Sonntag, 24. Februar 2019

Fezzige Sachen

Letztes Wochenende, als Ellie weg und ich krank war, habe ich mich Sonntag gerade noch aufraffen können zum römischen Palast in Fishbourne zu fahren. Da war ich im Lauf der Jahre schon drei Mal gewesen, aber ich hatte noch nie in ihr Archiv gucken können, wo die Ausgrabungsfunde lagern, die in der Ausstellung keinen Platz haben. Außerdem wurde ich von meinem neuen Buch inspiriert, dass den Palast kurz als Beispiel erwähnt, wie lokale Eliten sich ganz von allein an römischer Kultur orientierten und ein bisschen Lokalimperator spielten wenn sie es sich leisten konnten. Das war nicht ganz so spektakulär wie gedacht; das meist liegt natürlich in Kartons in endlosen Regalreihen und konkret gesehen habe ich nur eine römische Münze und ausgewählte Funde von der Steinzeit bis zu den Römern. Denn das Lager ist nicht allein für ihre Artefakte, sondern eine Art zentrale Sammelstelle für Funde aus der ganzen Region.

Der Höhepunkt des folgenden Wochenendes war ein Bauchtanzauftritt Ellies mit Freundinnen; mir macht das immer richtig Spaß; das allgemeine Niveau der Gruppen ist überraschend hoch und natürlich ist es eine super Gelegenheit meinen Fez zu tragen.

In der Woche dazwischen habe ich im Büro viel in einer großen, neuen Datenbank gearbeitet, was mir großen Spaß macht, weil man dabei handfeste Fähigkeiten lernt und einmal das Gefühl hat, mit modernen Werkzeugen zu haben. Wir kriegen gerade eine Menge neuer Leute, um die sich meine Chefin kümmert und dementsprechend kann ich mich selbst organisieren. Unter anderem bereite ich still und leise meinen Vortrag für das Wissenschaftsfest Ende Mai vor. Genau genommen sind das drei Kurzgeschichten, von mir geschrieben aber zusammen mit zwei Freiwilligen zu halten. Mein Vortrag ist praktisch fertig und ich hatte nur die Sorge, einen passenden Veranstaltungsraum in Portsmouth zu finden, bevor andere Teilnehmer des Festivals ihrerseits buchen. Dann habe ich Freitag zufällig den, so scheint es, perfekten Ort gefunden. Jetzt kann ich hoffentlich in Ruhe alle Einzelheite perfektionieren, ohne ständig um Zeit betteln zu müssen.

Kulinarisch habe ich vor Kurzem gelernt: damit Spätzchen wirklich fest werden, muss man die Butter vorher wirklich zerlassen.

Samstag, 16. Februar 2019

Gut Holz

Letztens Montag habe ich Analysten der Regionalverwaltung in Winchester besucht. Ich suche seit einigen Jahren Verbindungen zu den Nutzern unserer Daten in der Verwaltung; bisher habe ich sie immer zu uns eingeladen um einen Vortrag zu geben. Ich wollte aber schon lange Mal genau angucken, ob und wie sie unsere Daten verwenden. Insbesondere nach den Fehlschlägen von Aufbaustudium und Datenlehre habe ich darauf gedrungen, doch endlich mal etwas handfeste persönliche Entwicklung zu bekommen. Die Bedingung war gewesen, dass die Analysten wiederum uns besuchen konnten, was eine Woche vorher passiert war. Ich habe also vier Stunden in ihrem Büro in Winchester gesessen, mir angeguckt, wie sie ihren lokalen Wohnungsstand schätzen, damt ihre lokale Bevölkerung vorausberechnen und damit den Schulbedarf planen. Außerdem haben wir uns lange über die diversen Defizite bei Werkzeugen und Fähigkeiten unterhalten, die auf beiden Seiten bestehen.
Anschließend freute ich mich auf einige Stunden Freizeit in der schönen Stadt. Allerdings machte sich zu dem Zeitpunkt eine Erkältung bemerkbar, die mir bis heute erhalten geblieben ist. Dienstag bis Donnerstag habe ich von zu Hause gearbeiten, Freitag bin ich zu früh zur Arbeit zurückgekehrt und jetzt liege ich das Wochenende platt. Ellie ist bei ihrer Familie in Kent, mit mir ist eh nichts los. Samstag habe ich mich in der Altstadt mit einer Interviewerin getroffen, die ich vor einigen Jahren beim Datensammeln begleitet hatte und die mir im Mai bei meinem Kneipenvortrag ein Schauinterview geben wird. Anschließend war ich kurz im renovierten Museum über die Invasion in der Normandie.

