Dienstag, 21. Dezember 2021

Lange nicht geschrieben denn: man nahm sich endlich einiger Projekte an, teils nötig teils lange gewollt, und die Abende sind trotz allem sehr kurz. Im November habe ich ein Sofabett zusammen gebaut, für Gäste. Das hat Spaß gemacht, ein bisschen wie Lego und ich hatte dabei Ruhe für ein Hörbuch. Dann habe ich mir einen höhenverstellbaren Schreibtisch zugelegt, meinem Rücken zuliebe. Ich habe mir die Tischplatte sogar separat im Baumarkt zurechtschneiden lassen und habe sie selbst angebaut. Wie ein richtiger Mann. Dabei habe ich gelernt, dass man das übrige Holz der ursprünglichen Platte nicht einfach da lassen kann, und die dann auch nicht ins Auto passt. Aber es hat sich gelohnt, mein Schreibtisch ist komfortabel und ein großartiges Spielzeug für Otto. Der hat schnell gelernt das er mit "bwwww" hoch und runter geht wenn man auf die richtigen Knöpfe drückt.
Danach galt es den Besuch der Familie vorzubereiten und dazwischen noch schnell Karten zu schreiben. Dazwischen waren wir alle noch zwei Wochen krank. Kurzum, nach einer kurzen gemütlichen Phase im November kam überhaupt keine Weihnachtsstimmung auf. Ein Glück, dass ich wenigstens meinen Kalender schon vorher organisiert hatte.

Zu Ellies Geburtstag Mitte Dezember haben wir mal einen Ausflug  gemacht; Otto wurde betreut. Erst waren wir in Winchester auf dem Weihnachtsmarkt. Dann ein paar Dörfer am Fluss Itchen entlang in den recht schönen Marktflecken Alresford. Dort fährt eine Traditionsdampfzug ab; irgendwann werde ich mich in Ermangelung der Harzquerbahn hier mal da reinsetzen, aber diesmal fuhr er gerade bunt beleuchtet zu einer Adventsveranstaltung ab.

Am Ende konnte meine Familie dann eben doch nicht kommen. Nicht ganz unerwartet, aber doch eine Quelle anhaltender Trauer in den den wenigen ruhigen Momenten. Ich habe jetzt nur eine statt zwei Wochen Urlaub, und bemühe mich möglichst viel zu schaffen was sonst eben liegen bleibt.

Otto Nachrichten

  • er gibt seinen Spielzeugtiere gerne zu essen: sie dürfen dann an Bauklötzern knabbern oder den Teppich abgrasen während Otto mit "Nam nam" kommentiert.
  • er sagt gerne und viel Nein. Singen zum Beispiel  ist verboten. Sobald Ellie oder ich anfangen sagt er Nein. An sich aber ganz nützlich. So kann man abends direkt rausfinden, welches Buch er denn nun vorgelesen haben will.
  • er sagt auch gerne genau was wir machen sollen. Zum Beispiel nimmt er mich an die Hand und führt mich dahin wo ich nützlich bin. Meistens zum Küchenschrank, zu dem ich ihm hochhelfen muss damit er auf sämtliche Packungen und Konserven zeigen kann und ich ihm dann sage was sie enthalten.
  • Sein Aussehen hat sich, in den vielen Wochen seit dem letzten Beitrag, verändert. Er erinnert mich nicht mehr an mich selbst als Baby. Besonders die Nase. Viel zu klein. Wohl von Ellies Vater.
  • Er hat im zweiten Versuch zu malen angefangen. Erst mit Stiften. Dann mit Farben, bei einer wöchentlichen Kinderveranstaltung. Lange hatten wir überraschend viel Glück, aber irgendwann ging es auch auf Wände und Teppich über.
  • Er wird auch musikalisch. Er kopiert Melodien und gelegentlich Worte zum richtigen Zeitpunkt einer Zeile; er tanzt von einem Bein aufs andere.
  • Er kann seinen eigenen Namen sagen - Dodo. Bisher hat er nach "Mami, Dada" zwar auf sich gezeigt, aber das Wort selbst war noch zu aufregend.
  • Wenn er schon bei Mamidada ist zählt er gerne auf, was ihm armen Kind alles verboten ist und von wem. Das geht dann in seiner eigenen Sprache und in einer spezifischen Melodik so: "Baumkugeln abreißen - no, Katzenklo - no, Bücher zerreißen - no... Mami no, Dada no, ..."
  • Er entwickelt einen eigenen Humor und macht gezielt Sachen über die wir häufig Lachen (in endloser Wiederholung). Vorigen Punkt sagt er zum Beispiel sehr gerne, oder hält sich seinen Frühstücksteller ins Gesicht und späht dabei aus den Augenwinkeln ob wir auch gucken
  • Er fängt an zu zählen. Gern und oft bis zwei, manchmal bis drei. Leider nur auf Englisch, auch wenn er deutsche Zahlen versteht
  • Er legt sich in letzter Zeit immer häufiger zum Kuscheln an oder auf uns, wenn wir ihm abends vorlesen. Er ist spürbar glücklich das beide Eltern diese Woche verfügbar sind.

Johannes Nachrichten

  • irgendwann Anfang Dezember habe ich das letzte Buch Harry Potter ausgelesen. Ganz ausgezeichnet. Ich habe mit dem ersten Band wieder angefangen, bis ich etwas anderes finde, dass  in vergleichbar einfach und interessant ist.

Sonntag, 7. November 2021

baby stuff

Die zweite Hälfte dieser Woche hat mich irgendein Darmvirus außer Gefecht gesetzt. Erst hatte ich meinen Zustand darauf zurückgeführt, dass Otto letztens gerne vor 6 Uhr aufwacht. Aber das wir nicht der Grund, nein nein, erschwert die Erholung aber natürlich in bester Babymanier. Er ist dementsprechend früh müde und hat manchmal weniger Appetit, für seine Verhältnisse, aber zum Glück machen wir uns darüber keine Gedanken mehr, denn es ist im Endeffekt immer nur eins: baby stuff, unergründliches Babyzeug.

Zur Belohnung haben wir Otto Samstag nochmal auf der Eisenbahn bei Haus Stansted fahren lassen. Mann war der aufgeregt.
Sonntag sind wir mit ihm in einen Park innerhalb der Stadt gefahren, wo es sowohl einen Spielplatz als auch einen kleinen Bereich mit Tieren wie Enten, Ziegen, Meerschweinchen u.ä. gibt. Da hat er meines Wissens zum ersten Mal Hühner richtig wahrgenommen, und auch die Enten hatte er so lieb, dass er seine Bäckchen gegen den Zaun pressen musste, sonst hätte er es nicht ausgehalten. Seitdem findet er es ganz toll, wenn wir mit beiden Armen wedeln und Quak Quak rufen, so wie es die Enten getan hatten.

Otto Nachrichten

  • er hat angefangen Bitte und Danke zu sagen - nicht verbal sondern in der Zeichensprache, die er häufig in unserer Lieblingskindersendung sieht.
  • eine Weile lang hat er morgens mit uns gekuschelt; inzwischen ist es wieder unmöglich geworden seine sofortige Energie aufzuhalten. Sobald er wach wird sagt er "Piiiieeep!", wie eine Maschine die angeschaltet wurde.
  • er hat Krakeln mit Buntstiften für sich entdeckt, was mir irgendwie besonders gefällt.
  • seine Motorik entwickelt sich beträchtlich: seit Kurzem schafft er es regelmäßig die Teile eines bestimmten Spielzeugs von allein wieder auf ihre drei Stäbe zu schieben. Auch einfache Puzzelteile schiebt er in die richtige Form. Und er steigt inzwischen selbst in den Kinderwagen, als auch auf die niedrigeren Geräte auf dem Spielplatz.
  • Mit der Zeitumstellung kommt er zum ersten Mal regelmäßig mit (städtischer) Dunkelheit in Kontakt. Ich versuche ihm Schatten zu erklären und ich habe ihm seine erste Laterne bestellt. Ganz praktisch, denn bald ist Martinstag.

Johannes Nachrichten

  • wir haben unsere Wochenroutine etwas geändert: statt Freitag  geht Ellie jetzt Donnerstag im Büro statt zu Hause arbeiten. Passt uns logistisch viel mehr. Ich fahre sie und Otto zwar weiter hin und zurück, aber ich kann meine eigene Arbeit vorher beenden und muss dann nicht mehr im Anschluss noch spät sitzen.


Manchmal, aber nur manchmal, kuschelt er nach dem Aufstehen noch

Die halbe Pfütze im Gesicht


Sonntag, 31. Oktober 2021

Monsterparty

Heute sind wir mit Otto auf seine erste richtige Party gegangen. Ein Paar aus unserem Elternkurs vor 2 Jahren hat das organisiert, mit denen Ellie aufgrund ihrer Erfahrungen eine enge Beziehung hat. Das heißt es waren alles Kinder (alles Jungs, alle in Skelett-Pyjamas) von sehr ähnlichem Alter; geboren innerhalb von 4 Wochen. Ich hatte mich ursprünglich gefragt, wie sich Otto wohl im Angesicht vieler Kinder und vielen Essens verhalten wird. Zu meinem Erstaunen war er ganz ruhig und fröhlich, hat sich Spielzeug geschnappt was ihn interessierte und die Kinder waren eher nützliche Kulisse. Natürlich war er sichtbar größer und schwerer als der Rest, mit Ausnahme des Sohn der Gastgeber, der ein echter Wonneproppen ist, obwohl der jüngste aus der ganzen Gruppe.

Zeitlich ging das von 10 Uhr morgens; wir sind etwa zweieinhalb Stunden später zum Mittagsschlaf nach Hause gefahren. Ich würde sagen, dass Otto das wirklich gut getan hat. Wir haben gemerkt, dass er abends besonders lieb und kuschelig war. Hat nicht mal sämtliche Bücher vom Tisch gezogen wie sonst immer. Ist immer wieder zu uns aufs Sofa gekrabbelt und hat sich zwischen uns vorlesen lassen. Letztens freut mich insbesondere.

Ich glaube für mich selbst war das auch gut. So eine Zusammenkunft hatte ich seit anderthalb Jahren nicht mehr. Und ich spüre das mich das ansonsten nicht sehr produktive Wochenende nicht besonders stört. Sonst bin ich fast immer wuschig, wenn ich wieder nichts geschafft habe.

Ansonsten war dieses Wochenende Sturm. Otto hatte viele Pfützen zum Plantschen. Samstag nachmittag waren wir schön am Meer; ich habe ihn ordentlich festgehalten als er sich vorne am Wasser vergnügte. Da lag nämlich ganz viel Tang mit allem was sich darin so verfängt. Bisher hatte er da nie große Unterschiede gesehen, aber diesmal hat er zum ersten Mal ganz gezielt Muscheln rausgefischt. Sonst waren die das gleiche wie Steine. Findet er ganz toll wenn es braust und weht.

