Dienstag, 17. Januar 2023

neustart

Anfang Dezember ist bei uns so ziemlich alles zusammen gebrochen. Otto war sieben Wochen mit verschiedensten Dingen krank gewesen, da hat es Ellie erwischt. Zwei Tage hat sie mit Fieber im Bett gelegen und hat sich danach erst langsam erholt. Die  daraus folgend Arbeitsbelastung hat mich an die schlimmsten Wochen nach Ottos Geburt erinnert. Man war einfach nicht genug. Abends hat man sich nur noch berieseln lassen. Advent konnten wir gleich wieder vergessen. Die Weihnachtspause hat uns eine Pause verschafft. Wir fangen jetzt praktisch von vorne an.

Anna

Das schönste Erlebnis im Dezember war, dass wir es geschafft haben, Anna aus der Ukraine eine gute Wohnung in Portsmouth zu finden. Die war im März geflüchtet, erst nach Polen dann nach Fareham. Sie kommt aus dem ukrainischen Statistikamt und ich hatte erfolglos versucht ihr eine Arbeit zu finden. Dann brauchte sie eine Wohnung in Portsmouth. Zum Glück ist Ellie praktischer als ich. Im schlimmsten Fieber fand sie eine Annonce eines lokalen Vermieters, der spezielle Ukrainern helfen will. Am kältesten Tag habe ich Anna getroffen und am Ende hatte sie wirklich ein Zimmer in einer schönen Wohnung in schöner Lage. Es ist ein wunderbares Gefühl, konkret, substantiell geholfen zu haben. Ich versuche Anna seither einmal die Woche zu treffen und ihr bei Ankommen zu helfen, weil ich mich erinnere, wie deprimiertend es ist sich in einem fremden Land Arbeit und Wohnung suchen zu müssen. Und dann im Winter in Portsmouth. Das war mit Abstand das beste Erlebnis im ganzen Dezember.

Mit dem Vermieter will ich mich auch nochmal treffen.  Der ist richtig interessant. Soldat in der Sicherungskompanie hier im Marinehafen. Militärfamilie. Hat viel zu erzählen.

Und was Anna so erzählt bestätigt alles, was man liest und sieht. Ihre Mutter lebt in Poltava unter Raketen. Sie kennt einen Arzt in Butscha. Scheiß Russen. Scheiß Russenknechte überall. Nur draufhauen.

Weihnachten

... war zuerst nicht toll. Ich hatte bis zum letzten Moment gearbeitet; dann wollte Otto Heiligabend am liebsten im Spielkasino auf der Seebrücke verbringen und musste schreiend nach Hause gezerrt werde; dort war ob der verlorenen Zeit Putzstress. Ich habe abgekotzt, dass es ein Samstag wie jeder andere war. Bescherung wurde dann besser. Ich bekam eine Puzzlematte mit der ich endlich größere Puzzle machen kann. Ellie bekam die Sicherheitsente in Ölfarben. Die hat sich über die Jahre bewährt und etwas dauerhaftes verdient.


Safety Duck protects


Otto bekam gleich zwei Kreisel und hat innerhalb weniger Tage auch gelernt sie zu drehen. Sein Interesse daran hat mich besonders gefreut. Da gehen einige Entwicklungen voran. Er lässt sich auch sehr gerne etwas vorlesen, zeigt gezielt auf den Text. Ein Musik Buch über Beethoven hat ihn so eingefangen, das wir die Reihe auf seine Geschenk Liste gesetzt haben. Der Roller interessiert ihn bisher aber gar nicht. Sieht man wieder: besser klein und billig, denn das Interesse ist sehr zufällig. Und es sind auch dieses Jahr wieder Geschenke aufgrund ihrer Menge liegen geblieben. Gut für den Geburtstag.

Zum englischen Festmahl am Weihnachtstag kamen Anna und unser Freund Andrew. Die Gesellschaft hat uns allen gut getan. Mein Befinden besserte sich ab dem Tag. Und Otto blüht auch spürbar auf, je mehr Leute er zur Verfügung hat.


Ellies Geburtstag
Zu Ellies Geburtstag habe ich mir frei genommen zu einem unserer seltenen Elterntage. Auto war kaputt, Eisenbahn streikt, also mussten wir lokal bleiben. Aber während des Mittags wurde Ellie ihr neuer Job bestätigt. Mir fehlt die Zeit und Muße genauer zu beschreiben, wie sehr es mich erleichtert, dass sie etwas hat, wo sie ihren Geist aus der Flasche lassen darf. Und wenn nur bis zum Mutterurlaub.

Otto-Nachrichten

  • Seine Erstsprache wird deutlicher Englisch, aber wenn er einige Stunden mit mir alleine ist, benutzt er auch mehr deutsche als bisher. Er zählt auf deutsch und sagt seit Dezember auch auf deutsch "nein". Er benutzt auch kompliziertere Worte wie "Geräusch".
  • Otto ist überglücklich wenn beide Eltern da sind
  • die Katzen lassen sich zu seiner absoluten Begeisterung von ihm Leckerlis geben. Dann schallt es durchs Haus, "Buddha, Mochi - Dreamies!"
  • Otto hat den Dachboden entdeckt

Ausflüge

In den zehn freien Tagen über Weihnachten waren wir fast immer unterwegs, aber auch hier konnte ich nie schreiben
  • Kurz vor Weihnachten trafen wir Ellies Mutter im Wasservogelpark in Arundel. Würde ich gerne mal in Ruhe alleine durchgehen.
  • Wir waren zusammen in Chichester, dem kleinen Zoo in Staunton
  • im Forest of Bere wurde Otto im Bach völlig durchnässt
  • Das Schwimmbad in Portsmouth war eine echte Offenbarung. Gut für Otto; super Alternative für Regentage; auch ich selbst fand die Athmosphäre in dem weiteren Fitnesszentrum richtig motivierend.

Otto im Schwimmbad

Otto im botanischen Garten

Dachbodenfenster

Otto auf dem Bauernhof

die Katzen lassen sich von Otto füttern


Johannes-Nachrichten

  • ich lese ob geistiger Kräfte vor allem James Bond. Dr No, und jetzt Goldfinger.
  • der erste Ultraschall Mitte Dezember verlief erleichternd
  • Nikolaus
  • Apropos Weihanchtsgeschenke: vor zwei Jahren hatte mir Ellie ein Papp-Theater geschenkt, für das ich nie Zeit hatte. In der Weihnachtspause haben wir es einen Abend zusammen gebaut und Aschenbrödel durchgespielt
  • die Puzzlematte ist dagegen sofort und viel im Einsatz. Das tut mir abends wirklich gut. Ich habe drei 1000-Teile Puzzle hier, die seit Jahren rumliegen; es tut mir gut für jeweils mehrere Wochen ein kleines Projekt zu haben.
  • Unsere Telefone haben seit Wochen keinen Empfang mehr. Keine Ahnung warum. Aber wir können nur per Internet telefonieren. Vermutlich ein weiterer Brexit Bonus.