Otto Nachrichten
- Otto sagt: er kann alles machen was er will. Und er hat Recht.
- momentane Obsession: Antennen und Satellitenschüsseln
Was ich überhaupt nicht vermissen werde ist Schwangerschaft. Ellie ist sehr schwanger. Mehr als letztes Mal. Irgendwas tut immer weh. Ihre Muskelzerrung wird zwar besser, aber jetzt hat sie massive Ischiasschmerzen, die vor der Geburt auch nicht weggehen werden und ihre Antwort ist wie üblich sich durchzuquälen. Es fällt mir wirklich schwer mir das jeden Tag morgen anzusehen und mich dann auf die Arbeit zu verabschieden. Eigentlich müsste ich kündigen und das Kind übernehmen, das jeden Tag rennen muss. Und müde ist sie sowieso. Nach 21 Uhr pennt sie auf dem Sofa ein, dann kommt sie von da zu spät ins Bett, und da kann sie aufgrund ihrer Schmerzen kaum schlafen.
Dafür ist unser Husten endlich vorbei!
An Muttis Abfahrtstag, als alle traurig waren, bin ich mit Otto ans Meer gegangen. Dabei hat er noch einige Schokoeier im Gras gefunden. Und abends hat er sein erstes richtiges Ei bemalt.
Eine Woche drauf sind wir zum Frühlingsfest von Ottos Kita gegangen. Da geht es vor allem um Spenden, aber die haben sie sich auch verdient. Ich habe gesehen, dass sie eine Menge Tiere da haben: vor Kurzem schlüpften Küken, momentan haben sie Kaulquappen und permanent lebt dort eine riesige afrikanische Schnecke namens Turbo.
Sonntag sind wir zu viert mit Anna vor Orten spazieren gewesen und Otto ist das erste Mal barfuß durchs Wasserspiel vor Burg Southsea gelaufen. Nachmittags sind wir das erste Mal dieses Jahr mit der Modellbahn im Park gefahren.
Ab jetzt geht Otto Mittwoch ganztags Kita. Das heißt, dass ich an den anderen Tagen nicht mehr ganz so lange arbeiten muss. Otto fährt immer mit seinem Roller hin, und ich muss inzwischen nebenher joggen, so schnellt ist er. Der Nachteil ist, dass wir nicht mehr zu den Kindertreffen im Wald fahren. Der Frühling blüht allerorten und ich mache mir Sorgen ihn zu verpassen.
Samstag ist Otto das erste Mal in seinem eigenen Bett in seinem eigenen Zimmer, dem bisherigen Gästezimmer, geschlafen. Das hatten wir schon (sehr) lange geplant, aber an dem Tag wachte er morgens auf und meinte, er möchte abends in seinem eigenen Bett schlafen. Das war für mich richtig emotional als ich ihn dort reinlegte: schließlich hat er sein ganzes Leben bei uns geschlafen. Und so schlimm es anfangs war, waren wir das letzte Jahr lang insgeheim froh, dass er bei uns im Bett lag, wenn wir schlafen gingen. Lange haben wir darüber gescherzt, aber inzwischen ist es deutlich: er ist kein Baby mehr. In seinem (!) Zimmer steht inzwischen aber auch wieder das Sofabett, sodass immer jemand bei ihm schlafen wird. Insbesondere wenn wieder ein richtiges Baby im Schlafzimmer haust.
Dieses Malset habe ich irgendwann um 2015 aus Deutschland mitgehen lassen. Irgendwo im Tagebuch ist ein Foto von mir und Ellie damit. Jetzt hat es Otto benutzt. |
Lego in der Bibliothek |
Mutti, hier bekannt als Oma, kam uns eine Woche Anfang April besuchen. Sie brachte nach Wochen des Regens fantastisches Sonnenwetter mit. Leider waren und sind alle noch krank; alles hustet und bei Otto kommt jetzt auch noch Schnupfen dazu. Ellie war die ersten Tage noch bettlägerig.
Wir haben mit Mutti gleich Montag im Umweltzentrum übernachtet, was zu ihrer Überraschung ein richtiges Hotel und keine Hippie Kommune ist.
Otto hat sich nicht sonderlich für die Natur interessiert. Oma hat die Stelle gesehen, wo er bis vor kurzem zur Waldschule gegangen war. Dann wurde er sehr müde und wurde in unser Zimmer getragen. Wir sind zu zweit einige umliegende Wege gelaufen, zu Schafen und später dem Sonnenuntergang über den South Downs. Otto lag zu der Zeit bereits im Bett, konnte aber nicht schlafen, bis Papa und Oma zurück waren.
