Sonntag, 6. Februar 2011

06.02.2010 - Kollerkur

Offensichtlich habe ich es mit dem tugendhaften Lesen in geschlossenen Räumen etwas übertrieben: vorletzte Woche setzten typische Symptome der Prüfungskrankheit ein. Zu wenig Bewegung, zu wenige soziale Aktivitäten führten zu Schlafproblemen nachts und deren Gegenteil am Tage, Stimmungsschwankungen, Konzentrationsstörungen, verschlechterte Sozialfähigkeiten. Nach einigen erfolglosen Versuchen, selbst Leute zu Unternehmungen zu animieren konnte ich die Balance jetzt zum Glück wieder herstellen.

Zum einen wurde ich von der Südamerikanischen Gesellschaft beim freitäglichen Salsatanzen zu einem Auftritt rekrutiert. Genauer gesagt probten wir Rueda, eine Salsaform, bei der die Paare im Kreis stehen und simultan nach Kommandos tanzen, wobei sie ihre Partnerinnen untereinander austauschen. Das wurde dann Donnerstag im Rahmen eines studentischen Chili-Wettbewerbs aufgeführt, bei dem jüngere Studenten schauten wer mehr Schoten essen kann. Freitag feierten die Kazachen Geburtstag, was eine der besten Tanznächte in meinem Gedächtnis wurde. Eine griechische Feier eine Woche später fiel wegen Krankheit aus, aber es gibt weiterhin regelmäßig Salsa. Viel Bewegung, viele Menschen, keine Schlafprobleme.

All das geht ein wenig auf Kosten von Lesezeit, aber eine Hausarbeit wurde verschoben, sodass soweit auch das zweite Semester mehr kultiviertes Lesen nach Interesse als Studium ist. Nachdem ich Statistik zu Ende lesen habe, widme ich mich jetzt v.a. der Entwicklungsökonomie in den Bereichne Ungleichheit und Handelstheorie. Daraus habe ich mir auch meinen Vorschlag für das Thema der Abschlussarbeit gezimmert. Laut Formular will ich Mitteleuropa auf wirtschaftliche Konvergenztendenzen mit dem Western untersuchen. Ich bin nicht sehr enthusiastisch, aber irgendwas musste man sich ausdenken.

Der Kurs zu Sozialer Wahl hat sich im Übrigen als ernsthaftes Herzstück des ganzen Programms rausgestellt. Offenbar gibt es eine ganze, eigenständige Disziplin unter dem Namen, die Politik, Philosophie und Wirtschaft vereinigt und evtl. sogar etwas mit der echten Welt zu tun haben könnte. In der wöchentlichen Übung sind alle unsere drei Professoren anwesend, was dem Personalchef der Uni vermutlich die Haare ausfallen laesst, aber Diskussionen auf akademischem Niveau ermöglicht.

Jetzt bin ich erstmal erkältet und bleibe zu Hause.