Montag, 27. Juni 2022

Die Idee war gut

Nach der Reise nach Deutschland wollte Ellie auch mal ihre Familie in Kent besuchen. Sie hat dafür zum Geburtstag ihrer Schwester Amber drei Nächte in einer Ferienwohnung in deren Nähe auf einem wunderbaren Hof mit vielen Tieren gebucht. Otto  konnte Schafe, Schweine, Hühner, Esel, Alpacas und Meerschweinchen sehen. Am Nachmittag durften er und die anderen Kinder sie auch füttern. Unsere Terasse blickte auf die Felder, wir hatten einen großen Garten, morgens sangen die Vögel, abends stieg aus den Wiesen der Nebel. Otto war glücklich ob der Tiere, ich war glücklich ob der Natur, Ellie war glücklich ob des Hauses.

Es hätte alles so schön sein können, wären wir nicht die meiste Zeit abwechselns hundselend krank gewesen. Otto hatte irgendetwas von seiner Tagesmutti mitgebracht, Sonntag ging das los, Dienstag war Ellie dran und Donnerstag ich, als ich 3 Stunden im Auto gefangen war. Unaussprechliche Dinge sind auf der Autobahn geschehen. Die nächsten Tage waren wir abwechselnd krank; Ellie hatte einen Rückfall; einer lag jeweils im Bett während der andere sich im Otto kümmerte. Zu allem Überfluss machte der es besonders schwer, war richtig schwierig, bocksbeinig, absichtlich unartig und kaum abzulenken. Hat Kinder gehauen und Tiere getreten. Ich bin nach diesem "Urlaub" völlig erschöpft.

Donnerstag, als wir anfuhren, sind Ellie und Otto mit Opa Howlett und Frau im historischen Dampfzug von Tenterden, Ellies Heimatort, zur Burg Bodiam gefahren. Als Otto ganz klein war und nur an meiner Schulter schlafen wollte habe ich stundenlang Videos der Strecke geguckt und mich gefreut eines Tages da mitzufahren. Stattdessen lag ich ganz still im Schatten neben dem Parkplatz. Im Ferienquartier bin ich ins Gästebett kollabiert.
Freitag Morgen konnte ich wieder stehen und wir haben Ellies Schwester Amber die Straße runter in Canterbury besucht, wo ich auf dem Sofa wieder eingeschlafen bin. Ich war seit 3 Jahren nicht mehr bei ihr gewesen; heutzutage freue ich mich richtig auf ihr Haus auf dem Feld. Offenbar hat sie inzwischen das Geld sich ein eigenes woanders zu kaufen. Fast schade, ich fahre immer gerne nach Canterbury.
Samstag kamen Ellies Mutter und Schwester zu uns, nur war sie urplötzlich wieder krank und lag den ganzen Tag im Bett. Und Sonntag mussten wir eben wieder los, mit einem letzten Halt bei Amber wo Otto Steinsuppe gemacht hat.

Prinzipiell würden wir uns Gastquartier gerne regelmäßig besuchen, weil es für Otto wirklich perfekt ist. Der war selten soviel draußen. Aber konkret bin ich nach diesem Ausflug einfach erschöpft und meine Stimmung miserabel.

Frühstück mit Blick auf Alpacas




Otto hat gequiekt vor Vergnügen, als er gelernt hat wie man Eseln Gras gibt

Steinsuppe


Samstag, 18. Juni 2022

Raxi rastet

Anfang Juni besuchte uns Friedemann. Er ist auf einer langen Radtour,  von Lübeck über Dover zu uns und dann weiter nach Paris. Mit ihm kamen seine Plüschbegleiter Raxi der Rabi und Sophie die Eule. Nach fast zwei Monaten Fahrt machten sie bei uns das erste Mal länger Pause. Just als sie hier ankamen musste ich mich um Otto kümmern und Friedemann durfte aus erster Hand sehen, dass ich zum Kinderhüten bis heute meine ganze Konzentration brauche.

Am Samstag konnten wir dann endlich etwas zu zweit unternehmen und sind eine besonders schöne Radstrecke von Rowlands Castle nach Petersfield durch die South Downs gefahren. Die fahre ich selbst jedes Jahr ein paar Mal, aber an der Hubertuskapelle haben wir die Räder abgestellt und eine neue Wanderstrecke ausprobiert. Die hat sich als ein richtiges Kleinod rausgestellt, nicht zu kurz, nicht zu lang, Landschaft sehr abwechslungsreich, durch Wald und Kornfelder, Raubvögeln und Schafen und weiten Blicken. Genau auf halbem Weg ist ein sehr schönes Cafe in einem kleinen Ort. Ich werde diese Wanderung auf jeden Fall noch mal machen.

