Mittwoch, 17. Mai 2023

Otto die kleine Lokomotive

Heute sind wir mit Otto zu Thomas der kleinen Lokomotive gefahren. Thomas the Tank Engine, ist in anglophonen Ländern ein großes Ding. Er geht zurück auf Kinderbücher, ab 1945 von einem Pfarrer geschrieben. Erst 1984 wurden Trickfilme produziert (sehr liebenswert, und gelesen von Ringo Starr). Seitdem muss die große Popularisierung begonnen haben; jedenfalls ist das heutzutage die klassische Kindheitserfahrung vieler Leute hier. Während man Filme und Bücher problemlos bekommt, fand ich die Originale interessanterweise nirgends in den üblichen Bezugsquellen.

Nun gibt es die Wasserkresse-Linie, eine regionale Traditionsbahn, die etwa 45 Minuten Autofahrt von hier vier Bahnhöfe betreibt. War mir vor Kind immer zu weit und etwas zu teuer gewesen. Aber bekanntlich entdeckte oder entwickelte ich im Stress von Ottos ersten Monaten eine starke Nostalgie für Dampfzüge und wahrscheinlich generell "die gute alte Zeit"; potenziell aufgrund von Erinnerungen an die Harzquerbahn. Die Traditionsbahn von Tenterden im letzten Jahr konnte ich krankheitsbedingt nicht nutzen.

Aber nun verantstaltete die Wasserkresse-Linie einen "Tag mit Thomas" am Bahnhof von Ropley. Wir waren sehr positiv überrascht. Erwartet hatte ich einen überlaufenen Ort voll ausgeregter Kinder und gestresster Eltern. Stattdessen gab es genug Platz und sogar beschattete Wiesen zum Ausruhen und Picknicken. Die Hauptattraktion war Lokomotive Thomas selbst, der kurze Strecken hin- und wieder zurück fuhr. Das war für die Kleinen besser als die einstündige Fahrt in Tenterden, die für Otto damals einfach langweilig war. Diesmal sind wir gleich dreimal mitgefahren. Otto ist vor Aufregung auf den altmodischen Polstersitzen auf und ab gehüpft.

Mir hat das Ambiente auch persönlich richtig gefallen. Wir hatten auch großartiges Wetter dazu. Blauer Himmel und draußen zogen Weizenfelder und Koppeln mit Tieren vorbei. Die Strecke zieht sich einen Hügelkamm entlang, wodurch man auch einen ganz tollen Ausblick hatte. Thomas fuhr nur einen kleinen Teil und ich würde gerne mal die ganze Strecke abfahren. So richtig schön mit gepackten Stullen und einer Thermosflasche. Otto meinte abends im Bett, dass er mich dazu einlädt, wenn er groß ist.

Aber auch abseits von Thomas hat mir das ganze Spaß gemacht. Direkt neben der Hauptstrecke ist eine kleinen Modellbahn, mit der wir auch noch zweimal gefahren sind. Es ist wirklich erfüllend, Otto Freude zu bereiten. Wenn auch kumulativ teuer. Lange Zeit wusste ich, dass es keinen Sinn macht, viel Geld für ihn auszugeben, weil er vieles sowieso noch nicht versteht. Aber das ändert sich nun.
Schließlich habe ich mir, für mich selbst, eins der originalen Bücher gekauft, am Souvenirstand an dem ich Otto eigentlich vorbeischleusen wollte, weil Souvenirs ja schließlich frivol sind.
Auf dem Bahnhofsgelände ist auch unabhängig von Sonderveranstaltungen viel zu sehen. Zum Beispiel würde ich gerne mal in die Werkstatt gehen, wo man wohl von einer Gallerie aus Reparaturen beobachten kann. Und weiter hinten stehen noch diverse historische Lokomotiven. Hätte man die Zeit, würde man einfach nochmal hinfahren. Die Fahrt selbst war übrigens auch wunderbar, durch die South Downs im schönen Monat Mai.


