Ottos Lieblingssendung im Kinderfernsehen heißt "Graces fantastische Maschinen" und stellt alle möglichen Fahrzeuge vor. Mehrere Folgen spielen in Portsmouth, unter anderem besucht Grace die Autofähre auf die Isle of Wight. Ich habe Otto lange erzählt, dass wir eines Tages damit fahren werden. Schließlich will ich ihm dieses Jahr Eisenbahn, Busse und Boote vorstellen. Diesen Samstag haben wir ziemlich spontan Karten gebucht.
Ich hatte Otto in den Vortagen immer wieder erklärt, was wir machen werden, und er hat eindeutig ein Konzept von "Autofähre" - Brumm Brumm Rau Rau. Rau Rau von "row row", aus einem englischen Kinderlied über ein Boot auf einem Bach. Er war aufgeregt, als wir am Terminal standen und die Fähre anlegte. Auf dem Schiff selber aber hat er sich nur für den kleinen Spielbereicht im Mitteldeck interessiert. Ich bin allein auf das Außendeck gestiegen; ich war seit Jahren nicht mehr auf dem Wasser gewesen.
Vom Pier auf der Isle of Wight führt ein sehr schöner, grüner Pfad einen Hügel hoch zur Abtei Quarr. Da hat Otto zum ersten Mal Schweine gesehen, sogar kleine Ferkel. Es war ein richtig schöner Tag. Die Sonne schien, alles war grün, das Meer blau, und Blumen brachten Farbe hinzu. Gottseidank ist Frühling. Mein Leben habe ich den Frühling nicht so genossen wie seit Ottos Geburt. Mir wurde auch im Klosterladen ganz komisch. Die Bilder von Ruhe und Genuss sprechen mich viel mehr an als früher. Zu gerne hätte ich da Geld ausgegeben.
Wir haben im Gartencafe etwas gegessen, während Otto allerorten Unheil anrichtete und vor allem unter Absperrungen hindurch kletterte. Er hat an praktisch allen Blumen gerochen und diverse abgerupft. Einmal durfte er auf Papa reiten. Einmal sind wir in die Klosterkirche, wo er die Stille mit Experimenten zum Thema Echo brach. Ganz toll fand er auch die Glocken, die alle Viertelstunde schlug. Bis heute erzählt er uns vom "Ding Dong!". Eine ganze Weile konnten Ellie und ich einfach auf dem Gras sitzen und zugucken wie Otto über die Wiese rannte und durch die Kiesel auf den Wegen schlurfte.
Das war für Otto das erste Mal auf einem Schiff, und das erste Mal auf die Isle of Wight, aber überhaupt unser allererster Tagesausflug. Es gibt uns Zuversicht mit ihm zu reisen. Für mich ganz persönlich eröffnet sich die Hoffnung, wieder richtig was machen zu können. Otto hat den Tag gut durchgehalten; frische Luft hat wahrscheinlich geholfen. Auf der Rückfahrt wurde er dann müde. Wir mussten ihn das erste Mal ausschimpfen, weil er auf der Fähre im Spielbereich anfing Kinder zu hauen, weil sie ihm im Weg standen. Geduld ist wirklich nicht seine Stärke, schon gar nicht, wenn er müde ist. Abends schlief er praktisch sofort ein.
Muttertag
Am Tag drauf war Muttertag; der findet hier an einem anderen Tag statt als anderswo. Ich habe Ellie zum Mittagessen in ein Cafe mit Bauernhof auf der Nachbarinsel Hayling genommen. Da sieht Otto immer Kühe und Hühner. Diesmal haben zwei Hähne gekräht; Otto hat das etwas Angst gemacht. Zurück in Portsmouth haben wir Otto zu einer Modell-Eisenbahn. genommen, die nach einigen Jahren wieder aufmachte. Otto fand das natürlich fantastisch. Aber auch da zeigte sich, dass er gar nicht gerne wartet, schon gar nicht auf andere Kinder vor ihm in der Schlange. Muss er lernen. Anschließend haben wir mit auf der Wiese gespielt. Das man das einfach mit ihm machen kann ist wirklich toll. Ohne große Planung, ohne an einen Zeitplan zu denken.
Otto Nachrichten
- Wir bringen ihm anhand von Blumen und Autos die ersten Farben bei.
- Er kann sich inzwischen ziemlich gut sprachlich ausdrücken. Man muss allerdings seine Worte kennen. Zum Beispiel hat er sofort die Worte "Quarr Abbey" gelernt, also Abtei Quarr. Bei ihm bedeutet das aber die Haferflocken, die wir da für sein Porridge am Morgen gekauft haben.
Johannes Nachrichten
- der Elefant im Raum ist natürlich die anstehende Reise nach Deutschland. Fast jeden Abend scheitert mein Plan, etwas vorzubereiten. Eigentlich ist alles erledigt. Ich bin trotzdem sehr nervös etwas vergessen zu haben.
Ellie Nachrichten
- Ellies Oma ist ganz plötzlich mit 95 gestorben