Sonntag, 27. November 2022

Farben froh

In den letzten Wochen haben wir das Herbstwetter nochmal genutzt.

Vor zwei Wochen zum Beispiel sind wir ins Umweltzentrum gefahren. Otto und ich haben Ellie die Stelle im Wald gezeigt, wo wir momentan Mittwoch vormittags zur "Waldschule" gehen. Ursprünglich sollte das einfach einem Stadtkind die Natur etwas näher bringen. Und es schlägt auch erstaunlich gut an, inklusive Singen und Geschichten zuhören. Aber auch ich selbst atme auf, wenn wir zwischen den Buchen sitzen.

Tags drauf sind wir wieder einmal in den Apfelgärten meiner Tango-Genossen gefahren. Diesmal haben wir drei große Tüten mitgenommen, und einen Strauß Petersilie. Auch dort ist der Herbst wunderbar, mit dem schönen Blick über die Felder auf die Bäume am Alten Winchester Hügel. Besonders freut mich, dass auch Ellie sich in der Gesellschaft ihr bis vor kurzem Fremder wohlfühlt. Und unsere Gastgeben freuen sich auch, wenn wir kommen; insbesondere über Otto.

Einen anderen Tag sind wir in Petersfield um den Ententeich gelaufen. Anschließend hat Otto auf dem Spielplatz entdeckt, dass er Schrägen herabrollen kann.


Abnutzung

Otto hustet seit inzwischen einem Monat rum. Besonders abends im Bett. Hustet und hustet und hustet. Auch wenn es ihm aus irgendwelchen Gründen keine Schmerzen zu bereiten scheint, ist es für uns Eltern schwer zu ertragen. Wir vermuten inzwischen eine Bronchiolitis, offenbar eine Kinderkrankheit. Nach diesem Monat wurde es für einige Tage dann statt besser noch schlimmer. Ellie hat zwei Nächte praktisch nicht geschlafen. Offenbar hat er sich im Kindergarten einen separaten Husten dazu geholt. Irgendwann nach 21 Uhr kriegt er oft einen besonders schweren Anfall und wir müssen früh ins Bett. Da liegen Ellie und Otto dann die Nacht lang rum und schlafen nicht. Und ich liege nebenan und fühle mich hilflos und wütend.

Ellie geht es schon schlecht genug. Ihr ist hundeübel. An manchen Tagen hält sie nur ihre Härte gegen sich selbst am Laufen. Ich leide auch, weil ich dann eigentlich den Tag übernehmen will, mir aber nicht ständig frei nehmen kann.

Was dann auch mein Wohlbefinden beeinträchtigt. Es geht auf und ab, aber ich spüre den Stress. Besonders abends, wenn ein weiterer Tag einfach ohne Befriedigung endet. Wenn man den ganzen Tag lang darauf wartet, endlich Ruhe und Zeit zu haben, dann aber keins davon eintrifft. Der typische Abend ist zu kurz und zuviel muss reinkomprimiert werden. Endlich in Ruhe mit Ellie reden, aber auch endlich wichtige Aufgaben erledigen, aber gleichzeitig will man nach den Aufgaben des Tages auch endlich mal einfach Unterhaltung. Dann sehe ich, dass unser Familienleben auch bei bester Planung am Ende einfacher Arithmetik ausgeliefert ist: es gibt einfach zuviel zu tun und zu wenig Hände. Und an solchen Abenden fragt man sich, wie es denn mit zwei Kindern werden soll.


Otto Nachrichten

  • ein neues Gutenacht Spiel: wenn wir die Treppe hochgehen, rennt Otto erst nach rechts in Gästezimmer. Er kommt aber kichernd zurück, wenn Papa ankündigt eben selbst im Ottobett zu schlafen.
  • Otto macht große Fortschritte auf seinem Töpfchen. Er sagt ziemlich verlässlich rechtzeitig bescheid, wenn er muss. Ich bin überrascht, dass er das innerhalb weniger Wochen erlernt hat.
  • er übt die letzten zwei Wochen hüpfen und springen. Oft mit Froschlauten.
  • Sprachentwicklung: wenn wir im Auto das Lied von der Vogelhochzeit hören, kommentiert er, dass auch wir ja Mittwochs immer in den Wald fahren. Und er weiß, dass Papa des Müllers Lust teilt.
  • Auch benutzt er den Konjunktiv und "vielleicht", was mich überrascht.
  • er reagiert auf unsere Gefühle: wenn es Mami nicht gut geht, macht er sich große Sorgen und umarmt sie.
  • seine Kita Tage ändern sich und damit Ellies Arbeitstage. Er geht jetzt Mittwoch bis Freitag, d.h. so wie früher zur Tagesmutti. Das gefällt mir besser, weil er generell am glücklichsten ist, wenn er mehrere Tage bei uns ist.

