekommen. 
Auf dem Landweg zum Hafen


Blick nach Osten
Die Strandpromenade bis zum Hafen


Im Hafen liegt auch irgendwo das Fischerboot unserer Gastgeber




Der Ort von der Hafenmauer aus gesehen
Nachmittags sind wir durch Zufall noch Zeugen einer Parade des lokalen Armeeregiments geworden. Ich werde mich mein Lebtag nie wirklich daran gewöhnen.

Montag, 17. September 2018

Programmansage

Mitte September bin in zur jährlichen Konferenz der britischen Gesellschaft für Bevölkerungsstudien gefahren. Während sie prinzipiell in verschiedenen Orten stattfindet, ist sie alle zwei Jahre an der Universität Winchester. Unter anderem, weil das nah an unserem Büro ist, wo die wichtigsten demografischen Statistiken hergestellt werden. Es macht also Sinn möglichst viele von uns dabei zu haben. Ich war zum dritten Mal da und hatte gleich zwei Vorträge. Einer davon betraf ein Projekt, dass ich seit Ende letzten Jahres halb privat führe und eine Vorstellung wert ist, weil es ein Faktor in meiner Zeitnot ist und einige Frustration mit meiner Arbeit illustriert.

Mein Programm
Als Statistiker mögen wir empirische Beweise. Unter anderem hätten wir gerne konkrete Belege, ob unsere Daten wirklich Einfluss auf Entscheidungen haben, insbesondere in Verwaltung und Politik. Aber während wir jeden Morgen eine Zusammenfassung von Nutzung oder Erwähnung in der Presse erhalten, gibt es nichts vergleichbares für tatsächliche Entscheidungen. Andererseits veröffentlichen die Ministerien und Ämter ihre politischen oder Forschungsberichte auf einer zentralen Webseite. Darin zitieren sie die konkreten Datensätze, die sie benutzen. Ich habe darum ein Programm geschrieben, was diese Berichte öffnet, nach Datensatznamen durchsucht und jeden Treffer zusammen mit dem Namen des Ministeriums, dem Veröffentlichungsdatum und dem Dokumententyp aufzeichnet. Damit kann man verfolgen, ob ein Datensatz benutzt wird, wenn ja von wem, zu welchem Zweck und ob die Nutzung zeitlich zu- oder abnimmt.
Mir wurde für diese Idee etwas Zeit in einem informellen Projekt gegeben, aber den Großteil der Arbeit habe ich zu Hause aus eigenem Interesse gemacht. Das Programm zum Beispiel habe ich vor allem letztes Jahr über Weihnachten geschrieben.
Meine Vorstellung war, dass sowohl unteres als auch oberstes Management das als Leistungsbeweis benutzen können, oder zumindest konkrete Beispiele haben, wofür die Daten nun im Einzelnen benutzt werden. Ich habe aber nur wenig Interesse gesehen. Ein Grund dafür ist vermutlich, dass man auf höheren Stellen weniger Zeit hat, diese Daten auszuwerten. Darum habe ich ein zweites Programm geschrieben, mit dem man im Internet grundlegende Analyse mit ein paar Mausklicks machen kann. Das habe ich auf der Konferenz vorgestellt und dort großes Interesse gefunden. Diese Woche habe ich diese Seite mit Kollegen geteilt.
Da alle Daten öffentlich zugänglich sind, kann sich auch jeder diese Webseite angucken. Oben kann man einen Datensatz auswählen (ich selbst arbeite an den Estimates of the Very Old) und die ersten drei Graphen zeigen dann Nutzung nach Jahren, Veröffentlichungsdatum und Ministerium. Ganz unten kann man umgekehrt ein Ministerium auswählen und dann sehen, welche Datensätze es benutzt.

Ich persönlich vertrete stark die Meinung, dass jeder Analyst heutzutage programmieren können sollte. Außerdem sollten wir alle die diversen kleinen und großen Hilfswerkzeuge kennen, die überall und gratis und in ständig neuer Form verfügbar sind. In den letzten Monaten war ich zunehmend frustriert, weil es so schwierig ist die Zeit zu finden auf dem laufenden zu bleiben, geschweige denn erstmal auf das Laufende zu kommen.

Der Sankt-Katharinen-Hügel
Im Anschluss an die Konferenz konnte ich übrigens noch den Katharinenhügel in Winchester besuchen. Das ist eine prominente Erhebung am Stadtrand, direkt gegenüber des Heiligkreuzspitals, wo ich schon mehrmals gewesen war. Auf einem Besuch im letzten Jahr hatte der Hügel mit seinem kleinen Buchenhain wie ein Steinzeitheiligtum ausgesehen - und in der Tat war es damals eine befestigte Siedlung. Die Normannen bauten später eine Kapelle zwischen diesen Buchen.


Das Heiligkreuzspital vom Hügel aus gesehen.