Otto Nachrichten

  • wenn Ellie Otto ins Bett bringt, trage ich ihn meistens die Treppe hoch und lege ihn hin. Wenn sie ihn dann bitte, Papa Auf Wiedersehen zu sagen, macht er das seit kurzem tatsächlich. Natürlich nur soweit sein Mund das kann, aber eindeutig. Und das ist keine Klage, dass Papa geht, sondern fröhlich.
  • Er tanzt und singt zunehmend bei Liedern mit. Besonders hat es ihm ein großes Bilderbuch mit (englischen) Kinderreimen angetan. Er wählt schon seit geraumer Zeit Bücher zum vorlesen aus, aber hier geht es ihm zum ersten Mal gezielt um Musik.
  • er übt ganz viel Nein zu sagen. Meistens meint er das gar nicht, sondern es macht ihm einfach Spaß.
  • Spielzeugmäßig liegen LKWs und sein Roller ganz groß im Trend.





Montag, 25. Oktober 2021

Ding Dok Bi Bu

Am letzten Samstag sind wir mit Otto ein zweites Mal mit der Kleinbahn im Park von Haus Stansted gefahren. Beim ersten Mal vor einigen Wochen wusste er glaube ich noch nicht ganz, was er davon halten soll. In der Zwischenzeit haben wir aber viel am Thema Eisenbahn gearbeitet, und dieses Mal war er absolut begeistert. Seitdem geht es bei ihm sehr viel um Bibu, so klingt die Pfeife des Zuges.
Sonntag haben wir kürzer getreten, sind aber abends mit ihm in seine erste Kunstausstellung gegangen. In einer der größeren Kirchen hier hängt momentan eine Lichtinstallation von der Decke. Eine Menge Andrang. Im Gegensatz zu einigen anderen Kindern fand es Otto ganz toll.

Otto Nachrichten

  • Er mag Schaum und Blasen. Im Bad, am Meer, in Pfützen. Babbi (vom engl. bubbles).
  • Früher hatte er Mami-Phasen und Papa-Phasen. Heutzutage müssen es immer beide Eltern sein. Mamidada
  • Eine Beschreibung unserer Gutenacht-Routine, weil sie sich so geändert hat: wir lassen Otto im Bad mit zugucken, sobald wir Wasser einlassen. Wir haben statt der Deckenlichter eine abgeblendete Lampe und spielen ruhige Musik. Ich putze seine Zähne und setze ihn dann in die Wanne. Ellie wäscht ihn; ich trockne ab und trage ihn ins Wohnzimmer zurück. Da lege ich seine Windel an, während Ellie das Bad aufräumt und das Schlafzimmer überprüft. Dann lesen wir ihm was vor und dann wird gesungen. Ich erinnere mich noch gut an den Moment, als er dabei das erste Mal seinen Kopf auf meine Schulter gelegt hat. Seit ein paar Wochen aber zeigt er ein neues Verhalten. Er will nicht mehr getragen werden, sondern spielt die ganze Zeit noch mit Büchern. Das Singen will er eigentlich gar nicht, weil er weiß, dass es danach ins Bett geht. Wenn es dann aber soweit ist, freut er sich. Besonders wenn wir beide mit nach oben kommen. Dann lege ich ihn auf unser Bett, ziehe  ihm seinen Schlafsack an und lege ihn in sein Bettchen, während Ellie das Licht ausmacht. Wenn ich dann bei ihm bleibe quatsche ich inzwischen noch ganz locker mit ihm, während mir sein kleines Babygehirn nochmal den Tag rekapituliert, während es meistens ziemlich schnell einschläft.
  • Er entwickelt ein größeres Interesse an Aktivitäten im Haus. Er malt zum ersten Mal mit Wachsstiften und spielt mit Knet. Beide sind essbar.
  • Wir hatten letztens eine Kollegin Ellies mit Baby im Haus, und Otto war, größtenteils, sacht und lieb zu ihm.
  • fast jeden Morgen gehe ich mit ihm auf die Ding Ding Tour. Dann fahre ich ihn Richtung Meer, und auf dem Weg kriegt er in jede Hand einen Stock. Mit denen haut er dann gegen jeden Metallpfosten auf dem Weg, d.h. v.a. von Straßenschildern. Die machen dann Ding Ding. Nur einigen klingen nicht nach - die machen dann nur Dok, aber das ist auch gut.
  • am Strand gilt sein Hauptinteresse den stacheligen Kardenpflanzen, welche keine Diesteln sind
  • er imitiert viel. Zum Beispiel ahmt er Liedfetzen lautweise nach. Ähnlich mit immer neuen Worten. Und neulich begann er eine Szene aus einem Bilderbuch immer wieder nachzumachen.

Johannes-Nachrichten

  • letzten Sonntag Nachmittag bin ich auf den South Downs Weg gegangen. Ein Kollege und Freund vom Tango ist mitgekommen. Die Sonne schien und man konnte sich mal mit wem unterhalten.

Donnerstag, 14. Oktober 2021

Nach Papas Besuch haben mir noch eine ganze Weile Gedanken nachgestellt. Jedoch der Alltag kommt schnell wieder. Aber Otto guckt immer noch gern in sein Rügenbuch.

Nachdem seine merkwürdiger Ausschlag geheilt war entwickelte Otto sofort die sogenannte Hand Fuß Mund Krankheit, von der ich noch nie gehört hatte. Natürlich an einem Tag als Ellie und ich uns frei genommen hatten. Also wurde nichts aus dem Ausflug. Zumindest hatte Otto  keinerlei Beschwerden oder Schmerzen. Im Gegenteil. Er strotzt vor Kraft.

Ellie hat sich das ein paar Tage später auch eingefangen. An mir ist es vorübergegangen, ebenso wie Ottos letzte Erkältung. Er war seit Anfang September eigentlich ständig krank.

Otto Nachrichten 

  • Otto ist allgemein sehr, sehr glücklich. Seit kurzem kuschelt er sich schon an mich sobald ich ihn aus der Badewanne hole.  Wenn wir ihn schlafen legen lehnt er sich manchal gegen meine Brust, lässt alles locker und man rollt ihn wie ein Ei ein. Wir machen uns gar keine Sorgen mehr wenn wir ins Bett gehen. Sind wir früher noch auf Zehenspitzen ins Schlafzimmer, so denken wir heute, dass es ihn eher beruhigt irgendwo im Halbschlaf mitzukriegen das wir zu ihm kommen. Ich rede ihm beim Einschlafen gerne zu, damit er weiß, dass ich noch da bin. Früher hat man neben ihm kaum zu atmen gewagt.
  • Er benutzt seinen Löffel richtig gut
  • Er hilft beim Schuhe anziehen. Setzt sich auf eine Stufe und hält die Füße hoch.
  • Er lernt Trotz. Setzt sich auf Boden und schreit wenn er nicht sofort Nana bekommt 
  • Er gibt uns eindeutig Ja / Nein Antworten auf einfache Fragen. Und das wiederum zeigt mir, wieviel Sprache er auch versteht.

Johannes-Nachrichten
  • Meine geistiges Wohlbefinden war im letzten Monat doch ziemlich strapaziert. Vorbei die Zeiten, wo ich abends freie Zeit hatte. Warum, das weiß ich gar nicht. Und ich leide schon an unserer Routine. Das ist irgendwie schon monoton. Die Wochentage sind getaktet zwischen Kind, Arbeit und Haushalt. Am Wochenende scheint der Tag mit dem Mittag schon wieder vorbei zu sein. Danach penne ich meistens ein, dann ist der Nachmittag sehr kurz bevor schon wieder die Baderoutine beginnt und bevor man Zeit für sich hat, denkt man schon wieder ans Bett, weil Otto einen nicht viel länger als 6 Uhr schlafen lässt. An zwei kompletten Tagen scheint es nie eine halbe Stunde zum Telefonieren zu geben. Dann kommt der Montag wieder und dann ist sowieso wieder alles fünf Tage lang dicht.
  • Ich habe schon vor einiger Zeit das Buch ausgelesen, Warum die Deutschen es besser machen. Kann man sicherlich drüber streiten, aber es ist schön Polemik einmal gegen den Brexit und für menschlichen Anstand zu lesen. Danach wollte ich eigentlich Obamas Autobiografie weiter lesen, habe aber stattdessen mein langjähriges Buch über das frühe Mittelalter wieder aufgemacht. Außerdem lese ich Harry Potter Band 5.

Samstag, 25. September 2021

Otto und Opa

Ich habe länger nicht geschrieben um abends andere Dinge zu erledigen. Größtenteils scheinen die Abende auch wieder kürzer. Aber an den Wochenenden haben wir immer etwas mit Otto unternommen. Zum Beispiel einen besonders schönen Ausflug nach Droxford, wo er Steine in den Fluss Meon schmeißen konnte und das erste Mal ein Pferd von Nahem sah.

Letzten Samstag kam dann Papa zu seinem ersten Besuch seit über zwei Jahren. Das war für mich schon emotional. Auch jetzt noch knabbere ich an den üblichen Gedanken von Entfernung und Zeit. Wenigstens weiß ich jetzt, dass die Einreise Bestimmungen einfacher sind als gedacht.
Ich habe absichtlich keine großen Ausflüge geplant. Der Besuch an der Hubertuskapelle, wo unten die Züge vorbeifuhren und Otto oben lernte sich um sich selbst zu drehen, war aber schon der schönste Moment. Ansonsten waren wir natürlich viel am Meer. Papa hat Otto plantschen gesehen, und auch essen.
Einmal sind wir auf den Hügel über Portsmouth gefahren und einmal auf die Seebrücke. Im Rosengarten hat Otto das erste Mal Eichhörnchen wahrgenommen. Otto hat sich sehr gefreut seinen Opa zu sehen. Keinerlei Scheu. Gleich beim ersten Treffen hat er mit ihm Nasen gerieben. Er kann noch kein O aussprechen, aber von Opa blieb immer noch Ba oder eben Baba. Opa hat ihm drei sehr schöne Bücher mitgebracht. Besonders ein Wimmelbuch ist ein großer Erfolg, nicht nur bei Otto.


Leider haben wir viel Zeit mit medizinischen Sorgen verloren. Gleich auf der Anfahrt vom Flughafen meldete Ellie, dass Otto plötzlich mit einem Riesen Ausschlag aufgewacht war. Da habe ich Papa zu Hause aus und Otto gleich ins Auto eingepackt und bin zum Krankenhaus gefahren, wo er und Ellie dann zweieinhalb Stunden warten mussten. Wir haben nie rausbekommen was das nun war und Otto hatte auch keine Beschwerden. Es ist mit den Tagen regelmäßig auf- und abgeklungen. Am dritten Tag hat er sich dann beim Frühstück im Strandcafe den Magen verdorben. Haben wir aber erst abends kapiert als Teile wieder hoch kamen. Bis dahin hatte er sich sehr merkwürdig verhalten. Dann hat er zwölf Stunden geschlafen.

