Mittwoch, 7. August 2013

Die zweite Julihälfte war eine schwierige für alle regulären Freizeitaktivitäten, da ich stark beschäftigt war, die Reisen nach Skandinavien, Deutschland sowie meine erste (noch deutsche) Steuererklärung zu organisieren. Jetzt sind Fahrkarten und Übernachtungen organisiert, am Samstag geht es nach Stockholm, und aus den nächsten vier Wochen werde ich drei auf Reisen sein. Vorher will ich daher noch das Tagebuch aktualisieren.

Wenn ich freie Zeit hatte, habe ich weder singen geübt noch gelesen, sondern habe natürlich immer die viel beklagte Hitzewelle genossen. Mit Ausnahme des letzten Sommers habe ich wohl selten so aktiv gelebt. Jeden Abend nach der Arbeit geht es Schwimmen, und zum ersten Mal im Leben finde ich das sogar unter sportlichem Gesichtspunkt angenehm. Wenn die Sonne den ganzen Tag geschienen hat und es noch richtig warm ist, liegt der Strand noch voller Menschen. Wenn nicht, ist man fast alleine und hat die Sonne auf dem Wasser auf Augenhöhe, und auf dem Rückweg leuchtet sie noch einmal die Blüten im Rosengarten aus. Oft kommt Mathieu mit und dann gehen wir noch in einen Pub oder kochen. Mein Haar durfte lange nicht mehr so lang wachsen, weil es vom Meerwasser gebleicht auch so gut aussieht. Und sogar bei einer guten Brise ist es noch tief entspannend, nach dem Schwimmen am Wasser zu liegen, den Wellen zuzusehen und der ewigen Brandung zuzuhören.

Einen Freitag war ich mit Cristina in Winchester tanzen. Das hat leider enttäuscht, da keine von mir beherrschte oder auch nur tolerierte Musik gespielt wurde. Auf dem Rückweg am nächsten Tag habe ich wieder in der Burg Portchester halt gemacht, wo ich lernte, dass ich seit einem Jahr Unsinn erzähle: die Kirche dort ist nicht angelsächsisch, sondern normannisch! Auch konnte ich spontan einen weiteren Punkt auf der Liste abhaken und bin auf den großen Hügel nördlich von Portsmouth gefahren. Von dort hat man wirklich einen großartigen Blick, der einzige Ort, von dem man mit eigenen Augen sieht, dass Portsmouth eine Insel ist, die zwischen zwei weiteren Ausbuchtungen liegt, und auch die Isle of Wight kann man nur hier von einem Ende zum anderen sehen, während vor ihr die Queen Mary 2 vorbeifuhr.
Ein anderes Mal habe ich den Tag der offenen Tür in Cristinas Kanuverein besucht. Da konnten wir gratis den Fluss Hamble befahren, samt intensiver Ausbildung. Das war natürlich fast wie damals 2006 auf dem Bug, insbesondere als ich ein Kanu allein staken konnte.
Sonntags ging es immer zum Konzert am Meer. Einmal kamen dazu fünf Portugiesen um unsere Bekannte Carla, mit der wir bereits in Brighton und Salisbury gewesen waren. Einmal mehr tanzten wir uns in sengender Sonne die Hacken ab zu sehr tanzbarem Elektroswing. Zu schade, dass ich danach nur noch zwei Konzerte miterleben konnte, bevor ich alle Augustwochenenden der restlichen Saison weg bin. Anschließend sind wir alle schwimmen gegangen und noch durch den Rosengarten, der zwar seine Blüten langsam schon wieder verliert, aber ein allgemein geschätzter Ort von Ruhe und Eintracht ist. An einem sonnigen Abend haben wir auch einen meiner Tanzkurse an den Konzertstand am Meer verlegt.

Wenn ich zurückkomme, wird es langsam wieder Herbst werden und ein langer Winter wird zwischen uns und dem nächsten Sommer stehen, bevor Portsmouth von einer mittelmäßigen Stadt zum besten Ort der Welt wird. Wie im Frühling erahnt war der Sommer viel zu kurz. Viele Pläne sind ein weiteres Mal liegen geblieben – aber ich bin auch schnell gelernt, wie wenig sie einen interessieren, wenn man auch jeden Tag einfach ans Meer kann. Und so wie der Sommer mit der Pause einiger meiner Hobbies mehr Zeit zu versprechen schien, so freut sich ein Teil von mir auf sein Ende, wenn man nicht mehr so zerrissen wird von den endlosen Angeboten und Möglichkeiten.
Tanzstunde am Meer. Mein Wuschelkopf hinten Mitte links. Die beiden Lehrer rechts daneben.