Auto immobil

Anfang September war Ellies Oma väterlicherseits gestorben. Am 14. September waren wir daher zu meiner ersten Beerdigung nach Kent geladen. Wir blieben drei Nächte bei Ellies Schwester in Canterbury, mussten aber zum Krematorium nach Tunbridge Wells, 80 Minuten Fahrt entfernt. Als erstes sprang unser Auto nicht an. Nach drei Stunden Fahrt am Vortag war die Batterie über Nacht spontan gestorben. Dann fanden wir heraus, dass das Auto der Schwester einen Platten hatte. Also konnten wir nicht fahren.

Starthilfe
Wir hatten Glück im Unglück und der britische ADAC kam fast sofot und verkaufte uns eine neue Batterie. Zwar war es da schon zu spät für die Beerdigung, aber Ellies Vater war trotz Sorgen der Schwestern nicht böse. Wir fuhren zum traditionellen Pubfamilientreffen, im kleinen Ort Cranbrook, wo praktisch die ganze Familie herkommt. Alle Großeltern wohnten oder wohnen da. Vater Howlett lebt dort, Mutter Howlett im Nachbarort. Das hatte mir Ellie vermutlich fünf Jahre lang erzählt, aber so wirklich habe ich das erst vor Ort registriert. Und das Städtchen ist richtig hübsch, wie viele in Kent; an sich wie in der Uckermark. Zum Glück erzählen Ellie und ihre Schwester immer wieder vom wirklichen Alltag dort.

Familienfeier
Neben der Trauer um ihre Oma hatten sich beide Schwestern in typischer Familienmanier etwas vor der Feier gefürchtet. Ich dagegen vermutete zu Recht, dass das alles ganz nett werden würde und habe mit meinem kontinentalen sozialen Charm und Interesse an den Leuten und ihrem Leben einen super Eindruck gemacht. Besonders interessant fand ich Fotos aus dem Leben der Oma, mit einigen aus den Dreißigern und Vierzigern, mit Szenen aus dem Alltag einer Arbeiterfamilie in einer Hopfenregion. Später brach ein Onkel zusammen und kam ins Krankenhaus. Aber zum Glück war eine ausgebildete Ersthelferin unter den Gästen und auf dem Weg in den Krankenwagen machte er gute britische Witze über sein Herz, sodass alle wieder guter Stimmung sein durften. Insbesondere Ellies Vater hat sich sichtlich gefreut, beide Töchter zusammen zu sehen. Die Schwester trifft sich, bisher jedenfalls, ungern mit der Frau des Vaters, was zusammen mit den weit auseinander liegenden Wohnorten gemeinsame Treffen schwer macht. Nach der Feier trafen wir zu dritt noch Ellies Mutter, und ich hatte auch etwas Zeit allein durch den Ort zu wandern und die Kirche zu besichtigen. Bin jetzt bereit Ellie dieses Wissen ungefragt weiterzugeben.

Burg Walmer
Samstag sind wir drei zur Burg Walmer an der Westküste gefahren. Das liegt an der engsten Stelle des Ärmelkanals, wo man tatsächlich die französische Küste sehen kann. Deshalb wurde es zusammen mit anderen Befestigungen gebaut, um die Katholiken von der Insel fernzuhalten, nachdem Heinrich VIII. sich losgesagt hatte. Als Küstenfestung sieht die Burg sehr ähnlich aus wie die in Southsea, also ziemlich klein, rund und unspektakulär, hat aber tolle Blicke über das Meer und sehr schöne Gärten. Man könnte auch in die Geschichte der sogenannten Cinque Portes, also der Fünf Häfen abgleiten, einer Art lokaler Hanse mit vorübergehend großer Macht.

Abtei St. Augustin
Bevor wir Sonntag abfuhren, sind wir auf meinen Wunsch nochmal durch Canterbury gelaufen. Vielleicht lag es an der wunderschönen Herbstsonne, dass mir die Stadt noch nie soviel Spaß gemacht hat. Vielleicht auch weil mir die Altsadt inzwischen recht vertraut ist und etwas Torun erinnert. Jedenfalls wollte ich die Ruine der Abtei St. Augustin am Rand der Altstadt sehen. Einmal, weil dort dort im 6. Jahrhundert die allererste christliche Mission aus Rom siedelte und von dort die gesamte Christianisierung England ausging (zumindest die römisch-katholische), diverse Heilige da durchkamen und es natürlich zur berühmten Kathedrale von Winchester gehörte. Zum zweiten, weil man schließlich nach und nach alle Monumente einer Stadt ansehen muss, wenn man schon die Zeit hat. Weder Ellie noch ihre Schwester waren je da gewesen und beide mussten zugeben, dass es viel besser war als erwartet.

Am Ende des Wochenendes hatte ich weiterhin keine Beerdigung gesehen und das kann auch eine ganze Weile so bleiben. Aber ich komme inzwischen gerne nach Canterbury. Nicht nur ist Kent ein schönes Land, ich mag es auch, morgens und abends vor dem Haus zu sitzen und dem Wind durch die Felder zuzusehen, bis die anderen in die Puschen kommen. Man hat ja sonst nie Zeit.

Burg Walmer und Gärten.

