Montag, 26. September 2022

Diese Woche haben wir etwas auf uns geachtet. Ich habe mehr Nächte im Gästezimmer geschlafen; da ruhe ich mich einfach besser aus. Samstag habe ich mir etwas Zeit ausbedungen um einige langweilige aber nötige Sachen zu erledigen und endlich ein Gefühl von Fortschritt zu haben. Am gleichen Tag kamen Ellies Vater, Frau, deren Tochter und Enkelin zu Besuch, letztere so alt wie Otto. Das Teilen von Spielzeugen hat ganz passabel geklappt. Otto hat gelernt, wie man andere Kinder umarmt, wenn sie Tröstung brauchen.

Sonntag bin ich mit ihm mehrere Stunden ans Meer gegangen. Das kompensiert für mich die ganze Zeit im Haus. Gibt mir das Gefühl, mein Kind an die frische Luft zu bringen. Und es hilft Ellie, die meinem Bauchgefühl nach momentan auch mehr Zeit für sich selbst braucht.

Otto Nachrichten

  • Ich habe diese Woche das Klavier rausgeholt und diesmal hat es bei Otto etwas mehr geklickt. Er versteht, dass ich irgendwie seine Lieder spielen kann, aber nicht, wie. Er selbst lässt am liebsten seine Autos über die Tasten fahren.
  • Ebenso haben wir die Laterne wieder ausprobiert und in der Tat spricht Otto mehr auf sie an als letztes Jahr. Leider hat er dann auch sofort den schönen Papier Schirm zerrissen.
  • Otto kann richtig Puzzle machen!

Johannes Nachrichten

  • Heimwerken: ich habe gelernt, Lattenroste am Bett und Schwellenleiste an Türen zu reparieren.
  • Ich bin endlich wieder zurück zu Obama Buch gekommen



Eine Fliege war im Raum und Otto sorgte sich, dass sie nicht genug Autos zum spielen hat.



Sonntag, 18. September 2022

Spielball

Seit meiner Rückkehr von Muttis Sommerfest in Templin scheint mein Leben härter. Das hat mehrere Gründe. Einmal vermute ich einen doppelten Kulturschock, bei An- und Rückreise. Die Uckermärkische Weite, Stille und Dunkelheit, sogar der Duft der Kiefernwälder, waren ein Kontrast zu meinem gewöhnlichen Leben. Aber lange Zeit war das ja der Normalzustand für mich gewesen, und kroch schnell wieder in die Knochen. Darum wirkte die Rückkehr in den Trubel Südenglands und mein fast ausschließlich auf mein Haus beschränktes Leben dann ebenfalls desorientierend.

Letzteres hat sich jetzt noch mehr verstärkt. Ellie arbeitet nun drei Tage die Woche statt zweieinhalb. Wir konnten Ottos Zeit bei der Tagesmutti aber nicht erhöhen. Darum nehme ich mir jetzt jeden Mittwoch Vormittag frei und betreue ihn. Was auch angenehm ist, insgesamt. Aber die Stunden muss ich die anderen Tage wieder rausholen. Das lässt wirklich nichts mehr übrig. Eine halbe Stunde gehetzter Spaziergang zum Mittag vielleicht. Unter der Woche verlasse ich das Haus praktisch nicht mehr. Ich merke, dass ich Dienstag abend mental spürbar erschöpfter bin als vorher.

Zuletzt belastete mich, dass wir Kind Nummer zwei nun wirklich angehen wollen. Das hatten wir zwar besprochen, aber ich habe den Gedanken nicht wirklich an mich ran gelassen. Da habe ich genauso viel Schiss wie beim ersten Mal. Ich fühle, dass ich mein eigenes Leben gerade erst wieder zurück bekomme, den Kopf gerade erst über Wasser. Und dann will man sich gleich wieder in zwei Jahre stürzen, wo man nur für andere lebt.

Wir erleben eines sehr schönen Herbst. Ich würde gerne mal wandern, aber dazu fehlt die Zeit. Letztes Wochenende sind wir Otto noch zu einem Cafe gefahren, wo er in so einer Art Miniatur-Stadt spielen konnte, während wir Kaffee tranken. Natürlich nie gleichzeitig. Anschließend haben wir ganz viele Brombeeren gepflückt, die an einer Stelle immer noch reifen.

Eine Woche später haben wir einen besonders schönen Ausflug nach Rowlands Castle gemacht. Wegen kaputten Autos durfte Otto mal wieder in den Zug, und vor Ort sind wir auf die baumgesäumte Blickmeile zum Haus Stansted gegangen. Ich wusste aber nicht, dass der parallele Streifen Wald richtig schön ist, und der Feldsaum daneben ebenso. Das war ganz privat, überall waren noch Brombeeren zu finden, und wir hatten plötzlich einen richtig schönen Ort für ein Picknick, Otto konnte in der Natur spielen und in der Ferne fuhr regelmäßig die Eisenbahn vorbei. Wir fühlten uns wie richtig gute Eltern.

Abends dann kam ein Hammerschlag: Ottos Tagesmutti will aufhören. Nach dem ersten Schock hat sie zwar präzisiert, dass sie solange weitermacht, bis wir Ersatz gefunden haben. Aber ich kann mich kaum erholen. Es ist so schwierig überhaupt jemanden zu finden, wo sollen wir das jetzt so kurzfristig herholen; geschweige denn jemanden dem wir vertrauen; wieviel mehr wird es uns kosten wenn ohnehin alles teurer wird. Nur ein halbes Jahr mehr hätten wir gebraucht bis Ottos Kita-Platz beginnt.

Ich hatte schon lange das gefühlt, dass wir anfallenden Aufgaben in Haushalt und Lebensplanung kaum noch hinterherkommen. (Das Auto kostet uns auch schon wieder ein paar Hundert an Reparatur). Jetzt wirkt es, als würden wir trotz ständigen Rennens auch noch zurückfallen.


Otto Nachrichten

  • Otto interessiert sich sehr für Schrift. Manchmal schleppt er einem ein Buch an, speziell damit man ihm was vorliest. Er versteht, das es mit diesen Zeichen irgendwas auf sich hat.
  • Otto guckt sich Puzzle an. Darum haben wir Sannis kleine Feuerwehrpuzzle ausprobiert und Otto versteht das Prinzip erstaunlich gut. Hätte ich noch nicht erwartet.
  • .... fragt und fragt und fragt "Was ist das?" und "Was isst das?"
  • er spricht fast in ganzen Sätzen. Und er spricht jetzt in der ersten Person von sich. Insbesondere sagt er "Ich mag das". Zum Beispiel "Ich mag Dada" - dann darf er natürlich doch noch zu mir ins Bett.
  • Otto hat aus Rostock 3 Matchbox Autos erhalten, mit denen ich damals noch gespielt habe. Zwei sind sogar englische Importe: ein Lotus Super Seven, und ein Mini Ha-Ha

Johannes Nachrichten

  • Ich wollte eigentlich Obamas Buch weiter lesen, bin aber stattdessen auf den zweiten Band der James Bond Reihe abgeglitten, Leben und Sterben lassen. Wegen der Ästethik der alten Filme aus den 50ern größtenteils. Das Buch ist auch gut und liest sich locker weg.


Otto war einen Mittwoch lang krank

Stansted Park

In der Spielstadt