Papa fuhr am Mittwoch; auf der Fahrt zum Flughafen haben wir noch sehr schön 2 Stunden im Botanischen Garten Wisley gehalten, von wo ich seinerzeit der Familie Otto verkündiget hatte. Ellie und ich hatten uns noch Donnerstag freigenommen. Da sind wir einmal quer über Land gefahren, haben einige neue Orte entdeckt. Unter anderem einen Wildpark mit Rehen. Da sind wir heute gleich mit Otto hingefahren. Der hat sich aber mehr für Brombeeren und Traktoren interessiert.

Donnerstag, 2. September 2021

Bahnbot

Seit Otto geboren wurde ist eine meiner liebsten Vorstellungen mit ihm Zug zu fahren. Ich habe ihm am Bettchen sogar Geschichten davon erzählt und später aufgeschrieben. Letzten Montag, einem Feiertag, konnten wir es einmal ausprobieren. Da sind wir zum Haus Stansted gefahren, einigen gut bekannt. Im dazugehörigen Park betreiben lokale Liebhaber eine kleine Modellbahn, praktisch fahrende Bänke auf denen man sitzen kann, komplett mit Modellbahnhof. Die war letztes Jahr natürlich geschlossen gewesen, jetzt unerwartet auf und wir sind spontan eingestiegen. Natürlich nur für unser Kind - ist klar. Otto brauchte eine Weile bis ihm das geheuer war, aber schließlich mochte er es sehr. Die Bahn schlängelt sich durch das Arboretum, an den verschiedenen Pflanzbereichen vorbei; Blumen, Sträucher, Bambus, Holunder - am besten fand Otto die Brombeeren, auf die ist er im Moment ganz versessen. Später sind wir mit ihm zu Fuß da durch und mir ist klar geworden, dass das für Kinder ganz magisch sein muss, in seiner Abwechslung und der räumlichen Trennung durch Büsche und hohes Gras. Ich habe mich mal neben Otto gehockt, von da unten sieht man nur die jeweilige Lichtung. Aber man hört, wenn der Zug irgendwo durchs Gehölz fährt.

Wir haben auch, endlich, unseren von Freunden übernommenen Babytrage-Rucksack ausprobiert. Mit dem hatte ich Otto immer auf Wanderungen mitnehmen wollen, aber wir hatten nie den Nerv uns in die Benutzung einzulesen. Jetzt bin ich sehr beeindruckt, wie intuitiv das ist und was wir damit machen könnten. Otto mag die Aussicht,, besonders wenn Papa Pferd spielt. Nur schwer ist er.

Da haben wir uns also wieder als ganz tolle Eltern gefühlt die ihr Kind nach draußen nehmen und darum ist auch so gesund. Tags drauf bekam er eine Erkältung, Rotz und Schleim. Macht er auch immer pünktlich wenn er zur Tagesmutti sollte. Wir haben uns je einen Tag frei genommen und er schlägt sich sehr tapfer. Wie war das noch furchtbar vor einem Jahr.

Johannes-Neuigkeiten

  • ich hab gerade Harry Potter 4 ausgelesen. Gottseidank sind noch 3 Bände übrig





Sonntag, 29. August 2021

Seemann

Ich habe das Tagebuch eine Zeit lang liegen gelassen, um meine Finanzen neu zu organisieren, Otto eigene Konten zu schaffen und mein und sein Geld anzulegen. Das heißt es gibt bald neue Kontodaten für uns zwei. Das war lange gewollt, aber erst jetzt umgesetzt, weil Otto sehr gut zu uns ist und uns weiterhin etwas freie Zeit lässt.

Heute war aber ein besonder schöner Tag, der Beschreibung verdient. Wir haben ein langes Wochenende; ein Musikfestival am Meer und sehr gutes Wetter. Nicht zu kalt, nicht zu warm. Jedes Jahr vergesse ich, dass man sich im Sommer gar keinen Stress machen muss, wohin man an den Wochenende fährt. Man geht einfach ans Meer, alle andere sind auch da, im Wasser und auf Booten, und jeder Spaziergang fühlt sich nach Urlaub an. Morgens habe ich ihn auf den Spielplatz genommen und im Anschluss hat er das erste Mal Brombeeren direkt vom Busch bekommen. Hat er natürlich gleich gegiert sobald ihm klar wurde, dass hier Essen einfach direkt vor der Nase wächst. Zum Glück lehre ich ihn schon, dass man sich Beeren nicht einfach in den Mund stopft. Er versteht es, zumindest in der Theorie.
Dann sind wir zu dritt ans Meer. Ich lasse Otto letztens mit nackten Füßen ganz vorne im Wasser stehe und Steine schmeißen. Für mich die einfachste Art und Weise ihn zu unterhalten. Das ist seine ganze Passion und er schreit Zeter und Mordio wenn es zurück geht. Diesmal hat Ellie erlaubt, dass er außer Windeln nichts tragen braucht und das war eine Offenbarung. Er finded es super immer nasser zu werden, mit Schlamm und Steinen zu spielen. Das Kind ist für Draußen gemacht und das macht mich auch richtig froh und stolz. Egal ob Meer, Spielplatz, Wiese oder Wald, nur raus muss er. Entdecken und sich einsauen.

Während er dann dringend nötigen Mittagsschlaf hielt backte Papa Plätzchen. Die bekam er später, nachdem ich ihn einfach nochmal ins Wasser genommen hatte. Als ich ihn abtrocknete, saß er zur Abwechslung auch zufrieden im Kinderwagen, guckte auf die Boote, Flugzeuge und Schwimmer und mampfte einen Apfel aus Ellies Heimat Kent.
Damit war er dann später auch ordentlich müde und wir haben ihm auf dem Sofa etwas vorgelesen bevor es schlafen ging. Besser geht ein Tag kaum. Und Ottos Tage sind im Moment fast alle so.

Sonntag, 15. August 2021

Sonnenkind

Nach drei Wochen bei uns zu Haus geht Otto wieder zu seiner Tagesmutti. Ich vermisse ihn an den Tagen richtig. Früher war ich immer ganz froh über diese Ruhetage, aber inzwischen ist es eigentlich immer schön, auch wenn er mich beim Arbeiten unterbricht. Wenn ich ihn auf dem Weg in die Küche mal hochheben kann auch. Zum ersten Mal seit seiner Geburt kann ich sagen, dass wir allgemein glücklich sind. Eigentlich passt alles wieder zusammen. An fast allen Wochenenden können wir abends sagen, dass Otto einen richtig guten Tag gehabt hatte. Und auch wir sind gut drauf, wenn er abends müde und fröhlich ist. Heute zum Beispiel waren wir mit ihm in einem Sonnenblumenfeld, dass der entsprechende Bauer im Sommer aufmacht. Otto war völlig aus dem Häuschen über die Farben und die alten Traktoren, auf die er steigen konnte. Er ist eindeutig ein Draußenkind.
Letztens ist es sogar so, dass ich abends regelmäßig Zeit für mich selbst übrig habe. Früher war immer etwas dringendes zu erledigen, jetzt häufig nicht. Ich weiß dann gar nicht genau, was ich mit mir anfangen soll. Entspannen muss auch erst wieder gelernt werden. Wenn Ellie Otto ins Bett bringt kann ich abends regelmäßig eine ganze Stunde an den Strand, baden und anschließend noch etwas lesen und rausgucken. Ich habe aber auch endlich damit begonnen, Investitionsmöglichkeiten für mein und Ottos Geld vorzubereiten.


Otto-Nachrichten:

  • er zeigt zum ersten Mal ausgeprägte Vorlieben für bestimmte Spielzeuge und Bücher. Momentan ein hölzerner Autotransporter.
  • seine Sprache macht Fortschritte und er spielt mit immer mehr Lauten in unterschiedlicheren Kombinationen
  • er lernt uns Küsse zu geben! Lange Zeit war ihm der Unterschied zum Beißen nicht ganz klar. Dann begann er mit Begeisterung in meine Schultern zu blasen. Seit Kurzem platziert er seinen offenen Mund auf uns. Ich kann ihm sogar sagen, mal seiner Mami einen Kuss zu geben. Wenn er zu müde und zu zutraulich wird kommen dann doch die Zähne dazu.
  • die letzten Wochenenden hat es geregnet, sodass wir nicht groß weggefahren sind. Aber Otto fand es fantastisch, er liebt den Regen und plantscht mit den Füen in Pfützen und am liebsten rollt er sich mit dem ganzen Körper darin.

Donnerstag, 29. Juli 2021

Der kleine Wassermann

In den letzten Wochen hat sich Ottos Schlaf wieder gebessert, und uns geht es allen ziemlich gut. In dieser Zeit hat Otto dank gutem Wetter so richtig das Wasser kennen gelernt.

  1. wenn wir ans Meer gehen, fülle ich mir oft die Hosentaschen mit Steinen, stelle ich mich mit den Beinen ins Wasser und lasse Otto Steine ins Wasser schmeißen. Dann begann ich, ihn mit seinen Beinchen vorne in die Brandung zu stellen. Bei Wellen hebe ich ihn kurz hoch, aber er findet es ganz toll wie das Wasser über seine Füßchen wäscht. Dann verstand er, dass er selbst Steinchen aus dem Wasser heben und schmeißen kann.
  2. Dann haben die öffentlichen Plantschbecken wieder aufgemacht. Also keine Schwimmbäder, sondern ganz flache, knöcheltiefe Angelegenheite, wo Kinder durchtoben können. Wie erwartet war Otto absolut begeistert.
  3. Ellie hat ihm außerdem sein eigenes Plastikplantschbecken gekauft. Muss man nicht mal aufblasen. Otto wiederum völlig aus dem Häuschen. Ich konnte mit der Idee ursprünglich wenig anfangen, vermutlich weil ich das als Kind selbst nicht hatte (vernünftige Gegenden haben schließlich auch Seen), aber das ist schon eine feine Sache, im Garten im Schatten der Budelaia.
  4. Otto liebt es auch im Regen rumzuplantschen. Wir haben ihm endlich Gummistiefel gekauft - statt nach besonders breiten zu suchen hat Ellie einfach die nächste Größe probiert. Ich bin froh das mein Kind gerne draußen ist. Er liebt es völlig durchnässt im Regen durch Pfützchen zu waten.

Ich selbst habe auch auf einmal wieder angefangen täglich im Meer baden zu gehen. Über ein Jahr schien das völlig illusionär, aber jetzt plötzlich gönne ich mir das wieder, besonders wenn Otto nachmittags seine zwei Stunden schläft. Außerdem habe ich meinen Drachen ausprobiert. Also mein Geburtstagsgeschenk, eigentlich für Ottos Unterhaltung gedacht, aber mir macht das auch richtig Spaß. Und viel einfacher als die Drachen meiner Kindheit.

