Im Laufe der vorigen Woche haben wir uns größtenteils erholt. Ellie macht wieder brutal Sport, und ich gehe regelmäßig baden.
Vorigen Samstag sind wir mit Otto zum Esel-Asyl auf der Insel Hayling gefahren, weil er sich im Urlaub so gefreut hatte die zwei Esel dort zu füttern. Leider hat ihm das einzige dort anwesende Pferd gleich anfangs Angst gemacht sowas wir nicht lange bleiben konnten.
An meinem Geburtstag habe ich gearbeitet, weil ich den Urlaubstag wahrscheinlich nochmal zum Kinderhüten brauchen werde. Post und Pakete wurden trotzdem gewürdigt; insbesondere die Lieder- und Lesebücher meiner Kindheit, die jetzt auf Otto warten. Ellies Geschenk war eine Übernachtung am Wochenende im renovierten Gästehaus des Umweltzentrum, also in den South Downs. Sie wollte mir Zeit für mich selbst schenken - in der Tat fehlt es uns beiden daran am meisten. Samstag nachmittag sind wir zu dritt hin gefahren. Nachdem Otto auf der Wiese rennen konnte, ist Ellie mit ihm nach Hause gefahren. Ich bin an dem Abend eine Runde wandern gegangen. Dann habe ich mir etwas Zeit zum Lesen gegönnt, in meinem unvergessenen aber inzwischen selten hevor geholten Mittelalterbuch. Später habe ich mich auf eine Wiese gesetzt und zugesehen, wie die Sonne hinter einem Hügel unterging während der Wind durch das Gras wehte und allerlei Tiere umherschwirrten. Das war eine richtige Erfahrung, wie ich sie in meinem früheren Leben häufig gemacht hatte. Einen Abend lang konnte ich das Gefühl dieser Jahre in Hostels in fremden Orten aus der Vergangenheit ziehen.
Leider entdeckte ich, dass ich kein Ladekabel mitgenommen hatte, deshalb gibt es keine Fotos vom folgenden Tag. Da hatte ich mir eine lange Wanderung vorgenommen, nördlich um East Meon herum zum Bahnhof in Petersfield. Die zweite Hälfte war ehrlich gesagt eher Pflicht als Kür, als ich mich bei großer Hitze und zunehmend erschöpft durch die Felder geschleppt habe. Aber gut, wenn man schon mal die Zeit hat kann man auch mal etwas größeres wagen. Die erste Hälfte war wirklich schön. Ich bin die Hügel hoch und runter durch Hohlwege gelaufen, die jetzt im Sommer grüne Tunnel von Haselsträuchern und Eschen sind. Später bin ich noch einen mit Buchenwäldern bedeckten Hügel hoch, das war eine Stunde lang etwas wie im Harz. Kurz vor Mittag verließ ich das schützende Blätterdach, ab da wurde es dann zu heiß. Aber über dem Ort East Meon hatte ich nochmal sehr schöne Blicke. Über mir flogen die Rotmilane, und teilweise unter mir, so steil war der Anstieg. Ich habe insgesamt fünf Rehe gesehen, und das ist hier selten. Nicht wie in Brandenburg, wo die Herden an der Bahnstrecke liegen.
Also, am Ende zu viel des guten. Aber Ellie hat echt gute Ideen. Und ich hab gemerkt, dass ich immer noch große Probleme habe, sie mit Otto allein zu lassen. Im Kopf weiß ich, dass das kein echtes Problem mehr ist. Aber als sie mir ihr Geschenk erklärte, war ich gerührt, dann ergriffen. Da steckt noch was in mir.
Otto Nachrichten
- Otto versteht jetzt, dass er mal ein Baby gewesen ist. Jetzt ist er ein Großer Junge. Der Bi Ba Butzemann beispielweise ist ein Baby Otto Lied.
- bei näherem Hinsehen merkt man aber, das er genau genommen ein Großer Kleiner Junge ist. Keine zweieinhalb Jahre. Aber verdammt wuchtig, und wendig, und eigenständig. Vorbei die Zeiten, wo er Papas Hilfe auf dem Klettergerüst brauchte.
- ... in der Tat schauen wir seit einiger Zeit mit gewissem Bedauern auf frühere Fotos (vielleicht mit Ausnahme der ersten 6 Monate)
- Ottos großes Interesse gilt seit einiger Zeit Krabben mit Creme ("creamed crabs"), einem alten Scherz von Ellie und ihrer Schwester, der sich bei Otto ausgesprochener Beliebtheit erfreut
Johannes Nachrichten
- inzwischen ist mein Besuch beim Tango an Freitagen relativ regelmäßig
- und diese Woche bin ich, auf Ellies Ermutigung hin, ein paarmal kurz mit einem Kaffee in der Hand zum Meer gegangen. Das ist sehr angenehm, und immer noch ungewöhnlich, weil ein bisschen wie früher.
- ich lese Obamas Autobiographie mit immer größerem Vergnügen
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Am besten fand Otto wieder den Esel aus Plastik |
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Ellie hat für mich einen Bienenstich improvisiert |
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Meine Abendwanderung. Man beachte oben den Mond |
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Auf der Wiese des Umweltzentrums |