Freitag, 27. Dezember 2019

Weihnachten

Nun war also endlich Weihnachten. Ich bin dieses Jahr wieder nicht wirklich dazu gekommen, den Advent zu feiern wie ich es gerne hätte. Ich habe bis zum letzten Adventswochenende gearbeitet, und auch wenn es im Büro zunehmend frohsinniger wurde hatte man doch nicht wirklich Zeit zur nötigen Muße. Am 21. Dezember trafen wir uns mit Ellies Mutter und deren Mann nochmal in Chichester und besuchten spontan das Adventssingen in der Kathedrale, aber da war es schon so voll, dass wir nicht blieben.

Am Tag darauf kam uns zu Weihnachten Mutti besuchen. Wir haben sie vom und zum Flughafen gefahren und ihr unsere anglo-deutsche Tradition gezeigt: deutsch am Heiligabend, englisch am 1. Feiertag. Was auch zweimal Geschenke bedeutete: auf uns alle wartete am 25. morgens ein gefüllter Weihnachtsstrumpf.

Aber erstmal hat sie noch die Vorbereitungen mitbekommen. Da Ellie schon seit einer Woche frei gehabt hatte, war bereits viel erledigt gewesen, aber die stimmungsvolleren Aufgaben warteten noch, wie der Fleischer und Gemüsehändler, und ein Paket aus Rostock am Postamt. Dann haben zusammen wir Kartoffel- und Obstsalat gemacht.
Erst mit Mutti und Urlaub hier kam ich ein wenig in Festtagsstimmung auf. Morgens hat sie die Adventskerzen angezündet und Kaffee gemacht, wodurch es beim Aufstehen schon roch wie bei Oma am Sonntagmorgen.

Allein schon des Klimas wegen kann es hier ja nicht sein wie im deutschen Bilderbuch. Das Meer hält die Temperatur hoch und wir sind jeden Tag am Wasser spazieren gegangen. Als wir Heiligabend auf die Dunkelheit warteten, bließ noch ein starker Wind. Aber am 1. Feiertag, zwischen Strumpfentpackung und Mittagessen, schien die Sonne und schwieg der Wind, weshalb es richtig warm war. Menschen schwammen im Meer, das gerade am höchsten stand; einige tranken mit Neoprenanzug und Weihnachtsmütze in der Brandung Sekt. Bei Dunkelheit sind wir auch jeden Abend um die Häuser gezogen, damit Mutti englische Wohnzimmer und Weihnachtsbäume bewundern konnte.


Unter den Geschenken waren u.a. eine Lampe in Form und Relief des Mondes und das alte Buch Beim Weihnachtsmann. Von Ellie bekam ich einen Wochenendsausflug zum Ort Battle, wo die Schlacht von Hastings stattgefunden hat. Dort werden wir im Januar zwei Nächte auf einem Bauernhof wohnen und u.a. mit der Dampflok zur Wasserburg Bodiam fahren. Dort ist Ellie als Schülerin häufig gewesen, weil es nicht weit von ihrem Heimatort ist. Natürlich haben wir auch viele, viele Babysachen, -ausrüstung und -zuschüsse bekommen, darunter einen ganz erstaunlich wohlgewählter Strampler aus Rostock.


Wir sind auch zur Mitternachtsmesse gegangen, diesmal aber zu einer kleineren Kirche, die nicht so gut war wie im letzten Jahr.


Höhepunkt des 1. Feiertags, also der eigentlichen Weihnachten soweit es die Briten betrifft, war das Essen, was Ellie kulinarisch und didaktisch für Mutti vorbereitete. Im übrigen war ich richtig stolz, wie beide Deutsch und Englisch sprachen. Wie immer bleibt am Ende das Bedauern, dass solche Besuche nicht ganz informell und häufig stattfinden können.





Der Weihnachtsmann war da



Steife Brise auf dem Spaziergang vor der Bescherung


Wieder einmal steht mir ein Geschenk für Ellie besser.