Kathedrale Winchester
Mikroskopspielereien: zwei Querschnitte von holzartiger Sproßachsen aus dem Garten, dazwischen ein Grashalm.



Sonntag, 3. Februar 2019

läuft

Ich Chor singen wir Mozarts Vesperae solennes de Confessore sowie Haydns Nelson-Messe. Schöne Musik. Ich mag unsere konventionellen Programme am liebsten: große Stücke normaler Musik; schon die ersten Versuche klingen angenehm. Der Chor ist gut gefüllt und unser Dirigenten ist richtig gut drauf. Ich bin zum Konzert am 23. März zwar in Japan, darf aber bis zwei Wochen vorher mitsingen. Im Herbstsemester sollen wir zu meiner großen Freude Bachs Magnificat singen!

Unser Katzen vertragen sich endlich. Anfang Januar blieb Ellie krankheitsbedingt zwei Tage zu Hause und schrieb mit am Ende der Zeit auf die Arbeit, dass die beiden im gleichen Zimmer eingeschlafen seien. Gejagt und gerannt wird immer noch viel, aber inzwischen können wir einschätzen, dass sie damit spielen oder maximal ihre Rangfolge ausloten. Beide sind im Grunde große Kuscheltiger. Mehr Kuschel als Tiger ehrlich gesagt.


Wer ist wer?


Auf der Arbeit läuft es gerade richtig gut. Ich wurde drei Tage zum Ersthelfer ausgebildet und habe anschließend eine Woche lang gelernt, Daten in schönen Grafiken zu zeigen. Letzteres ist Teil das Aufbaustudiums, aus dem ich vor einem guten Jahr zurücktreten musste, weil ich jeden Freitag früh bis nach Oxford hätte fahren müssen. Jetzt werden Module als Intensivkurse im Büro angeboten, was mich sehr freut. Allerdings habe ich in diesem Kurs eigentlich nichts gelernt, wass ich nicht schon konnte. Im Mai und Juni habe ich jeweil einen weiteren Intensivkurs in mir noch fremden Themen.

Durch die längere Abwesenheit konnte ich nicht am Hauptprojekt meines Teams teilnehmen, was mir nur recht ist. Denn ich führe dadurch sein einiger Zeit praktisch meine eigenen Projekte, die mich erstens mehr interessieren und zweitens kann ich mal zeigen, was ich kann. Noch im Dezember habe ein Programm geschrieben, dass die Produktion eines bestimmten Datensatzes völlig automatisiert und mal zeigt, wie unsere Arbeit aussehen könnte und sollte. Wenn es nach mir ginge, würde ich gleich mit dem nächsten Datensatz weitermachen, bis alle Routinearbeit automatisch läuft und wir uns auf die Analyse konzentrieren könnten.
Außerdem wurde mir ein besonderes Projekt gewärt: seit Jahren setze ich mich dafür ein, dass wir einen Abend beim alljährlichen Wissenschaftsfestival Pint of Science ausrichten. Dabei werden Vorträge in lokalen Pubs in Städten auf der ganzen Welt gehalten; ich bin seit Jahren großer Fan. Jetzt wurde mir grünes Licht gegeben, drei Vorträge über die Entwicklung der modernen Statistik zu schreiben und Mitte Mai zu halten. Das wird entweder glorreich oder peinlich.

In London habe ich mir auch ein neues Buch gekauft. Das habe ich schon seit Jahren nicht mehr gemacht; ich gehe lieber in die Bibliothek. Dieses aber war nirgends zu finden. Es handelt sich um den ersten Teil der Geschichte Europas aus dem Verlag Penguin. In meinem ersten Winter hier war mir der zweite Teil gegeben worden, Das Erbe Roms, über das frühe Mittelalter. Seitdem habe ich es immer wieder ganz und in Teilen gelesen, so auch die letzten Monate wieder, weil ich über diese Zeit praktisch nichts wusste. Das gleiche gilt auch für die Antike, die im ersten Buch der Reihe beschrieben wird. Deshalb habe ich es nach langem Abwägen doch gekauft, obwohl ich eigentlich nie zum konzentrierten Lesen komme.

Gleiches gilt für mein kleines Mikroskop: ich hoffe, dass es kein vorübergehendes Interesse ist. Aber mehrere Wochen lang hatte ich große Lust, die kleinen Dingen anzusehen. Nach etwas Beratung durch eine ehemalige Mikrobiologin auf der Arbeit habe ich mich für ein billiges Kameramodel entschieden, d.h. das Bild ist elektronisch und wird auf meinem Handy oder Computer angezeigt. Darum kann ich auch einfach Schnappschüsse machen.

