Montag nahm ich mir frei und wir sind in das Dorf Halnaker gefahren, knapp über eine halbe Stunde Fahrt östlich, hinter Chichester. Ellie hat von einem besonders schönen Pfad einen Hügel hoch zu einer Windmühle gehört, der teilweise ein richtiger Hohlweg war, über dem sich die Bäume und Haselnussbüsche schlossen. Otto war begeistern ob der Natur, und er hat zum ersten Mal Esel gesehen, auch wenn ihm das natürlich nicht klar war. Wir waren begeistert, dass wir mit den Babyträgern in jedem Gelände laufen können. Ich war begeistert, immer mehr in die Natur zu kommen und sogar etwas ganz neues zu sehen. Oben vom Hügel hatte man einen Blick über die gesamte Südküste, was mir ein willkommenes Gefühl von Raum und Freiheit gab. Die blasse Sonne und kleine Vögel in den kahlen Büschen gaben mir zum ersten Mal ein Gefühl von Winter. Auf dem Rückweg schlief Otto fast im Träger an Mamis Brust ein; eine ganz neue Entwicklung die in uns beiden die Gefühle wallen ließ.
Unter der Woche hatte Otto mit wachsenden Zähnchen zu kämpfen. Aber er ist zum Glück häufig abgelenkt durch seine Stehversuche, die nur einige Tage nach erfolgreichem Krabbeln einsetzten. Am Sonntag sah er seinen allerersten ersten Advent. Dieses Jahr war die Vorbereitungszeit natürlich knapp, aber ich war sehr zufrieden, wie wir es begangen haben. Einen Adventskranz hatten wir noch am Vortag vom Gemüsehändler gekriegt. Gemüsehändler sind inzwischen meine bevorzugte Quelle für Kranz und Baum, weil sonst zuviel Schnickschnack dran ist. Noch schwieriger sind Kerzen und Kalender zu finden - letzterer wurde am Ende aus Deutschland bestellt. Aber Otto hat Kranz, Kerzenlicht, ordentliche Musik und auch ein erstes Plätzchen erfahren. Und während unser derzeitger Tagesrhythmus häufig nur Zeit für einen Ausflug am Tag lässt, freue ich mich, dass wir häufig morgens und mittags zusammen essen. Das war ohne Kind nicht so, weil wir da viel zu spät aufgestanden sind. Ich freue mich wirklich sehr, dass Otto tatsächlich die Traditionen mitbekommt, die ich irgendwann in mir tief verwurzelt gefunden hatte.
Erster Advent im Hafen. Eher wie Mai. |
Wir haben außerdem seinen Kinderwagen mit einem leichteren Model ersetzt. Damit kann der alte Wagen jetzt endlich wieder zerlegt und verstaut werden. Es ist nämlich erstaunlich, wie klein dieses Haus geworden ist, seitdem wir Babyausrüstung haben. Der Wagen insbesondere hat grundsätzlich den Flur oder ein Durchgangszimmer blockiert. Mir macht es richtig Spaß, Sachen wieder wegzuschaffen.
Ich hatte in der Beschreibung unserer täglichen Routine unsere Schlaflieder vergessen. Die haben sich in den letzten Wochen zu einem festen Repertoir gefügt. Wir sinden drei englische und ein deutsches Lied. Nur ein deutsches, weil ich Otto noch mehr vorsinge, wenn ich ihn im Anschluss ins Bett bringe. Die Routine ist daher wichtig, weil sie inzwischen so tief sitzt, dass er dabei spürbar müde wird. Schließlich brauchen wir einen ruhigen Abend.