Mittwoch, 23. Mai 2018

Sonne, Meer und Sterne. Und Autos. Und Hasenglöckchen

Auto-mobil
Nachdem der Chor nun in der Sommerpause ist komme ich endlich zu einem langen Nachtrag des Mais. Als ersten: wir haben endlich ein neues Auto, einen Renault Clio. Ursprünglich hatten wir schon ein anderes Auto genommen, aber die Verkäuferin hat sich plötzlich verleugnen lassen. Vermutlich hatte jemand nach uns noch mehr geboten - aber warum man das nicht einfach sagen kann? Ellie hat nur Tage später von einem Kollegen unser jetztiges Auto ausgehandelt, ein besseres Modell für weniger Geld. Wieder einmal hätte ich mich vom ersten Misserfolg nicht so enttäuschen lassen sollen.

Das Auto kam gerade zur richtigen Zeit. Ellies Vater und Frau kamen uns besuchen und haben unseren Garten augeräumt. Ich persönlich hatte kein Problem mit dem Überwuchs, aber Ellie wollte da schon lange Ordnung machen. Das hat uns 15 Säcke Grünschnitt eingebrockt, die wir nur dank dem Auto entsorgen konnen.

Blaupause
Anschließend sind wir in die Hasenglöckchen gefahren. Denn dieses Wochenende war erstens lang und zweitens das beste des ganzen bisherigen Jahres: kurze Hosen und Sonnencreme. Wir sind in einen Wald nahe des Umweltzentrum gefahren, den wir letztes Jahr das erste Mal ausprobiert hatten. Ellie ist da richtig aufgegangen und hat unter der großen Eiche Gymnastik und Tanzschritte unter gemacht. Am Abend sind wir spontan im Hafen essen gefahren, mit Blick auf das Wasser und die untergehende Sonne.
Nicht nur war es bis spät abends warm, sondern auch windstill. Das habe ich ausgenutzt um mein Teleskop zum Strand zu tragen, denn man konnte sowohl Jupiter als auch die Venus sehen. Schon bei ganz leichtem Wind wackelt nämlich das Bild im Teleskop; je höher die Vergrößerung desto mehr. Das war das erste Mal, dass ich Planeten selbst gesehen habe. Jupiter ist wirklich eine Kugel im Raum, mit zwei Streifen. Die Monde habe ich erst ein paar Wochen später bei einer zweiten Beobachtung gesehen. Die Venus hat nicht so ausgeprägte Merkmale, ich habe nur eine gelblich weiße Kugel gesehen.

Zeitlos
An jenem Wochenende bin ich jeden Morgen gleich ans Meer. Der Strand war um 10 Uhr schon voll. Schönwetterdunst lag am Horizont, wo die Sonne das Meer erwärmt. Dahinter kann man noch den blauen Himmel sehen, bevor er den Rest des Tages hinter dem Dunst verschwindet. Bei der Wärme habe ich den ganzen Nachmittag auf momentan allwöchentlichen Tangoprobe verbracht. 30 Mann in einem Raum, mit Kostümen. Was haben wir uns nur dabei gedacht? Am folgenden Mittwoch hatten wir spät abends eine erste Generalprobe im Theater, bei der praktisch gar nichts funktioniert hat. Das hat mir ziemlich zugesetzt, weil ich bei Auftritten den Ehrgeiz habe, zumindest meinen persönlichen Beitrag zu bringen (ob die Gruppe als ganzes durchhält ist mir weniger wichtig). Und parallel zum Chorkonzert in der Folgewoche hatte ich einfach keine Zeit um noch mehr zu üben. In den folgenden Wochen habe ich noch einige Extraproben in freie Halbstunden gequetscht, insbesondere mit meiner Partnerin für eine Soloeinlage. Das hat langfristig etwas geholfen und ich fühle mich etwas besser.

Entdeckungen
Buddha hat es in den Garten geschafft! Nach vielen erfolglosen Versuchen stand er beim Wäscheaufhängen plötzlich draußen. Er ist dann sofort hinter den Schuppen verschwunden, wo ihn niemand erreichen kann. Allein die Erwähnung von Futter hat ihn aber sofort wieder rein gebracht.
Neulich habe ich gelernt: Katzen können schnarchen.

Die Welt noch nicht bereit
Auf der Arbeit hatte ich zum dritten Mal Analysten aus der Kreisverwaltung Dorset zu Gast, die uns von ihren Erfahrungen mit unseren Daten erzählt haben. Dann sagen alle Kollegen was für eine gute Idee das ist, aber niemand sonst kommt auf den Gedanken, mal Nutzer einzulade. Ich habe ein neues Lernformat angestoßen, um Kollegen den Umgang mit Software zur Datenanalyse zu erleichtern. Ich hole sie eine Stunde lang vom Schreibtisch weg in einen Raum, gebe ihnen interessante Daten zum Rumspielen und ich bin für Fragen da. Denn alles Lernen braucht nicht nur Unterricht sondern vor allem Übung, und die wiederum freie Zeit. Wieder eine gute Idee, die gelobt wird aber allein von meiner Initiative abhängt.

Danse macabre
Zum Schluss habe ich den Grand Prix mit Ellie und Freunden gesehen. Anders als in Deutschland ist eine der Hauptattraktionen hier drüben der seit vielen Jahren für seinen sarkastischen Kommentar bekannte  Moderator Graham Norton. Sonst gibts für die Briten da ja auch wenig Freude.

