Dienstag, 1. August 2023

Zum Thema Weniger Panik: letzten Freitag stellten die Hebammen fest, dass Sebastian nicht zunimmt. Nicht ab, aber auch nicht zu. Wir versuchten rational zu bleiben. Aber wider besseren Wissens und Wollens kommen sofort die schlimmsten Bilder ins Bewusstsein. Ist Sebastian letztens nicht tatsächlich lethargisch? Ist er zu schwach mehr zu tun? Ist Bekannten ihr erstes Kind in den ersten Wochen nicht fast verhungert, ohne das jemand Alarm geschlagen hätte? Wie sehr man sich auch wehrt, die Stimmung ist sofort im Arsch; man denkt an nichts anderes.
Also rufen wir Samstag im Krankenhaus an, auch wenn man dort eigentlich nicht mehr zuständig ist. Und sie lassen uns tatsächlich kommen. Ich setze Ellie morgen ab und fahre mit Otto weiter zu den Pferden auf dem Hügel hinter dem Krankenhaus. Erwarte, dass ich sie bald wieder abhole. Aber nein, man behält sie nachts da; tatsächlich kriegt Sebastian nicht genug und jetzt muss Ellie alles drei auf einmal machen, Bruststillen, Pumpen und Flasche, die Sebastian aber nicht will. Von wegen Stillen funktioniert. Innerhalb eines Tages sind wir halb wieder da, wo wir mit Otto gewesen waren. Angst, Stress und Schuften. Denn in der Zeit habe ich Otto allein, der natürlich merkt, dass irgendwas nicht stimmt und wieder schwierig wird. Und das Haus versinkt im Dreck. Und Ellie wird um die Tage betrogen, an denen sie Otto endlich mehr sehen wollte.
Ich hatte es ja gesagt: das erste Jahr kann mir gestohlen bleiben.


Das hatte ich am Abend dieses Tages geschrieben. Danach geschah dann das:
  • Ellie blieb noch eine Nacht im Krankenhaus
  • alles dauerte ewig
  • Ellie wurde wütend und bekam dafür noch Besuch vom Psychologischen Dienst, was alles noch weiter rauszögerte.
  • erst Montag abend konnten wir sie abholen, weil man 6 Stunde für Formulare brauchte
  • seitdem wurden wir von zwei anderen Beratern besucht die den ganzen Krankenhausbesuch für unnötig halten
  • wir waren beide vollkommen erschöpft
  • ... und am nächsten Tag ging für mich die Arbeit wieder los und Ellie sollte irgendwie Baby und Otto jonglieren

Zum Glück kamen kurzfristig Ellies Vater samt Frau und haben geputzt gekocht und Otto bespaßt. Eine Woche später besuchten sie uns nochmal.

Inzwischen arbeite ich wieder. Ich habe Otto nur noch am Wochenende, das haut dann aber auch richtig rein bei mir. Die Kita Tage sind am leichtesten. Montag und Dienstag werden jetzt die schwersten Tage, wenn Ellie beide Kinder alleine jonglieren muss.

Sebastian Nachrichten

  • hängt nur noch an der Brust; Ellie kann sich nur mit Mühe bewegen und leidet zunehmend darunter, dass sie Otto kaum betreuen kann.

Otto Nachrichten

  • ich arbeitete sehr hart an Ottos Unterhaltung. Unter anderem sind wir im Zug nach Chichester und dort das erste Mal mit dem Ruderboot gefahren. Otto war ganz begeistert und hat sich größtenteils an meine Sicherheitshinweise gehalten, vermutlich ich ihn dann an die Brombeerbüsche am anderen Ufer ranfuhr.
  • so stressig das Wochenende als solches war, so war das Rudern doch eine willkommene Vision der Zukunft
  • Otto braucht Sport. Wird ein bisschen dick. kürzlich hatten wir Ottos Gymnastik Stunden aufgegeben. Dann haben ihn Leichtathletik probieren lassen. Hat ihn auch nicht lange interessiert. Schade, das fand an schöner Stelle statt. Ganz ehrlich mache ich mir inzwischen Sorgen, wieviel weniger Konzentration als andere Kinder in dem Alter er zeigt. Und ich bin ein bisschen deprimiert, dass Ellie ihn mit links überredet mitzumachen und ich schaffe es gar nicht
  • irgendwas soziales entwickelt sich bei ihm. Das merkte man an seinem Verhalten, als Ellie im Krankenhaus war. Und als wir sie endlich abholen konnten, wollte er erst nicht hinfahren, sehr wahrscheinlich weil er schon am Vortag enttäuscht worden war, als wir auch dachten, dass sie nach Hause käme. Und jetzt hängt er spürbar an ihr. Aber er war auch traurig, als seine Grosseltern wieder nach Hause gefahren sind. Da wollte er sich gar nicht verabschieden.
  • er reagiert auch zunehmend negativ darauf, dass seine Eltern sich nicht mehr vollständig um ihn kümmern können
  • seine Geräuschempfindlichkeit nimmt weiter zu. Er hält sich immer häufiger die Ohren zu, selbst, wenn er ein Geräusch nur erwartet.

Johannes Nachrichten

  • Wohlbefinden: meine Nerven wurden letztens mitgenommen. Und ich bin körperlich erschöpft und fühle mich gleichzeitig schlecht, dass Ellie am wenigsten schläft
  • Ottos derzeitige Phase fällt mir schwer. Tagsüber sehe ich keine Wahl als bestimmte Verhaltensregeln durchzusetzen. Das ist mental und physisch anstrengend und frustriert. Wenn Otto dann endlich friedlich im Bett schläft hinterfrage ich mich trotzdem jedes Mal. Frust, Schuld und Angst, das ist Eltern sein.


Abrissbirne auf einer Party

Sebastian wird angemeldet

das erste Mal Rudern

wir haben einen grossen Satz Eisenbahnen und Lego uebernommen