Donnerstag, 25. Juli 2019

20.-24. Juli - Papas Besuch

Anderthalb Wochen nach Friedemann kam Papa für ein langes Wochenende. Er war ein gutes Jahr nicht mehr hier gewesen, während nicht klar war, wohin der Brexit geht. Ist natürlich weiter nicht klar. Das Wetter war wieder sehr gut und wir haben mehrere Ausflüge machen können.

Titchfield
Einmal habe ich Papa an meinem Büro vorbeigefahren und ihm dann das Dorf Titchfield samt seiner Abteiruine und der historischen Scheune gezeigt, wo Theater gespielt wird. Alles Orte, die ich ganz am Anfang meiner Arbeit hier nach Büroschluss erkundet aber seit Jahren nicht mehr besucht hatte. Anschließend waren wir in einem Vogelreservat am Meer, an dem ich zwar oft vorbei gekommen aber noch nie drin gewesen war. Nachmittags fuhren wir nach Alt Bursledon am Fluss Hamble, aßen im Dorf Wickham am Fuß der South Downs und fuhren von dort den Fluss Meon entlang nach Exton. Der Pub dort war leider zu, aber wir fuhren auf den Hügel über dem Dorf wo man tolle Blicke hat und haben auch ein Nickerchen gehalten.

Schifffahrtsgesellschaft
Am nächsten Tag haben wir eine Sommertour des Hafenfähre gemacht, wie vor zwei Jahren. Damals sind wir bis zu den Felsnadeln der Isle of Wight gefahren. Diesmal erkundeten wir den Fluss Hamble auf dem Festland und den Fluss Medina gegenüber auf der Isle of Wight.

Jetzt gibt es erstmal keine Reisen und keine Besuche bis es im September nach Frankreich geht.


Auf dem Wasser


Im Garten
Frühstück am Meer

Der Fluss Hamble auf der Bootstour

Auf der Meer mit der Bootstour

14. Juli

Friedemann fuhr Freitag ab und am nächstens Tag fuhren Ellie und ich zurück zum Chichester Kanal und machten unsere eigene Kajaktour. Ich war ganz überrascht, wieviel Spaß es Ellie machte. Wir schafften die ganze Strecke und zurück und waren begeistert vom Tierleben. Enten und Küken, aber vor allem ein Reiher (ich denke der gleiche den ich mit Friedemann gesehen hatte) der uns entgegengeflogen kam. Ganz am Ende des Kanals erschien er als schwebende Silhouette, kam auf uns zu und flog direkt an uns vorbei.


Sonntag abend habe ich Ellie zum Essen im Dorf Exton eingeladen. Dort hatte ich kürzlich auf einer Wanderung einen hervorragenden Pub gefunden, mit Biergarten am Fluss Meon und Blicken in die South Downs, inklusive des Old Winchester Hügels, wo wir schon mehrmals gewesen waren. Exton ist eines der Dörfer, die wie eine Perlenschnur am Meon liegen, der zwar selten mehr ist als ein Bach, aber eine besonders schöne Landschaft formt.


Ellie hat jetzt ihre neue Stelle angefangen. Meine neue Stelle ist weiterhin sehr ruhig. Ich lerne immer noch viel, wende aber zunehmend auch an. In letzter Zeit habe ich auch viel Kontakt mit meinem alten Team.

Ich lese jetzt das Buch zur Radiosendung In our Time, die seit 1998 einmal die Woche ein Thema aus Wissenschaft, Geschichte, Philosophie etc. mit Experten bespricht. Das gehört seit Jahren zu meinen Lieblingssendungen, die ich bei Sport und Hausarbeit höre, seitdem ich ein Smartphone habe, mit dem ich Archivfolgen abspielen kann. Zum 20. Jubiläum wurde im letzten Jahr diese Auswahl von Sendungsprotokollen rausgegeben, in angenehm kurzen Abschnitten.

Davon abgesehen hat mich Friedemanns Besuch auf einige nostalgische Gedanken gebracht. Einmal habe ich mir einen Sammelband der Digedags bestellt. Zum anderen gucke ich mir Spuk im Hochhaus an, die DDR Kinderserie. Außerdem habe ich Hackbraten gemacht - jahrelang hatte ich das vergessen, obwohl es immer eins meiner Lieblingsrezepte gewesen war. In England gibt es das eben leider nicht - in Amerika schon.

Außerdem bereiten wir die Erneuerung unseres Hauskredits vor. Der erste Vertrag läuft bis Ende August. Wir werden den Anbieter wechseln und haben diesmal in Beratung investiert. Die hat uns in einer langen Abendsitzung ein Angebot rausgesucht und kümmert sich um den Papierkram. In Kürze wird der Anbieter unser Haus inspizieren, ob es wirklich soviel wert ist wie wir vorgeben.

Mein neu erstandener Sammelband der Digedags


Hubertuskapelle mit Friedemann


Im Restaurant am Fluss Meon in Exton
Nach der Arbeit am Meer
Egal wieviel Wolken ziehen, solange der Wind ruhig bleibt, ist es warm genug

5.-12. Juli - Mein Geburtstag

Zu meinem Geburtstag hatte sich Ellie dieses Jahr besonders viel Mühe gegeben. Am Freitag zwei Tage zuvor hatte sie mir eine Überraschung versprochen und nahm mich nach der Arbeit mit zum Einkaufszentrum Gunwharf, nahe des Busbahnhofes. Und dort wartete Friedemann auf uns, den sie Monate vorher für eine Woche eingeladen hatte. Ihn hatte ich wahrscheinlich seit meinem Besuch in München 2016 nicht mehr gesehen.