Ich habe das Buch The Power fertig gelesen. Bin begeistert, genau wie von den Vorwerken der Autorin. Jetzt also bleiben Harry Potter, und Warum Deutschland es besser macht.

Otto erkennt immer mehr Worte. Letztens zum Beispiel Ventilator und Spiegel. Er probiert seine Silben in neuen Kombinationen aus und hat gelernt, das Hundis Wau Wau sagen und die Kuh Muh. Er ist allgemein ein sehr glückliches Kind. Besonders wenn Mamidada da ist. Und zwar beide. Vorbei die Zeit der bevorzugten Elternteile, jetzt darf niemand mehr den Raum verlassen. Was für eine Veränderung zum letzten Jahr. Ich finde es richtig schwierig zu arbeiten, wenn Otto gleichzeitig zum Kuscheln einlädt.

Er zeigt auch immer mehr Interesse an und Geduld mit Büchern. Früher musste man ihn praktisch festhalten, heute sitzt er ganz ruhig auf meinem Knie und blättert und zeigt mir wo der Traktor ist wenn ich ihn frage.

Und beim Regen letztes Wochenende haben wir ganz spontan das erste Mal mit ihm gebacken. Lief wie es zu erwarten war. Er fand es ganz toll, aber einer von uns musste ihn praktisch in Gewahrsam nehmen. Eines Tages werden wir mit ihm Plätzchen machen und dann gemeinsam auf dem Sofa lesen können.

Mittwoch, 14. Juli 2021

Abnutzungserscheinungen

Ottos Erkältung vor ein paar Wochen ging bei ihm relativ schnell vorüber - Ellie und ich haben sie immer noch. Immerhin kein Covid. Aber mir hat es mittelfristig richtig auf die geistige Gesundheit geschlagen. Zuerst die drei Tage als Ellie richtig krank war und ich Otto und den Haushalt schmiss. Danach war man erschöpft. Aber auch danach habe ich irgendwie das Gefühl, dass die Alltagsroutine nichts mehr für mich selbst übrig lässt. Ein Grund ist, dass Otto abends Ewigkeiten zum Einschlafen braucht. Ohne Drama, ohne Geschrei, und eigentlich sehr niedlich wenn er meinen Finger halten muss. Aber man kommt dann eben doch erst eine Stunde vor der eigenen Schlafenszeit von seinem Bett weg und muss dann vielleicht noch aufräumen und kochen und Einkäufe bestellen. Auch die Zeit für Ellie ist sehr eng beschnitten. Ich habe derzeit oft das Gefühl, den ganzen Tag für andere zu arbeiten - fürs Kind, für den Chef, für das Haus, dann keinen Moment für mich (bzw. die Familie). Und wenn man dann endlich ins Bett geht, dann schlafe ich oft schlecht und auch nur um ein paar Stunden später wieder alles von vorne zu machen. Das Bewusstsein, dass das für Familien die langfristige Norm ist, hilft da gar nicht, im Gegenteil. Ich spüre in letzter Zeit den Stress.

Ottos zunehmende Mobilität bringt es dabei mit sich, dass seine Betreuung z.B. auf dem Spielplatz gleichzeitig langweilig und stressig ist. Einerseits läuft man nur langsam hinter ihm her, andererseits kann man nicht lesen oder telefonieren, weil man jederzeit mit beiden Händen eingreifbereit sein muss. Gerade am Wochenende habe ich immer wieder das Gefühl allzeit bereit stehen zu müssen, ohne das etwas passiert und ohne das man etwas schafft.

Zu Hause ist es etwas besser. Wenn wir zu zweit auf Otto aufpassen (und er ist momentan besonders gern von beiden Eltern umgeben) kann man etwas lesen. Dadurch lese ich nach vielen Monaten plötzlich eine ganze Menge und gleichzeitig. Harry Potter 4, das ausgezeichnete Buch "The Power" von Naomi Alderman und seit meinem Geburtstag "Warum Deutschland es besser macht".

Otto-Nachrichten
  • wir haben bewiesen, dass Otto viele Worte tatsächlich kennt, in beiden Sprachen. Ich kann ihn nämlich auf Deutsch und Englisch fragen, wo ein Gegenstand oder eine Person ist und er zeigt darauf und freut sich.
  • beim letzten Besuch der Kleinkindberaterin war Otto
    • über den Rand der Gewichtstabelle gewachsen
    • ... und gerade noch so auf der Größentabelle
  • Otto braucht zum großen Glück beide Eltern um sich. Seit kurzem sagt er nicht nur Dada sondern auch sehr viel Mami. Und abends können wir richtig schön zusammen im Wohnzimmer sitzen, während Otto von einem zum anderen wandert und seinen kleinen Kopf auf uns legt
  • Mitte Juli war Otto das erste Mal im Meer. Ich habe ihn in meiner Mittagspause mitgenommen und ganz vorne mit den Füßen ins Wasser gehalten. Er fand es super wie es ihm bei jeder Welle über die Zehen lief.

Wir haben ihm letztes Wochenende eine Menge Tiere gezeigt. Letzten Samstag waren wir im Schmetterlingshaus des lokalen Naturkundemuseums. Otto interessierte sich vor allem für die Banane auf dem Schmetterlingsesstisch. Und für Heizungsstellringe.
Am Sonntag haben wir ihn zum Streichelzoo im Nachbarort Havant gefahren. Der ist auf einem ehemaligen Bauernhof, mit vielen kinderfreundlichen Tieren inklusive Meerschweinchen. Ich freue mich immer wie Bolle wie Otto das annimmt und mal die Tiere sieht, die wir ihm immer in seinen Büchern zeigen. Und der kleine Zoo da hat mich insbesondere an meine eigenen frühen Besuche im Rostocker Zoo erinnert.

Sonntag, 11. Juli 2021

37

Mein Geburtstag begann mit einem extravaganten Frühstück, wie vor einem Jahr. Ich hatte mal erwähnt, wie gern ich mal ein richtiges Hotelfrühstück hätte, ohne eigene Mühe, mit allem Drum und Dran. Und das ist immer noch so. Normalerweise besteht mein Frühstück momentan aus einer Scheibe Brotwährend der Computer hochfährt. Also, Brötchen, Croissants, Aufschnitt, Kaffee, und eine Sachertorte, von einem österreischen Bäcker in London geliefert.

Geschenke:
  • ein Drache (Otto mag Drachen; sein Vater spricht immer davon ihn im Herbst auf den Butsel-Hügel zu nehmen)
  • John Kempfers Buch "Warum Deutschland es besser macht" (kürzlich auch auf Deutsch erschienen)
  • Souveniers aus Rostock, Templin und Nordhausen
Ellie und ich hatten beiden den Tag freigenommen. Mittags brachten wir Otto zur Tagesmutti und fuhren dann in die South Downs, den Fluss Meon entlang, zum Shoe Inn in Exton, wo wir einen Mittagstisch im Garten am Fluss reserviert hatten. Anschließend haben wir in verschiedenen grünen Orten Halt gemacht. Der Wanderweg auf der ehemaligen Eisenbahnstrecke, eine alte Kirche an einem Weizenfeld, die Mühle in Droxford.
Ich habe diesen Tag sehr genossen. Die letzten Wochen haben mich erschöpft und es war gut frei zu haben und in der Natur zu sein. Am besten, und am unerwartetsten, war es Zeit füreinander zu haben. Erst da habe ich gemerkt wie selten wir uns heute gegenseitig unsere volle Aufmerksamkeit schenken können. Aus einem guten Grund. Trotzdem schade.

Montag, 28. Juni 2021

Pflegenotstand

Nach unserer Hochzeit ging es flugs zurück in den Alltag. Am Wochenende fUhren wir einmal zum Haus Stansted, und Dienstag Nacht wurde Otto strategisch geschickt krank. Bisher ist das noch jedes Mal Mittwochs geschehen, wenn Ellie arbeiten muss. Diesmal habe ich mir den Rest der Woche frei genommen, weil ich die Nase voll habe das sonst immer Ellie ihrem Team kurzfristig absagen muss.
Diesmal könnten wir schlecht sagen was es war. Wir fuhren sicherheitshalber Mittwoch Abend zum Hausarzt, es wurde aber nicht schlimmes festgestellt. Tagsüber ging es ihm anfangs auch prima, nur nachts war er dann plötzlich wieder krank. Erst nach fünf Tagen brach endlich Husten und Schnupfen aus ihm raus, hoffentlich ist das die letzte Phase. Zumindest für dieses mal. Ich muss einfach zugeben, dass meine Stimmung nach drei Tagen Kinder hüten langsam einbrach. Den ganzen Tag ist man nur für jemand anderes da, man kann nie richtig abschalten, und  die Abende sind dann mit den Aufgaben gefüllt für die Tags keine Zeit war. Und so einfach die reine Betreuung auch geworden ist, die Tage sind immer gleich. Mir fehlt da das Gefühl von Fortschritt und Entwicklung. Da will ich ganz ehrlich sein. Gottseidank kann man im Sommer wenigstens viel spazieren gehen, besonders am Meer. In den letzten Wochen habe ich zum ersten Mal richtig wahrgenommen, wieviele Pflanzen in wievielen Farben im Sommer auf den Steinen blühen. Immer wieder habe ich einige identifiziert und weiß jetzt, dass wildes Radieschen und Wilde Malve essbar sind.

