Sonntag, 31. Juli 2022

Samstag, am Tag vor der Reitstunde, wollten wir eigentlich zum jährlichen Drachenfestival in Portsmouth. Wegen des Verkehrs sind wir aber am Ende zur Burg Portchester gefahren. Ähnlich wie die Insel Hayling ist die mit Kind sehr viel interessanter als früher. Vor allem ist es römisch ummauert, sodass man Otto frei laufen lassen kann. Denn laufen muss er. Dass, und Steine ins Wasser schmeißen. Zuerst in den Graben der mittelalterlichen Burg. Später in die Bucht von Portsmouth, vor den Mauern, von wo man die Stadt un die Isle of Wight sehen kann. Erstaunlich wie schön man es empfindet, einfach rumzusitzen, solange ein Kind glücklich ist. Wir haben kleine Krabben gesehen - die laufen wirklich seitwärts!

Irgendwann versteht Otto, was eine Ritterburg ist. Und dann geht's ab.


Otto Nachrichten

  • seit Kurzem bemerke ich zum ersten Mal, dass Otto gezielt Sprachen wechselt. Wenn Mami nicht zu den Blackberries will, fragt er Papa nach Brombeeren.

Johannes Nachrichten

  • ich bin fertig, einfach nur fertig. Otto hat einige Nächte lange so lange zum einschlafen gebraucht, dass ich selbst längst hätte schlafen sollen.



Pferde und Äpfel

Als ich die Übernachtung im Umweltzentrum genoss, die mir Ellie zum Geburtstag geschenkt hatte, hatte ich den Wunsch, ihr auch etwas schönes zu schenken. Ich wusste seit einigen Jahren, dass sie mal gerne einen geführten Ausritt im Grünen machen würde. Ich selber kenne mich da ja auch nicht aus, aber nach einiger Recherche entschied ich mich bei einer Reitschule am Fluss Meon zwei Stunden zu buchen. Ich schlimmsten Falle wäre man da wenigstens in einer schönen Ecke. Und Otto könnte ich da auch einfach betreuen. Termin war der Tag vor Muttis und Riekes Ankunft.
Ich hatte Otto vorsichtshalber die Tage vorher schonmal darauf vorbereitet, dass Mami reiten gehe und eine Weile nicht sichtbar sein wird. Er war aber total begeistert, als Mami Reitschuhe und einen Helm bekam und dann auf Poppy das Pferd stieg. Er selbst wollte auch reiten, auf Papas Schultern. Das macht er seit Kurzem gerne. Ellie ist dann mit Begleitung die stillgelegte Bahnlinie lang geritten, wo wir auch schon oft spazieren gegangen sind.

Otto dagegen ist nach Mamis Abmarsch über den Wanderpfad und ein Feld rüber zum Meon geritten. Dort haben wir lange im Wasser gestanden und Otto hat Steine geschmissen. Als ich ihm gerade die nassen Sachen wechseln wollte find es an zu regnen. Zum Glück fing gleich daneben ein sehr geschützer Hohlweg an, wo ich ihn nicht nur umziehen konnte, sondern er hat sich auch überraschend gut mit Büschen und Beeren unterhalten. Der Pfad führt zur Kirche von Droxford, einem der schönsten Orte im ganzen Meon-Tal, nicht zuletzt wegen der Spielecke. Das Cafe hatte zu; zum Glück fragte Otto nicht nach dem versprochenen Kuchen. Stattdessen spielte er im Kirchenschiff mit den Autos aus der Spielkiste.
Ich habe bis heute immer ein bisschen Schiss, Otto alleine bespaßen zu müssen. Aber dieser Wechsel von Wasser, Feld, Bäumen und Kirche hätte ihn den ganzen Nachmittag auf Trab halten können. Er ist halt ein richtiger Naturbursche. Wir sagen immer, er wäre früher der perfekte Bauernsohn gewesen. Groß, stark, null Berührungsängste. Solange er auf seinen starken Beinchen draußen rumstapfen kann ist er glücklich.

Ellie war auch auf Trab gewesen und hatte den Ausritt sehr schön gefunden. Das ließe sich also nochmal machen. Es war Mittagszeit und ich hatte nicht an Proviant gedacht. Darum habe ich die Familie zu Pizza in einer nahen Kneipe eingeladen. Ellie fühlte sich zu dem Zeitpunkt langsam von gewissen Nebenwirkungen des Reitens immobilisiert. Aber Pizza im Garten nach zwei Stunden in der Natur war was schönes. Zum Glück war der Garten ummauert und abschließbar.

Zuletzt fuhren wir zu Leuten, die ich vom Tango kannte. Die hatten ganz viele Äpfel loszuwerden. Eigentlich wollte ich die nur einpacken, aber wie das so ist lief es am Ende auf Kaffee und Apfelkuchen hinaus, während Otto begeistert durch ihren großen Garten lief. Die haben da wirklich ein schönes Häuschen, gleich unter dem Alten Winchester-Hügel, wo ich oft wandern war. Insgesamt ein sehr viel längerer und schönerer Tag als erwartet, für alle.






