Sonntag, 22. Mai 2016

Ein paar schöne Dinge

Sonne! Hoffnung! Übernacht war es Sommer geworden - nicht erst Frühling, nein, gleich Sommer. Das dauerte nur vier Tage, aber die haben wir genutzt. Nach der Arbeit fahre ich momentan immer ans Meer. Und am Wochenende haben Ellie und ich das Auto geschnappt und sind in Petersfield Rudern gefahren. Das heißt, Ellie ist gefahren (damit sie endlich ihre Fahrangst verliert), ich habe gerudert. Und auf dem Rückweg, das Auto machts möglich, haben wir ein Picknick im Umweltzentrum gemacht. Dort waren wir seit der Übernachtung im letzten Jahr nicht mehr gewesen. Was für wunderschöner Ort - wir haben auf dem Rasen zwischen den Zelten gegessen, sogar Ellie war warm.

Danach musste Ellie eine Wochen lang auch am Samstag arbeiten. Das gab mir die Möglichkeit zu Aktionen, die sie nicht mitmachen könnte. Zum Beispiel Radtouren. Somit habe ich eine Woche darauf einen wunderschönen Ausflug zur Hubertuskapelle und dann immer der Nase nach gemacht. Das hatte ich seit einen kurzen Spaziergang in der Gegend im Januar vorgehabt. Damals haben Ellie und ich den Ort Chalton besucht und ich habe mir gedacht, dass es dort soviele vielversprechende Wege gibt, dass man sie wirklich mal ohne Zeitdruck erkunden sollte. Zuerst habe ich dazu den Hügel gegenüber der Kapelle erklommen, von dem aus man das gesamte Tal und weiter draußen die leuchtenden Rapsfelder der ganzen Region sah. Dann bin ich planlos weiter und kam an vielen Orten vorbei, die Ellie und ich in den letzten drei Jahren jeweils einzeln besucht hatten; am Ende fast wieder bis Petersfield.

Und es blühen die erste Rosen im Rosengarten!

Von den darauffolgenden 6 Abenden waren 4 mit Tango ausgefüllt. Der erste Auftritt fand am Freitag, den 20. Mai, in Portsmouth statt. Meinungen dazu gehen auseinander. Wir von der Truppe fanden es ziemlich schlimm. Ich selbst habe gleich am Anfang einen großen Fehler gemacht, und danach gleich noch ein paar kleine. Das hat mich wuschiger gemacht als früher - wird Lampenfieber mit dem Alter größer, nicht kleiner? Nun, wir waren diesmal tatsächlich nicht ganz so gut vorbereitet wie vor zwei Jahren. Wenn man dem Publikum glaubt, war dagegen alles toll. Nach vielem Nachbohren bin ich bereit, dem Publikum zu glauben. Vielleicht sieht man von unten wirklich nur den Wald und nicht die Bäume. Insgesamt haben wir 5 Auftritte, den nächsten in zwei Wochen.

Zuletzt: Meine Bewerbung war nicht erfolgreich, wenn auch nur knapp.
Rudern in Petersfield

Ellie war zum allerersten Mal in einem Ruderboot. Es half ihr sehr, dass das Wasser nur knietief war.

Picknick im Umweltzentrum.

Abends nach der Arbeit




Fahrradausflug
St Hubertus im Raps






England in einem Bild.

Am Horizont die Wälder des Königin-Elizabeth-Landschaftsparks.

Kirche in Chalton.

Tango. Zwei Tage vor dem ersten Auftritt.

Montag, 2. Mai 2016

Nun ist Mathieu weg. Mitte Juni fängt er eine neue Arbeit in Nottingham an. Bis dahin reist er einen guten Monat durch die Welt. Anfang Juni sehe ich ihn vielleicht noch einmal kurz wenn er seine Sachen in Portsmouth abholt, und ich will ein Wochenende mal nach Nottingham fahren. Aber aus meinem Alltag ist er raus. Das geschah etwas früher als erwartet und hat mich im ersten Moment etwas mitgenommen. Er war der erste und bis heute eigentlich einzige wirkliche Freund hier vor Ort, der mich damals aus meiner ursprünglichen Einsamkeit geholt hat und wir haben drei Jahre lang viel unternommen. Und zwar insbesondere Sachen, die ich mit Ellie nicht so machen kann - Radtouren, Wanderungen, Jugendherbergen, Brettspiele, Ausflüge mit Freunden und Fremden, Kneipen, Männergespräche. Im ersten Moment kam ich mir in der Stadt plötzlich wieder mehr allein vor. Es sind eben doch die Menschen, die einen Ort vertraut machen.