Otto-Nachrichten
  • Ellie hat im beigebracht, das deutsche Wort "Gurke" nachzuahmen
  • Otto spielt gerne Fußball und kann einen Ball unter bestimmten Bedingungen sogar fangen
  • er schiebt weiterhin gerne den Kinderwagen und liebt Pfützen mehr als uns lieb ist
  • Otto würde so gerne die Katzen streicheln. Einmal hat er es auch geschafft, halbwegs sanft zu sein, aber meistens ist er zu aufgeregt. Irgendwann wird es passieren, und Mochi wird sein bester Freund werden. 
  • Er sitzt länger geduldig auf unserem Schoß und lässt sich vorlesen
  • Er experimentiert mit diversen Arten zu laufen, z.B. rückwärts und auf Zehenspitzen

Freitag, 25. Juni 2021

Hochzeit

Höchste Zeit über die Hochzeit zu schreiben. Wir hatte ja bereits alles vorbereitet - in meinem Fall war das nur eine Hose und eine Fliege, in Ellies Fall ein komplettes Outfit, über mehrere Wochen ausgesucht und bestellt. Am Samstag vor der Hochzeit kam Ellies Schwester Amber zu uns. Sie war zusammen mit unserem lokalen Freund Andrew als Zeugin vorgesehen. In den alten Zeiten wären wir Ende Juni zu ihrem Geburtstag zu ihr nach Canterbury gefahren; ich hatte mich schon lange gefreut, das sie wenigstens zu uns kommt, denn mit ihr ist es immer schön.
Sonntag sind wir alle zusammen ins Umwelt Zentrum gefahren und Montag Vormittag zum Frühstück in einem Cafe in der Stadt. Denn durch den kleinen Rahmen hatten wir soviel Zeit.
Während Ottos Mittagsschlaf haben wir uns fertig gemacht; natürlich wachte er nochmal auf und musste gerettet werden, und ich bin dabei anschließend selbst eingeschlafen. Als ich aufwachte war es nur noch eine Stunde bis wir am Standesamt sein mussten. Also hastiges Umziehen, Auto beladen, noch dreimal zurück ins Haus rennen. Zum Glück war der Verkehr in Ordnung.
Am Standesamt warteten Andrew und unsere Freunde Andrea und Eloise (zu deren Hochzeit wir vor einigen Jahren nach Verona in Italien geflogen waren). Die wurden kurz vorher noch angefügt um Fotos zu machen.
Die Gäste wurden direkt in den Saal geführt, während wir mit Otto in einen Nebenraum kamen, wo nochmal alle Angaben auf der Heiratsurkunde überprüft wurden. Da war ich froh über den kleinen Rahmen der ganzen Hochzeit, denn es war heiß, es war schwül und Otto wurde langweilig. Jeweils einer hat Fragen beantwortet, während der andere Otto unter Kontrolle hielt, der rumrannte und Sachen von Wänden und Tischen zog. Schließlich versagte noch die geplante Musik auf Ellies Handy, aber zum Glück funktionierte Eloises Telefon. ("Portsmouth" von Mike Oldfield zum Anfang, die Titelmelodie von Star Trek bei den Unterschriften).
Der Rest der Zeremonie dauerte keine zehn Minuten. Wir in den Saal, Otto auf dem Arm, nach vorn zur Standesbeamtin. Die liest ihren Teil vor, dann sagen wir unsere Sätze auf. Ich kann mich gerade noch erinnern, dass ich Ellies Hand halten sollte und ich mir dachte, so fühlt sich dieser Moment also an. Wir mussten nämlich wieder Otto hin- und herreichen, dem das alles gar nicht gefiel.
Im Anschluss gingen wir alle in den Garten hinter dem Gebäude, um uns abzukühlen und ein paar Fotos zu machen. Aber sehr bald fuhren wir alle in einen Park nicht weit vom Meer, wo wir ein einfaches (aber sehr gutes) Picknick organisiert hatten. Otto war nicht davon abzuhalten sich direkt ins Essen zu setzen, sodass ich ihn irgendwann auf eine Fahrt im Kinderwagen genommen habe, damit die anderen sich unterhalten konnten. War alles sehr angenehm. Ich hatte mich an Anekdoten erinnert von Leuten die es im Nachhinein bereut hatten, ihre Hochzeit klein zu halten, aber ich bin wirklich froh, dass wir nicht mehr zu jonglieren hatten. Ich will aber auch festhalten, dass ich gerade abends wieder diese Wehmut spürte, dass soviele Menschen nicht dabei sein konnten.
Wir sind gegen 18 Uhr nach Hause gefahren, weil Otto ja ins Bett muss. Mit Amber haben wir noch einen ausgezeichneten schlechten Film über Hunde geguckt. Tat mir wieder leid, als sie am nächsten Tag wieder fahren musste. Früher waren Gäste haben und Gast sein so häufig. Nicht mehr.

Sonntag, 13. Juni 2021

Normales Leben

Drei Tage musste ich arbeiten, dann hatte ich wieder (fast) eine Woche frei. Einen Tag bin ich in ein neues Waldstück etwas nördlich von hier gefahren. Hat mir nicht so gefallen... irgendwie fühle ich mich im momentan schnell klaustrophobisch im Wald. Ich will weite Blicke. Vielleicht noch eine Reaktion auf ein Jahr in dem wir lange Zeit kaum aus dem Haus gekommen waren. Nichtsdestotrotz habe ich mir auf der Heimfahrt gedacht: wie normal ist das Leben wieder geworden, wenn ich einfach mal raus fahren kann wenn ich Lust habe.


Dementsprechend bin ich tags darauf noch einmal ein Stück des South Downs Weg gelaufen (genau gesagt vom Umweltzentrum zum Hügel Butser), den ich dieses Jahr bereits mehrmals gelaufen war, weil ich die Blicke und die Abwechslung so mag.  Der Frühling ist vorüber, die Blüte vorbei, der Sommer ist da. Die Sonne schien, die Lerchen sangen; ich hielt immer wieder an um in mein Naturbestimmungsbuch zu schauen. Es interessiert mich letztens immer mehr zu wissen, was ich um mich sehe. Ich war viel wandern die letzten Wochen und es ist gut sich Zeit lassen zu können, weil man eben mehr hat als nur ein paar Stunden.


Am letzten Tag meines Urlaubs bin ich, nachdem Otto bei der Tagesmutti abgeliefert worden war, zum Kanal in Chichester gefahren. Den Tag bin ich absichtlich langsam angegangen, mit Kaffee davor und danach. Ich war zu faul mein Kajak mitzubringen und habe mir stattdessen für zwei Stunden ein Ruderboot ausgeliehen mit dem ich langsam den Kanal hoch und wieder runtergefahren bin. Rudern macht mir richtig Spaß; eine sehr angenehme Bewegung. Ich habe es sehr genossen zu fahren und zu halten wie es mir beliebte, der Natur zuzugucken und -zuhören. Die Enten im Schilf, die Küken in ihren Nestern, die Vögel in den Bäumen darüber, den Wind im Gras. Noch ist Otto leider zu klein. Ich kann gar nicht abwarten ihn das erleben zu lassen. Nebenbei habe ich auch noch eine Hose für die Hochzeit gefunden, quasi in letzter Minute.


Zwei Tage darauf sind wir mit zwei weiteren Müttern und drei Kindern an den Strand gegangen. Otto schmeißt momentan sehr gerne Steine ins Wasser. Beim derzeitigen Wetter stelle ich mich dazu mit ihm auf dem Arm ins Wasser, wo er es nicht verfehlen kann. Ich hatte endlich Zeit zum Anbaden, zum ersten Mal seit dem letzten September, und zum zweiten Mal seit 2019. Und ich habe mir wieder gedacht, so fühlt sich normales Leben an.


Otto-Neuigkeiten:

  • Otto hat ein neues Wort gelernt: "nee nee nee". Das sage ich immer zu ihm, wenn er etwas Verbotenes macht. Meistens, wenn er irgendwelchen Müll auf dem Spielplatz aufhebt. Erst hatte er es wiederholt, inzwischen sagt er es schon im Voraus, wenn er vermutet, dass er etwas verbotenes tut. Er hat ja auch gelernt, dass unartig sein Spaß macht. Dementsprechend bedeutet Nee Nee Nee inzwischen einfach soviel wie "Plastikmüll auf der Erde"
  • Otto hat Ellies extrabreite Füße geerbt. Praktisch so breit wie lang. Wir waren letzens in einem Schuhgeschäft, die ihn vermaßen und dann tatsächlich weder im Lager, noch in der gesamten Kette auch nur ein passendes Paar fanden. Otto hat genau ein Paar Schuhe, keine Sandalen, und wird bald aus ihnen rauswachsen. 
  • Otto schläft momentan so gut, dass wir endlich wieder alle in einem Zimmer schlafen. Meistens schläft er die ganze Nacht durch. Dann braucht er eine Viertelstunde um wirklich wach zu werden, während wir alle kuscheln und es ist ganz wunderbar.
  • Seine Backenzähne machen weiter Probleme 
  • Er kann auf immer mehr Sachen raufsteigen. Auf dem Spielplatz klettert er von unten auf die Rutsche und steigt dann weiter hoch soweit er kann, ohne jegliches Risikobewusstsein.

Samstag, 5. Juni 2021

Seit einigen Wochen läuft Ellies Bauchtanzkurs wieder. Mittwoch abends bringe ich Otto daher allein ins Bett. Etwas Schiss hatte ich ursprünglich schon gehabt, aber es klappt richtig gut, und inzwischen mag ich das Gefühl sogar, das die Fürsorge ganz die meine ist. Es hilft, dass Otto momentan sehr Papa-bezogen ist. Immer wieder muss es "Dada" sein. Vermutlich nicht zuletzt, weil der ihn eher mal hochhebt und rumträgt.

Das Einschlafen ist dabei so eine Sache. Die vorigen Monate hatte ich meistens Ewigkeiten über seinem Bettchen gehangen und ihn immer wieder hingelegt, wenn er aufstand. Neulich hat er einige Abende lang eine richtige Party voranstaltet, ist sein Bettchen rauf und runter marschiert, hat alle seine Laute ausprobiert. Er brauchte dabei aber keinerlei Intervention mehr - irgendwann ist er umgekippt und eingeschlafen. Die letzten paar Tage ist es wieder anders: er pennt fast sofort ein, steht aber die nächste Stunde lang ab und zu wieder auf um sich zu vergewissern, ob der jeweilige Betreuer noch da ist. Sobald man ihm die Hand auf den Kopf legt, legt er sich wieder hin. Es dauert zwar genauso lang wie vorher, aber man muss weniger arbeiten.

Ein kleiner Einblick in unsere Gutenacht-Routine: Nach Ottos Gutenachtgeschichte singen wir ihm immer diese Lieder vor:

  • A dream is a wish your heart makes (Disney)
  • When your wish upon a star (Disney)
  • Schlaf Kindlein schlaf
  • Twinkle twinkle little star (klassisches englisches Kinderlied)

Die deutschen Lieder sind da in der Minderheit, aber wenn ich Otto ins Bett bringe, singe ich ihm da noch diese vor:

  • Kindlein mein
  • Guten Abend gut Nacht
  • Der Mond ist aufgegangen
  • Wer hat die schönsten Schäfchen
  • Weißt Du wieviel Sternlein stehen
  • Es schaukeln die Winde
  • Stille Nacht

Neulich haben wir erfahren, dass Otto Apfelmus liebt. Das gibt es hier drüben zwar nicht, aber ich hatte mal einige ungenießbare Äpfel eingekocht. Er ist richtig wild geworden und immer wieder in die Küche marschiert um auf den Kochtopf zu zeigen. Ich fand das ganz toll, das er etwas von mir selbstgemachtes so mag.

Ein Grund ist vielleicht, dass seine Backenzähne kommen. Alle auf einmal. Ich hatte die viel später erwartet und erhofft, weil die wohl die schwierigsten sind. Tatsächlich hat Otto ab und zu sichtbar Schmerzen, aber allgemein hält er sich wieder sehr tapfer.

