Die vorletzte Prüfung
Ich verstehe das echt nicht mehr. Heute morgen, 26.5. habe ich die vorletzte Pruefung geschrieben. Wir hatten die Klausuren der letzten Jahre zur Vorbereitung, die Fragen waren genau die gleichen, ich hab die Aufgaben bis zur Gehtnichtmehr geübt– und dann doch wieder alles durcheinander gebracht. Früher ist mir sowas nicht passiert, früher musste ich aber auch nicht mal lernen, schon gar nicht auswendig. Da war ich auch nie nervös, weil ich wusste, dass ich das kann. Heute muss ich lernen und üben, und habe die Disziplin zu letzterem auch endlich wenn auch leidlich gelernt – und trotzdem kriege ich keine überzeugende Leistung hin. Nicht, dass ich unbedingt durchfalle, aber nichtmal in den einfachsten Umständen komme ich aus der Prüfung und bin zufrieden. Ich sage ich werde alt.
Aber: die Vorbereitung hat mich durch ganz viel Rechnen und Ableitungen getrieben, da heb ich wirklich was gelernt und ich muss einfach sagen es macht mir immer noch richtigen Spaß.
Englische Prüfungen sind im übrigen wirklich anders als deutsche (oder polnische). Man wählt sich ca. ein Drittel aus 4-8 angebotenen Fragen, die jeweils verschiedene Themen und Vorlesungen im Detail abdecken. Dadurch lernt man nie das ganze Fach, sondern spielt eine kleine Lotterie, konzentriert sich auf einige Themen, hofft, dass sie dran kommen, und ignoriert den Rest. Auch gibt es immer eine Mischung aus präzisen, mathematischen Aufgaben, in denen man meist Formeln ableiten muss, und kurzen Essays. Ich konzentriere mich auf erstere, weil man da genau weiß, wo Anfang und Ende der Fragestellung ist.
Die Abschlussarbeit
In einer Woche ist die letzte Prüfung, daher aus gegebenem Anlass diesmal allgemeine Informationen zu meiner anschließenden Abschlussarbeit. Der Titel ist, ob sich Mittelosteuropa in die Peripherie der EU entwickelt. Technisch gesprochen werde ich statistisch untersuchen, ob sich das pro Kopf Bruttosozialprodukt der der ehemaligen Ostblockländer dem der EU Kernländer annähert. Dazu würde ich vermutlich Polen mit Deutschland vergleichen, mit der Ukraine als nicht so stark integrierte Kontrollgruppe. Theoretisch prüfe ich somit die Konvergenzthese der Handelstheorie (die wie auch Statistik schon Grundlage meiner Bachelorarbeit war, wofür ich mich heute fast schäme, da ich sehe, dass ich von beiden keine Ahnung hatte), dass Wirtschaften mit geringerem pro Kopf Kapital schneller wachsen. Ist zwar völlig sinnfrei, weil jeder weiß, dass das nicht funktioniert, und ein Blick auf die Straßen der Länder genügt um zu sehen, dass irgendwelche Konvergenz unter den besten Bedingungen mindestens 50 Jahre dauern wird. Das sagen auch die zahllosen Untersuchungen, die das Thema schon abgegrast haben. Die Hauptmotivation, dass nochmal zu machen ist der technische Teil, denn ich will sehr statistische Methoden üben, insbesondere den Umgang mit den entsprechenden Computerprogrammen – vermutlich eine der wenigen Fähigkeiten, die man später nochmal brauchen wird. Leider fällt mir kein anderes Thema ein, wofür ich sowohl Interesse als auch Kompetenz hätte. Ein interessanterer und auch lebens- sowie arbeitsnäherer Alternativgedanke war, wie sich Wissen und Technologie in weniger entwickelten Ländern verbreiten. Da gibt es einige interessante Gedanken, aber ich wüsste nicht, wie ich das glaubhaft empirisch untersuchen könnte. Naja, andererseits scheint bereits nach den ersten Nachforschungen durch, dass dazu auch schon alles gesagt worden ist. Ich sag ja immer, wie kann man von Studenten erwarten, etwas wirklich neues beizusteuern. Also Konvergenztheorie. Zum Glück wird aber wie erwähnt keine echte Originalität erwartet.
Formale Aspekte: max. 13.000 Worte, Abgabe bis 19.9. Beginn nach der letzten Prüfung am 2.6. Auf dem kuchenreichen Institutstreffen wurde uns geraten, technische Fragen wie Häufigkeit von Treffen mit unserem Betreuer möglichst bald zu besprechen. Das habe ich getan und dabei erfahren, dass er als Politikwissenschaftler offiziell nur bis zum Ende des Semesters Ende Juni beraten darf. In seiner Fakultät schreiben die Studenten nämlich keine Prüfungen und fangen dementsprechend früher mit den Arbeiten an. Ich dagegen als Pseudewirtschaftler beginne erst, wenn sie praktisch fertig sind. Aber ich hab mich ohnehin nie groß auf Betreuer verlassen, und in der Wirtschaftsfakultät Kontakte mit anderen Dozenten geknüpft, die für Fragen zur Verfügung stehen.
Singen, Lesen, Essen
Auch in bereits einem Monat, am 22.6., ist der nächste Chorauftritt. Ich bin wieder gespannt, wie wir das hinkriegen, wo die nächste Probe auch noch wegen Feiertag ausfällt. Bisher sind wir in Mozarts Messe bis zum Credo gekommen; mir gefällt das lateinische Glaubensbekenntnis sehr.
Für die Lektüre zwischendurch habe ich eine sehr praktische Bücherreihe unter dem Titel „Sehr kurze Einführungen“ gefunden, deren Ausgaben diverse Themen umreißen und ohne Probleme in zwei Tagen zu schaffen sind. Nach dem Neoliberalismus lese ich jetzt über Augustinus' Philosophie. Im Moment ist auch wirklich Lesezeit, weil es draußen stürmt, regnet und auf jeden Fall sehr kühl ist.
Letzten Sonntag haben die Araber gegrillt, diesen Samstag kochen und feiern die Südamerikaner, ich ernähre mich fast ausschließlich von gratis Obst und heute habe ich dazu noch zwei selbstgemachte Schokomuffins bekommen.
Letzten Sonntag haben die Araber gegrillt, diesen Samstag kochen und feiern die Südamerikaner, ich ernähre mich fast ausschließlich von gratis Obst und heute habe ich dazu noch zwei selbstgemachte Schokomuffins bekommen.