Ein Teil von mir hatte nicht mehr ganz daran geglaubt, aber nach dem Ende aller Kunst habe ich es tatsächlich geschafft, meinen Freunden und dem Wetter mehr Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. An erster Stelle stand dabei Mathieu, mit dem ich gleich eine Radtour nach der Arbeit verabredete. Die führte uns entlang des Kanals der Mühle in Titchfield zum Vogelreservat am Meer, wo wir ein wunderbares Abendpicknick hielten, keine Wolke am Himmel und das Wasser voller Segel. Vor langer Zeit hatte ich diese Route die schönste in der Region genannt, inzwischen war ich fast zwei Jahre nicht mehr dort gewesen. Wir mir erst klar wurde - bald darauf jährte sich mein kleiner Ausflug hier zum zweiten Mal.
Einige Tage darauf ging ich mit meiner Gesangslehrerin wandern. Ich klage ihr regelmäßig mein Leid, dass es hier kein Grün gibt. Daraufhin lud sie mich auf einen Ausflug ein, denn sie und ihr Mann gehen regelmäßig ernsthaft laufen. Wie ernsthaft, wusste ich erst, nachdem ich gute fünf Stunden bei Bignor nördlich von Chichester durch Wald und Feld gestiefelt war.
Am meisten passiert aber lokal: im Sommer ist Portsmouth wieder der beste Ort der Welt.
Praktisch jeden Abend liege ich wortwörtlich in den Rosen - die Sonne scheint bis 22 Uhr. Und dann liege ich am Strand, nach einer Runde Schwimmen. Das Schmetterlingshaus am Naturhistorischen Museum ist endlich bewohnt und die diversen Gärten drumherum stehen im Zenit ihrer Pracht - schon welken die ersten Blüten. Ein, zwei Mal wurde die Tanzstunde am Donnerstagabend wieder am Meer abgehalten.
Aber vor allem laufen seit Anfang Juni wieder jeden Sonntag die gratis Nachmittagskonzerte am Meer. Zum ersten, mit einer Sinatra Tribute Band, war ich mit Ellie und konnte sie sogar zu etwas Tanzen überreden.
Dementsprechend kamen zum Höhepunkt der Monats Mathieus und inzwischen meine Freunde in die Stadt. Zuletzt waren wir in Weymouth gewesen. Zusammen gingen wir schwimmen, sonnten uns am Strand und grillten im Park am Bootsteich. Am ersten Abend besuchten wir eine Lesung im Rahmen des derzeitigen Kulturfestivals, fanden das aber so schlimm, dass wir den Abend lieber mit einem Bier im Fischereihafen beendeten. Am Sonntag kam auch noch Kalina dazu, denn nach einem wunderbaren Frühstück in Mathieus Garten ging es zur Salsaausgabe der Sonntagskonzerte. So gut und schweißtreibend wie im letzten Jahr - insgesamt vertrank ich vier Liter Wasser. Ganz zum Schluss machten wir noch einen Abendausflug in den Neuwald, wo wir ein letztes Picknick am uns bekannten Bach aßen, dessen Wiesen in den Wochen seit unserem letzten Besuch endlich getrocknet sind.
Erwähntes Kulturfestival ist im Ganzen aber eine tolle Veranstaltung. Einige der besten Sachen habe ich zwar aufgrund des zwischenzeitlichen Ausflugs nach Canterbury verpasst. Mit Ellie konnte ich aber noch eine Vorlesung über Exobiologie hören und nach unserer Rückkehr eins der immer willkommenen guten Theaterstücke besuchen. Letzteres fand in einem der historischen Wehrtürme am Hafen statt und behandelte die Beziehung Königin Elisabeths I mit dem Entdecker Walter Raleigh, verpackt in Unterhaltungen über von letzterem eingeführten Tabak. Das ganze war scharfzüngig und poetisch, und der Autor selbst auch dabei. John Agard war mir nicht bekannt, gehört aber offensichtlich zur Avantgard der englischsprachigen Literatur und wird an Schulen gelesen.
Zu Hause wird es etwas geselliger. Die Sommerbulgaren sind in Gestalt eines jungen Pärchens erschienen, von der gleichen Uni und für das gleiche Praktikum wie die letzten. Eine langfristige englische Mitbewohnerin wurde von meiner bis vor kurzem einzig verbliebenen Mitbewohnerin Gus organisiert, und später füllt sie wohl auch das letzte Zimmer mit Bekannten.
Die WM habe ich bisher größtenteils verpasst. Nur zwei Spiele habe ich voll gesehen, da es bei dem derzeitigen Wetter abends nicht nahe liegt, vom Strand in eine Kneipe oder nach Hause zu gehen. Neues von eigenen Auftritten: die zusätzliche Tangoshow Ende September ist zu meiner Freude bestätigt. Auch wenn das wohl wieder einige Proben bedeutet.
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Lange nicht mehr dagewesen: das Wasservogelreservat am Meer südlich von Titchfield. |
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Nachtrag: die Wasserskifahrer in den renaturierten Befestigungen im Norden Portsmouth. |
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Dieses Wasser trennt Portsmouth (rechts) vom Festland (links). |
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Ein Stück Natur in Portsmouth. Nur führt direkt links vom Bild die Autobahn lang. |
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Ein Stück der alten Befestigungen. |
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Durch diesen Durchbruch der alten Mauern fährt jeden Morgen mein Zug zur Arbeit. |
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Nachtrag: Blumen für unsere Tangosängerin. |
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Sonntagmittag nach dem Schwimmen im Rosengarten. |
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Meine abendliche Perspektive, wenn ich mit einem Buch zwischen den Rosenbeeten liege. |
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Mathieu und seine Freunde. |
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Frühstück in Mathieus Garten. |
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Zwei Portugiesinnen abends im Hafen. |
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Die besten Tänzerinnen der Stadt haben ihr Handwerk in Polen gelernt. Genau wie ich. |
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Eins der Tangomädchen kam auch zum Salsakonzert - wir haben auch das geschafft. |
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Europäisches Picknick im New Forest. |