An allen Abenden, und am gesamten Sonntag, sind wir ins Brettspielcafe gegangen. Das war schon bei Friedemanns letztem Besuch so gewesen, noch ohne Kind. Friedemann hat das bei sich in München immer vermisst, und auch ich selbst war seit Ottos Geburt nicht mehr da gewesen. Wie Baden und Tango war es ein unerwartetes Echo meines alten Lebens. Wieder vor den Regalen mit all den Spielen zu stehen war ein richtig gutes Gefühl. Wir haben am Ende vor allem eins gespielt, war mir selbst gehört und seit zwei Jahren hier rum liegt. Zum Anfang der Pandemie wollten Ellie und ich ein Brettspiel kaufen, gezielt vom lokalen Geschäft, in der Illusion wir würden jemals die Zeit und Muße haben es auch zu spielen. Nun, was lange währt wird anders gut als geplant.

Montag habe ich wieder gearbeitet, konnte Friedemann aber noch zu seiner Fähre bringen. Inzwischen fährt die Seine hoch nach Paris.
Die Strecke wollte ich auch mal fahren, vor vielen Jahren, als ich neu in Portsmouth war und mir klar wurde, dass Frankreich für mich noch nie so nah war. Ich hab es dann nie gemacht, und ich bin wirklich neidisch auf Friedemanns Reise.

Otto Nachrichten

  • ist seit Freitag abend erkältet
  • hat seit Kurzem eine spontane Furcht vor Seetang und will daher nicht ans Meer. Dafür sind Plantschbecken aller Art der absolute Renner.

Auf der Wanderung in den South Downs

Otto schreibt seinen Namen in den Sand

Raxi und Sophia lernen Otto kennen


Sonntag, 5. Juni 2022

Eigentlich will ich nur noch Kuchen

Ich hatte jetzt fünf Tage frei, dank verschiedener royaler Feiertage, und wusste partout nichts mit mir anzufangen. Da hat man einmal Zeit, und dennoch gibt es zwischen Schlaf und Schlaf nur Pausen. Einen Nachmittag bin ich etwas ins Grüne gefahren. Am Tag darauf hatten Ellie und ich lange, lange einen Tag für uns geplant. Aber wieder einmal fiel die Tagesmutti aus, und so schön es auch ist mit Otto frei zu haben, zu zweit hätte nicht geschadet. Wir hatten geplant, irgendwo im Grünen in Ruhe einen Kuchen zu essen, rein zu Ehren des 70. Thronjubiläums der Queen. Irgendwie habe ich nie die kleinen Kuchen vergessen, die uns vor Jahren zur Hochzeit von Harry und Meghan kredenzt worden waren. Kleine Kuchen und Ruhe, man verlangt ja nicht mehr viel. Zu unserer Überraschung wurde an diesem Tag fast gar nichts gemacht in Portsmouth und wir sind stattdessen ins Umweltzentrum gefahren. War auch schön. Kuchen haben die da auch. Und Ellie trug ein schönes Kleid. Otto scheint letztens etwas mehr Interesse an Natur zu zeigen; man ist ja schon für wenig dankbar.

Wirklich toll wurde es erst Samstag, als wir mehr oder weniger spontan von einem Dorffest in Droxford am Fluss Meon erfuhren. Der Ort ist ja an sich schon schön; wir hatten Otto da letztens erst Pferde zeigen können. Für die Queen hat man sich aber richtig Mühe gegeben. Die zwei größten Häuser im Ort haben ihre Rasen für Stände geöffnet, Oldtimer, Tombola, selbstgemachter Kuchen in der Dorfhalle, Schüler sangen die Nationalhymne, später spielte eine Kapelle; alles organisiert vom Ortsrat. Auf dem Feld hinter der Kirche durften Kinder auf Ponys Reiten und ein Hof brachte Kleintiere zum Streicheln. Die Kirche selbst ist umgeben von einer blühenden Blumenwiese. Otto lachend im langen Gras. Die gute alte Zeit, Heile Welt, Bilderbuch von gestern. Hat trotzdem Spaß gemacht. Wir hatten Glück; waren früh angekommen, haben uns als erste Kuchen besorgt. Ich bereue nur, dass ich nicht viel mehr gekauft habe. Die Schlangen später habe ich gar nicht erst angefangen. Das war der schönste Tag des ganzen Wochenendes.


