Mittwoch, 27. Juni 2018

Canterbury & Camargue

Ende Juni sind Ellie und ich zum Geburtstag ihrer Schwester Amber nach Canterbury gefahren. Das ist die mit dem Haus auf dem Feld. Dort waren wir vier Tage; Montag und Dienstag habe ich mir freigenommen. Uns erwartete perfektes Sommerwetter und ich habe es sehr genossen bei Sonne durch die historische Stadt zu laufen. Mit Amber haben wir ein Musical im Theater gesehen und haben ein Picknick am Fluss gemacht, der mir immer sehr gefällt, weil man seine grüne Niederung bis ins historische Zentrum laufen kann. Montag fuhren wir an den landesweit bekannten Sandstrand Camber Sands, wo ein wirklich weiter Strand von goldenem Sand mit richtigen Dünen wartet. Nur das Wasser ist bei Ebbe meilenweit weg. War mittags aber egal, weil es da so heiß wurde, dass ich gerne weit gelaufen bin. Ellie und Amber verbinden diesen Strand mit ihren Kindertagen, waren dort aber über zehn Jahre nicht mehr gewesen. Danach haben wir auf meine Bitte in dem kleinen Ort Rye Halt gemacht. Das ist ein altes Fischerdorf auf einem Hügel, mit der Kirche auf der Spitze, und war mir schon von weitem aufgefallen, wie er in den Feldern der Salzmarsch direkt hinter den Dünen herausstach. Hat mich tatsächlich an die Camargue in Südwestfrankreich erinnert, sogar das Wetter. Der Ort ist voll mit hübschen alten Häuschen, viel Fachwerk aus der Tudorzeit und überall Rosen. Ellie und Amber sagten, sie wären dort früher oft bei ihren furchtbaren Jugendfreunden feiern gewesen, aber damals haben sie das nicht so wie heute wahrgenommen.
Ansonsten habe ich viel vor Ambers Haus gesessen und auf die Felder geblickt. Tagsüber singen darüber denen die Lerchen und nachts hat man einen tollen Blick auf die Sterne.
Auf dem Rückweg nach Portsmouth haben wir noch in der Kleinstadt Tenterden Halt gemacht, wo Ellie aufgewachsen ist.


Auf dem Feldweg ins Zentrum von Canterbury, mit der Sonnencreme in der Hand.

Picknick am/im Fluss, mit Amber und ihrem Freund
Abends in einem Restaurant
Der Strand von Camber Sands



Die Kirche von Rye





Mittwoch, 20. Juni 2018

Bühnenwesen

Letztes Wochenende haben wir die ersten Tangoauftritte absolviert. Freitag in der Nähe in Chichester, Sonntag etwas weiter weg in Guildford. Die nächsten sind am 27. Juni in Bracknell bei London und am 14. Juli hier in Portsmouth.
Seit Januar haben wir dafür geprobt und ich kann es kaum erwarten, endlich die Wochenende wieder frei zu haben! Die Auftritte sind sehr gut gegangen, definitiv besser als die ersten beim letzten Mal vor zwei Jahren, sowohl für die Gruppe als auch für mich selbst. Ich hab endlich mehr Tänze, inklusive eines Einzelpaarauftritts, wo ich mit nur einer Partnerin eine lustige Nummer darbiete. Ich hatte wirklich die Nase voll von den endlosen Proben, insbesondere während ich gleichzeitig Konzerte für den Chor vorbereiten musste. Aber es ist schon toll auf der Bühne zu stehen, besondern allein. Ich mag Publikum! 
Dienstag zum Beispiel habe ich einen weiteren tollen Vortrag gehalten, bei einem Programmierertreffen an der Uni Portsmouth. Mir macht das immer wahnsinnig Spaß - einerseits merkt man, wie weit mein ganzes Amt hinter der technischen Entwicklung hinterherhinkt, andererseit ist es beruhigt, dass Programmierer in anderen Institutionen und Firmen das gleiche Gefühl haben und die gleichen dummen Fragen stellen.