Otto Nachrichten

  • Otto hat sein eigenes Bett sehr viel schneller angenommen als erwartet oder wirklich gewünscht. Nach so lange Zeit schlafen wir jetzt praktisch gar nicht mehr mit ihm im gleichen Bett und zunehmend nicht mal mehr im gleichen Zimmer. Wie so vieles war das erst schön als es nicht mehr nötig war.
  • ... aber bald werde ich wieder jede Nacht bei ihm sein, wenn sein Bruder das Schlafzimmer unbewohnbar machen wird
  • Vater sein macht immer mehr Spaß weil ich Sachen erklären kann. Zum Beispiel war er bei zwei Gymnastik Stunden. Interessiert sich, wie erwartet, kein bisschen für Anweisungen. Aber zu meiner Überraschung lernt er doch und zeigt bestimmte Routinen auch zu Hause. Letztens hat er die Rolle vorwärts gelernt.
  • Otto sagt uns jetzt, dass er uns lieb hat und zeigt es auch, teils als Kuss teils als Sabber
  • lässt sich weiter sehr gerne vorlesen

Johannes Nachrichten

  • Mein französisches Puzzle ist fertig. Jetzt  fange ich das von Warnemünde nochmal an.
  • Wir sind mental im Endspurt der Schwangerschaft angekommen. Lange Zeit war sie mir überhaupt nicht so präsent wie bei Otto, weil man einfach soviel mehr zu tun hat als damals. Aber jetzt hören wir langsam auf Pläne für die kommenden Wochen zu machen und treten uns in den Hintern, dass soviele Reparaturen immer noch nicht gemacht sind.




Eine Woche vorher im Park von Haus Stansted: Waggon Otto schiebt Lokomotive Mami

Die Ottolok auf Schmalspur im Park Stansted

Eis vor Haus Stansted

auch der Strand blüht. Und Otto ist auf seinem Roller nur noch im Laufschritt zu folgen


Sonntag, 14. Mai 2023

Die Krönung

Straßen und Häuser waren geschmückt, nur fiel zur Krönung starker Regen. Hilft nichts, einer muss mit Otto zum Austoben raus in den Park. Ich habe daher wenig von der Übertragung mitbekommen. Viele der Straßenfeste an diesem Tag waren wohl abgesagt oder in die Häuser verlegt worden. Wir fanden aber tatsächlich noch eine, wo Otto mit fremdem Spielzeug spielte und wir gratis Häppchen bekamen. Diese Straßenfeste sind eine schöne britischen Tradition.

Am nächsten Tag, Mami hatte zu tun, bin ich mit Otto zum Dorffest in East Meon gefahren. Da hatten wir schon im letzten Jahr eine ausgezeichnete Fete zum Ersten Mai gesehen, die diesmal eine Woche verschoben worden war. Schön einmal der landschaftlichen Einbettung im Mai wegen. Aber vor allem gibt man sich da richtig Mühe. Die Dorfelite trägt noch Tweet und Tuch in der Brusttasche.

Anfangs gab es ein traditionelles Bootsrennen im Bach für die Kinder des Dorfes. Dann Veranstaltungen auf der Festwiese. Otto mochte am meisten die altmodische Achterbahn der Pfadpfinder, da fuhr er gleich fünf Mal mit. Er hat Sackhüpfen und Eierlauf kennen gelernt; müssen wir aber noch üben.

Und am freien Montag haben wir Otto zum Austoben zu einem von diesen Gymnastikstudios genommen, die an Wochenenden Stadteltern einen Ort für ihre Kinder bieten. Danach sind wir noch ins nah gelegene Geschichtsdorf gefahren, wo ich seit vielen Jahren nicht mehr gewesen war. 2012 hatten die mir ein Kostüm gegeben und auf ein Spektakel mitgenommen. Es ist aber immer noch ein sehr grüner Ort, und auch wenn Otto den Kontext nicht versteht konnte er viel rennen.

Eine Woche später haben wir letzten Samstag haben wir mit Otto die lokale Variante dieser Waldbespaßung ausprobiert, zu der ich mit ihm einige Monate lang jeden Mittwoch gefahren war, als noch kein Platz in der Kita war. Diese hier findet in den Hilsea Linien statt, den renaturierten Befestigungen am Nordrand der Stadt. Erstaunlich ähnliche Struktur. Kein Singen und Vorlesen, dafür kann Ellie mitkommen. Und was für eine Freude im Maiengrün.