Picknick
Samstag hatte Ellie ein Picknick mit Freunden organisiert. Ich war wirklich beeindruckt, wieviele Leute mit wieviel Zeit kamen. Insbesondere tauchte kurz vor 11 Uhr plötzlich Kalina auf - auch sie hatte Ellie eingeladen für den Tag aus London zu kommen. Wir haben den ganzen Nachmittag am Canoo Lake am Meer gesessen und abends noch auf der Seebrücke etwas getrunken.

Mottisfont Friedemann blieb noch den Rest der Woche und machte ganz viele Fotos. Ich habe mir Montag, Dienstag und später noch Donnerstag frei genommen. Sonntag, an meinem eigentlichen Geburtstag sind wir zu dritt nach zum National Trust Landsitz Mottisfont nördlich von Southampton gefahren. Den hatte ich Im Januar allein erkundent aber jetzt blühte der Garten und auf den Grünflächen machten die Leute Picknick.

Kajak fahren
Das Wetter blieb die ganze Woche hervorragend. Friedemann ist jeden Morgen joggen gegangen. Montag morgen bin ich mitgelaufen, was mir allein immer zu langweilig ist. Anschließend war mir so heiß, dass ich noch schwimmen gegangen bin. Danach sind wir zu zweit auf dem Chichester Kanal Kajak gefahren. Wir haben es ganz bis zum Ende geschafft und viele Tierleben gesehen, einschließlich eines Reihers, der am Rand stand und immer hundert Meter weiter flog, wenn wir ankamen. Ich war dort bisher nur zweimal mit dem Kajak gefahren und wir waren nie weiter als bis zur Hälfte gekommen. Ich habe das Gefühl genossen, mal richtig draußen zu sein, nah an der Natur, und drei Stunden lang Sport zu treiben mit jemandem, dem das auch Spaß macht.

Abtei Quarr
Dienstag sind wir mit der Fähre zur Isle of Wight und vom Anleger zur Abtei Quarr gelaufen. Das Wetter war richtig sonnig, mit weiten Blicken für mein neues Fernglas. Abends haben wir noch ein Bier im Hafen getrunken, als plötzlich der Flugzeugträger rein und zu seiner Anlegestelle geschleppt wurde.

Wandern
Donnerstag sind wir in den South Downs wandern gegangen. Sonst kann ich längere Strecken nur alleine machen, weil Ellie nicht ganz so lange wandern mag. Aber hier konnte ich einmal einen der wenigen Abschnitte ausprobieren, wo ich noch nie gewesen war. Die Strecke läuft vom Dorf Buriton beim Königin Elisabeth Landschaftspark bis zum Haus Uppark des National Trust. Am Ende sind wir da noch hochgelaufen und haben Mittagspause gemacht.

Spielen
Und außer den Ausflügen sind wir jeden Abend stundenlang ins Spielecafe gegangen. Ich bin über Friedemann vor einigen Jahren in die Spieleszene gerutscht, habe hier auch ein tolles Cafe, aber selten Mitspieler. Er wiederum hat in München keinen so tollen Ort wie wir hier. Jeden Abend haben wir neue Spiele aus der Bibliothek des Cafes ausprobiert, und dort auch richtig Geld gelassen.

Nach Friedemanns Abreise habe ich mich ähnlich gefühlt wie nach Muttis Besuch im letzten Sommer. Eine Mischung aus Heimweh, der wachgerufenen Erinnerung an die guten Aspekte meines alten Lebens als Single, und einfach das schöne Gefühl mit Leuten zu sein die nicht nur meine nationale Kultur teilen sondern im gleichen Milieu aufgewachsen sind und viele meiner Interessen teilen. Da kommen ganz alte Erinnerungen hoch, an DDR Kinderfilme (kennt noch wer Spuk unterm Riesenrad?), an die Olsenbande, an das Mosaik. Und es gibt noch soviel, wass ich gerne gemacht hätte: das Teleskop, verschiedene Wanderungen, diverse Kneipen, Bootstouren. Aber zum Glück arbeite ich schon seit langem daran, im September mit Mathieu und Friedemann Mathieus Heimatort Annecy zu besuchen, knapp über der Grenze von Genf.

Nach dem Picknick am Tag vor meinem Geburtstag. Links Kalina und Friedemann. Der Rest ist Ellies Freundeskreis, alle über die Arbeit kennen gelernt


Die Bibliothek des Spielecafes


Pause im Schatten mit Friedemann in der Abtei Quarr auf der Isle of Wight

22. Juni - Chidham

Am Wochenende nach Warschau kam die Hitzewelle bei uns an. Wir versuchten eine Wanderung um das Dorf Chidham auf einer der Inseln unterhalb von Chichester, in der Hoffnung auf Meer und Blicke. Nach einer halben Stunden mussten wir das aber abbrechen, weil die salzige Heidelandschaft ohne Bäume und Wind einfach zu ungeschützt war. Schade, es ist eine vielversprechende Ecke, direkt neben dem schönen Ort Bosham; ich werde das nochmal erkunden. Stattdessen sind wir mit dem Auto weiter ins Festland gefahren, auf der Suche nach Wäldern. Am Ende haben wir in mehreren Orten Halt gemacht, ohne dass ein Spaziergang wirklich erträglich war. Aber wir haben einige schöne Dörfer gefunden, die sich die Tälern zwischen den Hügeln der South Downs  Island entlang ziehen. Wie hier üblich hat sich Geld die hübschen Landhäuser gekauft, sodass Ellie viel zu gucken hatte. Am Ende haben wir im Pub von Stoughton Schluss gemacht, der direkt am Hintereingang des Landschaftsparks Kingley Vale liegt. Das werde ich mir merken, denn eine Erkundung des Park im letzten Jahr kam nicht sehr weit, weil man vom Hauptparkplatz einen langen Anmarsch hat und Ellie dann Ellie von einer Wespe gestochen wurde.