Dienstag Morgen haben wir alle genossen, richtig gutes Frühstück kredenzt zu bekommen. Noch vorher hatte ich Otto im Morgentau zu den Schafen bugsiert, die ihn nicht sonderlich interessierten. Aber gut, der Blick über die sonnendurchfluteten Täler tat wenigstens mir gut. Später hat er doch nocht gefallen daran gefunden, auf dem Gelände des Zentrums rumzurennen, währen sich die Frauen sonnten.
Wir haben Mutti noch den Blick von Old Winchester Hill gezeigt. Dort erfuhr Otto auch, dass sie gewöhnlich Gummibärchen in der Tasche hat. Die würden ihn die kommenden Tage nicht mehr los lassen. Wir hatten dann noch einen sehr schönen Nachmittag am Fluss in Droxford und Corhampton, wo es auch noch Pizza gab. Der Frühling ist eine Freude; der Blüte geht gerade los; etwas später als letztes Jahr. Bienen schwirren durch die Kätzchen der Weiden am Wasser. Farbige Blumen im Revier.
Aber Mutti wollte vor allem hilfreich sein. Mittwoch haben wir daher den Garten ausgemistet.
Donnerstag hat Ellie gearbeitet, Otto ging zur Kita, Mutti und ich haben einen Haufen Schrott zur Müllkippe gebracht. Anschließend haben wir die Burg Portchester besucht. Otto freute sich abends sehr, als auch Oma ihn von der Kita abholte. Fragte sofort, "Wo sind die Gummibärchen?"
Freitag sind wir über Land gefahren. Zuerst zum Durleighmarsh Hof, wo man selbst ernten kann und Mutti schon einmal war. Da wollten wir picknicken, aber die Felder waren noch nicht zugänglich. Wir haben dann eine kleine Kirche ausprobiert, die sich als echter Glücksfall erwies. St Peter in Terwick. Ein kleines Gebäude, einzeln zwischen den Feldern, aber mit Straße und Parkstellplätzen davor. Da haben wir gegessen. Otto ist durch die Pfützen an einem Zufluss des nahen Flüsschen Rother gestapft. Aus einem Meer nebenan flog ein Reiher. Wir haben auf einem Lupinenfeld daneben gelegen, das später im Jahr wohl eine eigene Attraktion darstellt. Otto durfte auf Oma fliegen. Ich finde es immer schön, wenn er Interesse an Natur zeigt. Und im Feld nebenan fanden wir alte Rüben und Kartoffeln zum ernten; einige kochte ich mir abends und andere haben wir in einen Blumentopf gepflanzt.
All diese Orte liegen an der Landstraße von Petersfield nach Midhurst, und ich war sie noch nie so weit gefahren. Wie sich zeigt liegen dort entlang der Rother jede Menge alter Dörfer, mit alten Kirchen und Naturschutzgebieten und Wanderwegen, unterhalb der South Downs.
Wir sind die gleiche Strecke am nächsten Tag, dem letzten, nochmal gefahren, diesmal bis nach Midhurst. Das ist ein ganz alter, kleiner Ort, mit viel Geschichte. Die Hauptattraktion ist die Ruine des Palastes von Cowdray. Den hatten Ellie und ich schon vor vielen Jahren besucht, noch bevor wir ein Auto hatten. Das Gelände selbst ist derzeit zu, aber man kommt sehr nah ran. Wir haben auf einer Wiese Picknick gemacht, und Otto fand Ostereier. Das erste Mal, dass er das bewusst machte. Nicht nur das, auf dem Rückweg durch die alten Gassen traf er den echten Osterhasen, nebst Osterküken, und bekam noch zwei Schokoeier. Zurück sind wir über Chichester gefahren, entlang anderen Orten, wo Mutti schon mit uns gewesen war. Ganz allgemein ist der Frühling nun endlich ausgebrochen und die Landschaft in ihrer schönsten Phase. Ich werde wahnsinnig, was ich alles erwandern könnte.
Allgemein halte ich fest:
Neben Ausflügen hat Mutti auch sehr viel im Haushalt ausgeholfen. Ich habe Dinge geschafft, die seit Monaten rumliegen.
Trotzdem fühle ich mich gerade nach dieser Woche sehr gestresst, weil es viele Fragen öffnet, die im Alltag eben verblassen. Die Trennung von der Familie, unser fortschreitendes Alter; dass Otto diese Momente nicht ganz regelmäßig erleben kann, aber auch ganz einfach, wie wenig Kontrolle ich über mein Leben verspüre, wenn ich nicht gerade eine Woche frei habe und zusätzliche Hände - an all das wurde ich jetzt wieder erinnert.
Gummibärchen, Oma! |
Oma wird in Ottos Lieblings-Rennspiel auf der Seebrücke eingewiesen |