Montag, 25. Juli 2022

Samstag letzter Woche habe ich noch einmal die Wanderung gemacht, die ich mit Friedemann zum ersten Mal probiert hatte. Von der Hubertuskapelle über einen Hügel zum Cafe in Compton, durch Wald und Feld mit schönen Aussichten. Vormittags, um die größte Hitze zu vermeiden. Dazu habe ich mir einen Bekannten mitgenommen, der auch gerne wandert und sich für Natur interessiert. Wir haben Rotmilane und sogar Himbeeren gefunden.

Otto dagegen stürzt sich momentan auf die sehr früh reifenden Brombeeren. Eigentlich hatte ich ihm zeigen wollen, dass die noch lange nicht fertig sind, aber ist gar nicht so nee nee. Jetzt gehen wir jeden Tag zu einem bestimmten Busch auf einem Hinterhof die Straße runter. Sogar Otto schafft die nicht alle, und wir bringen immer eine Dose mit nach Hause.

Sorgen machen ihm nur die Dornen. Genau wie Seetang. Egal ob er in der Nähe von Wasser oder Büschen ist. Eigentlich geht es ihm nur darum gekuschelt zu werden.


Elterntag

Am Donnerstag haben Ellie und ich uns einen Tag für uns gegönnt. Das machen wir selten, weil Ottos Krankentage die Masse meines Urlaubs benötigt. Das letzte Mal war es uns zum Weihnachtsmarkt in Winchester gelungen. Zum Versuch im März war dann Otto oder seine Tagesmutti krank gewesen. Auch dieses Mal hatten wir halb damit gerechnet, hatten aber am Ende Glück.

Zuerst sind wir in den Ort Hambledon gefahren. Der gilt gemeinhin als die Wiege des modernen Crickets. Aber wir haben vor allem Sonnenblumen gefunden und es genossen, uns in einem Cafe mal in Ruhe unterhalten zu können. Anschließend hatten wir einen Mittagstisch in Exton, direkt am "Fluss" Meon gebucht. Da waren wir schon mehrmals, und es ist immer wieder schön.

Dann wussten wir nicht ganz, was wir in der Ecke noch neu erkunden könnten. Am Ende fuhren wir zum ehemaligen Haus des Naturforschers Gilbert White. Nicht, dass wir wussten, wer das war. Wir sehen nur seit Jahren das Schild zum Museum an der Autobahn. Es stellte sich als ein sehr schönes Anwesen in einem sehr schönen kleinen Ort heraus. Ein großer Garten und Wanderwege drumherum. Rein gehen konnten wir nicht mehr, aber wir fahren nochmal hin, wenn wir wieder einen Tag "frei" haben.


Otto Nachrichten

  • Otto war in der Tat krank, aber nur kurz, übers Wochenende.
  • Ellie berichtet, dass sich sein Humor entwickelt. Er ist gerne und absichtlich albern. Außerdem reflektiert er viel über Baby Otto. Was der alles noch nicht konnte. Aber er schaut auch interessiert Fotos und Videos aus der Zeit, die sowohl nah als auch sehr fern zu sein scheint.

Johannes Nachrichten

  • Ich gehe momentan jeden Tag schwimmen. Je nach Gezeiten in der Mittagspause oder abends. Von der Wassertemperatur her sind haben wir die schönsten Wochen des Jahres. Und vom Andrang ist es an Arbeitstagen am besten.
  • ich mache wieder eine Pause von Obama und lese relativ spontan ein Buch über die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts in Europa. Aus der Penguin Reihe der europäischen Geschichte. Habe ich zufällig billig gefunden.
  • Meine Pläne mein und Ottos deutsches Geld anzulegen sind fürs erste gescheitert. Nachdem ich ein Jahr gebraucht habe, die neuen Konten bei der DKB anzulegen, erfahre ich jetzt, dass man zum Investieren in Deutschland wohnen muss. Ich finde vermutlich noch einen Weg das Geld arbeiten zu lassen. Aber das wird dauern, denn Zeit zum recherchieren habe ich nicht.
armes krankes Baby
in Hambledon

Baby Otto konnte sowas nicht!

Bombeen



Montag, 11. Juli 2022

Großer Kleiner Junge

Im Laufe der vorigen Woche haben wir uns größtenteils erholt. Ellie macht wieder brutal Sport, und ich gehe regelmäßig baden.

Vorigen Samstag sind wir mit Otto zum Esel-Asyl auf der Insel Hayling gefahren, weil er sich im Urlaub so gefreut hatte die zwei Esel dort zu füttern. Leider hat ihm das einzige dort anwesende Pferd gleich anfangs Angst gemacht sowas wir nicht lange bleiben konnten.

