Donnerstag, 31. März 2022

Warten können andere

Ottos Lieblingssendung im Kinderfernsehen heißt "Graces fantastische Maschinen" und stellt alle möglichen Fahrzeuge vor. Mehrere Folgen spielen in Portsmouth, unter anderem besucht Grace die Autofähre auf die Isle of Wight. Ich habe Otto lange erzählt, dass wir eines Tages damit fahren werden. Schließlich will ich ihm dieses Jahr Eisenbahn, Busse und Boote vorstellen. Diesen Samstag haben wir ziemlich spontan Karten gebucht.

Ich hatte Otto in den Vortagen immer wieder erklärt, was wir machen werden, und er hat eindeutig ein Konzept von "Autofähre" - Brumm Brumm Rau Rau. Rau Rau von "row row", aus einem englischen Kinderlied über ein Boot auf einem Bach. Er war aufgeregt, als wir am Terminal standen und die Fähre anlegte. Auf dem Schiff selber aber hat er sich nur für den kleinen Spielbereicht im Mitteldeck interessiert. Ich bin allein auf das Außendeck gestiegen; ich war seit Jahren nicht mehr auf dem Wasser gewesen.

Vom Pier auf der Isle of Wight führt ein sehr schöner, grüner Pfad einen Hügel hoch zur Abtei Quarr. Da hat Otto zum ersten Mal Schweine gesehen, sogar kleine Ferkel. Es war ein richtig schöner Tag. Die Sonne schien, alles war grün, das Meer blau, und Blumen brachten Farbe hinzu. Gottseidank ist Frühling. Mein Leben habe ich den Frühling nicht so genossen wie seit Ottos Geburt. Mir wurde auch im Klosterladen ganz komisch. Die Bilder von Ruhe und Genuss sprechen mich viel mehr an als früher. Zu gerne hätte ich da Geld ausgegeben.

Wir haben im Gartencafe etwas gegessen, während Otto allerorten Unheil anrichtete und vor allem unter Absperrungen hindurch kletterte. Er hat an praktisch allen Blumen gerochen und diverse abgerupft. Einmal durfte er auf Papa reiten. Einmal sind wir in die Klosterkirche, wo er die Stille mit Experimenten zum Thema Echo brach. Ganz toll fand er auch die Glocken, die alle Viertelstunde schlug. Bis heute erzählt er uns vom "Ding Dong!". Eine ganze Weile konnten Ellie und ich einfach auf dem Gras sitzen und zugucken wie Otto über die Wiese rannte und durch die Kiesel auf den Wegen schlurfte.


Das war für Otto das erste Mal auf einem Schiff, und das erste Mal auf die Isle of Wight, aber überhaupt unser allererster Tagesausflug. Es gibt uns Zuversicht mit ihm zu reisen. Für mich ganz persönlich eröffnet sich die Hoffnung, wieder richtig was machen zu können. Otto hat den Tag gut durchgehalten; frische Luft hat wahrscheinlich geholfen. Auf der Rückfahrt wurde er dann müde. Wir mussten ihn das erste Mal ausschimpfen, weil er auf der Fähre im Spielbereich anfing Kinder zu hauen, weil sie ihm im Weg standen. Geduld ist wirklich nicht seine Stärke, schon gar nicht, wenn er müde ist. Abends schlief er praktisch sofort ein.


Muttertag

Am Tag drauf war Muttertag; der findet hier an einem anderen Tag statt als anderswo. Ich habe Ellie zum Mittagessen in ein Cafe mit Bauernhof auf der Nachbarinsel Hayling genommen. Da sieht Otto immer Kühe und Hühner. Diesmal haben zwei Hähne gekräht; Otto hat das etwas Angst gemacht. Zurück in Portsmouth haben wir Otto zu einer Modell-Eisenbahn. genommen, die nach einigen Jahren wieder aufmachte. Otto fand das natürlich fantastisch. Aber auch da zeigte sich, dass er gar nicht gerne wartet, schon gar nicht auf andere Kinder vor ihm in der Schlange. Muss er lernen. Anschließend haben wir mit auf der Wiese gespielt. Das man das einfach mit ihm machen kann ist wirklich toll. Ohne große Planung, ohne an einen Zeitplan zu denken.

Otto Nachrichten

  • Wir bringen ihm anhand von Blumen und Autos die ersten Farben bei.
  • Er kann sich inzwischen ziemlich gut sprachlich ausdrücken. Man muss allerdings seine Worte kennen. Zum Beispiel hat er sofort die Worte "Quarr Abbey" gelernt, also Abtei Quarr. Bei ihm bedeutet das aber die Haferflocken, die wir da für sein Porridge am Morgen gekauft haben.

Johannes Nachrichten

  • der Elefant im Raum ist natürlich die anstehende Reise nach Deutschland. Fast jeden Abend scheitert mein Plan, etwas vorzubereiten. Eigentlich ist alles erledigt. Ich bin trotzdem sehr nervös etwas vergessen zu haben.


Ellie Nachrichten

  • Ellies Oma ist ganz plötzlich mit 95 gestorben









Samstag, 19. März 2022

Ottos Geburtstag

Otto hat es tatsächlich geschafft, zwei Erkältungen auf einmal zu haben. Der Schnodder der ersten ließ gerade nach, da fing er plötzlich an zu niesen und die Nase legte wieder los. Seit Weihnachten ist er nie gesund gewesen.