Canterbury in der Herbstsonne

Schwestern in Abteiruinen

Ellie klettert auf die Abtei

Montag, 10. September 2018

Letzte Sommertage

Im August und September war die Arbeit größtenteils frustrierend und langweilig, während sämtliche Fortbildungsbestrebungen immer weiter aufgeschoben wurden. In den letzten Tageb aber ich habe ein für mich persönlich sehr wichtiges Projekt umgesetzt, das ich Mittwoch auf einer Konferenz vorstellen werde.
Dafür habe ich auch viel Freizeit investiert. Jetzt kann ich endlich wieder schreiben.

Spiele in Portsmouth
Am 18. August bin ich das erste Mal auf eine Spielemesse gegangen. Im großen Saal der Stadthalle konnte man den ganzen Tag Gesellschaftsspiele und alte Videospiele spielen. Das wurde in Portsmouth zum ersten Mal organisiert und ich hatte große Lust, einmal ganz viel Zeit und Mitspieler für längere Spiele zu haben. Man konnte Spiele kaufen, aber es gab auch einfach eine Bibliothek, aus der man sich Spiele nehmen konnte. So konnte ich endlich mal viele Titel ausprobieren, von denen ich sonst nur viel höre. Gefehlt hat ein System, Leute zusammen zu führen - ich war alleine gekommen und wollte mich Spielen anschließen, während andere sicherlich Mitspieler suchten, aber es war nicht einfach sich zu finden. Erst als ich später Bekannte traf, legten wir richtig los. Großer Spaß.

Wespen im Wald
Sonst spiele ich jeden Donnerstag mit Freunden, wo wir aber nicht soviel Zeit haben. Dafür teilen wir viele Interessen und tauschen gute Tips aus. Sie empfahlen mir ein Naturgebiet namens Kingley Vale nordöstlich von hier, und direkt nördlich des kleinen Ortes Bosham, wo ich die Woche zuvor radeln und auf einer Bootstour gewesen war. Dort zieht sich viel Wald über eine lange Anhöhe hin und man Stunden laufen. Man hat einige ganz tolle Blicke aufs Meer und die Kathedrale von Chichester, aber für Ellie ist das alles nichts. Einmal gab es keine Toiletten und dann wurde sie noch von einer Wespe gestochen, natürlich an der vom Auto am weitesten entfernten Stelle des Weges, während wir einen steilen Abhang runterrutschten.
Trotzdem haben wir es später noch nach Bosham geschafft. Dort habe ich Ellie an den teuren Häusern vorbei gefahren und gelernt, dass Häusergucken für sie Unterhaltung genug ist.

Boote in Bursledon
Anfang September habe ich Ellie Alt Bursledon gezeigt. Den alten und schönen Teil dieses Ortes am Fluss Hamble zwischen Portsmouth und Southampton hatte ich mit Mutti entdeckt. Auch dort gibt es schöne teure Häuser, die Ellie vermutlich gefallen würden. Vor allem aber haben wir zufällig die jährlich Regatta eines (der vielen) lokalen Bootsclubs mitbekommen. Das hat uns beiden sehr gefallen: für mich waren Regattas immer reiche Leute mit teuren Booten. Aber hier wurden einfach kurze Rennen für verschiedene Bootstypen auf dem Fluss veranstaltet, von Schlauchbooten über Kajaks und sogar einfach Schwimmen für Kinder. Und abends gab es Feuerwerk. Am besten war ein Karneval - Familien hatten Flöße zum Thema "Australien" gebaut. Wie Festwagen zum Karneval. Zwei schwimmende Grills waren darunter, ein Sträflingsschiff und ein Cricket-Feld. Ganz besonders hat mir gefallen, wieviele Kinder dort ganz selbstbewusst rumgepaddelt sind.

Boote in Chichester
Am Tag darauf bin ich mit meinen Spielefreunden auf dem Kanal von Chichester selbst Boot gefahren. Ich im Kajak, sie mit ihrer kleinen Tochter im Ruderboot. Ich habe gelernt, dass das Doppelkajak allein eigentlich noch mehr Spaß macht. Schneller und einfacher zu steuern. Während die anderen relativ früh umgekehrt sind, hat es mir richtig Spaß gemacht, etwas alleine weiterzufahren, leise an Enten ranzukommen und den Wind in den Bäumen zu hören. Im Anschluss sind wir dann noch einmal nach Bosham gefahren.

Blick vom Kingley Vale nach Süden zum Meer

Die Regatta in Bursledon. Wer sieht die Oper von Sydney?

Blick von Bursledon auf den Fluss und das Meer




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Ein Foto von einem kürzlichen Spieleabend. Wir bauen Eisenbahnen durch Europa. Die roten Waggons sind meine! Am Ende hat meine Verbindung von Lissabon bis nach Kharkov gewonnen.
Spieleabend - Tomas hat verloren

Am Wochenende darauf - Kajak auf dem Kanal von Chichester
Nachtrag - dieser Zufallsschnappschuss von der Tangoshow wurde mir erst letztens gegeben