Dienstag, 16. Oktober 2012

Dienstag, den 2.10., habe ich abends kurzfristig einen deutschen Uniabsolventen aufgenommen, der auf einer Dreimonatsfahrradtour durch praktisch ganz Westeuropa ist, die alle meine Aktionen wie einen Nachmittagsausflug aussehen lässt. Er schreibt auch ein Tagebuch mit Bild und Video.

Das folgende Wochenende bin ich einmal zu Hause geblieben. Da traf es sich gut, dass ich nach langer Zeit wieder eine Übersetzung angenommen habe und dazu eine richtig interessante. Es ging um Dokumente für ein Chopin-Konzert in Wien Ende Oktober, u.a. eine Abhandlung über „Chopins Kammermusikwerke“. Solche Themen hat man als Übersetzer selten und so hat mir der Auftrag richtig Spaß gemacht. Nichtsdestotrotz hat er hat er das ganze Wochenende in Anspruch genommen, wobei ich mir eine Freude geleistet habe, Samstag Nachmittag selbst in ein besonderes Konzert zu gehen. In Gosport auf der anderen Hafenseite wurde eine Orgel, auf der wohl Händel selbst gespielt hat, nach der Restaurierung eingeweiht. Dazu wurden alle Willigen eingeladen, nachmittags einige seiner Choralstücke zu proben und abends mit Orgel und Streichern aufzuführen. Sobald ich in die Kirche kam, trat mir die Frage entgegen, warum ich meine Interessen so oft vor allem von Menschen im Ruhestand teile. Desgleichen war die Sache ein Beispiel dafür, dass schlechte Qualität hier kein Problem ist, solange die Musi' nur schmissig ist und sie alle kennen. Ganze drei Stunden Vorbereitung hatten wir für den Messias und die Chandos-Hymnen, aber zuzugeben, es hat Spaß gemacht. Die Kirche war voll mit Sängern, und ca. 10% Zuhörern. Bei dem berühmten „Halleluja“ steht das Publikum in England scheinbar auf wie zur Nationahymne. Empfohlen worden war diese Aktion Unichor. Der steuert schwankend aber unter sicherer Leitung auf das erste Konzert zu und seit kurzem wird sogar in Stimmgruppen geübt wie in einem richtigen Chor.

Mein kleiner Analyseartikel vorerst um einige Monate verschoben, und wir sind zurück beim Tabellenprüfen. Das macht aber einiges Zusatztraining erforderlich, dass ich ungemein interessant und nützlich finde. Das sind insbesondere Einführungen in einige Computerprogramme, mit denen unsere offiziellen Tabellen erstellt oder aufwendigere Rechenprozesse automatisiert werden.

Meine Mitbewohner beeindrucken mich. Ich sehe sie zwar nie, aber ich höre sie manchmal, wenn sie früher als ich aufstehen. Das Bad wird von der Bulgarin in Schuss gehalten und als ich letztens abends nach Hause kam, blitzte sogar die Küche blanker, als ich sie jemals hingekriegt habe.

Vor Händels Orgel. 
Freitag Abend, den 12.10., stieg die Sonne selbst aus Birmingham in mein Heim hinab und blieb bis Montag morgen. Für Kalina war extra die Wettervorhersage verbessert worden ich habe konnte einmal loslegen mit allem, was ich allein so probiert habe oder allein nicht probieren wollte. Seelachs mit Auberginen und Florentinern zu Hause, das französische Restaurant (noch besser als gedacht) und natürlich einige Modegeschäfte in der Stadt, die Seepromenade und noch ganz kurz die Isle of Wight. Ich selbst sah zum vielleicht ersten Mal seit Monaten die Geschäfte und Cafés meines Viertels an einem Wochenende, während wir liefen, bis die Beine wehtaten. Endlich habe ich ganze Tage lang mit einem anderen Menschen nur privat gesprochen und so aktiv wie ich auch bin habe ich gemerkt, wie ausgehungert ich nach echten Freundin im Alltag bin. Langsam habe ich die Region erkundet und von meiner Aktionsliste bleiben nur noch die Kunstgallerie und der Pilgerpfad, die ich beide vor Weihnachten machen will. Die Radtour in den 'Neuwald' bei Southampton und nach Frankreich warten wohl besser auf waermere Zeiten. Irgendwann will ich nach Oxford, vielleicht mit Kalina, aber die sucht erstmal Arbeit, nachdem sie vor zwei Wochen ihre Abschlussarbeit eingereicht hat. Trotz aller Aktivitaeten habe ich hier noch niemanden naeher kennen gelernt, und von keiner Seite gibt es groesseres Interesse an Aktionen.
Meine Straße.
Am Teich bei meinem Haus.

Zwei Blumen im botanischen Gärtchen.


In diesem Theater wird mein Chor auftreten.

Das Tragflächenboot rast in die späte Nachmittagssonne.

Abends in meiner Künstlerbude.

Denn wenn französisch, dann mit Stil.





Leider folgt Kalina meiner Begeisterung für Rot nicht. Dafür wurde der große Einkaufskomplex im Hafen von der Firma entwickelt, bei der sie in London ein Praktikum gemacht hat.

Auf dem Sonnendeck zur Isle of Wight.

Auf der Seebrücke in Ryde.