Dienstag, 17. Juli 2018

Geburtstag in Oxford

Dieses Jahr fiel mein Geburtstag auf einen Samstag, und Ellie nahm mich auf ein Überraschungswochenende nach Oxford. Das heißt, eine völlige Überraschung war es nicht, weil ich es am Vorabend ganz unromantisch erraten hatte, aber das schmälerte die Sache ja nicht. Denn obgleich ich bereits ein paar Mal in Oxford gewesen war, hatte ich es Ellie schon immer mal zeigen wollen, direkt seitdem wir uns überhaupt kennen. Nun also nahm sie mich dahin. Gerade mal anderthalb Stunden ist sie gefahren - schneller als Mathieu damals beim letzen Besuch dort. Sie hatte uns ein Zimmer in einer Pension 15 Minuten Fussweg vom Zentrum gebucht.

SAMSTAG
In sengender Sonne sind wir in die Richtung gezogen und haben als erstes im botanischen Garten Halt gemacht. Später habe ich Ellie eine erste kurze Führung durchs Zentrum gegeben, mit kleinere Attraktionen wie Markthalle und Unikirche. Die Hauptsehenswürdigkeiten sind ja die Unikollegien, also die alten (teilweise mittelalterlichen) Wohnheime in der ganzen Stadt verteilt sind. Dort haben Studenten und Dozenten zusammen gelebt und gelernt. Meist sind das einige Höfe, um die sich die Wohnheime reihen. Einige aber sind aber ganz eigene Gebäudekomplexe mit großen Parks. Ins größte und beliebteste, das Corpus Christi (einer von vielen Orten der Stadt, wo Harry Potter gefilmt wurde) hatte ich es mit viel Glück 2012 mit Kalina geschafft. Das war aber im Dezember gewesen, und dieses mal haben wir es zur Hochsaison gar nicht erst probiert. Wir sind in ein kleineres gegangen um Ellie einen Eindruck zu geben. Wiederum war es ganz gut zu wissen, dass wir ohnehin nicht alles schaffen konnten.

FLUSSFAHRT
Um 16 Uhr hatte uns Ellie einen traditionellen Flusskahn gebucht. Oxford liegt ja am Zusammenfluss von Themse und Cherwell und mehrere kleine Arme durchziehen die Stadt. Traditionell werden die (wie in Cambridge übrigens auch) nicht gerudert, sondern gestakt. Bei Touristen ist das so beliebt, dass man vorher buchen muss. Uns hat das beiden am ganzen Wochenende am meisten gefallen, dort unter schützenden Bäumen langzugleiten. Ellie hat sich noch nie so in einem Boot entspannt. Und ich habe mir extra einen richtigen Strohhut gekauft! Ich habe relativ schnell gelernt, wie man steuert; Ellie hat es auch probiert, aber ihr war die Aluminiumstange zu schwer. Auf dem Weg haben wir dabei am allgemeinen Jubel den Verlauf des englischen Viertelfinales mitverfolgt. Nach einer Pause in der Pension sind wir abends nochmal durch die ganze Stadt zu einem empfohlenen Restaurant essen gelaufen.

SONNTAG
Am Sonntag hatten wir zwei Museen auf dem Programm. Erst die Bolian-Bibliothek, ein Pflichtbesuch wegen des ältesten Flügels, wo noch einige Schaustücke der alten Ketten hängen, an denen früher die wertvollen Bücher festgemacht waren. Bot die Kulisse für die Krankenstation in Harry Potters Schule. Als zweites sind wir River Pitts Museum gegangen. General River Pitts war einer dieser Viktorianer, die Ethnografie aus der ganzen Welt zusammengetragen haben. Von Webnadeln zu Schrumpfköpfen. Ich war wirklich baff - das Museum ist praktisch eine dicht gefüllte Grotte, wo man merkwürdige Gegenstände aus der ganzen Welt und aus verschiedensten Epochen sehen kann. Dominiert wird das ganze von einem riesigen Totem, das bis zum zweiten Stock reicht. Zuerst muss man durchs Naturhistorische Museum, mit vielen Fossilien - beide Orte haben mir einen starken Eindruck der Zeit gewesen, als Wissenschaft und Fernreise ein Privileg war und die Gentlemen hier unter sich gewesen sein dürften, um sich gegenseitig zu beeindrucken und in Ruhe zu fachsimpeln.

Dienstag, 10. Juli 2018

Viel Sonne wenig Kajak

Anderthalb Wochen nach dem zweiten Tangoauftritt kam der dritte, am 27. Juni. Diesmal in Bracknell, eine gute Stunde von hier Richtung London. Zum Glück hat mich jemand im Auto mitgenommen. Die Show lief wieder richtig gut, nach der üblichen nervösen Generalprobe. Mit jedem Mal macht es mehr Spaß, weil man seine Abläufe immer besser kennt. Ich hab inzwischen richtig die Ruhe weg. Heiß war es! Seit Anfang Juni scheint die Sonne und es fällt kaum Regen. Darum war es schön, dass das Theater Teil eines Herrenhauses mit Park, richtig schönem Ziergarten und Wasser war.

Im Rest des Hauses ist eine Kunstgallerie und ein Cafe, wo ein Fernseher hing. Da habe ich dann auch gesehen, dass ich die deutsche WM schon verpasst hatte - keins der vorherigen zwei Spiele hatte ich sehen können, vor allem wegen Tango, und genau am Ende dieser Generalprobe war dann klar, dass es weitere auch nicht mehr geben würde. Jetzt weiß ich, wie sich die Engländer gewöhnlich fühlen! Das englische Achtelfinale war das erste Spiel, dass ich richtig gucken konnte, bei uns mit Ellie und einem Freund. Da hab ich ihnen immer Mut gemacht, dass auch sie Elfmeterschießen gewinnen können. Seither habe ich auch nur ein halbes Halbfinale gesehen.

Aber die Pubs sind zu voll zum gucken, und zu Hause will man bei diesem Wetter auch nicht sitzen. Im Moment bin ich jeden Tag im Meer - letztens habe ich das erste Mal seit 2012 Quallen gesehen. Vielleicht ist das Wasser wirklich so warm geworden. 

Passend dazu habe ich mir endlich ein aufblasbares Kajak bestellt! Nachdem Freunde sich welche zugelegt hatten und wir auch in Canterbury fröhliche Menschen auf dem Fluss gesehen hatten, hatte ich endlich die Nase voll. Es scheint, die aufblasbaren werden immer populärer. Leider hatte meins ein kaputtes Ventil und ich muss es zurückschicken für ein neues. Das wird etwas dauern.

Einen Samstagnachmittag waren wir bei sengender Hitze zum Grillen eingladen, und abends sind wir zum Sommerkonzert an der Hubertuskapelle gefahren. Dort gab es zuerst wieder ein Picknick und dann Streichmusik in der Kirche. Und zwar ziemlich lange, sodass wir nach der Pause nach etwas von draußen mitgehört haben und dann nach Hause gefahren sind. Für mich war das eins von sehr wenigen Malen auf dem Land in diesem Jahr. Die Sonne sank ganz langsam hinter einen Hügel und die Schwalben flitzen in Scharen über die Wiese, in die Kapelle und wieder hinaus.

Zum Konzert in der Hubertuskapelle hat Ellie endlich mal wieder ihr Geburtstagkleid getragen. Macht sie nur bei wirklicher heiß.


Die Ruine der Abtei Titchfield liegt auf dem Weg zu meiner Arbeit. Im Sommer macht man dort scheinbar das Tor etwas vorher auf und ich habe einmal dort reingeschaut.