Wie
ungeduldig habe ich das Ende der Woche erwartet, und am Freitag
machte ich endlich früher Schluss und fuhr nach Oxford, wo meine
wunderbare kleine Kalina wartete. Seit langem hatte ich nach einem
Ort in der Mitte zwischen Birmingham und Portsmouth gesucht, um sich
zu treffen und gemeinsam etwas neues zu sehen. Ich hatte uns eine
Übernachtung bei einem glückliche Hippiepärchen mit glücklichen
Kindern und Katzen organisiert. Die Meerschweinchen durfte ich auch
füttern und dann haben wir uns über Lebensmittelkooperativen und
Brotbacken unterhalten. Abends saßen wir am Kamin und hörten zu,
als der tanzfreudigen Tochter aus dem Buch Willy Wonka und die
Schokoladenfabrik vorgelesen wurde. Ich war in der Woche leider etwas
krank geworden und froh, dass Kalina auch müde war. Zehn volle
Stunden Schlaf wirkten ein echtes Wunder, und zeigten auch, was mein
wirkliches hier Problem ist – die Erkältung war für den Rest des
Wochenendes praktisch weg.
Morgens
liefen wir bei Sonnenschein über bereifte Wiesen und Brücken ins
Zentrum, was ziemlich klein ist und nicht so lückenlos historisch
wie gedacht. Der Eindruck ändert sich, wenn man die verschiedenen
erkennt, die die Hauptsehenswürdigkeiten sind, und wie sie die
Struktur der Altstadt bestimmen. Die meisten waren zu, aber ins
größte haben wir es geschafft, das Christ Church College, der Welt
und allen Touristen bekannt aus den Harry Potter Filmen, für die es
die Große Halle stellte. Und wir hatten unerhörtes Glück; gerade
als wir durch das Treppenhaus liefen, wurde die Halle geöffnet und
wir waren die ersten im Saal, hatten ihn sogar einige Minuten für
uns, bevor die Massen nachdrängten und es mehr ein Geschiebe durch
die Tischreihen wurde. Sehr schön sind auch die Wildparks des
Kollegiums, besonders wenn der Morgendunst darüber liegt. Die hatten
womöglich schon Lewis Carrol zu Alice im Wunderland inspiriert. Wir
besuchten auch die Markthallen im Stadtkern, wo zu Weihnachten ganzes
Wild von den Haken hängt, und auch die Buchhandlung mit dem größten
Verkaufsraum der Welt. Unseren Lieblingsort fanden wir auf der
vorletzten Station, dem Garten des kleineren Exeter-Kollegiums, wo
unsere Gastgeber uns einen Punkt auf der Mauer empfohlen hatten, von
dem man einen schönen, versteckten Blick über den Platz mit der
Unikirche, der berühmten Radcliff Bibliothek und der noch
berühmteren Bodlian Bibliothek hat. Letztere war der Abschluss
unseres Besuchs. Wir machten eine Führung durch den
mittelalterlichen Prüfungsraum und die Bibliothek, die es als solche
ebenfalls in die Harry Potter Filme geschafft hat. Dazu mussten alle
Schauspieler und Filmemacher den mittelalterlichen Eid schwören,
kein Buch zu stehlen oder zu beschädigen.
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Morgens auf dem Weg in die Stadt. |
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Ein bisschen Farbe in den Winter! |
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Kalina im Buchladen. |
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Akademische Werte in jedem Detail (Tor zu einem Kollegiumshof). |
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Zugang zum großen Speisesaal des Christ Church College. |
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Allein im großen Saal. |
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Kalina vor der Rotunde der Radcliffe Bibliothek und der Unikirche. |
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Mit Gesellschaft und einem Keks in der Hand geht es mir richtig gut. |
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Vor der Bodlian Bibliothek. |
Wir
wären gerne auf die längere Tour gegangen, weil uns die Bibliothek
sehr gefallen hat, aber wir hatten einen Bus nach Birmingham. Und das
war auch gut, da wir dort so noch über den bersten vollen
Weihnachtsmarkt laufen konnten, der direkt aus Frankfurt importiert
war. Unserer in Portsmouth war im Vergleich eine echte Ausnahme in
Großbritannien, da er ein echt britisches Motiv hatte und kein
reiner Import war.
Abends
bin ich mit allen drei Schwestern auf eine bulgarische Party
gegangen. Das hatte ich praktisch seit 2008 in Magdeburg nicht mehr
gemacht, wo sie jedes Quartal statt fanden. Was haben wir getanzt zu
den Balkanrhythmen dieser alten Zeiten! Sonntag hatten Kalina und ich
den botanischen Garten auf dem Programm, was ich in jeder Stadt gerne
mache. Umso mehr, da der positive Effekt zweier aktiver, uneinsamer
Tage zu wirken begann, und ich Kalina im mediterranen Haus meinen
neuen Tangostolz zeigte. Wir sprachen auch lange über meinen
derzeitigen Zustand und ich bin mit der Vorstellung nach Hause
gefahren, wie sehr mit nicht nur Bekannte fehlen, sondern richtige Freunde, und wie viel wunderbares wir zusammen unternehmen
könnten, wenn wir im selben Ort wohnen würden. Zurück war die Einstellung aus Zeiten in York und Rostock, dass ich lieber etwas mit Freunden vor Ort machen würde, als alleine etwas Großes woanders. Allein der Fakt, das das verschüttet worden war zeigt, wie allein ich hier bin.
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Advent in Birmingham. |
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Kalinas Weihnachtsgeschenk hatte ich im Theater gefunden und es passt perfekt zu ihrem Schal! |
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Lebensfreude allenthalben. |
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Kalina vor dem Bonsaigarten. |
Montag
abend hat der Unichor seinen letzten Auftritt in diesem Jahr gegeben,
mit Weihnachtsliedern in der Kathedrale zum Unigottesdienst. Der
Pathos hat Spaß gemacht, aber wir hatten auch zu wenig Vorbereitung
gehabt und überhaupt denke ich, dass ich mich nach langem Suchen und
Probieren in zu vielen Sachen engagiere und weder für Tango, Singen
oder Arbeit genug Zeit zum Üben habe. Letzteres war in den letzten
Tagen zum Glück immer ruhiger, da unser Teil am Kommentar zum ersten
Teil der großen zweiten Phase der Volkszählungsergebnisse
geschrieben war und an höherer Stelle geschliffen wurde. Am Dienstag
war dann große Veröffentlichung. Ich war allerdings auf einer kleinen Fortbildung und schaute später unserem Kundendienst über die Schulter, was uns einen Eindruck von den Menschen geben sollte, für die wir schreibene. Allgemein ein Festtag für die
Boulevardpresse und das Ende des Abendlandes, denn es gibt weniger weiße
Briten und weniger Christen. Ein Lette im Chor erzählte mir eine
Witz aus Litauen, das im Land überhaupt keine Emigration gibt,
sondern Evakuierung.