Als nächstes fahre ich zu Mathieu nach Paris.




In den Hasenglöckchen.


Spaß auf Holz


Am gleichen Tag abends im Restaurant. Ellie lässt sich nicht gern fotografieren, aber das hier hat sie gleich ins Internet gestellt.
Sieht zwar nicht so aus, ist aber der Jupiter. Zu meiner Überraschung reichte es, die Handykamera kurz vor das Okular zu halten. Darum sind unten noch die Lichter der Strandpromenade zu sehen. Das gibt zwar nicht das eigentliche Aussehen wieder, aber zumindest ist das ganz klar nicht der Mond, sondern eine Kugel am Himmel.
Vor der Tangoprobe habe ich noch gelacht, denn ich hatte meinen Zylinder mitgebracht. Wozu ist man schonmal in einem alten Theater.


Ende Mai kam auch noch Ellies Mutter und brachte chinesische Kleidung mit. Die hatten mexikanische Studenten an der Uni, wo sie putzt, gekauft und bei der Rückreise dagelassen. Wie sich rausstellte, steht mir rosa besser als Ellie.

Sonntag, 20. Mai 2018

Ganz Britisch

Bei einem Gespräch mit Opa war mir am Tag vor der königlichen Hochzeit klargeworden, dass ich doch Lust hatte das anzugucken. Also sind Ellie und ich an dem Tag zur Übertragung in einen nahe gelegenen Pub, der zur Feier gratis Kuchenbrötchen und Pralinen anbot. Trotzdem waren wenig Leute unter den Flaggengirlanden: erst zum anschließenden Fußball kamen mehr. Ellie hat Prosecco getrunken, ich nur Kaffee - denn ich musste nachmittags Chorprobe und abends zum Konzert der verschiedenen Universitätsmusikgruppen. Wir sangen John Rutters Gloria, was meine Meinung über britische Komponisten etwas verbessert hat. Ellie ist weiterhin nicht im Chor, war aber im Publikum, wo ich mich ihr nach der Pause anschloss und die Konzertband hörte.

Zurück zu Hause habe ich nochmal Jupiter beobachtet und diesmal noch drei Monde ausgemacht.

Der Chor geht jetzt in die Sommerpause und ich habe die Mittwochabende frei. Damit habe ich hoffentlich mehr freie Zeit, denn die letzten Monate waren zunehmend anstrengend durch die Doppelbelastung von Chor- und Tangoproben. Die Tangoshows gehen am 15. Juni los.

Die Hochzeitsübertragung im Pub

Vielleicht werde ich jetzt doch nicht abgeschoben 



Nach dem Konzert

Donnerstag, 17. Mai 2018

Amateurwissenschaftler der Welt

Montag bis Mittwoch dieser Woche war das jährliche Wissenschaftsfestival Pint of Science, dass ich vor zwei Jahren entdeckt hatte. Jeden Abend finden in verschiedenen Kneipen Vorträge von freiwilligen Dozenten statt, meist von der Uni. Ich dränge seit damals darauf, dass auch mein Amt das machen sollte, aber noch ist nichts geschehen.
Montag haben die Geologen angefangen und gezeigt, wie Indien den Himalaya aufschiebt. Und Erdwürmer sind schuld, dass Dinge unter der Erde verschwinden und von Archäologen wieder ausgebuddelt werden müssen. Interessanterweise sinkt alles nur bis auf eine bestimmte Tiefe ab, unter der die Würmer nicht mehr graben.
Dienstag waren die Verhaltensforscher dran und Ellie ist auch mitgekommen. Wir haben gelernt, dass Menschenaffen bis zu 5.000 Handzeichen und ca 1.700 menschliche Worte verstehen, selbst aber nur jemals 4 gesagt haben. Und Menschen können ab 3 Jahren lügen, aber es gibt keine einheitliche Gestik oder sonstige Symptome, die das verraten.
Mittwoch waren es Wildfeuer in der Erdgeschichte (als die Athmosphäre 30% Sauerstoff hatte, brannte es sehr viel häufiger), und ein Geophysiker hat Bilder von verschiedenen Boden-Radaruntersuchungen im Dienst der Archäologie gezeigt. Ich habe fleißig Fragen gestellt und kriege von ihm hoffentlich einen Datensatz zum Rumspielen.

Friedemann hat zur gleichen Zeit in München erfahren, dass ein 15km langer Asteroid bei Einschlag in Australien alle Gebäude Münchens ins Weltall schleudern könnte.
Die Astronomen der Uni Portsmouth machen bei Pint of Science nicht mit; sie organisieren eigenständige Kneipenvorträge durchs ganze Jahre. Dafür habe ich letztens mit Daten der Raumsonde "Gaia" gespielt. Die misst die Positionen von 1,6 Milliarden Sternen und hat mich seit langem begeistert. Ende April hatte die Europäische Weltraumagentur einen neuen Datensatz veröffentlicht. Auch wenn ich die meisten Variablen nicht verstehe, habe ich einige graphisch dargestellt.

Orbit der Sonde - vermutlich um die Sonne? Quelle: ESA

Lichtquellen im Sonnensystem aus der Sicht Gaias. Ich vermute, dass das eigentlich die Scheibe der Milchstraße ist und die Schwingung durch Gaias eigene Rotation entsteht. Quelle: ESA