Dienstag, 28. März 2017

Das Rote muss ins Grüne

Das erste sonnige Wochenende! Samstag 8 Stunden am Meer. Sonntag 4 Stunden im Wald.
Gelernt: es gibt doch Anemonen, durchaus auch als Teppich.
Ellie fand zwischen den Blumen ein Geschenk als Anerkennung für ihre neue Arbeit.
Ich war als guter Städter mit einem Wanderführer bewaffnet.

Und brachte Brie zum Mittag mit.
Es war grün und voller Blumen (nicht im Bild).


Und auch Ellie fand's gut.
Aber ich hatte sie auch mit Klunker bestochen.

Dienstag, 21. März 2017

Der Messias zieht

Samstag war der große Tag: wir haben Händels Messias gesungen. Ein ganz tolles Erlebnis, dass mir mehr fehlen wird, als andere Musik nach dem Auftritt. Genauer gesagt haben wir ein Konzert von 1812 nachgemacht, als in Portsmouth damit für eine neue Kirche gesammelt wurde (später ausgebombt). Mit dabei war die Starsopranin Angelica Catalani, die spontan einige Änderungen vorgenommen hat. Unser Dirigent hatte das alles nach einem Fund in der Stadtbibliothek erforscht und die Idee einer Nachempfindung gehabt. Zwischenzeitlich hatten wir wie immer Sorge um den Kartenverkauf; sowohl Ellie als auch ich hatten auf der Arbeit dafür geworben. Am Abend dann war es ausverkauft und Schlangen vor der Tür. Von solchen Erfolgen hatte mir Ellie aus der Vergangenheit erzählt, aber ich habe das hier zum ersten Mal so gesehen. In Portsmouth ziehen wirklich nur die ganz großen Namen: Mozart, Verdi, und eben Händel, der Ehrenbrite.
Wir traten zusammen mit zwei anderen Chören und einen ziemlich guten regionalen Orchester auf. Die Musik ist natürlich wunderschön zu singen, aber ein volles Haus macht noch mal einen schwer zu erklärenden Unterschied. Insbesondere, als beim Hallelujah-Chorus das Publikum wieder aufstand - man hält sich für zu rational, aber dann ist es doch ein erhebendes Gefühl.
Da es offiziell auch ein Forschungsprojekt war (wie reagieren die Leute heute auf die Sperenzchen der Diva; merken sie die Referenzen), wurde das ganze auch gefilmt, und es gab eine Umfrage. Den Film kriege ich nicht, aber ich bemühe mich um eine Audioaufnahme. Darauf wäre auch der Moment festgehalten, als unser Dirigent den Chor zur falschen Zeit einbrachte und wir ein Stück nochmal anfangen mussten.

Zu gegebenem Anlass war auch Ellies Vater und seine Frau im Publikum. Sie fuhren am nächsten Tag, Ellie und ich fuhren nach dem gemeinsamen Frühstück ins Grüne. Unser eigentliches Ziel war vollgeparkt, sodass wir am Ende einen weiteren Besitz des National Trust besuchten, diesmal Hinton Ampner. Ins Haus sind wir nicht gegangen, weil uns der Sinn nach Laufen stand, aber die Parkanlagen bieten genug, und sind auch alleine ausreichend teuer. Ich suche weiterhin nach dem echten Frühling, aber die Wochenenden sind durchweg grau. Nur einmal pro Arbeitswoche neckt einen ein richtig schöner Tag vor dem Fenster.

Konzertposter. Über dem "i" ist das Stadtwappen von Portsmouth. Der Stern entspricht dem Motto "Des Himmels Licht, unser Wegweiser", ein Bezug auf die nautische Tradition.


Montag, 13. März 2017

Erfolg Erfolg Erfolg

Es ist endlich passiert! Ellie hat eine neue Arbeit! Und das kam so: sie bewarb sich auf eine Stelle, bekam sie nicht (vermutlich, weil das schon vorher abgekartet war), machte aber großen Eindruck im Gespräch und bekam eine neugeschaffene Position angeboten. Gleichzeitig bat sie jemand aus der Kommission, sich stattdessen auf eine andere Stelle in seiner Gruppe zu beweren. Ellie ging das Risiko ein, weil die Einladung sehr deutlich war und jagde die Taube auf dem Dach. Auch diese Stelle bekam sie nicht und wir waren sehr enttäuscht (meine Chefin fragte, ob alles in Ordnung sei), aber dann wurde ihr wieder eine alternative Stelle angeboten, die sie im April auch antritt.
Ich führe das so genau as, weil ihre alte Arbeit ein so großes Problem war. Ich bin überzeugt, dass die lange Zeitspanne und das Ausbleiben von Alternativen sich in ihre Befinden gruben. Ihre gute Stimmung in den letzten zwei Wochen, als es zunehmend Hoffnung zu geben schien, ist da ein gutes Beispiel. Seit drei Jahren haben wir darauf gewartet haben; ich mehr als sie wahrscheinlich weiß. Ich habe jetzt große Hoffnung für ihr Selbstwertgefühl, Stimmung und nicht zuletzt meinen Schlaf. Schließlich war es der Horror vor dem nächsten Tag, der sie nicht ins Bett wollen ließ.

