Letzte Woche war viel los. Mittwoch habe ich mir endlich die Haare schneiden lassen. Das letzte Mal davor war im letzten August gewesen, vor Muttis Besuch. Ich ging nicht zum Friseur, die Friseurin kam zu uns in den Garten. Ellie hatte das Angebot gefunden. Ich dachte zuerst, dass das erst durch die Pandemie angefange hätte. Aber die Friseurin macht das seit 15 Jahren. Für mich ist das so bequem, dass ich wahrscheinlich gar nicht mehr in Salons gehen werden, solange ich zu Hause arbeite.
Donnerstag habe ich eine neue Brille bekommen. Zwei zum Preis von einem um genau zu sein. Die alte, 2013 auch bereits in Portsmouth gekauft, hatte vor kurzem eine winzige Schraube verloren, die für immer im Wohnzimmerteppich verschwunden bleiben wird. Diesmal war mir gesagt worden, dass die schmalen Gestelle, die ich in der Vergangenheit immer genommen hatte, zu klein für meinen Kopf sind. Darum sehe ich jetzt etwas anders aus, mit prominenteren Modellen. Gefällt mir.
Freitag mittag sind Ellie und ich zum Standesamt gefahren und haben die Hochzeit festgemacht. Bisher hatten wir nämlich nur telefonisch den Termin reserviert. Unter anderem wurden wir getrennt zu uns selbst und zum jeweiligen Partner befragt. Unter anderem dient das dazu, Scheinehen aufzuspüren. Im Zur Feier des Tages haben wir anschließend Brot und Kuchen von der tschechischen Bäckerei geholt.
Dann hatten wir ein langes Wochenende, mit freiem Montag. Da sind wir mit Otto einmal nach Emsworth gefahren, einem kleinen Hafenort östlich von hier. Der hat sich bei Sonnenschein und Ebbe fröhlich im Schlamm und Tang des Hafenbeckens eingesaut. Nachmittags habe ein schnell einen Ausflug allein auf den South Downs Weg gemacht. Das geht, weil Otto momentan zwei bis drei Stunden Mittagsschlaf macht. Ich bin zu einer Stelle gefahren, wo der Weg in den letzten Jahren an Rapsfeldern vorbeiführt. In der Tat war der Raps gelb, und die Hasenglöckchen noch immer blau, und die Vögel sangen am Himmel und die Schafe standen auf den Wiesen und guckten doof. Ich gab mir nur eine Stunde dort aber der Frühling, die Natur und das Gefühl von Raum sind immer noch neu genug für mich das es etwas besonderes ist.
Am Tag darauf sind wir mit Otto zu einem Bauernhof mit Cafe auf der Nachbarinsel Hayling gefahren. Otto war völlig aufgedreht auf der grünen Wiese, mit Kühen, Hühnern und Enten. Vielleicht deshalb hat er im Anschluss auf einmal seinen Mittagsschlaf ausfallen lassen. Wie er das kompensiert hat weiß ich nicht, aber ich war richtig stolz wie brav er den Rest des Nachmittagsmit uns gespielt hat. Die Dinge haben sich wirklich geändert.
Otto will derzeit nur raus aus dem Haus und laufen. Passt mir jetzt im Frühling. Wahrscheinlich ist das auch der Grund weshalb er oft früh müde wird. Manchmal fängt er vor 10 Uhr morgens an zu gähnen. Mittags pennt er dann auch gerne zwei bis drei Stunden. Anschließend schafft es kaum bis zur Schlafenszeit um 19 Uhr. Nur braucht er trotzdem Ewigkeiten um abends dann auch einzuschlafen.
In letzter Zeit sind eine ganze Reihe neuer Zähne durchgekommen. Ich bin wirklich beeindruckt, wie brav er das aushält. Kein Vergleich zu früher.
Weiterhin benutzt er seine Stimme immer mehr. Schreit aus Aufregung. Sabbelt selbstvergessen vor sich hin wenn er richtig froh und konzentriert ist. Oder wenn er müde auf meiner Schulter hängt. Seit kurzem zeigt er mit dem Finger auf die Dinge, die ihn interessieren. Neulich habe ich Fotos von Baby Otto Revue passieren lassen, als er sechs, acht, zehn Monate alt war. Das scheint bereits wie eine andere Welt. Wo er sich nicht selbst bewegen konnte, nicht auf Reize reagierte, sich nicht ausdrücken konnte. Kein Wunder, dass er das scheiße fand!