Sonntag, 19. Mai 2019

Harting Down Wanderung

Am Tag nach der Wanderung vom Beacon-Hügel bin ich an einer östlicheren Stelle der South Downs wandern gegangen. In den letzten Jahren war ich mit Mathieu, Mutti und Ellie mehrmals am Haus Uppark des National Trust gewesen. Von dort führt ein Weg zu einem separaten Schutzgebiet, einer Hügelgruppe mit Blick in die Landschaft. Auch hier gibt es einen Beacon-Hügel und auch hier führt der South Downs Weg die Kämme entlang. Nur das Wetter war diesiger als am Vortag.
Während ich wanderte, gab Ellie ihre Hausarbeit ab und brachte dieses Kapitel erstmal zu einem Schluss (bevor die nächste Arbeit losgeht). Leider schrieb mir Mutti während des Rückweges, dass sie ihren für Juli geplanten Besuch absagt und mich erstmal nicht sehen will. Aber ich denke das renkt sich langfristig wieder ein. Gerade in solchen Momenten zahlt es sich aus, schöne Sachen zu machen. Und da war es eben gut, im Mai draußen zu sein. Später am Nachmittag hatte ich das Semesterabschlusskonzert des Chores und abends ging ich noch zum Tango.




Keuchend oben angekommen

Manchmal frage ich mich, ob ich mit meinem Leuchtpullover für Tiere wie eine Riesenbiene aussehe

Nachträge

Ellies Uniarbeit hat sich in den letzten Wochen vor Abgabe der ersten Hausarbeit noch entspannt. Nach einigen Treffen mit ihrer Betreuerin wurde langsam klarer, was die nun konkret lesen wollen. Damit konnte ich mein Engagement zurückfahren. Am 17. Mai hat Ellie diese Arbeit eingereicht und wird zur Belohnung noch zum Essen in einem Pub eingeladen, den ich letztens auf einer Wanderung gefunden hatte.

Die Tagung in Berlin war interessant wenn auch ermüdend. Die Max-Planck Gesellschaft hat dort das Gästehaus der ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft übernommen, im grünen Dahlen zwischen Forschungsinstituten und Ministerien. An der Wand Fotos ernster wilhelminischer Wissenschaftler mit dicken Bärten. Besonders gerne bin ich in Pausen in den großen Garten gegangen. Bei Vorträgen habe ich fleißig Notizen gemacht, nur die technisch komplizierteren habe ich aufgrund mangelnder Mathekenntnisse nicht verstanden. Dafür habe ich fleißig Kontakte geknüpft, insbesondere mit den Leuten aus dem Rostocker Institut. Ich bin mit hängender Zunge aus der endlos scheinenden Abschlussdiskussion gekommen, konnte mich dann aber am Wannsee entspannen. Ich war noch nie da gewesen! Richtig schön die Ruhe und Weite von brandenburgischem Wald und Wasser. An die Havel und ihre Schlösser habe ich es aber nicht mehr geschafft.

Noch am Tag meiner Rückkehr aus Berlin bin ich zur letzten Chorprobe vor der Sommerpause gegangen. Denn zwei Tage später war das Abschlusskonzert, eine formlose Angelegenheit zusammen mit anderen Unimusikgruppen, die mir gerade aufgrund des entspannten Charakters sehr gefallen hat. Wir haben Händels Hallelujah und Zadok der Priester sowie Faures Cantique de Jean Racine gesungen, letzteres hatte ich gegen Ende meines ersten Jahres in Portsmouth schon einmal gesungen, als ich gerade Ellie kennen gelernt hatte.
Privat hatte ich mir vor einiger Zeit Noten für Warum toben die Heiden von Heinrich Schütz bestellt, was Mutti immer im Advent von Schallplatte gespielt hat. Wie sich rausstellte, hatte ich dabei nur eine von mehreren Bassstimmgruppen ausgewählt, sodass ich jetzt den gesamten Notensatz nachbestellt habe. Die gibt es nur über deutsche Verlage und sogar die tun sich schwer es zu finden.

Gelesen hatte ich in den letzten Wochen eher Ellies Lehrbücher. Seit sich die Situation dort entspannt hat bin ich zu meinem Geschichtsbuch über Europa in der Klassik zurückgekehrt. In Deutschland hatte ich endlich mehr Zeit und nähere mich dem Ende. Ich habe was gelernt, aber so gut wie der zweite Teil der Reihe, über das frühe Mittelalter, ist es nicht.