Abends bin ich mit Otto und Roller zur Seebrücke. Der Sommer ist fast da. Otto ist einfach ein schicker Junge. Wie für den Strand gemacht. Fehlt nur das Surfbrett. Ich denke so bei mir, so viel ist jetzt mit ihm möglich. Ich kann ihm soviel zeigen und beibringen. Das macht schon Spaß.


Sonntag war ein Bombentag für Otto. Erst habe ich mit ihm den Skateboard Park ausprobiert, also ein Gelände mit verschiedenen Pisten für Freunde von Skateboards, Rollern und BMX Rädern. Die hatten kürzlich sehr freundlich Ottos Roller repariert (wehe sollte der ausfallen) und mich dabei über ihre Nachwuchsveranstaltungen an Wochenenden informiert. Wie sich rausstellte, ist Otto wahrscheinlich noch zu jung dafür. Wollte vor allem quer zu allen Halfpipes rollen, damit möglichst jemand in ihn reindonnert. Aber es ist gut, dass wir die verschiedenen Unterhaltungen erkunden; gut möglich dass er irgendwann dahin zurück will. Und der Junge ist für einen Sport gebaut, ob Schwimmen, Fußball, Cricket, oder Skaten. Für mich wäre dieser Ort sehr angenehm; gute Musik und ein Cafe. Es war auch überraschend voll, viele Eltern gönnten sich am Rand Ruhe. Zuguterletzt habe ich Otto auch ordentliche Schutzausrüstung spendiert. Die wollte ich haben, seit er auf seinem Roller richtig schnell geworden war.

Nachmittags sind wir mit zu dritt zum Teich am Rosengarten gegangen. Otto durfte endlich mit einem der Tretboote in Schwanenform fahren. Absolute Begeisterung, vor allem als wir ihn Käpt'n Otto nannten. Und anschließend ging es noch auf die Seebrücke, in die Spielhalle und den Rummel. Beide Eltern waren müde und wollten nach Hause, aber Otto war "voller Energie".

Otto Nachrichten

  • Klangbücher wurden in der Beliebtheitsskala abgelöst. Jetzt lese ich am Bett kleine Bücher vor: Maulwurf; das Erste Worte Bilderbuch; Thomas die kleine Lokomotive. Wiederum denke ich, wie oft ich das in der Vergangenheit probiert hatte und es immer noch zu früh war. Gefällt mir jetzt besser.
  • er baut anspruchsvolle Sätze und spielt mit Sprache
  • hat letztens mehrmal die Nacht allein geschlafen
  • freut sich voll Aufregung das Baby; spricht regelmäßig mit dem Bauch
  • ich kann ihm im Bett Märchen erzählen


Johannes Nachrichten

  • Die Geburt rückt näher; Ellie kann immer weniger machen; ich spüre mehr Druck, alles rechtzeitig vorzubereiten. Meistens komme ich nur abends dazu, was sehr wenig freie Zeit lässt.
  • ... trotzdem ist es in meinem Kopf kaum präsent. Die meisten Tage habe ich soviel zu tun, dass ich kaum daran denke
  • ... wenn ich daran denke habe ich vor allem Schiss. Wann fährt man ins Krankenhaus; wie kommen wir durchs erste Jahr
  • ob der kurzen Abend lese ich weniger. Habe nur die Leseprobe der Sketches from a Secret War gelesen.
  • ich habe Autowartung gelernt: Öl, Scheibenreiniger, Scheibenwischer.
  • meine beiden Kartoffeln sprießen plötzlich! Die Möhren daneben vielleicht auch. Der Platz wird für sie nicht reichen. Aber das wichtigste ist, Otto nimmt das alles wahr.
Waldbespaßung in Portsmouth


Im Geschichtsdorf



Bootsrennen in East Meon

Traditionelle Achterbahn

Gut geschützt auf der Piste