Nun ist Mathieu weg. Mitte Juni fängt er eine neue Arbeit in Nottingham an. Bis dahin reist er einen guten Monat durch die Welt. Anfang Juni sehe ich ihn vielleicht noch einmal kurz wenn er seine Sachen in Portsmouth abholt, und ich will ein Wochenende mal nach Nottingham fahren. Aber aus meinem Alltag ist er raus. Das geschah etwas früher als erwartet und hat mich im ersten Moment etwas mitgenommen. Er war der erste und bis heute eigentlich einzige wirkliche Freund hier vor Ort, der mich damals aus meiner ursprünglichen Einsamkeit geholt hat und wir haben drei Jahre lang viel unternommen. Und zwar insbesondere Sachen, die ich mit Ellie nicht so machen kann - Radtouren, Wanderungen, Jugendherbergen, Brettspiele, Ausflüge mit Freunden und Fremden, Kneipen, Männergespräche. Im ersten Moment kam ich mir in der Stadt plötzlich wieder mehr allein vor. Es sind eben doch die Menschen, die einen Ort vertraut machen.
Nun soll man ja positiv sein. Schließlich waren die letzten Monate durchaus eine Dreifachbelastung, in denen ich Zeit finden musste für Tango, Mathieu als auch Ellie. Dazu kam noch ein kleiner Gesangsauftritt, für den ich üben musste. Sowohl den Chor als auch die normalen Tangostunden am Freitag habe ich dadurch zeitweise aufgegeben. Jetzt ist Mathieu weg, der Auftritt geschafft, Kalina als auch unsere tschechischen Brettspielfreunde sind vorerst nicht verfügbar - plötzlich habe ich ziemlich viel Zeit. Aber langfristig weiß ich, dass man wenigstens einen Freund vor Ort braucht. Dementsprechend will ich die Spieleabende weiterführen und Kalina wieder regelmäßig sehen, sobald sie zurück ist.
Vorerst hat Ellie meine volle Aufmerksamkeit. Ideen für Ausflüge und Aktionen stapeln sich ja in meinem Kopf. Vorerst sind wir wieder in die Historische Werft gegangen, damit auch sie einmal die HMS Victory besichtigen kann. Das ist das Flaggschiff des Admirals Nelson, der darauf die wichtige Schlacht von Trafalgar gewann, dabei starb und ein Nationalheld ähnlichen Profils wie Churchill wurde. Ich war damit zum vierten Mal in der Werft und zum zweiten Mal auf der Victory.
Eines schönen Tages sind wir außerdem in den Wald von Bere gefahren. Ich vergesse immer wieder, dass wir ja selbst ein Auto haben. Das Waldgebiet ist nicht ganz so groß wie der New Forest, aber nur eine knappe halbe Stunde weg. Im Moment wachsen überall die Glockenblumen ganz wunderbar. Das Wetter ist sehr wechselhaft, morgens meist besser, doch auch abends bin ich moment oft nach der Arbeit am Meer und trinke allein einen Tee.
Ich erwähnte einen kleinen Auftritt - das war die offene Bühne, die ein- oder zweimal jährlich an der Uni stattfindet. Diesmal stand sie im Zeichen von Shakespeares 400. Todestag. Ich sang Schuberts Ständchen (das fröhliche, nicht das melancholische), das im allerweitesten Sinne aus Shakespeare Cymbeline stammt. Ich war schon zweimal auf dieser Veranstaltung aufgetreten, aber diesmal ist mir zum ersten Mal eine Aufnahme gelungen.
Video 1
Video 2
Aus der Aktion "Deutsches für Ellie":
Johannes gegen Kartoffelpuffer 1:0
Johannes gegen Bienenstich 1,5:1,5
Ich lese Ellie abends Pippi Langstrumpf vor, sie mir das klassische Kinderbuch Matilda. Für mich selbst lese ich Grundlehrbücher über Chemie und Statistik. Ersteres im Anschluss an Opa's Lehrbuch Physik (sowohl in Physik als auch Chemie habe ich am Gymnasium viel verpasst), zweiteres aus allgemeinem Interesse und in Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch auf Beförderung Mitte Mai. Zur Erinnerung, bei uns bewirbt man sich auf höhere Posten, man wird nicht einfach befördert.
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Vor der Victory. |
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In den Glockenblumen... |
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...Glockenblumen... |
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...Glockenblumen! |
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Tango, Tango, endloser Tango! |
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Plakat für das nächste Chorkonzert. Ich singe nicht mit, weil sich die Generalproben mit Tango überschneiden.
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