Brexit: kurz vor dem Abflug nach Deutschland bekam ich meine unbefristete Aufenthaltserlaubnis. Das System hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Die Idee ist einfach: man gibt einige persönliche Daten und die Steuernummer an, womit dann automatisch geprüft werden kann, wielange man in den Verwaltungssysteme geführt wird. Genauso arbeiten wir in der Statistik ja auch, wo wir aus diesen Verwaltungssysteme meinetwegen die Zahl der gemeldeten Einwohner eines Kreises ableiten. Mein Fall sollte denkbar einfach sein: ich hatte durchgehend den gleichen Arbeitgeber, an der gleichen Addresse, mit gleicher Steuernummer und Berufsbezeichnung. Und sie haben mich trotzdem nicht gefunden. Erst musste mein Arbeitgeben einen Brief nachreichen, wielange ich bei ihnen arbeite. Wenn es schon bei mir nicht funktioniert, dann wie bei Leuten mit einer bunteren Karriere? Na, jetzt darf ich da bleiben und es rausfinden.



Noch Ende April lernte ich etwas über britische Umleitungsausschilderungen. Nach einem Geburtstag bei Freunden in Hastings kamen wir bei Dunkelheit zurück und die Autobahn war teilweise gesperrt. Wir folgten den kleinen gelben Umleitungszeichen, bis ich merkte, dass wir zu lange zurück Richtung Osten fuhren. Was eben weder ich noch Ellie wussten: statt konkreten Zahlen wird einer Umleitung hier ein kleines geometrisches Zeichen zugewiesen, wie Dreieck oder Raute. Wir hatten in der Dunkelheit einmal unser kleines Dreieck übersehen und dachten alles kleine gelbe ist Umleitung.

Mecklenburg im Mai

Garten der Tagungsstätte

Als Wissenschaftler noch Anzüge brauchten 




Neulich hat uns ein Freund im Fotografiestudium als Models genutzt. In Wirklichkeit sehen wir natürlich noch viel schicker aus.


Beim Geburtstag in Hastings. Englischer Stil siegt.

1. Mai - Pläne

Die letzten Wochen musste ich eine Menge unter einen Hut bringen. Bevor ich meine neue Stelle antreten kann, muss ich mein altes Team in die Systeme einweisen, die ich über die Jahre gebaut habe. Mitte Mai bin ich auf einem Symposium bei der Max Planck Gesellschaft in Berlin (kann dabei zu Großvaters Geburtstag nach Rostock fahren!). Eine Woche später muss ich wieder hier sein, zu meinem Kneipenvortrag. Bis zum 13. Juni muss ich außerdem 2 Wochen Urlaub nehmen, die sonst verfallen. Familiebesuch ist auch überfällig, ich muss aber die Termine einhalten und habe viel Arbeit. Dazu hat der Mai eine Menge Feiertage und ich habe eine Woche Fortbildung, sodass ich praktisch kaum arbeiten gehen werde. Also, das hat ziemlich an mir gezehrt. Bis wir dann endlich feste Pläne gemacht haben: ich komme zweimal nach Deutschland, Mitte Mai nach Rostock, Ende Mai nach Brandenburg. Und dazwischen ein paar Tage nah der Havel in Berlin - darauf freue ich mich wirklich. Opa hat mir letztes Jahr eine Dokumentation über die Havelschlösser geschenkt, und ich bin noch nie in der speziellen Ecke gewesen - sehe aber Wasser und Wälder jedes Mal im Landeanflug nach Berlin. Momentan habe ich ohnehin Lust auf Urlaub und Geldausgeben. Da trifft es sich, dass Kasia Mitte Juni zum Geburtstag nach Warschau einlädt. Darauf freue ich mich auch wie Bolle: ich war seit 2013 praktisch nicht mehr in Polen; Ellie will soweit mitkommen und ich träume seit Jahren davon ihr alle meine alten Stationen zu zeigen. Und nicht zuletzt - Sommer an der Weichsel ist was schönes. Irgendwie stelle ich mir schon lange vor, mit Ellie in Torun am Fluss zu sitzen.