Zu seinem Geburtstag konnte die Tagesmutti mal wieder nicht; Ellie und ich haben uns je eine Tageshälfte frei genommen. Hätten wir die Urlaubstage dafür übrig hätten wir uns seinen Geburtstag natürlich frei genommen. Aber das geht einfach nicht mehr. Ich bin mit Otto vormittags in den Stadthafen gefahren; wenigstens das Wetter war toll. Ich habe ihm als Autofan die Autofähre vorgestellt, und auch verschiedene andere größere Schiffe liefen gerade ein. Otto zeigt inzwischen echtes Interesse an Schiffen und der Hafen wird sicherlich ein guter Ort für Kinderbetreuung. Dieses Jahr wollen wir mit der Autofähre auf die Isle of Wight; von der Anlegestelle dort ist es ein kurzer Spaziergang zum Cafe der Abtei Quarr mit Garten und Tieren.

Über die Mittagspause haben wir dann seine Geschenke ausgepackt. Ich erfahre erst jetzt, dass Ellie und ich völlig unterschiedliche Vorstellungen haben, wieviele Geschenke richtig sind. Ich will in Ottos Alter eigentlich nur eine, kleine Sache schenken. Dieses Jahr eine Fahrradklingel für Ottos Roller. Ellies Familie schenkte immer viel. Muss man sich einigen. Aber wir sind uns einig, dass das Wohnzimmer jetzt wirklich voll ist. Wir haben auch wieder den Kuchen wie zu meinen Geburtstagen gemacht.

Der eigentliche Höhepunkt war der Besuch beim Esel-Asyl auf der Nachbarinsel Hayling. Ich hatte schon in der Vergangenheit geschrieben, dass diese Insel einen völlig anderen Charakter bekam, als wir ein Kind hatten. Eine Viertel Stunde Fahrt, grün und ruhig. Und ein Feld, wo ein Verein Esel rettet, plus vier Schafe und ein Pferd. Ich hatte Otto in letzter Zeit darauf vorbereitet, was Esel so sagen und er war anständig aufgeregt. Für mich persönlich ist es einfach gut, viel raus zu kommen. Der Frühling ist da, die Osterglocken säumen die Straßen.

Vermischtes

  • Otto wächst wohl mal wieder. Isst wie ein Scheunendrescher.
  • Die CD mit den Kinderliedern läuft hoch und runter sobald wir im Auto sitzen. Lieblingslieder:
    • Bienchen summ herum
    • Alle Vögel
    • Der Kuckuck und der Esel
    • Im Märzen der Bauer
    • Die Vogelhochzeit
  • Der kleine Maulwurf wird jeden Abend gefordert. Aber meistens nur eine bestimmte Szene aus einer bestimmten Folge.








Sonntag, 6. März 2022

Direkt nach den Windpocken brachte Otto eine Erkältung von der Tagesmutti mit nach Hause. Ellie und ich haben uns sofort angesteckt, und nach über einer Woche ist immer noch kein Ende abzusehen. Ich bin einfach nur erschöpft. Es nimmt einfach kein Ende mit Krankheiten, fehlender Kraft schon am Morgen und dann schlechten Nächten. Der abendliche Sport hatte mir mental ganz gut geholfen, aber das musste ich krankheitsbedingt sofort wieder abbrechen. Mir geht es nicht gut. Ellie auch nicht. Nur ich gebe es zu.

Letztes Wochenende sind wir mit Otto zur Hubertuskapelle gefahren. Vor allem aber probierten wir aus, ob man mit ihm in einem Pub auch mal essen kann. Ich hatte zwei mit großen Biergärten bzw. Wiesen hinter dem Haus ausgesucht. Ergebnis: es klappt sehr gut, solange einer mit ihm über die Wiese rennt. Hinter dieser speziellen Wiese fahren auch regelmäßig Züge. Bei der Gelegenheit habe ich Otto in einer kleinen Fußgängerunterführung das Konzept des Echos beigebracht. Tags darauf sind wir im weiter westlich gelegenen Tal des Flusses Meon die ehemalige Bahnstrecke entlang gelaufen. Unter jeder der alten Fußgängerbrücken dort hat Otto Echo gespielt. Gerade mit Erkältung hält er nie still, aber da zumindest durfte Papa ihn fast die gesamte Strecke tragen.

Die Woche ist an mir vorbeigeflogen; aus dem Haus komme ich sowieso nicht, und ein paar Tage war ich krank und wollte sowieso nichts mehr machen.

Gestern, Samstag, bin ich  nachmittags nach vielen Verschiebungen, endlich einmal ein bisschen wandern können. Ich bin mit dem Auto den Fluss Meon hochgefahren, etwas weiter als wir mit Otto gewesen waren. Da liegt ein sehr kleines Naturschutzgebiete, einmal um eine Auenwiese am Fluss. Matschig und kalt, ab und zu Nieselregen. Dafür blüten die ersten Bäume. Ich bin später ziellos die Landstraßen abgelaufen; es war einfach schön mal draußen zu sein. Ganz zufällig lief ich an einem Bekanntem vom Tango vorbei, der arbeitet da als Leihgärtner in den teuren Häusern. Auch mal gut mit Menschen zu reden.

Heute sind wir mit Otto dann endlich Zug gefahren. Eine halbe Stunde nach Chichester, da rumgeflaufen, und wieder zurück. Otto hat gekichert vor Aufregung, es hat ihm richtig Spaß gemacht. Bald wird er ja fliegen. Dann will ich ihn mit auf ein Boot nehmen. Und irgendwann fahren wir einfach mal mit dem Bus durch die Gegend. Dieses Jahr wird das alles passieren.