Nun soll man ja positiv sein. Schließlich waren die letzten Monate durchaus eine Dreifachbelastung, in denen ich Zeit finden musste für Tango, Mathieu als auch Ellie. Dazu kam noch ein kleiner Gesangsauftritt, für den ich üben musste. Sowohl den Chor als auch die normalen Tangostunden am Freitag habe ich dadurch zeitweise aufgegeben. Jetzt ist Mathieu weg, der Auftritt geschafft, Kalina als auch unsere tschechischen Brettspielfreunde sind vorerst nicht verfügbar - plötzlich habe ich ziemlich viel Zeit. Aber langfristig weiß ich, dass man wenigstens einen Freund vor Ort braucht. Dementsprechend will ich die Spieleabende weiterführen und Kalina wieder regelmäßig sehen, sobald sie zurück ist.

Vorerst hat Ellie meine volle Aufmerksamkeit. Ideen für Ausflüge und Aktionen stapeln sich ja in meinem Kopf. Vorerst sind wir wieder in die Historische Werft gegangen, damit auch sie einmal die HMS Victory besichtigen kann. Das ist das Flaggschiff des Admirals Nelson, der darauf die wichtige Schlacht von Trafalgar gewann, dabei starb und ein Nationalheld ähnlichen Profils wie Churchill wurde. Ich war damit zum vierten Mal in der Werft und zum zweiten Mal auf der Victory.
Eines schönen Tages sind wir außerdem in den Wald von Bere gefahren. Ich vergesse immer wieder, dass wir ja selbst ein Auto haben. Das Waldgebiet ist nicht ganz so groß wie der New Forest, aber nur eine knappe halbe Stunde weg. Im Moment wachsen überall die Glockenblumen ganz wunderbar. Das Wetter ist sehr wechselhaft, morgens meist besser, doch auch abends bin ich moment oft nach der Arbeit am Meer und trinke allein einen Tee.

Ich erwähnte einen kleinen Auftritt - das war die offene Bühne, die ein- oder zweimal jährlich an der Uni stattfindet. Diesmal stand sie im Zeichen von Shakespeares 400. Todestag. Ich sang Schuberts Ständchen (das fröhliche, nicht das melancholische), das im allerweitesten Sinne aus Shakespeare Cymbeline stammt. Ich war schon zweimal auf dieser Veranstaltung aufgetreten, aber diesmal ist mir zum ersten Mal eine Aufnahme gelungen.
Video 1

Video 2

Aus der Aktion "Deutsches für Ellie":
Johannes gegen Kartoffelpuffer 1:0
Johannes gegen Bienenstich  1,5:1,5
Ich lese Ellie abends Pippi Langstrumpf vor, sie mir das klassische Kinderbuch Matilda. Für mich selbst lese ich Grundlehrbücher über Chemie und Statistik. Ersteres im Anschluss an Opa's Lehrbuch Physik (sowohl in Physik als auch Chemie habe ich am Gymnasium viel verpasst), zweiteres aus allgemeinem Interesse und in Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch auf Beförderung Mitte Mai. Zur Erinnerung, bei uns bewirbt man sich auf höhere Posten, man wird nicht einfach befördert.


Vor der Victory.
In den Glockenblumen...
...Glockenblumen...
...Glockenblumen!
Tango, Tango, endloser Tango!
Plakat für das nächste Chorkonzert. Ich singe nicht mit, weil sich die Generalproben mit Tango überschneiden.

18. April - Einmal noch

Nicht mehr lang dann zieht Mathieu weg. Quasi als Abschiedstour haben wir einen Ausflug auf die Isle of Wight mit den üblichen Verdächtigen Portugiesen und Franzosen organisiert. Das war in dieser Gruppe das erste und vermutlich das letzte Mal, denn bald wohne nur noch ich hier und man trifft sich an einem allgemein günstig gelegeneren Ort. Dafür hatten wir zwei Autos und waren dementsprechend mobil, haben praktisch die gesamte Insel gesehen und auch ich habe noch neue Orte entdeckt, die ich noch dieses Jahr Ellie zeigen will. So waren wir auf Burg Carisbrooke, einem Eselhof, bei einem Leuchtturm aus dem 12. Jahrhundert und sind einen Küstenpfad am Westende entlanggelaufen, an dessen Ende alte Batterien gegen die Franzosen stehen und man die Felsformation der sog. "Nadeln" sehen kann. Überhaupt hatte ich von der Insel noch nie so weit sehen können - der Blick ging gute 100km. Gewohnt haben wir in der kitschigsten Pension Englands, und ganz zum Schluss, als die anderen schon weg waren, habe ich Mathieu durch Haus Osborne geführt. Da war ich zum dritten und er zum ersten Mal. Auch er hatte in der Region noch Rechnungen offen.

Auf einem Eselhof haben ein ausgesprochen aufgeschlossenes englisches Rentnerpaar getroffen. Kein Wunder, sie haben bis vor kurzem in Frankreich gelebt.
Auf Burg Carisbrooke.

Im Hintergrund die sog. Nadeln, eine Felsformation und größter Besuchermagnet der Insel.