Englisches Weihnachtsessen: Truthahn und Füllung, gebackene Kartoffeln, Pastinaken und Möhren, gekochter Rosenkohl und Maronen, Yorkshire Pudding, dazu das Weihnachts-Knallbonbon


Die Ansprache der Königin


Sektbaden am 1. Feiertag


Endlich Ausruhen: nach dem letzten Arbeitstag


Mit Kollegen habe ich auf dem Weg zur Arbeit morgens auf dem Hügel über Portsmouth Kaffee getrunken

Dienstag, 17. Dezember 2019

Unten stehe einige Eindrücke aus Deutschland. Erste Aufgabe nach meinem Rückflug war vier Tag später ein Chorkonzert. Wir haben in der katholischen Kathedrale CPE Bachs Magnificat gesungen. Im letzten Moment ist mir eingefallen, dass man dort ja per Webkamera mitgucken und -hören kann und zu meiner Freude haben das noch viele zu Hause getan. Vielleicht hat man die unnachgiebige Geschwindigkeit des letzten Satzes mitbekommen, wo wir alle tapfer durchgehalten haben, so dass unser Dirigent selbst am Ende Bravo sagte. Das war wahrscheinlich für lange Zeit mein letztes Konzert, dann das nächste ist Ende März, wo ich vermutlich etwas zu tun haben werde.
Eigentlich hätte ich ja gleich zwei Tage darauf am gleichen Ort im akademischen Adventsgottesdienst wohlbekannte alte Lieder hätten singen sollen, aber eine Stunde nach Bach lag ich im Bett und stand die nächsten zwei Tage nicht auf, womit ich es nur im Netz sehen konnte. So hart hat es mich seit Jahren nicht mehr umgehauen; Sonntag und Montag bin ich praktisch nur zwischen halbwach und Halbschlaf gedriftet und bekam fast kein Essen runter. Seit Mittwoch arbeite ich wieder. An dem Abend habe ich dann von Opas Tod erfahren.

Montag, den 16. Dezember, war Ellies Geburtstag. Am Vortag nahm ich sie dazu ins beste Restaurant der Stadt mit, was ganz unauffällig in einer kleinen Gasse nahe dem Meer liegt. Es war mir schon in den allerersten Tagen in Portsmouth aufgefallen, als erst mein Hostel und dann meine erste Wohnung um die Ecke lag. Draußen steht nur der Name "27" dran und trotzdem weiß man irgendwie sofort das drinnen ein gutes Restaurant ist. Jedenfalls habe ich es nie ausprobiert, da bot sich diese Gelegenheit an... schließlich ist Ellie Genießerin. Kurz gesagt ist es auch erste Klasse, und die Leute dazu freundlich - und unter den Kellnern sind zwei junge Schwestern aus Hamburg.
Den Montag habe ich mir freigenommen, um den Geburtstag zusammen zu verbringen und zum Weihnachtsmarkt in Winchester zu fahren. Mit der Weihnachtlichkeit ist es nämlich dieses Jahr wieder so mittelmäßig; ich bin froh, dass es in der Uckermark kalt und leise gewesen war und in Rostock der historische Weihnachtsmarkt. Wir waren schon auf dem Markt in Chichester gewesen, aber der von Winchester ist der schönste der Region und wie wir merkten, ist man da an einem Montag viel schneller durch als gewöhnlich am Wochenende.
Ellie hat seit dieser Woche schon bis in neue Jahr frei. Ich arbeite noch bis Freitag, dann besucht uns Ellie Mutter, dann kommt Mutti, dann ist Weihnachten. Und dann fliege ich bald schon wieder nach Deutschland, zur Beerdigung in Frankfurt am 17. Januar.

Eisern Union

1. Advent in Rostock


historischer Weihnachtsmarkt


Stadthafen Rostock

Von Oma für Otto



Nikolaikirche Rostock


Vor einigen Jahren in Frankfurt