Die gesamte Zeit seit meiner Rückkehr aus Deutschland stand im Zeichen eines endlosen Rennens, alle Freunde regelmäßig zu sehen oder zumindest zu hören. Zunehmend zog das auch mein Schlafkonto in Mitleidenschaft, sodass ich zuletzt rigoros auf meinen Zustand achten musste. Irgendwo kürzer treten fällt mir weiter zu schwer. Und dann war der Herbst schon fast wieder vorbei und Weihnachten fast vor der Tür.
Kulturell war die Zeit produktiv. Ich habe Das Erbe Roms zum zweiten Mal ausgelesen und könnte es gleich nochmal anfangen. Aber erstmal war etwas Prosa dran: Ellie hat mir wieder ein Buch von Margarete Atwood in die Hand gedrückt, Oryx und Crake. Im englischsprachigen Raum ist sie scheinbar allgemein bekannt, und mich hat das Buch genauso mitgerissen wie Der Report der Magd - ich konnte es kaum weglegen. Zu glaubwürdig auch in seiner Athmosphäre, es hat mir zeitweise richtige Depressionen beschert.
Daneben kamen Max und Moritz und einige weitere Details zu Wilhelm Busch sowie der Struwwelpeter auf den Teller. Deutsche Kindergeschichten bieten verlässlichen Gesprächsstoff, wie auch Raumpatrioulle - neben ihr habe ich Unsere Mütter, unsere Väter und etwas Weissensee gesehen. Gelesen habe ich auf Kasias Anstoß auch zum Massaker vom Celle.
Mit Theresa, einer deutschen Austauschstudentin aus dem Chor, habe ich endlich jemanden gefunden, mit der ich einige langgehegte Pläne umsetzen kann. Wir treffen uns einmal die Woche und üben die jeweils aktuell gelernten Tanzschritte - Walzer für mich, Rumba und Cha Cha für sie. Im Tango bereiten wir uns auf einen Auftritt im nächsten Frühjahr vor. Das bringt eine zeitliche Extrabelastung mit, denn neben den normalen Lektionen Freitag Abend habe ich Mittwoch Abend zwei Stunden Probe - zusammen mit Arbeit und Chor ist das mit Abstand der anstrengendste Tag.
Auch einen anderen Punkt auf der List habe ich noch geschafft und ein lokales Restaurant
ausprobiert. Das Ergebnis war mittelmäßig, aber das wichtigste war, dass wir zu viert waren, mit einer bauchtanzenden, chorsingenden Freundin, Mathieu und einer weiteren Bekannten von ihm. Zwar war keiner begeistert, aber gelacht haben wir genug.
Natürlich geht der Chor weiter und auch voran, ich finde wie immer zu wenig Zeit zum Üben, aber die immer mehr zusammenpassende Musik kitzelt auch wie üblich mehr und mehr diese überschwengliche Begeisterung fürs Singen in mir wach. Mi der Zeit konnte mich unser Dirigent auch wieder von seiner Meinung überzeugen, Salieris Messe ist langfristig schöner als Mozarts. Auch für den Weihnachtsmarkt habe mich wieder angemeldet, am 1. Dezember, dem Tag nach dem Konzert. Diesmal wurde mir die Rolle eines halbseidenen Straßenapothekers gegeben.
Der auch in deutschen Nachrichten genannte Sturm war größtenteils nachts und der Morgen schön und sonnig. Manchmal kann ich nach der Arbeit aber noch etwas am Wasser liegen, mit warmer Kleidung ist das noch möglich, und den Schiffen zusehen, wie sie aus dem Dunst auftauchen und langsam vor den Linien der Isle of Wight vorbeiziehen oder weiter draußen auf Reede liegen. Zum Schiwmmen ist es endgültig zu kalt, aber so eine halbe Stunde hat immer noch einen guten Effekt. Trotzdem fehlt mir Sport und kann manchmal schlecht einschlafen. Zum Teil bin ich sogar bereit, zu joggen. Durch das Wetter komme ich auch mehr in die Bibliothek, auch wenn die Nutzung des Winters als Zeit für Lesen und Papierarbeit nicht wirklich intensiv klappt.
Auf der Arbeit werde ich mehr zwischen Aufgaben verteilt als ich mag. Ich hatte viel mit Fortbildungen zu tun, dann Prüfung von Variablenableitung, und jetzt komme ich zurück in mein Lieblingsgebiet, den Mikrodaten.
Zum Ende des Oktobers habe ich im Rahmen des Kontaktrennens Kalina für eine Nacht besucht - dass ich sie trotz der Nähe nicht häufiger sehe, tut mir wirklich leid. Wir waren natürlich tanzen und am Folgetag habe ich sie mitgenommen, ein neues Stück von Southampton zu sehen.
Ein Stück alltagskulturelle Trivia: England wird beherrscht vom Staubsauger
Henry, einer runden Minitonne mit Gesicht. In unserem Haus, in Läden, auf der Arbeit - eine Kollegin hat sogar eine Miniausführung auf dem Schreibtisch. Mehr noch, Henry hat eine weibliche Kollegin, Hetty. Passt zum Land.
Quelle: http://www.kitchengadgets.org.uk/?attachment_id=201 |
Quelle: http://www.bluechipcleaners.co.uk/henrietta-hetty-hoover-het-200a |
Ein Schnappschuss aus meinem Zimmer: so sieht es aus, wenn ich mal zu Hause arbeite. Zu niedriger Stuhl, das Fenster in den Hof offen. Die Blumen waren für Daria und Marta. |
Kostümauswahl für den Weihnachtsmarkt am 1. Dezember. Ich spiele einen windigen Straßenapotheker. |