Montag, 9. Oktober 2017

Und es bewegt sich doch was

Endlich passiert wieder was! Kaum haben wir unsere Statistik veröffentlicht da bekomme ich interessante Aufgaben, und dann gleich einen ganzen Batzen. Bis Mitte Dezember arbeite ich jetzt zwei Tage die Woche an einem modernen Projekt, in dem ich hoffentlich viel programmieren kann. Es ist eher ein Experiment zur Entwicklung neuer Ideen und Fähigkeiten. Genau gesagt analysieren wir das Protokoll des Parlaments, wonach Abgeordnete fragen. Das kann man dann, vielleicht, nach Themeninteresse analysieren. Dafür arbeiten wir mit einer Beraterfirma voller junger Doktoranden in London zusammen, wohin ich einen Tag zur Vorstellung und Besprechung gefahren bin.
Bereits zuvor hatte ich mit Kollegen beschlossen, endlich einen öffentlichen Vortrag über moderne Statistik vorzubereiten. Das wollte ich machen, seitdem ich das erste Mal zu solchen Wissenschaftsveranstaltungen gegangen bin. Unabhängig davon hatte ich auch mit einer bekannten deutschen Dozentin hier in Portsmouth vereinbart, Ende November ihren Studenten mal was vom Zahlen im echten Leben zu erzählen. Dann wurde mir plötzlich ein ganz ähnlicher Vortrag an der Uni Southampton übergeholfen, nur bereits für Anfang November. Und zwischendurch führe ich noch ein Team ins Programmieren ein. Alles Gute auf einmal.

Sonntag habe ich den ersten richtigen Ausflug mit Mathieu seit seiner Ankunft gemacht. Ellie war auf Tanzkursen. Zuerst habe ich ihm den Hügel Butser gezeigt, den auch er in seiner Zeit hier nie besucht hatte, dann den Hasenglöckchenwald, wo ich im Frühjahr mit Ellie gewesen war. Dann haben wir bei gutem Wetter im Umweltzentrum ein Nickerchen gemacht und sind später mit Spielen in die Kneipe gezogen wie früher.


Nachdem ich den Anfang des Preußenbuchs nochmal studiert hatte, habe ich jetzt ein Buch über die Evolution am Wickel. Ich wollte schon länger einige Kapitel aus meinem alten Biologiebuch wieder lesen.


Unser Haus ist im großen und ganzen eingerichtet und ich habe langsam Übersicht über die Ausgaben. Momentan bereiten wir uns vor, einen neuen Boiler zu kaufen. Irgenwie muss das Geld ja weg.

Dienstag, 3. Oktober 2017

La France, enfin!

Seit fünf Jahren erzähle ich, wie ich unbedingt mit der hiesigen Fähre in die Bretagne will. Das ich noch nie so nah an Frankreich gewohnt habe. Und ich habe nichts getan. Von wegen Zeit und Geld. Bis Ellie die Sache selbst in die Hand genommen und uns zu meinem Geburtstag ein Wochenende in Saint Malo gebucht hat. Überfahrt Freitag Nacht mit Kabine, Ankunft Samstagmorgen, ein Tag in der Stadt, Nacht im Hotel, Abfahrt Sonntag vormittag. Für mich war das das erste Mal in Frankreich, seit ich Rieke 2012 in Metz besucht habe.

Saint Malo ist eine kleine Stadt, direkt an der Küste, historisch, Hafen- und Piratenstadt, immer mal wieder von den Engländern angegriffen. Im Krieg stark zerstört, aber mit Sachverstand wieder aufgebaut.

Nun wurde Ellie auf der Überfahrt leider sofort richtig seekrank. Und in dem Zustand war ihr die Fähre auch nicht geheuer. Erst kurz vor Mitternacht konnten wir schlafen. Aber dem Morgen wohnte ein Zauber inne. Halb neun gingen wir von Bord und liefen den Hafen entlang der Stadt entgegen. Die lag ganz wunderbar an Wasser und Strand. Die Sonne erleuchtete die grauen Fassaden und wir hatten die Gassen um die Zeit noch ganz für uns allein. Gepäck konnten wir schon im Hotel abladen und waren dann frei. Erst als wir in einem Cafe gefrühstückt hatten waren die ersten Läden auf, darunter grandiose Bäckereien.


Von dort trieben wir den Tag lang durch die Gassen. Denn Saint Malo lebt von seiner Atmosphäre, nicht unbedingt von einzelnen Sehenswürdigkeiten. Ganz besonders bleibt mir der Moment in Erinnerung, als wir das erste Mal auf die Stadtmauer traten und die Sandstrände und die Felseninseln sahen, an denen sich in der ganzen Bucht das Meer bricht. Anders als in Portsmouth bleibt der Sand sogar bei Flut unbedeckt, man kann stundenlang laufen.


Ellie kaufte sich einen Pullover und Schokolade, ich viel Kuchen. Mittags haben wir Crepes gegessen und abends in einem winzigen Restaurant mit bretonischer Küche und Musik von Bach und Händel. Überall waren die Menschen auffallend fröhlich und freundlich. Mehr, als man als Tourist in einem Touristenort erwartet. Vielleicht lag es daran, dass mein Französisch doch noch ziemlich gut ist. All die Jahre mit täglichem Vokabeldrill zahlen sich aus.


Die Rückfahrt war viel angenehmer als die Hinfahrt. Dem Gleichgewichtssinn hilft es offensichtlich, bei Tageslicht Fixpunkte zu sehen. Vor allem die Ausfahrt aus der Bucht war noch einmal schön, bevor die restlichen 10 Stunden grau und nass wurden. Aber wir hatten eine Kabine, sodass wir auch noch schlafen konnten.






An dieser Kapelle haben wir erfahren, dass der mythische Stadtgründer aus dem keltischen Britannien kam. In der Tat wurde die Region wohl von der Insel aus besiedelt.


Wir versuchen immer noch rauszufinden, wer das ist.
De Gaulles Aufruf an die Franzosen am Platz der Resistance hat Ellie besonders gefallen.