Seine Mobilität steigert sich auch weiter. Inzwischen kann er nicht nur laufen sondern auch unbeholfen rennen. Auch klettert er auf niedrig gelegene Dinge wie Rutschen. Und letztens hat er angefangen, den Kinderwagen selbst zu schieben.

Mit dem Sommerwetter sehen wir, dass Ottos Haut eine genaue Mischung aus unserer ist. Nicht ganz so dunkel wie Ellies, bräunt sich aber viel schneller als meine. Bloß gut, denn dann wird er auch nicht so schnell Sonnenbrand kriegen wie ich.

Mittwoch, 2. Juni 2021

Otto ante Portas

Nachdem ich alleine in der Natur gewesen war, sind wir am Wochenende mehrmals zusammen raus gefahren. Es war ganz toll, Otto bei diesem Wetter die Natur zu zeigen. Insbesondere haben wir ihn wohl zum ersten Mal gezielt mit "Tieren" vertraut gemacht. Ich will nämlich nicht, dass er nur Autos, Hunde und Tauben kennt.

Samstag sind wir zum Freiluftmuseum "Butser" gefahren, am Fuß des Hügels mit der ehemaligen Windmühle, auf den ich am Vortag gestiegen war. Das Museum kennen wir schon seit vielen Jahren; es ist ein archäologisches Projekt, dass experimentell Gebäude und Agrartechniken aus Vor- und Frühgeschichte ausprobiert. Will heißen dort stehen verschiedene Hütten und Häuser, und dazu gibt es Schafe und Ziegen. Ich glaube Otto hat die zum ersten Mal bewusst wahrgenommen. Erst war es ihm etwas unheimlich, aber als er mitgekriegt hat, dass man die Streicheln kann, wurde er ganz wild. Wir haben das wirklich genossen. Die Landschaft, die Tiere, Otto. Und am besten ist: das ganze Gelände ist durch Zäune in viele Bereiche getrennt, wo ein Kind schlecht wegrennen kann. Die Jahresfamilienkarte ist gar nicht teuer.

Am nächsten Vormittag sind wir ins Umweltzentrum gefahren - das mit den Jurten. Da ist Otto auf dem Gras rumgerannt und ich habe ihm Blumen erklärt. Nachmittags sind wir auf den Hügel vor Portsmouth rauf. Da hatte ich bei unserem letzten Besuch, vor Monaten, entdeckt, dass ein Seitenweg an mehreren Pferdekoppeln vorbeiführt. Damals war er noch zu klein, aber diesmal hat er die Tiere schon von weitem erkannt und war total aufgeregt. Wir haben ihm gezeigt, wie man sie füttert, und weiter hinten haben wir noch zwei Shetland Ponys in seiner Größe gefunden. Ich hatte außerdem fast das Gefühl, dass Otto die Aussicht toll fand.

Montag war Feiertag und wir sind kurz in den Altstadthafen gefahren. Aber besonders schön war es Dienstag an der Hubertuskapelle. Wir hatten ja schon immer gedacht, dass das für ein Kind toll ist so richtig auf dem Land, auf der Wiese, mit Schmetterlingen und Vögeln. Und ich wollte Otto immer die Eisenbahn zeigen, die einige hundert Meter vor der Kapelle das Tal entlang fährt. Mich erinnerte das immer an den Pölchower Wald bei Rostock, wo mir als Kind das Huschen der Züge so magisch vorkam. Und tatsächlich war Otto jedes Mal baff, wenn ein Zug vorbeifuhr.

Insgesamt macht es Otto uns Ausflüge momentan richtig einfach. Lässt sich gern ins Auto setzen, freut sich wenn man ihn wieder rasuholt, bottet sofort los. Kein Zögern, kein Warten, los geht es in die Welt. Mich machen unsere Fahrten wirklich glücklich, weil Otto die Sachen so gerne annimmt, die wir ihm zeigen. Dass die Bilder wahr werden, die man immer für etwas zu optimistisch hielt. Es ist richtig toll, als Familie im Mai in die Natur zu fahren.

Freitag, 28. Mai 2021

Pappa ante portas

Überraschenderweise hatte ich nach einem Jahr Vaterschaft eine Menge Urlaub übrig. Habe ich mir vermutlich für Notfälle erhalten und dann nicht mitbekommen, dass sich das Ende meines Berechnungsjahres nähert. Jedenfalls musste ich jetzt zwei Wochen frei nehmen, dazu kommen Feiertage, Fortbildungen, Betriebsausflüge (virtuell) sodass ich über drei Wochen lang nur drei Tage arbeiten muss.

Und ich war ganz scharf wandern zu gehen solange im Mai alles blüht. In dieser ersten Urlaubswoche bin ich mehrmals in die South Downs gefahren. Montag mit dem Fahrrad eine bekannte Strecke von Rowlands Castle nach Petersfield, mit einem kleinen Marsch um die Hubertuskapelle, dann durch die Stille der Buchenwälder des Königin Elisabeth Landschaftspark und schließlich Müsliriegel am South Downs Wanderweg über Buriton.

Mittwoch habe ich das Auto auf dem höchsten Hügel der Region abgestellt, bin den steilen Hang runter, unter der Autobahn durch zurück in den Landschaftspark und quer da durch wieder bis zu den Müsliriegeln gewandert. Das war der schönste Ausflug in dieser Woche, weil das Wetter passte, die Strecke neu und sehr abwechslungsreich war und ich Zeit hatte ab und zu Bäume und Blumen nachzuschlagen, die gerade blühen.

Donnerstag habe ich direkt im Landschaftspark geparkt und bin durch Wald und Feld auf einen benachbarten Hügel gestiegen, auf dem eine weithin sichtbar Windmühle steht. Wie sich rausstellte ist sie inzwischen ein Wohnhaus. Der Tag war nachmittags schon etwas zu heiß auf den ungeschützten Feldern und ich hatte meinen Bedarf nach Wanderung erstmal gestillt. Man ist ja nicht mehr der jüngste. Nächste Woche habe ich noch zwei Feiertage, und die Woche darauf habe ich wieder komplett frei. Also noch viel Gelegenheit sich auszutoben.

Dienstag war ich zu Hause geblieben, denn da besuchten uns Ellies Vater mit Frau und Ottos Stiefcousine, ein paar Monate älter und ein gutes Stück leichter als er. Das war interesant, wie er reagierte; normalerweise dominiert er andere Kinder sofort, aber hier brauchte er erstmal etwas Eingewöhnung. Wir sind mit den Kindern ins Miniaturdorf am Meer gegangen, das wir ja vor ein paar Wochen erkundet hatten.

Sonntag, 16. Mai 2021

Kuschelbot

Diese Woche war unsere Tagesmutti samt Familie krank und wir haben es vorgezogen, Otto zu Hause zu behalten. Ellie hat sich Donnerstag frei genommen und ich Freitag. Hat nichts gebracht, denn Otto hat sich Donnerstag woanders eine Erkältung abgeholt. Und uns stehen somit einige schwierige Nächte bevor. Ellie hat sich auch schon selbst angesteckt. Dem Virus entkommt man eben nicht.

Die Erfahrung allein mit Otto am Freitag war aber eine interessante. Ich hatte etwas Schiss, weil ich ihn noch nie einen ganzen Tag allein gehabt hatte. Aber es war geradezu einfach. Besonders vormittags hatte es was von Urlaub, weil ich mit ihm im Kinderwagen die lokalen Geschäfte entlang geschlendert bin, auf dem Weg einen Laden mit Käsekuchen ausprobieren konnte, wobei er sich mit dem Anblick von Bäumen und Autos selbst beschäftigte und im Park angekommen damit zufrieden war mit mir im Schlepptau über die Wiese und den Spielplatz zu botten. Mittags habe ich ihn ohne Probleme hingelegt und sogar selbst etwas schlafen können. Zum Abend hin ist mir richtig aufgefallen, wieviel frischer ich mich fühle als nach einem Arbeitstag. Ich habe also gelernt, das Ellies Leben einfacher ist als in den Monaten, die sich uns so ins Gedächtnis gebrannt haben.

Sonntag bin ich noch einmal allein den South Downs Weg an der gleichen Stelle wie vor zwei Wochen gelaufen, zwischen Regengüssen, und habe mich an Blüten und Vogelstimmen erfreut. Wie ich so älter werde finde ich an beiden immer mehr Gefallen.

Was macht Otto. Er ist noch viel kuscheliger geworden. Teilweise zieht er einen aktiv an sich um dann seine Wange auf meinen Kopf zu legen. Oder er legt sie plötzlich auf den Boden, eine Matratze, oder irgendwelche anderen Gegenstände und lächelt glücklich. Besonders nach dem Aufwachen und vor dem Einschlafen kann er gar nicht anders.
Er hat gelernt, auf sein kleines Spielzeugmotorrad rauf und wieder runterzusteigen. Das erste Mal, dass er Bewegungen auf einem Bein schafft.
Und er ist vor Kurzem mit seiner Mami endlich in einen richtigen Bus gestiegen. Busse hatten es ihm schon lange angetan. Er war begeistert.

Mittwoch, 5. Mai 2021

Junge Gesellen

Letzte Woche war viel los. Mittwoch habe ich mir endlich die Haare schneiden lassen. Das letzte Mal davor war im letzten August gewesen, vor Muttis Besuch. Ich ging nicht zum Friseur, die Friseurin kam zu uns in den Garten. Ellie hatte das Angebot gefunden. Ich dachte zuerst, dass das erst durch die Pandemie angefange hätte. Aber die Friseurin macht das seit 15 Jahren. Für mich ist das so bequem, dass ich wahrscheinlich gar nicht mehr in Salons gehen werden, solange ich zu Hause arbeite.

Donnerstag habe ich eine neue Brille bekommen. Zwei zum Preis von einem um genau zu sein. Die alte, 2013 auch bereits in Portsmouth gekauft, hatte vor kurzem eine winzige Schraube verloren, die für immer im Wohnzimmerteppich verschwunden bleiben wird. Diesmal war mir gesagt worden, dass die schmalen Gestelle, die ich in der Vergangenheit immer genommen hatte, zu klein für meinen Kopf sind. Darum sehe ich jetzt etwas anders aus, mit prominenteren Modellen. Gefällt mir.

Freitag mittag sind Ellie und ich zum Standesamt gefahren und haben die Hochzeit festgemacht. Bisher hatten wir nämlich nur telefonisch den Termin reserviert. Unter anderem wurden wir getrennt zu uns selbst und zum jeweiligen Partner befragt. Unter anderem dient das dazu, Scheinehen aufzuspüren. Im Zur Feier des Tages haben wir anschließend Brot und Kuchen von der tschechischen Bäckerei geholt.