26.01.2019 - Mathieu in London

Letztes Wochenende bin ich nach der Arbeit direkt nach London gefahren. Mathieu kam zu seinem Geburtstag vier Tage aus Paris. Inzwischen wohnen ja außer mir alle Freunde unserer kleinen Gruppe in London, sodass ich ohne Probleme übernachten konnte, während Mathieu bei Freunden in einem anderen Stadtteil wohnte.
Ich traf ihn als erster in der Markthalle des karibisch geprägten Viertels Brixton, woraufhin mich Ellie warnte bloß vorsichtig zu sein, weil sie das aus ihrer Jugendzeit als raues Pflaster kennt. Allerdings habe ich an diesem Wochenende gesehen, dass die Gentrifizierung überall voranschreitet. Wenn die Läden abends schließen, machen in den Gängen richtig gute Restaurants auf. Mir hat die Gegend großen Spaß gemacht und Ellie und ich haben beschlossen, mal ein Wochenende leger durch ihre Erinnerungen in London zu schlendern. Mathieu tauchte mit seiner Freundin auf, die er nie erwähnt hatte; ein sehr nettes Mädchen mit Interesse an Geschichte; jetzt habe ich große Lust mal Dijon zu besuchen.
Nach und nach stießen andere Leute dazu, ganz so wie damals als ich noch auf Freiwilligendienst war; sehr schön und interessant, die Sprachen und Geschichten. Wir gingen in einen Pub, wo mit Kabarettist, Zauberer und Dudelsäcken die Burns Nacht gefeiert wurde, eine schottische Tradition zu Ehren eines Dichters. Wir waren erst halb drei im Bett, was ich an Arbeitstagen eigentlich gar nicht aushalte. Wie meine Gastgeber dann Samstag morgen um zehn Uhr einen Termin wahrnehmen konnten ist mir völlig unklar. Dafür habe ich ein paar Stunden allein in einer ordentlichen Wohnung (weiterhin meine Präferenz über Häuser) genossen. Ebenso das Viertel auf dem Weg in die Stadt, einfach weil es mich an mein Leben früher erinnerte.
Ich bin mit Mathieu und Gang und Brettspielen durch Pubs und Cafes gezogen und abends sind wir ins Theater gegangen. Das war Teil eines jährlichen Festivals für sprachloses Theater; nicht ganz Pantomime und nicht ganz ohne Sprache, aber sie war nur Dekoration. Das Haus war voll, allen hat es gefallen, auch wenn niemand wusste, worum es ging, da habe ich nachher extra nachgefragt, ob vielleicht nur mir der Zugang zu moderner Kunst fehlt. Auch Sonntag ging es nochmal in so ein Stück, diesmal hat es mir über alle Maßen gefallen (Akrobatik, Pantomime und live Malerei). Vorher hatte ich Mathieu allein im Kriegsmuseum getroffen, was ich auch sehr schätzte.

In letzter Zeit hatte ich mich in Portsmouth immer wieder gestresst gefühlt und dass auf mangelnde Geselligkeit mit Leuten wie mir zurückgeführt. Darum hat es mir wieder richtig Spaß gemacht, in einer großen Stadt mit Ausländern unterwegs zu sein, die Sprachen, richtige Kultur und eine Menge gutes Essen aufzusaugen, aber  auch allein durch neue Viertel zu ziehen. Die Erfahrung lange Zeit im Ausland zu leben verbindet uns auf eine Weise, die mir im Alltag oft fehlt.

Schnee!

Donnerstag wurde für die Region Schnee angekündigt und mir wurde sofort gesagt, Freitag von zu Hause zu arbeiten. Wider erwarten kam bereits am Abend tatsächlich etwas Schnee runter; am Meer tobte ein richtiger Wintersturm. Freitag erreichten uns Katastrophennachrichten, dass das Leben weiter nördlich völlig zusammengebrochen sei. Darum bin ich Samstag in der Hoffnung auf etwas Winter nach Rowlands Castle gefahren, also in die Gegen um die Hubertuskapelle. Leider waren nur noch einge Flecken Restschnee übrig. Dafür schien die Sonne und die Vögel sangen, sodass ich eine schöne Wanderung über neue Feldwege machen konnte und mich am Ende vor dem Kamin eines Pubs ausruhen konnte. Abends bin ich mit Ellie und Freunden ins Spielecafe gegangen; ein unerwartet schöner Tag.

Mehr Winter gabs nicht

Mit Rakete im Spielecafe