Am Wochenende des 18./19. Januar fuhren Mathieu und ich in das Küstenstädtchen Weymouth zwischen Portsmouth und Cornwall. Dort trafen wir uns mit der Gruppe Freunde aus Frankreich, Spanien und Portugal, mit denen wir bereits an den Kreidefelsen der Sieben Schwestern und später in Stonehenge gewesen waren. Man trifft sich alle paar Monate, um den Kontakt zu halten. Das ist eine sehr angenehme Gruppe, die Organisation verlief ohne Zickereien wohin und wieviel. Als Bonus leben sie zu meiner Beruhigung alle so unfestgelegt wie ich. Sie wohnen in und um Bristol, daher die Wahl des kleinen Fischerortes Weymouth vor der Insel Portland, der unter Georg III zum Kurort avancierte und bis heute dank Strand und Hafen mit Fischern und Yachten Touristenwert hat.
Mit Musik aus Mathieus Heimatort kamen wir nach nicht einmal zwei Stunden Fahrt an diesem regnerischen Samstag auf einem Hügel über Weymouth an und ich sah gleich wieder, dass das offene Meer ein anderer Eindruck ist, als unsere Meerenge. Als es trocken wurde, fuhren wir hinunter und spielten bis zum Eintreffen der anderen an der Strandpromenade Golf. Mathieu hatte die Ausrüstung eingepackt und ich machte mir einen Notiz, dass große Sandstrände ideale Spielorte sind.
Nachdem die Gesamtgruppe ihre Sachen in die Pension über einem Pub direkt am Hafenfahrwasser, neben der zweistündlich geöffneten Hebebrücke gebracht hatten, verbrachten wir den restlichen Abend im Großteil der örtlichen Kneipen, zum Teil mit Tanz, und zum Schluss mit Spielkarten auf unseren Zimmern. Ich machte mir eine Notiz, Spiele einzuplanen, wenn ich so etwas mal selbst auf die Beine stelle. Mein neuer Schal von Ellie hat sich in der Nacht auch gleich wieder in Luft aufgelöst.
Am Sonntagmorgen zog mich das sonnige Fahrwasser gleich vor die Tür, wo auch die Glocken läuteten und Fischer ihren Fang verarbeiteten. Der Sonntag blieb durchweg sonnig und nach einem Abstecher an den lokalen Strand fuhren wir über die Hafenbrücke Richtung den Chessil Strand. Das ist eine kilometerlange Landzunge, die mit ca. 400m Breite das Meer von einem angeblichen Süßwassersee trennt und eine der Hauptattraktionen der Region ist. Dazu sind wir ins Dorf Abbotsbury weiter westlich gefahren. Auf Chessil Beach blieben wir eine ganze Weile einfach liegen, als die Sonne uns direkt beschien. Als wir durch das großteils geschlossene Dorf liefen, fielen mir zwei Dinge auf, weil sie für mich inzwischen so selten geworden sind. Eins war die Stille. Kein Motorenlärm im Hintergrund. Die sehr bergige Küste isoliert die einzelnen Siedlungen voneinander und man sah keine anderen Dörfer, hörte auch nicht viel außer dem Wind und den Schafen auf den Hügelkuppen über Abbotsbury. Darum gibt es auch nicht viele Lichtquellen; nach Sonnenuntergang war es richtig dunkel. Zu dem Zeitpunkt standen wir auf einem Einzelhügel, auf dessen Spitze auf einer sonst leeren Kuhweide eine dramatisch gelegene Kapelle über dem Meer und auch dem Dorf stand. Von dort sah man auch die Umrisse der heute fast verschwundenen Abtei, und mit der Dunkelheit und der Stille hatte ich sofort einen Eindruck, wie das gewesen sein muss, als sie im Ort noch die dominante Institution war.
Weitere Nachrichten: Mit Mathieu bin ich spontan ins Theater gegangen, das erste Mal hier seit Januar 2013. Ein junges Mädchen spielte solo ein Stück eigener Produktion, bei dem sie eine kleine Gruppe durch die Räume hinter Bühne führt und ab und zu singt. Dafür hat sie wohl einen Preis bekommen und tourt durchs Land. In Portsmouth war es die erste Aufführung, nicht einmal das Theaterpersonal wusste, was kommt. Am Ende lässt sie die Leute auf der Bühne in voller Raumsausleuchtung stehen. Prädikat besonders wertvoll in dieser Stadt ohne brauchbare Theater.
Zweitens habe ich mir für Abende ohne Theater ein Puzzle gekauft.
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Der Strand von Weymouth. |
Der Strand Chessil. Weymouth liegt bereits ganz am Horizont, links von der sichtbaren Insel Portland. |
Die Sonne ist rausgekommen. |
Die Hügel über Abbotsbury sind voller Schafe. |
Die Kapelle auf dem Hügel. |