Dann hatten wir ein langes Wochenende, mit freiem Montag. Da sind wir mit Otto einmal nach Emsworth gefahren, einem kleinen Hafenort östlich von hier. Der hat sich bei Sonnenschein und Ebbe fröhlich im Schlamm und Tang des Hafenbeckens eingesaut. Nachmittags habe ein schnell einen Ausflug allein auf den South Downs Weg gemacht. Das geht, weil Otto momentan zwei bis drei Stunden Mittagsschlaf macht. Ich bin zu einer Stelle gefahren, wo der Weg in den letzten Jahren an Rapsfeldern vorbeiführt. In der Tat war der Raps gelb, und die Hasenglöckchen noch immer blau, und die Vögel sangen am Himmel und die Schafe standen auf den Wiesen und guckten doof. Ich gab mir nur eine Stunde dort aber der Frühling, die Natur und das Gefühl von Raum sind immer noch neu genug für mich das es etwas besonderes ist.
Am Tag darauf sind wir mit Otto zu einem Bauernhof mit Cafe auf der Nachbarinsel Hayling gefahren. Otto war völlig aufgedreht auf der grünen Wiese, mit Kühen, Hühnern und Enten. Vielleicht deshalb hat er im Anschluss auf einmal seinen Mittagsschlaf ausfallen lassen. Wie er das kompensiert hat weiß ich nicht, aber ich war richtig stolz wie brav er den Rest des Nachmittagsmit uns gespielt hat. Die Dinge haben sich wirklich geändert.

Otto will derzeit nur raus aus dem Haus und laufen. Passt mir jetzt im Frühling. Wahrscheinlich ist das auch der Grund weshalb er oft früh müde wird. Manchmal fängt er vor 10 Uhr morgens an zu gähnen. Mittags pennt er dann auch gerne zwei bis drei Stunden. Anschließend schafft es kaum bis zur Schlafenszeit um 19 Uhr. Nur braucht er trotzdem Ewigkeiten um abends dann auch einzuschlafen.

In letzter Zeit sind eine ganze Reihe neuer Zähne durchgekommen. Ich bin wirklich beeindruckt, wie brav er das aushält. Kein Vergleich zu früher.

Weiterhin benutzt er seine Stimme immer mehr. Schreit aus Aufregung. Sabbelt selbstvergessen vor sich hin wenn er richtig froh und konzentriert ist. Oder wenn er müde auf meiner Schulter hängt. Seit kurzem zeigt er mit dem Finger auf die Dinge, die ihn interessieren. Neulich habe ich Fotos von Baby Otto Revue passieren lassen, als er sechs, acht, zehn Monate alt war. Das scheint bereits wie eine andere Welt. Wo er sich nicht selbst bewegen konnte, nicht auf Reize reagierte, sich nicht ausdrücken konnte. Kein Wunder, dass er das scheiße fand!

Samstag, 24. April 2021

Elternurlaub

Vor einiger Zeit hatte Ellie vorgeschlagen, dass wir uns einmal die Tage freinehmen, in denen Otto bei seiner Tagesmutti ist, und dann zu zweit etwas unternehmen, wie früher. Dazu haben wir diese Wochen gewählt und dazu das allerbeste Wetter bekommen.
Am Mittwoch hatten wir nur den Nachmittag, weil Otto da ja erst Mittags zur Betreuung fährt. Die Zeit haben wir jeweils für uns genommen. Ellie wollte schon lange den Garten aufmöbeln. Ich dagegen hab endlich mal wieder mein Fahrrad genommen und bin am Meer in den Stadthafen gefahren. Da bin ich mal ganz in Ruhe die Gallerien entlanggeschlendert, habe mich mit einem der Künstler unterhalten, mir ein Mittagessen und einen Kaffee am Wasser geleistet und auf dem Rückweg an verschiedenen alten und neuen Läden Halt gemacht und Geld ausgegeben, wie in den alten Zeiten.

Donnerstag hat uns Ellie Eintritt zu einem National Trust Besitz gebucht. Das Haus "The Vyne" liegt eine Stunde Fahrt nördlich, bei Basingstoke. Kein Vorstudium, wir sind einfach durch die Parklandschaft gelaufen. Hasenglöckchen im Wald, Milane am Himmel und ein großer Ententeich vor dem Haus, wo alle Picknick machten. Ungestört in der Sonne zu liegen und Tee zu trinken war noch nie so ein Luxus. Im Anschluss sind wir noch verschiedene historische Orte in der Umgebung angefahren. Einige lohnten, andere nicht, aber in jedem Fall schien die Sonne und es war grün und wir konnten mal wiede in Ruhe über Geschichte reden.

Freitag hatten wir einen Mittagstisch in einem von uns sehr geschätzten Restaurant im Dorf Exton gebucht. Das liegt am ebenfalls sehr geschätzten und über die Jahre oft bewanderten Fluss Meon. Den sind entlang gefahren. Zuerst haben wir in Wickham gehalten und Kaffee getrunken. Dann in Droxford, wo ich vor Jahren das erste mal die Wege am Fluss erkundet habe, insbesondere die umgewandelte Bahnlinie. Da haben wir einen besonders schönen Pfad an der alten Wassermühle vorbei entdeckt, wo wir sicherlich noch einmal mit Otto hinkommen werden damit er die Füße ins flache Wasser stecken kann. In Exton haben wir uns ordentlich vollgeschlagen und sind dann über den Fluss und zwischen Feldern ein Stück Richtung des Aufstiegs zum Alten Winchester Hügel gelaufen. Aber nichts rauf, das ist zu weit - eines Tages mache ich das mal alleine. Auf dem Rückweg sind wir an diversen Orten entlang gefahren, die wir früher viel besucht haben, und wo wir hoffentlich mit Otto viel hinfahren werden. Ganz zuletzt ein Tee im Umweltzentrum, wo wir vor Jaaahren das erste Mal ein Wochenende in den South Down verbracht und uns erzählt hatten, wie schön das eines Tages für ein Kind sein würde. Ich habe in letzter Zeit nach Büchern mit lokalen Sagen recherchiert, die man Otto dann vorlesen könnte. Aber bisher nichts gefunden. Ist halt nicht der Harz.

Otto scheint eine kleinere Entwicklungsphase zu durchlaufen, wo er nachts nicht so gut schläft und dafür nachmittags über zwei Studen nicht aufwacht. Er ist weiter völlig besessen zu laufen und quasselt sehr viel mehr und in neuen Lauten. Er versteht auch erkennbar mehr: zum Beispiel liebt er ein neues Spiel, wo seine Eltern in verschiedenen Zimmern sind und er Sachen von einem zum anderen bringt. Auch spielt er jetzt gerne fangen. Er experimentiert mit seinem Spielzeug. Er hat immer mehr Geduld für Bücher und ist am glücklichsten, wenn beide Eltern bei ihm sind. Besonders aber hat er es auf Papa abgesehen.

Mittwoch, 21. April 2021

Der Normtag

Ich dachte mir ich schreibe mal unseren derzeitigen Tagesablauf auf.

Otto wacht zwischen 6.15 und 7.15 Uhr auf. Dann wird Windel gewechselt und gefüttert, die Katzen auch. Dann mache ich mich fertig und gehe mit ihm raus, entweder ans Meer oder auf den Spielplatz. In jedem Fall darf er ordentlich laufen. Ich versuche knapp 45 Minuten später wurde zu Hause zu sein, dann ist das Frühstück meist fertig. Nur wenn er lange geschlafen hat bleibe ich da und mache das Frühstück direkt. Otto darf dann vom Hochstuhl zugucken und kriegt Beruhigungshappen. Donnerstag und Freitag dagegen fahre ich Otto 8.15 Uhr zur Tagesmutti, komme 9 Uhr zurück und esse dann. An Werktagen fange ich 9.15 Uhr an zu arbeiten. Otto geht dann vormittags mit Ellie spazieren, wenn er nicht betreut wird. Am Wochenende fahren wir dagegen meist direkt nach dem Frühstück zu einem Spaziergang.
Wenn Otto bei uns ist kriegt er gehen 12 wieder essen und geht gegen 13 Uhr schlafen, momentan oft bis 15 Uhr. Danach geht es für ihn wieder raus, je nach Tage mit beiden Eltern, oder nur mit Ellie, oder eben mit der Tagesmutti.
17.30 höre ich auf zu arbeiten, und an Betreuungstagen kommt Otto gegen 18uhr nach Hause. Ich spiele dann mit ihm bis wir ihn baden, meist ab 19 Uhr. Dann lesen wir ihm eine Geschichte vor, dann wird gesungen und dann geht es ins Bett. Der Diensthabende kommt davon etwa 20 Uhr zurück, der andere macht den Haushalt. Dann macht man essen, räumt auf und eh man es sich versieht ist es Zeit die Katzen zu füttern, Türen abzuschließen und ins Bett zu gehen. Ich lese dann noch etwas aber sobald ich einmal die Augen vom Blatt nehme schlafe ich ein.

Momentan ist es schwierig abends noch irgendetwas außer den Pflichten zu machen. Ottos Schlafenszeit liegt da sehr ungünstig. Wir haben aber angefangen, Haushaltsdinge eben früher zu machen, damit später mehr Zeit bleibt.

Dienstag, 13. April 2021

Laufen und Springen

Ich kann nur staunen in welchen Sprüngen aus dem Baby ein kleiner Junge hervortritt. Vor ein paar Tagen habe ich an der Haustür eine Lieferung für Ellie angenommen. Auf dem Weg ins Wohnzimmer kam mir Otto entgegen, ich habe es ihm hingehalten und gesagt "für Mami" und er hat es genommen und es ihr tatsächlich hingebracht. Solche Momente gibt es immer wieder, wenn sich sein Geist und sein eigener Wille zeigt. Ein anderes Mal hat ihm Ellie erfolgreich gesagt, ihr doch eine saubere Windel aus der Packung in der Ecke zu holen. Umkehrt versteht er, wenn er z.B. einen Baustein in eine Kiste werfen soll. Nicht nur macht ihm die Gutenachtgeschichte am Abend Spaß, er bringt manchmal selbst das gewünschte Buch.

Vor allen Dingen liebt er es zu laufen. Inzwischen zeigt er ganz deutlich, dass ihm im Haus langweilig wird. Sobald die Tür auf geht hellt sich seine Stimmung auf, und wenn er erstmal laufen kann brabbelt er aufgeregt vor sich hin. Manchmal schiebt er aktiv die angebotene Hand weg, weil er alleine wil. Dadurch ist er mittags und abends auch früh müde. Passt mir. Als nächstes interessiert ihn bereits klettern, auf Möbel, Fenstersimse und Treppengatter.

Ellie hat am Freitag unerwartet über die Universität ihre erste Impfung erhalten. Den Samstag über hat sie dann für die Nebenwirkungen gebraucht, aber Sonntag war sie wieder voll da. Dann sind wir gleich nach dem Frühstück zurück in die Hasenglöckchen gefahren. Kälter als vor einer Woche, aber Otto hat sich wieder gefreut draußen laufen zu können und Boden und Flora mit Hand und Mund zu erkunden.