Donnerstag, 16. Mai 2019

Sommer, warmer, herrlicher Sommer

Am Mittwoch kam ich nach Engan zurück und ging direkt zum Chor. Ich habe aber noch den Rest der Woche frei und will ich weiter lang gehegte Ziele in Natur ausprobieren, solange es noch blüht im Mai. Vor meinem letzten Abflug hatte ich noch ein Stück des South Downs Fernwanderwegs in der Nähe des Umweltzentrums ausprobiert. Heute bin ich zum Hügel Beacon gefahren, weiter westlich in den Downs, wo der South Down Weg andere, mittelalterlichen Weg kreuzt. Beacon heißt übrigens einfach Leuchtfeuer oder Wegmarke (vgl. das deutsche Wort Bake); unter dem Namen gibt es viele Hügel; auch auf der Farm hatten wir einen. Dieser hier ist ein Landschaftsschutzgebiet und war mir vor Jahren schon empfohlen worden. Am Parkplatz kreuzen sich praktischerweise South Downs Weg und Monarchenweg; ich bin ersterem der Nase nach gefolgt, fand im Dorf Exton einen tollen Pub mit Biergarten am Fluss Meon, folgte dem Fluss, kreuzte unverhofft den Meontalweg (hatte ich im letzten Jahr erkundet), drehte kurz vor dem Alten Winchesterhügel ab und kam am Ende über den Monarchenweg zurück. Auf der ganzen Strecke grün, Blüten, Hänge, Ebenen, Wälder, Sträucher, Blumenwiesen, weite Blicke, klares Wasser, Lämmer, Raum und Sonne.

Unverhofft kreuzte ich den Meontalweg, eine ehemalige Bahntrasse am Fluss Meon entlang, die wir im letzten Jahr mehrmals erkundet hatten.

 


Der Fluss Meon in Exton. Auf der vorigen Wanderung war ich zufällig an der Quelle vorbeigekommen. Das Wasser ist durch die Kalkböden immer glasklar. Hier fand ich einen richtig schönen Pub mit Biergarten am Wasser und einem Menü, für das es sich wiederzukommen lohnt. Am besten mit Ellie als Belohnung, dass sie ihre erst Hausarbeit eingereicht hat.





Der Hügel da hinten ist der Alte Winchesterhügel, wo wir schon mehrmals gewesen sind. Links den Kamm entlang geht es zum Umweltzentrum, wo ich auf für die letzte Wanderung geparkt hatte. Als ich später naher kam, sah ich lauter Paragleiter, die die Steilen Hänge nutzten.







Dienstag, 7. Mai 2019

Der grüngelbe Mai

Letzten Samstag bin ich endlich mal richtig wandern gegangen. Die letzten Wochen hatte ich immer wieder Hilfe für Ellies Studium den Vorzug gegeben. Außerdem ist sie nicht so an langen Wanderungen in der Natur interessiert wie ich. Also wollte ich einfach mal alleine raus und laufen wohin und wie lang ich Lust hatte. Seit langem hatte mich ein Abschnitt des South Downs Fernwanderwegs vom Umweltzentrum gereizt. Es stellte sich tatsächlich als besonders schöne Strecke raus, erst durch einen Buchenwald, dann den Hügelkamm entlang mit weiten Blicken über die Rapsfelder in der Ebene, Lämmern auf den Hängen, Hasenglöckchen und einer Menge Wind im Gesicht. Am Ende bin ich fast bis zum Hügel Butser gekommen. Am schönsten war aber auf dem Rückweg eine Lindenallee zwischen Rapsfeldern. Als ich nachmittags müde wurde habe ich im Windschatten einer Hecke geschlafen; ein paar Sachen sind allein einfacher. Die South Downs sind schon eine tolle Ecke; Herz und Augen gehen einem über nach den Wochen im Büro und über Lehrbüchern.

Zwei Tage drauf haben wir zusammen einen Ausflug ins Naturschutzgebiet Ashford Hangers (in etwa Ashford Hügel) gemacht. Das liegt bei Petersfield, eine halbe Stunde Autofahrt nördlich von hier, bequem an der Autobahn nach London. Diese Hügel gehören nicht zu den South Down, aber auch hier gibt es Buchenwälder und Blicke; das Reservat ist klein, aber die Straßen die bewaldeten Hänge hoch erinnern mich an den Harz. Überall blüht der Raps; wir haben wilden Knoblauch gesammelt.


Buchen sollst du suchen

wilden Knoblauch auch



Sollte jemand ein Handy abzugeben haben: die Vorderkamera an meinem hat Flecken

Was braucht der Brandeburger mehr


Ganz zufällig kam ich an der Quelle des Flusses Meon vorbei, die ich vor einem Jahr erfolglos gesucht hatte

Auf dem Rückweg besuchte ich kurz an der Hubertuskapelle

Ellie im Raps



Auch in Portsmouth kann man inzwischen draußen sitzen