Die Abende sind ein wenig freier und ich gehe inzwischen häufig baden; das Wasser ist doch angenehmer als der durchwachsene Sommer vermuten ließ.


Bühnenfertig


Gruppenfoto nach der Show

Samstag, 2. Juni 2018

Paris

Das letzte Maiwochenende ist für mich dank des Geburtstags der Königin immer vier Tage lang und ich hatte es für einen Besuch bei Mathieu in Paris eingeplant. Ellie hatte sich für die Zeit ihre Schwester eingeladen. Sowohl Paris als auch Portsmouth hatten bestes Wetter. Bisher war bis auf einen Tagesausflug vor gut 20 Jahren nicht in Paris gewesen. Ich wusste von vornherein, dass ich nicht genug Zeit hatte, alles zu sehen und das hat die ganze Sache viel entspannter gemacht. Ich habe nichtmal versucht, mir Museen oder Paläste von innen anzusehen. Ist auch ganz gut so, denn Paris ist wunderbar, aber teuer. Mathieu zahlt für seine zwei Zimmer 1.400 Euro.

Gefahren bin ich mit dem Eurostar Zug, durch den Kanaltunnel. Das war viel entspannter als meine gewöhnlichen Flugreisen. Außerdem habe ich gelernt, dass mich Nordfrankreich richt an Brandenburg erinnert. Flach, weit, immer wieder Wälder hinter den Feldern und auch allein gelassene Ecken am Ende von Feldern wo wächst was will. Sogar ein Mohnfeld habe ich gesehen. Einzelne alte Gehöfte aus Backstein an der Straße, alles weiter und zuänglicher als in England. Die Landschaft nicht so sauber in Privatgrundstücke getrennt. Höfe und Siedlungen strahlen nicht den Reichtum englischen Landbesitzes aus.

Wo Mathieu wohnt
Mathie wohnt gerade außerhalb der Verwaltungsgrenze des eigentlichen Paris, etwa eine halbe Stunde mit dem Fahrrad in Zentrum. Dort mietet er eine Zweiraumwohnung. Von der Stadt hat er immer noch eine gespaltene Meinung, aber sein Viertel mag er. Gut angebunden, und vor allem mit ruhig genug und trotzdem mit vielen guten Geschäften und, wichtig, Cafes. Auf das Essen hatte ich mich nämlich besonders gefreut. Gleich nebenan liegt die recht bekannte Burg von Vincennes. Das heißt ich hatte sie nicht gekannt und war ganz überrascht, das direkt in der Stadt so ein Riesenkomplex liegt, wo historisch auch noch einiges los gewesen war. Englische Könige sind dort gestorben, als sie noch halb Frankreich kontrollierten.

Ankunft
Ersten Tag Montmarte und Sacre Coeur. Die überlaufenen Straßen und Hütchenspieler direkt unter Sacre Coeur haben mich erst ziemlich nervös gemacht. Aber als ich den Hügel höher gestiegen bin, habe ich etwas westlich der Kirche einige Straßen gefunden, die ruhig waren und immer noch gute Cafes mit schönem Blick auf die Stadt hatten. Dort habe ich Mathieu getroffen und wir sind essen gegangen.

Die Kanäle
Mathieu hatte das Wochenende frei, aber nicht den Montag. Die ersten zwei Tage konnten wir also gemeinsam umherziehen, aber ich wollte ihn nicht zu den ganzen Hauptattraktionen schleppen, die er alle schon tausend Mal gesehen hatte, auch wenn ich zum ersten Mal richtig in Paris war. Am Samstag haben wir daher eine lange Radtour gemacht. Paris ist überhaupt toll mit dem Fahrrad zu erkunden. Zuerst zwar doch ins Zentrum, auf die Insel Ile de la Cite, aber von dort dann nach Nordosten, die Kanäle entlang, über die Paris früher versorgt wurde. Einfach weil ich Wasserwandern mag, und Mathieu die Gegend noch nicht kannte, und die gerade schön gentrifiziert wird. Wir sind den Kanälen bis in die Gebiete gefolgt, die noch industriell sind und dann nach Hause. Abends haben wir im Viertel Montparnasse einen Freund getroffen und mit ihm in ein Theater zum modernen Zirkus gegangen. Ich wusste seit langem, dass Zirkus in Frankreich noch oder wieder eine große und innovative Sache ist, Stichwort Cirque de Soleil. Wir haben eine kleine Gruppe aus dem Quebec gesehen. Ansonsten fand ich Montparnasse, das zumindest früher als Partyviertel bekannt war, ziemlich verschlafen.