Darüber hinaus haben wir die Piraten von Penzance gesehen, ein weiteres Musical von Gilbert und Sullivan, das die Studenten und Amateure der Unimusikgesellschaft jedes Frühjahr auf die Bühne bringen. Ich bin inzwischen auch großer Fan der cleveren Texte dieser Klassiker aus dem 19. Jahrhundert. Und am nächsten Tag bin ich mit Ellie nach Bosham gefahren. Aus dem kleinen, ehemaligen Fischerdorf hatte ich im Januar mit Mathieu geschrieben. Es ist nicht weit weg, aber Ellie war noch nie da gewesen.

Und abends ist es wieder lang genug hell um nach der Arbeit am Meeer zu sitzen.

Alles wird gut.

Sonntag, 5. März 2017

Erster Frühling

Große Neuigkeiten! Mein Arbeitgeber schickt mich nach Rostock! Am 15./16. Mai halte ich auf einer Konferenz am Max-Planck Institut im Stadthafen einen Vortrag. Ich werde versuchen am 13. an- und am 17. abzufahren.

Krank
Aber erstmal waren wir Mitte Februar alle krank und sind nicht arbeiten gegangen. Das war richtig angenehm; ich konnte ohne Gewissensbisse zu Hause sitzen, endlich mal ausschlafen, Sachen erledigen und viel lesen. Ganz unerwartet bin ich nah am Ende der Seidenstrassen und habe nebenbei Orwells Farm der Tiere gelesen. Außerdem hat das den Valentinstag überlagert, sodass ich nur eine Karte schreiben musste - aber auch endlich mal Zeit dazu hatte. Am Wochenende darauf waren wir immer noch nicht ganz bei voller Gesundheit, aber das Meer bescherte uns einen dieser gelegentlichen Sommertage ausserhalb der Saison. So wie letztens im Dezember war noch einmal Juli. Ein sonniger milder  Tag am Wasser ohne Wind; innerhalb der Mauern des Rosengartens war es richtig warm und ich bin auf einer sonnenbeschienen Bank eingeschlafen. Die Vögel zwitschern, der Himmel ist blau. Die Leute  flanieren mit Sonnenbrillen. Schneeglöckchen und Krokusse.

Wandern
Nun ist noch nur selten Sommer, aber eindeutig spüre ich seit ein paar Wochen den Frühling in der Luft. Und letzte Woche als wir krank waren habe ich mich kaum bewegt. Deshalb bin ich eine Woche darauf an den Fluss Meon gefahren. Flüsse gibt es hier genau wie Seen nicht viele; ich hatte Lust an Wasser langzulaufen, und der Meon fließt durch eine besonders schöne Region, etwas westlich vom Umweltzentrum, wo Ellie und ich ein paarmal gezeltet haben. Eine Frau aus dem Tangokurs hatte mir noch Tips gegeben, wo man im Land des Privatbesitzes noch am ehesten direkt an den Flusslauf kommt. Sie hatte mir berechtigterweise keine große Hoffnung gemacht; in der Tat bauen die Leute hier Zäune nicht nur entlang des Laufes, sondern auch quer durch ihn durch. Aber Pfade zum Laufen gibt es doch viele, nicht zuletzt, weil sich in der Gegend mehrere alte Pilger- und Handelspfade kreuzen. Ich bin also ein paar Stunden allein auf über Feldern und durch alte Dörfer marschiert. Eine schöne Ecke, hügelig und sogar viele Bäume, wenn auch kein Wald in dem Sinne. Nichtmal von weitem hört man die Autobahnen - sowas ist sogar in den abgelegenen Orten hier selten.

Haus
Das hat mir gut getan, nachdem wir uns morgens das erste Mal ein zum Verkauf stehendes Haus besichtigt hatten. Diese ganze Geschichte macht mir ja doch Stress, und dagegen hilft Bewegung. Schließlich ist es das, was ich machen sollte: rausgehen und neues entdecken, nicht Häuser und Verträge durchsehen. Allerdings hatte ich schon im Voraus gesagt, dass wir uns noch viel besser informieren müssen und das nur als Erfahrung ansehen werden. Und die war positiv. Insbesondere habe ich gelernt, wieviele Experten sich das Haus ansehen und den Verkauf abnicken würden.
Physisch hat mir die Wanderung nicht gut getan: vermutlich durch die Sitzhaltung im Auto hatte ich ein paar Tage Rückenbeschwerden, die ich aber mit Übungen gut in den Griff bekommen habe.

Haus Uppark mit Ellie
Eine weitere Woche darauf wollte auch Ellie raus und wir sind zu Haus Uppark gefahren, wo ich Mitte Januar mit Mathieu gewesen bin. Diesmal war es nicht neblig und ich sah, dass der Blick noch über den beim letzten Mal verhüllten Hügel auf der anderen Seite des Tals bis ganz zum Meer reicht. Außerdem war diesmal das ganze Haus zu besichtigen, nicht nur die Bediensteten 

Unter der Woche haben meine tschechischen Freunde einen besonderen Spieleabend an der Uni organisiert und dazu diverse Bekannte und Unbekannte rekrutiert. Außerdem kam eine Freundin Mathieus aus Frankreich und borgte sich sein Auto. Sie fährt jetzt drei Monate durch Schottland. Sie war bisher nur einmal in Großbritannien, zehn Tage im Januar, mit Mathieu. Warum Mathieu und Freunde scheinbar nicht arbeiten müssen. Aber sowas sollte man mit seinem Leben machen.