An meinem Geburtstag habe ich gearbeitet, weil ich den Urlaubstag wahrscheinlich nochmal zum Kinderhüten brauchen werde. Post und Pakete wurden trotzdem gewürdigt; insbesondere die Lieder- und Lesebücher meiner Kindheit, die jetzt auf Otto warten. Ellies Geschenk war eine Übernachtung am Wochenende im renovierten Gästehaus des Umweltzentrum, also in den South Downs. Sie wollte mir Zeit für mich selbst schenken - in der Tat fehlt es uns beiden daran am meisten. Samstag nachmittag sind wir zu dritt hin gefahren. Nachdem Otto auf der Wiese rennen konnte, ist Ellie mit ihm nach Hause gefahren. Ich bin an dem Abend eine Runde wandern gegangen. Dann habe ich mir etwas Zeit zum Lesen gegönnt, in meinem unvergessenen aber inzwischen selten hevor geholten Mittelalterbuch. Später habe ich mich auf eine Wiese gesetzt und zugesehen, wie die Sonne hinter einem Hügel unterging während der Wind durch das Gras wehte und allerlei Tiere umherschwirrten. Das war eine richtige Erfahrung, wie ich sie in meinem früheren Leben häufig gemacht hatte. Einen Abend lang konnte ich das Gefühl dieser Jahre in Hostels in fremden Orten aus der Vergangenheit ziehen.

Leider entdeckte ich, dass ich kein Ladekabel mitgenommen hatte, deshalb gibt es keine Fotos vom folgenden Tag. Da hatte ich mir eine lange Wanderung vorgenommen, nördlich um East Meon herum zum Bahnhof in Petersfield. Die zweite Hälfte war ehrlich gesagt eher Pflicht als Kür, als ich mich bei großer Hitze und zunehmend erschöpft durch die Felder geschleppt habe. Aber gut, wenn man schon mal die Zeit hat kann man auch mal etwas größeres wagen. Die erste Hälfte war wirklich schön. Ich bin die Hügel hoch und runter durch Hohlwege gelaufen, die jetzt im Sommer grüne Tunnel von Haselsträuchern und Eschen sind. Später bin ich noch einen mit Buchenwäldern bedeckten Hügel hoch, das war eine Stunde lang etwas wie im Harz. Kurz vor Mittag verließ ich das schützende Blätterdach, ab da wurde es dann zu heiß. Aber über dem Ort East Meon hatte ich nochmal sehr schöne Blicke. Über mir flogen die Rotmilane, und teilweise unter mir, so steil war der Anstieg. Ich habe insgesamt fünf Rehe gesehen, und das ist hier selten. Nicht wie in Brandenburg, wo die Herden an der Bahnstrecke liegen.

Also, am Ende zu viel des guten. Aber Ellie hat echt gute Ideen. Und ich hab gemerkt, dass ich immer noch große Probleme habe, sie mit Otto allein zu lassen. Im Kopf weiß ich, dass das kein echtes Problem mehr ist. Aber als sie mir ihr Geschenk erklärte, war ich gerührt, dann ergriffen. Da steckt noch was in mir.


Otto Nachrichten

  • Otto versteht jetzt, dass er mal ein Baby gewesen ist. Jetzt ist er ein Großer Junge. Der Bi Ba Butzemann beispielweise ist ein Baby Otto Lied.
  • bei näherem Hinsehen merkt man aber, das er  genau genommen ein Großer Kleiner Junge ist. Keine zweieinhalb Jahre. Aber verdammt wuchtig, und wendig, und eigenständig. Vorbei die Zeiten, wo er Papas Hilfe auf dem Klettergerüst brauchte.
  • ... in der Tat schauen wir seit einiger Zeit mit gewissem Bedauern auf frühere Fotos (vielleicht mit Ausnahme der ersten 6 Monate)
  • Ottos großes Interesse gilt seit einiger Zeit Krabben mit Creme ("creamed crabs"), einem alten Scherz von Ellie und ihrer Schwester, der sich bei Otto ausgesprochener Beliebtheit erfreut

Johannes Nachrichten

  • inzwischen ist mein Besuch beim Tango an Freitagen relativ regelmäßig
  • und diese Woche bin ich, auf Ellies Ermutigung hin, ein paarmal kurz mit einem Kaffee in der Hand zum Meer gegangen. Das ist sehr angenehm, und immer noch ungewöhnlich, weil ein bisschen wie früher.
  • ich lese Obamas Autobiographie mit immer größerem Vergnügen







Am besten fand Otto wieder den Esel aus Plastik


Ellie hat für mich einen Bienenstich improvisiert

Meine Abendwanderung. Man beachte oben den Mond


Auf der Wiese des Umweltzentrums