Marais und Quartier Latin
Am Sonntag sind wir zwei Viertel abgelaufen: Marais nördlich der Seine, und das Quartier Latin südlich. Marais hat viele Museen und alte Paläste, ist vor allem zum Gucken da. Das Quartier Latin hat einige bekannte Sehenswürdigkeiten wie die Universitäten, den Luxemburg Park und das Pantheon. Wir sind an allen vorbei, aber am besten hat mir ob ihrer Architektur eine Kirche direkt hinter dem Pantheon gefallen und ein paar ruhige Straßen mit Cafes, die von dort abgingen. Es war nämlich heiß und Ruhe tat not, aber Paris ist so teuer und Sitzplätze zu der Zeit Mangelware.
Abends haben wir Freunde getroffen. Die leben in England und ich kannte sie daher auch (sie hatten uns ihre Wohnung geliehen, als Ellie und ich vor Jahren über Ostern nach Bristol gefahren waren) - wie sich herausstellte, hatten sie den gleichen Zug wie ich aus London genommen.

Die üblichen Verdächtigen
Montag musste Mathieu arbeiten und ich habe die Hauptattraktionen in Angriff genommen. Mit dem Fahrrad bin ich über die Inseln in der Seine gefahren, entlang Notre Dame wo mich ein Bettler ohne Schuhe die nächsten Stunden deprimierte; durch den Hof des Louvre gelaufen und die Prachtallee lang gefahren (Tuileries Gärten, Obelisk, Champs Elysees, Arc de Triomphe). Die Champs Elysees fand ich am wenigsten interessant, das sind nur Geschäfte. Der Arc de Triomphe am Ende ist interessant - unter den Ortsnamen der berühmten Schlachten fand ich auch Prenzlau. In Prenzlau selbst ist das nur auf einer Infotafel vor dem Bahnhof erwähnt. Von dort bin ich weiter zum Trocedero-Platz mit seiner Aussicht auf den Eiffelturm. Den Turm selbst finde ich schon elegant, wenn man ihn von verschiedenen Punkten der Stadt aus sieht. Die Park drumherum ist nicht so toll und ich bin über den Invalidendom und das Zentrum zurück zu Mathieu. Abends sind wir mit Onkel und Tante bei ihm Essen gegangen und dann haben wir viel zu lange zu Hause Karten gespielt.
Ich hatte noch den Dienstag morgen, an dem ich mit meinem Rollkoffer nicht in die archäologische Ausstellung unter Notre Dame durfte. Dafür habe am anderen Ufer der Seine den ältesten Baum von Paris gesehen (gepflanzt 1601, jetzt auf Betonstützen und zu drei Vierteln tot) und eine kleine Kirche mit einer Gemeinde von arabisch-sprachigen Griechich-Katholiken.


Mein erster Eindruck von Paris, auf dem Weg zu Sacre Coeur

Später bei Mathieu

Reaktion aus Portsmouth

Am ersten Morgen vor Mathieus Wohnung
Erste Ankunft im Zentrum. Links eine der zwei Inseln in der Seine




Der Anfang der Kanäle. Im Hintergrund die Statue auf dem Platz der Bastille

Später unterwegs am Kanal entlang

Ich musste natürlich viel Kaffee trinken

Luxemburg-Gärten