Anfang der Woche hat ein alter Bekannter bei uns übernachtet: Thomas war 2012 Mitbewohner von Gastgebern auf der Isle of Wight. Er hat damals eine Weile in England gelebt und die letzten Jahre in Münster. Großbritannien ist seine große Leidenschaft; etwa zweimal pro Jahr bereist er verschiedene Ecken der Inseln. Und etwa alle zwei Jahre meldet er sich unvermittelt, dass er durch Portsmouth kommt. Vor vier Jahren hat er in meinem alten Zimmer übernachtet, vor zwei Jahren kam er am Tag unseres Umzugs in Haus dann doch nicht mehr, und jetzt war es wieder soweit. Ich kenne ihn also nicht gut, aber irgendwie macht mir sein Besuch jedes Mal Spaß. Einerseits ist es einfach schön, in der eigenen Sprache und Kultur zu operieren. Weiterhin gefällt es mir einfach, dass er meinen alten Lebensstil führt - viel unterwegs, anspruchslos und einfach als Gast. Er war zu dem Zeitpunkt schon zwei Woche im Land gewesen, in Schottland wandern und kam gerade aus York. Wir sind an dem Abend ans Meer gegangen, von wo er seine alte Stadt auf der Isle of Wight sehen konnte. Dann haben wir gegessen und sind ins Spielecafe gegangen. Während ich am nächsten Tag arbeiten musste, ging er am Meer Frühstücken, fuhr dann nochmal nach Winchester und schließlich weiter nach London. Ein bisschen neidisch war ich schon.
Apropos altes Leben: mein altes Parfüm ist alle. Noch bevor ich das erste Mal nach England zog, hatte mir Papa in Templin eine teure Flasche Dior gekauft. Da ich fast nie Parfüm benutze, hat es mich über all die Jahr begleitet, meist in meiner Waschtasche in meinem Koffer, alle aus der gleichen Zeit. Wenn ich es mal rausgeholt habe, hat es immer gefallen - Ellie hatte vor einiger Zeit gesagt, ich sollte es mehr tragen. So ist es jetzt alle. Aber die Ersatzflasche steht schon seit mehreren Jahren daneben bereit.
Heute haben wir in Chichester schonmal einige Babysachen gekauft (die schicken aus dem teuren Laden). Außerdem dürfen wir in eine neue Waschmaschine investieren. Wenigstens das Auto ist ohne neue Reparatur durch den TÜV gekommen. Thomas muss sich um so etwas alles nicht kümmern. Die letzten Wochenenden habe ich das Gefühl, dass ich praktisch nichts mehr unternehme. Mir bleiben die kleinen Freuden, wie heute morgen am Meer, nachdem ich das Auto früh zur Durchsicht gebracht hatte. Der Wind blies, die Wellen brausten, die Sonne schien und ich genoss die Exotik, mal vor 9 Uhr am Meer zu stehen.