Johannes Nachrichten

  • Diesen Montag musste ich zum ersten Mal seit fast drei Jahren ins Büro, um einen neuen Laptop abzuholen. Sogar in Deutschland war ich in dem Zeitraum häufiger. Wirkte auch gar nicht merkwürdig. Und es ist völlig leer. Ganze Räume sind verlassen und abgeschaltet. Offenbar bevorzugen die meisten wie ich zu Hause zu arbeiten. Lange möge das so bleiben.

  • An dem Tag habe ich auch gemerkt, welchen Unterschied ein paar Stunden weniger Bildschirm machen. Ich war abends richtig frisch.

  • letztens eine schöne Anekdote. Thomas, vor 10 Jahren auf der Isle of Wight und heute in Münster und taucht alle paar Jahre in meinem Leben auf, lud mich zu seinem 50. Geburtstag nächstes Jahr zum Wandern in Schottland ein. Wir mir zu dem Zeitpunkt unmöglich sein, aber der Modus der Einladung, mit fotokopierter Handschrift in Brief, hat mich so angesprochen, dass ich für die Antwort selbst mein bestes Briefpapier rausholte.

  • Lektüre: ich lese ob Erschöpfung stochastisch; etwas Wilhelm Busch, etwas Jane Austen, etwas Obama, etwas Geschichte, und den Anfang eines interessanten Buches über den polnisch-sowjetischen Krieg 1919-20 und die Bildung Zentraleuropas nach dem Ersten Weltkrieg.


Otto zeigt Mami wo er Mittwochs am Lagerfeuer singt

Wer unseren Garten erkennt der sieht, dass der letzte Sturm den besten Busch in der Ecke umgeweht hat. Das war der einzige Schatten im Sommer.

Mochi lässt Otto langsam an sich heran

Mittwoch, 9. November 2022

Neue Vorlieben

Otto war ein paar Tage krank mit Husten. Nichts großes, aber wir hatten sofort Schiss vor plötzlichen Krupp Anfällen.


Inzwischen wissen wir, dass Otto wirklich gerne in die Kita geht. Gleichzeitig findet er die Unterhaltung toll, zu der wir jeden Mittwoch in den Wald am Umweltzentrum fahren. Ich war wirklich überrascht, dass er das Vorlesen und das gemeinsame Singen am Ende nicht nur ertrug, sondern sich richtig gefreut hat. Mittwoch ist für ihn toll; er freut sich auf den Wald am Vormittag und auf die Kita danach. Schadet nicht, dass er dazwischen aus dem Cafe immer Kuchen kriegt.


Für mich ist der Vormittag auch wertvoll. Der Kontrast zwischen Schreibtischloch und den Stunden zwischen den Buchen tut mir sehr gut. Gerade im Moment genieße ich die Herbstfarben, und das vorwinterliche Gefühl in der Landschaft, gerade dort in den South Downs, wo man Blicke hat.


Otto Nachrichten

Otto lässt sich seit Neuesten gerne vorlesen. Besonders abends legt er sich dazu in sein kleines blaues Zelt im Wohnzimmer. Vielleicht, weil er etwas krank ist und ruhen will. Wobei das eine bisher nie zum anderen geführt hatte. Einmal hat er sogar auf dem Sofa gelegen und alleine durch ein Bilderbuch geblättert. Das macht mich sehr glücklich; ich wollte das schon lange machen, aber bisher hat er alle Versuche lautstark abgelehnt.

Otto hat seine volle Eloquenz gefunden. Er plappert los sobald er aufwacht ("steht der grüne Honda auf der Straße Mami?") und hört nicht auf bis er einschläft. Seit er das Wort "Warum" gelernt hat setzt er es rücksichtslos ein.


Johannes Nachrichten

Ich schreibe seit einem Monat erfolglos an Weihnachtskarten. Die Abende sind so kurz, man fühlt sich immer zerrissen etwas zu schaffen oder endlich mit Ellie zu sprechen wie normale Menschen. An Arbeitstagen ist man den ganzen Tag im gleichen Haus, aber in getrennten Leben.


Mit Klanghölzern im Liederkreis im Wald

Der kleine Lord lässt sich vorlesen