Seit etwa drei Jahren gibt es in Portsmouth ein großes Musikfestival. Das findet immer am (langen) letzten Augustwochenende am Meer statt. Man bemerkte schon am ersten Tag einen Menschenstrom aus der ganzen Region und insbesondere in der Stadt, zum Meer runter. Denn die Eintrittskarten waren zwar schon Monate vorher ausverkauft, aber an einigen Stellen hört man die Musik einiger Bühnen wunderbar über die Absperrungen hinweg. Außerdem hatten wir urplötzlich bestes Wetter. Viel Sonne, viel Wärme, kein Wind, die See ganz glatt. Und genau an der besten Stelle zum Mithören am Strand stehen zwei neue Essstände, einer davon mit polnischer Wurst und Pieroggen. Also habe ich mich drei Nächte lang da hingesetzt und sowas wie Sommer genossen. Kinder lernen rudern, Familien fahren Kajak, Schiffe aller Arten auf dem Meer. Ein Lotse und zwei Schlepper fahren einem Zerstörer entgegen, der in den Hafen will. Die Matrosen stehen an Deck und hören im Vorbeifahren der Musik zu. Seit Kurzem ist auch die Seebrücke nun endlich bis zur Spitze begehbar. Dort wurde ein klassisches Karussel aufgebaut und ein Fish & Chips Restaurant bietet Tische, wo die Sonne abends am längsten zu sehen ist. Es ist ganz merkwürdig, wie anders die Aussicht wirkt, nur weil man hundert Meter weiter draußen steht als am Strand. Ich gehe abends sehr gerne nochmal da raus und es ist immer viel Betrieb.
Auf dem Itchen
Während Sonntag die Musik in die Vollen ging, fuhr Ellie zu einer Freundin und ich nach Southampton. Dort habe ich mir ein Kajak ausgeliehen und bin den Fluss Itchen hochgepaddelt. Der fließt auch durch Winchester, aber soweit bin ich nicht gekommen. Wie sich herausstellte, komme ich nichtmal aus den Stadtgrenzen hinaus, bevor mich ein Wehr stoppt. Also fahre ich nochmal flussabwärts soweit ich darf. Es waren sehr viele andere Kajaks und Kanus unterwegs - wie ich bemerke, ist Wassersport doch ziemlich beliebt hier. Insbesondere merke ich aber auch, dass in den meisten Kajaks Polnisch gesprochen wird. Somit habe ich also den Itchen soweit wie möglich ausprobiert. Zwar kommt man nicht wirklich aufs Land raus, aber dafür sind die Ufer doch sehr grün. Für solche Versuchsausflüge kommen mir Tage immer gelegen, wenn ich alleine bin. Jetzt wo ich weiß, was sich lohnt, kann ich mal mit Kalina oder Ellie in einem bequemeren Boot auf dem Fluss rumpaddeln.
Zurück in Portsmouth bin ich am selben Abend wieder zum Meer gefahren um bei live Musik zu schwimmen und zu lesen. Die Lichter des Karussels auf der Seebruecke und die Lichterketten der Promenade spiegelten sich im Wasser, als die untergehende Sonne die schönsten Farben in die wenigen Wolken malt. Darüber wurde der Mond immer heller und darunter fuhr die Faehre nach Frankreich aus. In einem Monat sind wir da mit drauf. Es ist immer ganz gut, mal einen Abend allein zu haben und draußen zu bleiben, bis es zu kalt oder zu spät wird.
Park Staunton
Montag war die Musik vorbei und Ellie kam zurück. Zusammen haben wir noch einen Ausflug in den Park Staunton gemacht. Der liegt gleich ausserhalb von Portsmouth, im Ort Havant, wo die ganze elende Zersiedelung langsam in die schöne Landschaft des Schutzgebietes South Down (Sudhügel) und die Gegen um die Hubertuskapelle übergeht. Staunton besteht, wie wir lernen, aus zwei Teilen. Einem teuren ehemaligen Anwesen mit blühenden Gärten und Streichelzoo für Kinder, und einem großen Park, ebenfalls mit Überresten herrschaftlicher Dekorativarchitektur, dafuer gratis, was wir nicht wussten.
Auf der Aussichtsterrasse des Landschaftsparks Staunton. |