Es
wird Winter, und es wird ruhiger. Von der ganzen langen
Liste mit geplanten Aktionen und Ausflügen ist inzwischen nur noch
die Pilgerroute und die Fähre nach Frankreich übrig, und die sind
vielleicht besser für den Frühling. Dementsprechend war ich das
Wochenende nach Kalinas Besuch zum ersten Mal seit langem allein in
Portsmouth geblieben. Da musste ich mich des ganzen Ausmaßes
meiner Einsamkeit erwehren – nach den ganzen vier Monaten hier habe
ich unter dem Strich keine festen Kontakte. Ob trotz oder wegen all
der Aktionen, wer weiß. Ich habe mit zwei Französinnen aus der
Couchsurfing-Gruppe ein zweites Restaurant ausprobiert, was mir seit
langem empfohlen wurde, aber besonders spannend war weder das Essen
noch die Unterhaltung. Die Studentengemeinde habe ich aufgegeben,
weil die Leute nicht aufzufinden sind. Schließlich war ich endlich
in der Kunstgalerie am Hafen, die aus einer halben Etage
Ausstellungsfläche mit vielleicht einem Dutzend Exponaten besteht.
Auf der positiven Seite habe ich an diesem Wochenende die seit Juni
nicht enden wollende Aufgabenliste beendet und stehe jetzt in etwa
da, wo ich hinwollte, nämlich mit meiner Zeit allein für meine
persönlichen Interessen. Nachdem ich lange Zeit davor Scheu hatte,
bin ich mit Freude wieder einmal einige Stunden in die Unibibliothek
eingekehrt, mit den Noten für die Carmina Burana und einem Buch über
Europa nach dem Römischen Reich. Auf der Arbeit habe ich mir einen
Forschungsartikel des Max Plank Instituts Rostock ausgedruckt, der
von einer Art Verein junger Mitarbeiter in meinem Rang empfohlen
worden war. Freitag schließlich, am Tag bevor Friedemann ankam, habe
ich eine wundervolle Tangostunde einige Minuten von meiner Haustür
ausprobiert. Die wird auf jeden Fall zu meinem wöchentlichen
Programm gehören, wofür der
Dienstagssalsa gekürzt wird. Denn ich bin müde.
Friedemanns
Besuch
Dann
also kam Friedemann und zeigte, dass doch
etwas Routine eingesetzt hatte.
Insbesondere erinnerte er mich an die Schönheit
des Meeres, bei Tag und Nacht, an dem ich nicht mehr ganz so häufig
vorbei fahre wie am Anfang. Der Besuch war in aller Ehrlichkeit nicht
immer einfach und hat nicht zuletzt viele Fragen über mich selbst
aufgeworfen. Aber man konnte einige Dinge gemeinsam machen. Wir haben
so deutsches Brot gebacken, wie es englische Zutaten zulassen, die
römische Festung in Portchester besucht und uns die jährliche Guy
Fawks (Gei Fooks) Nacht mit Feuerwerk und Marinebläsern im
Einkaufszentrum am Hafen angesehen. Das hatte ich nur einmal, 2004,
gesehen, muss es in York irgendwie verschlafen haben. Das geht zurück
auf den fehlgeschlagenen Sprengstoffanschlag eines Katholiken auf
englisches Parlament und König im 17. Jahrhundert. Seitdem wurden
zur Feier der Unabhängigkeit vom Papismus in all seinen
hinterhältigen Gesichtern jährlich Strohpuppen verbrannt. Heute
sind davon größtenteils Feuerwerk und Lagerfeuer übrig, nicht
zufällig ähnlich den in anderen Ländern üblichen Lichtern zum
zeitnahen Allerheiligen. Böller und Raketen steigen hier aus
irgendeinem Grund sowieso häufig in die Luft. Vor allem hatte ich
mit Friedemann endlich jemanden, um mein Wissen über die
Kneipenszene auf einen angemessenen Stand zu bringen. Wir haben eine
ganze Reihe ausprobiert, die ich immer im Verdacht hatte, etwas
besonderes zu sein und tatsächlich haben wir einige ganz tolle
gefunden, die mich teilweise an meine jungen Jahre in Torun erinnern.
Friedemann hatte auch er den guten Gedanken, einige schöne Bilder
vom Fischereihafen gemacht, wo ich schon länger der vermuteten
Fischqualifikation einer weiteren Kneipe nachgehen wollte. Einmal
haben wir uns nach meiner Arbeit an der Küstenstrecke getroffen, die
ich im Sommer mit der Italienerin gefahren bin. Ich hatte mir zwei
Tage freigenommen, einmal ist Friedemann allein nach Winchester
gefahren (ich stelle einige seiner Fotos in diesen Beitrag, da ich
damals keine gemacht hatte) und Samstag waren wir auch auf der Isle
of Wight radeln.
Nach
dem Besuch begann eine anstrengende Arbeitswoche, denn wieder einmal
steht eine Veröffentlichung an und wir schreiben so viel
statistischen Kommentar wie wir können. Ich lerne etwas neues über
ein bestimmtes Computerprogramm, was sehr schön ist, aber mein
Schreiben noch mehr verlangsamt. Nach der Tangostunde Freitagabend,
die bis um elf geht, brauchte ich das Wochenende dann auch wirklich.
Dies ist das letzte unverplante Wochenende vor Weihnachten, aber
vielleicht durch die Besuche der letzten Wochen hatte ich keine
Gleichgewichtsprobleme, vor Ort zu bleiben und die Bibliothek zu
frequentieren. Nächsten Sonntag ist Chorgeneralprobe, eine Woche
später am 25. Auftritt – ich stelle auch das Plakat in den
Beitrag. Weiterhin bin ich dem Ruf eines lokalen Theaters nach
Freiwilligen gefolgt und spiele eine weitere Woche darauf vielleicht
eine Rolle bei Viktorianischem Weihnachtsfest in den historischen
Docks. Am ersten und letzten Dezemberwochenende hier besuche ich dann
vielleicht noch einmal Kalina.
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Der Hafen von Portsmouth vom Westufer. |
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Der Spinnaker-Turm am Einkaufszentrum. |
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Die Fischkneipe am Fischereihafen. |
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Der Spinnaker Turm bei Nacht. |
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Der Fischereihafen am Abend. |
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Der Fischereihafen am Abend mit Spinnaker-Turm und dem Fisch-Pub. |
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Die Kathedrale von Winchester, Westfassade. |
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Die Kathedrale von Winchester, Westfenster. |
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Die Kathedrale von Winchester, Ostfenster. |
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Altstadt von Winchester. |
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Die Tafelrunde, eine Nachbildung aus dem 13. Jh. in Winchester. |
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In der Kirche des Kloster Quarr auf der Isle of Wight. |
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Mit dem Audioguide in der Burgruine der römischen Festung in Portchester. |
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Unser Konzertplakat. |