Als nächstes kommt Friedemann. Der ist heute von Dünkirchen nach Dover übergesetzt und sofern er da nicht ausgeraubt wird kommt er über Hastings und Brighton am Mittwoch bei uns an. Die Tagesmutti ist weiterhin nicht verfügbar; ich muss mir frei nehmen und Otto betreuen, ausgerechnet wenn ich den Kopf frei haben wollte für Friedemann. Wenigstens das Wochenende wird das gehen. Montag darauf nimmt er dann von hier die Fähre nach Caen und radelt von da nach Paris.


Otto-Nachrichten

  • seit kurzem darf nur noch er selbst sich Dau Dau nennen, zum Spaß. Ich werde korrigiert, dass er Otto heißt. Irgendwann wird er wirklich nur noch Otto sein, und dann werden wir Dodo vermissen.
  • er ist auch kein Baby mehr, sondern ein großer Junge. Allerdings ist er "mein Baby", woraufhin er auf die entsprechende Person zuläuft und gekuschelt werden muss. Dann hat er gern alle Leute aufgezählt, die ihn lieb haben und freut sich.
  • er ist spürbar glücklich nach einer Woche nur bei seinen Eltern. Will alle paar Minuten kuscheln.
  • letztens habe ich ihn das erste Mal alleine Karussell fahren lassen. Auf der Seebrücke. Jetzt bleibe ich mit ihm erstmal dem Meer fern, sonst zeigt er sofort den Strand runter und will da wieder hin.


Johannes-Nachrichten

  • ich habe die Artus-Sage wieder aufgegeben. Zu albern. Ich lese wieder Obama, und ein paar Harzer Sagen, die ich gratis elektronisch gefunden habe.







Mittwoch, 1. Juni 2022

Dau Dau

Letztes Wochenende waren zu Ellies Freunden nach Hastings eingeladen, zum 7. Geburtstag ihrer Tochter. Ellie hatte diese Freunding im Studium kennengelernt; wir hatten sie über die Jahre ab und zu besucht, zuerst in London, und später sind sie mit ihren zwei Kindern nach Hastings gezogen. Das sind etwa zwei Stunden Fahrt; so lange hat Otto hier drüben noch nicht im Auto gesessen, aber nach der Reise nach Deutschland hat uns das keine Sorgen mehr gemacht.

Wir haben trotzdem auf halbem Wege Halt und ein Picknick gemacht. Dazu bot sich der Devils Dyke (Teufelsdeich) an, ein bekanntes Stück der South Downs praktisch über Brighton. An der Stelle läuft die Hügelkette langsam ins Meer, sodass man von oben sowohl weit aufs Wasser als auch weit ins flache Land im Norden gucken kann. Otto war ganz fröhlich auf der Wiese; gut zu wissen dass wir sowas jetzt machen können.

Auch eine Geburtstagsfeier war neu für Otto. Unsere Freunde hatten eine Menge Platz zu Verfügung, im Garten eines großen Hauses. Otto konnte endlich auf eine Hüfpburg und auch sonst viel rumrennen. Die Kinder waren alle ein paar Jahre älter als er, aber die interessieren ihn ohnehin maximal als Studienobjekt. Es hat ihm alles sehr gut gefallen.

Ich bin ihm immer hinterher, damit Ellie Zeit für ihre Freundin hatte. Ich selbst habe nicht viel von ihnen gesehen, denn wir brachten unsere Kinder zu genau versetzten Zeite ins Bett und am nächsten Morgen war die Mutter ob Migräne nicht ansprechbar, sodass wir relativ früh wieder gefahren sind. Der Morgen war mir aber angenehm; ich war sowas wie ausgeschlafen und Otto war viel in ihrem großen Garten unterwegs. Ein bisschen spielte er auch mit den Kindern, bzw. mit deren Spielzeug und er hat sehr brav geteilt.

Er ist dann auf der Rückfahrt aber eingeschlafen, was eine echte Besonderheit ist. Wahrscheinlich ist das Spielen mit anderen Kindern für ihn so aufregend, dass er sich davon erholen muss. Bei der Tagesmutter macht er ja auch immer Mittagsschlaf, den er bei uns schon vor Ewigkeiten abgesetzt hatte. Und wenn wir ihn da abends abholen, ist er immer total unter Strom und schläft ewig nicht ein. Gut das mal direkt zu beobachten.


Kurznachrichten

  • Otto nennt sich seit kurzem "dau dau", eine selbstironische Version von "dodo" bisher
  • Ich lese seit Kurzem eine Version der Legende von König Arthus. Ziemlich deppert.


Devil's Dyke

Anderer Leute Spielzeug


Pause auf der Rückfahrt