Und als sie sich gerade erholt hatte bekam Otto am Montag seine regulären Impfungen. Vier Stück auf einmal, eine davon löste (planmäßig) ein Fieber aus das ihn die Nacht und den nächsten Tag über beschäftige. Er war aber insgesamt sehr tapfer. Ich bin doch ganz gerührt wie er uns vertraut auch wenn es ihm schlecht geht.

Ich selbst habe auch das Gefühl mich in den letzten paar Wochen geistig zu erholen. Ich habe viel weniger Schiss vor der Nacht und dem nächsten Tag und ich spüre vor allem abends mehr Kraft noch etwas mehr zu machen als Fernsehen zu gucken.

Montag, 5. April 2021

Botten

Dieses Ostern hatte ich das wahrscheinlich schönste Wochenende als Vater.
Freitag wollten wir nachmittags ursprünglich aufs Land fahren, sind aber aus Zeitgründen wieder an den alten Befestigungen am Nordrand der Stadt spazieren gegangen. Das ist inzwischen zu einem unserer Lieblingsziele mit Otto geworden, aber ich war doch etwas enttäuscht. Wir haben vereinbart, dass wir bei vier freien Tagen zweimal aus der Stadt fahren. Das hat gut geklappt, weil wir gleich nach dem Frühstück los sind.

Samstag sind wir zum Umweltzentrum gefahren, also das mit der Jurte. Da war Otto einmal im letzten Oktober gewesen. Diesmal: "uuuh, uuuh, uuuh, uuuh!" nach links und rechts. Blumen, Bienen, Seifenblasen. Am meisten haben ihn Brennnesseln und rostige Grillroste interessiert.

Sonntag sind wir in ein Waldstück ganz in der Nähe gefahren, wo um diese Zeit die ersten Hasenglöckchen wachsen. Zu meiner Überraschung war die Stelle nicht vollkommen überlaufen. Otto jedenfalls war begeistert. "uuuh, uuuh, uuuh, uuuh". Für mich war es eine wirkliche Offenbarung, als Familie bei Sonne in der Natur zu sein, ohne mir Sorgen um Zeit oder Schlaf machen zu müssen. Und ich habe mich total gefreut wie Otto die Natur annahm und zwischen den Bäumen spielte.

Nachmittags sind wir bei immer mehr Sonne in einen nahe gelegenen Park gegangen. Es war eine wirkliche Freude Otto zuzusehen. Er ist mit mir an der Hand losgelaufen, zu Büschen und Stöckern und Kindern und Hunden. Ich musste ihn wirklich nur festhalten, er macht das inzwischen alles alleine. Wir beobachten einen richtigen Entwicklungssprung und seiner Wahrnehmung, Mobilität und Entscheidungsfindung - er macht seine eigenen Pläne und setzt sie um, und manchmal kommuniziert er richtig klar, was er will. Ellie hat ihn einmal auf eine Weise beschrieben, die seitdem seine Entwicklung für uns zusammen fasst: Otto mochte einfach nie Baby sein. Er war immer neugierig und wollte sich selbst bewegen und Sachen kennen lernen. Die ganze Zeit, als er nur rumliegen und schlecht sehen könnte, das war nichts für ihn. Seit er krabbeln kann ist er immer fröhlicher. Wir haben einen eigenen Begriff für die Art und Weise, wie er die Welt erkundet: botten. Otto wacht morgens auf und bottet sofort los. Aus dem Schlafsack, auf allen Vieren zum Spiegel, auf seinen Beinchen durchs Haus. Im Park so schnell wie möglich zu den Büschen. Und am allermeisten mag er Busse: ich gucke an extra, wann der nächste Bus an der nächsten Haltestelle eintrifft und dann gucken wir zusammen zu wie er kommt, hält, und wieder losfährt. Ich würde zu gerne die Welt mit seinen Augen sehen und denke immer daran, wie mich in jungen Jahren die Harzquerbahn oder die Eisenbahn durch den Pölchower Wald fasziniert haben. Und während ich mit minimalem Aufwand Otto betreute konnte Ellie in der Zeit ganz in Ruhe unter einer blühenden Kirsche in der Sonne liegen. So hatte ich mir unsere Familie im besten Falle vorgestellt. In der Nacht hat Otto zum ersten Mal seit November in seinem Bettchen geschlafen, ohne dass ich ihn zu mir ins Bett nehmen musste Wir sind am nächsten Tag gleich nochmal in den Park, weil Ellies Vater mit Frau zu Besuch kam.
Ich weiß, dass in mir noch Sachen auf Aufarbeitung warten, aber dieses Wochenende fühlte sich wie ein Durchbruch an.

Ansonsten:
  • Ich lese mit großer Freude weiter Harry Potter, inzwischen im zweiten Buch. 
  • Otto ist kürzlich seiner kleinen rosa Plastikbadewanne entwachsen und wird jetzt in der großen Wanne gewaschen. Die ersten zwei Abende hatte er damit irgendein Problem, aber seitdem findet er es toll. Plantscht und spritzt rum. Irgendwann wird er da gar nicht mehr rauswollen, und dann gehts rund.
  • Otto lernt seit kurzem mit uns zu kuscheln. Ganz so wie mit Vorlesen fand er das nie toll, aber inzwischen legt er sein kleinen Köpfchen immer mal wieder an unsere Schulter. Manchmal macht er dann auch frohe Laute. Wir hoffen, das wir irgendwann als Familie kuscheln können, morgens im Bett und abends auf dem Sofa.
  • Wir holen und spenden Klamotten in ganzen Sackladungen. Otto ist inzwischen bei Größe 2-3 Jahre angekommen; letztens mussten wir ein komplettes Geschenkpaket direkt weitergeben, weil er zu groß ist.
  • Sein Vokabular hat sich so weiterentwickelt
    • "mama" - entweder Mama oder "ich will das da", je nach Kontext
    • "dada" - entweder Papa oder "ich mag das" bzw. "ich freue mich", je nach Kontext
    • "nana" - ursprünglich "Banane", inzwischen allgemein "Essen"
    • "wawa" - Hund
    • "kra" - Vogel
  • Ottos passiver Wortschatz ist überraschend. Er erkennt Worte wie "Vogel" in Liedern und wenn ich am Telefon rede. Dann sagt er nämlich "Kra".

Sonntag, 28. März 2021

Toddelbot

Otto wächst aus allen Klamotten. Vor einem Jahr hatten wir bergeweise Klamotten. (Viele davon schon zu klein). In letzter Zeit müssen wir immer öfter nachkaufen bzw. von anderen Familien übernehmen. Außerdem ist Standardkleidung häufig lang aber nicht breit genug für ihn. Ellie hat ihm extra breite Schuhe besorgt; offenbar hat er ihre Füße geerbt. Er ist außerdem komplett auf normale Milch umgestellt. Die Flaschenmaschine, unsere Lebensretterin, habe ich kürzlich auf den Dachboden geschafft.

Otto läuft auch immer und immer besser. Einmal quer durchs Zimmer ist kein Problem mehr. Am Strand steigt er besonders gerne die Stude vom Gehweg auf die Steine auf und ab. Auf dem Spielplatz halten wir je eine Hand und er läuft zwischen uns. Wir nennen ihn jetzt den Toddelbot - im englischen heißt ein laufendes Kleinkind "toddler", von "to toddle" - unbeholfen laufen. Laufen reicht ihm aber offenbar nicht - es geht gleich weiter zum Klettern.

Ottos Tagesbetreuung entwickelt sich gut. In der ersten Zeit schien er zu Hause ein besonders großes Bedürfnis zu haben beide Eltern bei sich zu haben. Aber letztens habe ich es sogar geschafft, dass er bei der Übergabe nicht geweint hat. Habe ihn selbst zur Tür laufen lassen und dann haben wir ein bisschen mit dem Türklopfer gespielt, bevor ich gegangen bin. Und wenn er weint ist das 20 Sekunden nach meiner Abfahrt vorbei, sobald er was zum spielen hat, wie uns photographisch mitgeteilt wird. Die Kinder der Tagesmutti freuen sich inzwischen schon auf ihn und ich hoffe, dass er sich irgendwann freut hinzufahren. Soweit, so gut. Aber morgen kriegt er die nächsten Impfungen - vier Stück, darunter eine, die häufig Fieber auslöst.

Ich lese den ersten Harry Potter Band. Sehr gutes Buch. Einfach genug für meine geistigen Kräfte; fantasievoll genug um abends Zerstreuung zu bieten.

Ellie hat sich ein Hochzeitskleid bestellt.

Donnerstag, 18. März 2021

Ottos Erster

Vor einem Jahr also sind wir ins Krankenhaus gefahren. Könnte genauso gut vor zehn gewesen sein. Ellie und ich hatten uns beide den Tag freigenommen.
Morgens habe ich Otto wie immer auf seinen Spaziergang vor dem Frühstück genommen, ans Meer, wo er fröhlich über die Steine krabbelte und watschelte. Nach dem Essen packten wir die ersten Geschenke aus. Wir hatten, wie erwartet, soviele, dass wir die deutschen Pakete auf den Nachmittag verschoben, damit es für Otto nicht zuviel wurde. Dann fällt uns ein, wir wollen ja heiraten, und rufen endlich beim Standesamt an wegen einem Termin. Wir fragen die Zeugen ob sie Zeit haben.
Nach dem Mittagsschlaf (und einem schnellen Ausflug zum Zahnarzt für mich) sind wir am Nordrand der Stadt spazieren gegangen. Da war Otto schonmal gewesen, aber damals im Sommer, im Kinderwagen; wir ständig gestresst ob er auch schläft und ihn das Ruckeln nicht aufweckt; keine Ahnung wie es ihm ging. Diesmal keine Spur davon. Otto im Träger, quietschfidel, macht klar was er will - alles anfassen. Wir entspannt. Ich glaube Otto hat zum ersten Mal Eisenbahnzüge wahrgenommen. Ich arbeite hart daran sie für ihn zu etwas magischem zu machen. Ein kleines Mädchen winkt ihm zu, er winkt zurück. Enten, Schwäne, Hunde.
Die Zeugen bestätigen den Termin; wir machen es mit dem Standesamt fest. Am 14. Juni wird geheiratet.
Zurück zu Hause werden die Pakete aus Deutschland ausgepackt. Ich muss sagen, alle haben sich Gedanken gemacht mit ihren Geschenken. Man fühlt wirklich, dass an einen gedacht wird. Bei der eigenen Familie macht mich das aber fast traurig. Dass man den Leuten Otto nicht regelmäßig zeigen kann. Momentan platzt er geradezu vor Glück und Fröhlichkeit und würde das auch weitergeben. Mit den Gedanken bringe ich ihn ins Bett.